Dabei hat meine Tochter Italien als Urlaubsland entdeckt. Kurz und gut: Sie will Berge, möglichst viel Italien, Berge und einen See oder das Meer als Endpunkt. Und das ganze mit möglichst wenig Verkehr.
Also, so gesehen ist der Gotthard recht unitalienisch. Der Gottthard steht für die Urschweiz - sowohl landschaftlich mit seinen kantigen Geröllfelsen als auch mit der Geschicht im Vorlauf am Vierwaldstätter See (Wilhelm Tell). Das Südfeeling beginnt frühestens in Airolo, Tessin ist zwar italinisch-sprachig, aber letztlich nur Italien-light. Das gilt dann auch für die Seeorte am Lago Maggiore. Echtes Italien gibt es frühestens ab Cannobio bzw. Luino. Wenn ihr noch Zeit habt, würde ich das Finale via Verbania noch bis zum Orta-See fortsetzen - Orta San Guiglio ist ein echter Leckerbissen italienischer Lebensart mit einer Traumkulisse.
Die Variante Lukmanier ist eine recht rätromanische Route, wirkt sehr abgeschieden. Italien-Feeling frühestens ab Biasca, weiteres siehe oben. Wie schon auch von Andreas angeraten, die vermutlich verkehrsärmste Achse.
Die Variante Splügen ist wohl die italienischste, weil die Grenze bereits am Pass überschritten wird und man mit Chiavenna bereits vor dem Comer See ein italienisch-typischsten Städtchen durchquert. Die Südabfahrt ist eine Herausforderung, weil enge und schwierige Kurven - aber deine Tochter scheint ja das Knifflige durchaus zu lieben. Auffahrt wäre auch nicht so schwer. Der Comer See ist dann auch gleich von Anbeginn italienischer als der Lago Maggiore. Typisch italienisch heißt allerdings auch immer viel Autoverkehr - bekanntlich liebt der von deiner Tochter verehrte Südländer auch das Automobil - oft nicht weniger als die einfallenden Frauen des Nordens.

Die Variante Albula/Bernina enthält den meisten Berg - insbesondere ist der Anblick des Morteratsch-Gletschers für Berfreunde ein Traum. Die Route wird aber lange Zeit vom Rätoromanischen Schweiz geprägt - mit den schönsten Häusern seiner Art in Bergün etwa oder auch der verwinckelten Bahntunnelstrecke - Italienisch wird es eigentlich erst ab Tirano. Die Strecke Tirano - Comer See finde ich aber nicht so spannend - zumal dort recht viel Verkehr ist und die hohen Berge wenig Ausblick zulassen.
Die VCA-Route wollt ihr ja wohl nicht, wie ich den Postings entnehme. Bliebe noch die Brenner-Route - von der Nordseite aber nicht sehr attraktiv, dafür ist man schnell in Italien. Endpunkte könnten Kalterer See oder besser Gardasee sein - dort steppt dann auch wieder der italienische Bär. Die Brenner-Route enthält vielleicht etwas wenig Berg - dem könnte man mit einem Umweg durch die Dolomiten auf verschiedene schwierige Arten abhelfen. Via Pussta-Tal und Cadore käme man sogar nicht allzu schwer nach Venedig - da wartet ja bekanntlich das Meer. Im unteren Etschtal zum Gardesee hingegen empfehle ich auch gerne einen Umweg über den Molveno- (Bergkulisse) und Tenno-See (schönste Gardasee-Anfahrt).