Bei Velotraum fällt mir immer auf, dass es hier im Forum ganz starke Zustimmung und ganz starke Ablehnung gibt. Ich mag mich täuschen, aber so extrem ist das wohl bei keinem anderen Hersteller.
Ja, stimmt, deshalb ein spontanes Statement, eventuell mit Ergänzungsbedarf
Zum Thema freihändig fahren: Das übersteigt grundsätzlich meine Kompetenz, weil ich erst mit 41 oder 42 Jahren mit dem Radfahren begann. Die Umstände lassen sich in den ersten Kapiteln vom Reisebericht „Ach so, nur Schweiz“ nachlesen. Genauso war es und nicht anders. Wie man weiß, nimmt bereits ab dem 30. Lebensjahr vor allem die Koordinationsfähigkeit rapide ab. Ich hatte also bislang keine Ambitionen auf übermäßig cool zu machen und freihändig dieses oder jenes Kunststück zu vollführen. Ich bin derzeit 48 Jahre alt und weiß, dass sich meine Veloträume durch nichts aus der Ruhe bringen lassen, vor allem nicht durch viel Gepäck oder rasante Abfahrten. Die Tempo limitierenden Faktoren sind bei mir 1. Angst vor dem Sturz in den Abgrund, 2. die verbesserungsfähige Fahrtechnik und 3. die beschränkte Leistungsfähigkeit der Felgenbremsen zur Verminderung der Geschwindigkeit vor haarigen Haarnadelkurven. Ich fahre also gerne defensiv. Lieber lege ich beim Bergauffahren noch einen Zahn zu.
Aber ich werde in den nächsten Wochen einige Freihändig-Fahrversuche mit meinem Rennrad, meinem Bergrad und meinen Veloträumen durchführen und dann von meinen Erfahrungen – und Erlebnissen - berichten.
Zum Thema velotraum als Hersteller habe ich viel Lob, wenig Kritik und vor allem größte Anerkennung und Wertschätzung. Ich könnte dazu einen ganzen Roman schreiben, möchte aber nur zwei Erfahrungen berichten:
Erstens: Ich ging damals im Januar 2008 mit Termin zu velotraum, um mir ein vermeintlich ultimatives und superteures Fahrrad zu gönnen. Meine Vorstellung war, ein Bergrad mit Rohloff, toller Lichtanlage und Scheibenbremsen zu erwerben. Während der Beratung ergab sich, dass ich für meine Vorlieben und Einsatzbereiche besser Kettenschaltung, Rennlenker und Felgenbremsen nehmen sollte. Velotraum hat also von sich aus den Umsatz von einem ca. 4 Tausend Euro teuren Rad auf rund 2 Tausend Euro halbiert. Im April 2008 hab ich dieses neue Rad bei velotraum abgeholt und erst dieses Fahrerlebnis hat mich zum Radenthusiasten gemacht. Es war eine Offenbarung, Ich begann mehrtätige Radtouren wegen der Freude mit diesem Fahrrad. Und ein Ende ist nicht in Sicht.
Zweitens: Zu Anfängerzeiten hatte ich mal einen Bremshebel gehimmelt – meine Schuld, fragt nicht warum. Am nächsten Tag wollte ich aber auf Tour gehen und brauchte Hilfe und hab mitten in der Hochsaison bei velotraum mein Dilemma beklagt. Kommentar: Komm sofort vorbei, wir reparieren das kurzfristig für Dich.
Ich hab auch noch ein drittens: Die veloträumer lassen sich – zu recht – von keinem Kunden tyrannisieren, sondern bezahlen. Für Pfennigfuchser und Schnäppchenjäger ist velotraum eine schlechte Adresse. Und das find ich gut, denn ich will ja auch für meine Arbeit gut bezahlt werden, aber das ist ein anderes Thema. Zur Info aber zusätzlich noch ein scheinbarer Widerspruch: Wenn ich mein Rad zur Jahres-Inspektion zu Velotraum bringe, kostet das nur halb so viel, als wenn ich das bei etablierten, vermeintlich preisgünstigen und vermeintlich sachkundigen Fahrradwerkstätten zur Inspektion gebe.
PS: Meine Frau fährt inzwischen auch ein velotraum – was bei ihr eine Revolution im Fahrgefühl und Fahrverhalten und nicht zuletzt den Ambitionen ausgelöst hat. Sie nennt diese Jungs aus Weil der Stadt jetzt nur noch die Fahrradflüsterer und spricht schon von längeren Radtouren - Paris-Peking weckt zum Beispiel ihr Interesse - sie kann sich Radfahren auch bei schlechtem Wetter, hohen Bergen und sogar ein Übernachten im Zelt vorstellen. Das ist von ihr aus gesehen kein Sinneswandel, sondern eine Revolution – ausgelöst durch das Feeling mit velotraum.