Selbstverständlich ist passende Ergonomie des Rades der erste und wichtigste Punkt. Stimmt die nicht, ist das Rad wertlos und gesundheitsschädlich wie zu enge Schuhe. Das ist aber nicht einfach per Fernberatung lösbar, weil eben sehr schwer in Zahlen zu fassen. Aber Irrtum hier ist immer teuer.
Demgegenüber ist die reine Technik ziemlich klar zu beurteilen.
Ja, die offene Kette und vor allem bei der Kettenschaltung alles offen, bleibt ein Elend. Trotzdem funktioniert dieses Elend erstaunlich lange, weil die Konstrukteure bei Shimano und Co. über die Jahrzehnte gelernt haben, wie so etwas trotz Schmutz und mangelnder Pflege funktionsfähig bleibt. Das System ist auf Verschleiß ausgelegt, die Verschleißteile (Kette, Kassette, Kettenblätter) aber vergleichsweise günstig. Das Gegenkonzept ist Rohloff oder Pinion, die alles abdichten und dauerfest machen, aber entsprechende Preise aufrufen. Allerdings sind auch die an offen laufende Ketten oder Riemen gebunden, weil sie das nicht mit konstruieren wollten.
Also bei der Kettenschaltung gibt es im wesentlichen 2 Wege:
- Neue Ausrüstung mit der werksseitigen Erstschmierung (das ähnelt eher einem Korrosionsschutz-/Schmierwachs) und - wenn nicht sofort eine Schlammschlacht stattfindet - dann nach z.B. 500 oder 1000km mit irgendeinem nicht zu dickflüssigen Öl nachschmieren und überstehenden Dreck und Öl mit Lappen abwischen. Und diese Prozedur danach einfach alle 200km wiederholen. D.h. der Antrieb wird regelmäßig geölt, was kein großer Aufwand ist. Den Dreck kann man notdürftig abwischen, ansonsten muss man ihn einfach als systemgegeben hinnehmen.
- Gleich Umstellen auf eine eher trockene Wachsschmierung. D.h. die neue Kette und Kassette wird erst komplett in z.B. Waschbenzin von der werksseitigen Erstschmierung befreit und dann wird z.T. wasserbasiertes Wachsschmiermittel aufgebracht. Das muss dann i.d.R häufiger - z.B. alle 100km - nachgelegt werden. Es entfällt der ölige Dreck. Das Schmierverhalten ist zwar etwas schlechter, aber die Schmutzanhaftung sehr viel geringer, was den Nachteil aufhebt.
Mit teuren Spezialmitteln und ihren Versprechungen aufpassen, weil die unglaubhaft sind. Der Verschleiß findet durch den Straßenschmutz statt, der je nach Gesteinsart der Gegend ein extrem aggressives Schleifmittel ist und gegen den kein Öl und Wachs dieser Welt etwas ausrichten kann.
Ob Leute bei Wüstenfahrten überhaupt noch schmieren oder der reine Trockenlauf noch das geringste Übel ist, weiß ich nicht.
Alle sonstigen Fahrzeuge des Alltags haben gedichtete Lager, Antriebswellen, Gelenke, Getriebe, Spurköpfe, .... Niemand konstruiert dort so einen Wahnsinn wie bei Fahrrädern. Die einzigen mir bekannten Fahrzeuge, die Antriebselemente direkt dem Dreck aussetzen sind Kettenfahrzeuge. Und genau das sind sauteure und kurzlebiger Teile mit Verschleißmarken an den Kettenrädern und den Gleisketten und entsprechende Austausch- und Wartungsvorschriften.