Hm- ich habe gerade deshalb teueres Zeug, um wenig zu warten..
Ich löse meinen Beitrag mal aus dem Off-Topic heraus, da ich doch denke, das die Frage nach Pflegemitteln mit dem Umgang mit Wartungsintervallen und der Preislage des Materials ganz gut einher gehen kann.
Brauch teures Zeug (also die Fahrradkomponenten) weniger Wartung?
Eigentlich nicht.
Wenn man mal gekapselte Getriebe außen vor lässt, benötigt zumindest der Rest des Fahrrades, egal ob teuer oder billig, eine gewisse Grundpflege und in regelmäßigen Abständen jeweils im Wechsel Wasser und Öl. Also Reinigung und Schmierung.
Hochpreisigere Komponenten können schlechtere Lager enthalten, die auch bei gewissenhafter Pflege nicht so lange halten wie bessere Lager, aber bei ausbleibender Pflege ist dieser Vorteil dahin. Lediglich die Abstände zwischen diesen Pflegearbeiten können länger sein, da man für mehr Geld Material mit besserer Korrosionsbeständigkeit bekommt. Das bedeutet, die Komponenten gammeln auch, aber eben langsamer.
Mein Sram Red 10x Schaltwerk habe ich nach drei Jahren intensiver Nutzung abgebaut, komplett zerlegt (nichts ist vernietet), gereinigt, neu gefettet und wieder montiert. Da dieses Schaltwerk fast ausschließlich aus Titan (selbst die Federn) und Carbon besteht, gab es keinerlei Korrosion und nach der Wartung war es Neuwertig.
Aber solch ein Schaltwerk kostet mehr als 200 Euro und damit zwei- oder gar dreimal soviel, wie ein funktionsgleiches, preiswerteres Modell.
Das würde finanziell die Möglichkeit eröffnen, solche Komponenten gar nicht mehr zu warten, sondern bis zum Versagen zu fahren, dann auszutauschen und trotzdem noch Geld zu sparen.
Aber tatsächlich macht es einigen Radlern doch auch Spaß, solche Arbeiten in der Freizeit zu verrichten. Den Verschleiß oder die Verschmutzung aufzuspüren und zu beheben. Man gewinnt auch Erkenntnisse darüber, wie lange man welche Komponente in Frieden lassen kann, bevor die Wartung notwendig wird.
Viele Probleme am Fahrrad haben ihre Ursache auch in der Art und Ausführung der Wartung.
Quietschen und Knacken tritt auf, wenn das Anzugsmoment von Verschraubungen nachlässt oder Schmierung fehlt. Doch natürlich kann man solch ein Fahrrad mit der Akustik von Omas altem Sofa weiterhin fahren.
Ich sehe derzeit in meinem Arbeitsalltag an Bremer Schulen, wo ich ein Projekt zur Wartung und Pflege von Schülerrädern begleite, täglich solche Krücken, die eben kaum Pflege erfahren und natürlich reihenweise ausfallen. Lichtkabel gerissen, Bremsbeläge runter gebremst, Reifen rissig wegen zuwenig Luftdruck, Rost, verbogene Speichen, ausgehängte Felgenbremsen wegen 8 im Laufrad und ein labberiges, pechschwarzes Ding das mal eine metallisch glänzende Kette gewesen sein muss. Gibts alternativ auch in mattem Rotbraun.
Ich pflege meine Räder unterschiedlich, je nach Fahrer und Einsatzhäufigkeit.
Das Ebike wird mit dem Hochdruckreiniger abgespritzt, gerade auch an den Bremssätteln der Scheibenbremsen, unter den Schutzblechen und in den Zwischenräumen der Ritzelkassette.
Die Kette wird mit einem mit Entfetter getränktem Lappen abgewischt und ein zähes Kettenöl wird aufgetragen und verrieben. Sonst passiert damit recht wenig.
Das „gute“ Rad kommt seltener auf die Straße. Das wird mit dem Lappen geputzt, auf die Kette kommt ein Wachsschmiermittel das wenig Schmutz anhaften lässt, aber auch öfter aufgefrischt werden muss.
Während das Ebike im täglichen Einsatz immer irgendwo knackt und knarzt, ist das „gute“ Rad geräuschlos und wird mindestens einmal pro Jahr komplett zerlegt und gereinigt und geschmiert wieder montiert. Selbstverständlich mit reibungserhöhender Montagepaste und Gewindesicherungkleber an den entsprechenden Verbindungen.
Und dann gibt es noch eine dritte Gruppe Räder - die Fremdräder.
Häufig genug werde ich gebeten, fremde Räder zu reparieren. Um Pflege geht es dann schon nicht mehr, sondern meist um den reinen Austausch von vergammelten oder verschlissenem Material.
Nur an solchen Rädern arbeite ich mit Kupferpaste. Einem Mittel das Verschraubungen langfristig vor dem austrocknen und vor Kontaktkorrosion bewahren hilft. Nie weiß ich ich, wann dieses Rad erneut mit Werkzeug in Kontakt kommt, aber ich sorge damit vor, das Tretlagerschalen, Pedalachsen oder innengeklemmte Schaftvorbauten auch ohne Schraubstock wieder vom Rad abmontiert werden können, wenn das mal nötig sein sollte.
Ich tue das dann in der Regel nicht für mich, sondern für den armen Mechaniker, der fünf gesalzene Winter später derlei Dinge losschrauben muss.
Ich nutze also folgende Mittelchen:
Castrol LMX Lagerfett (ATU), Yachticon mittelfeste Schraubensicherung (Bauhaus), Lubcon Turmofluid 40B Kettenöl fürs Alltagsrad (Fachhandel), Finish Line Entfetter (Fachhandel), Finish Line Keramik Wachsschmiermittel fürs „gute Rad“, Hanseline Carbon Montagepaste (Fachhandel) und Nigrin Kupferpaste (Baumärkte).