Wasserdicht bedeutet ja auch, dass man dass Komplete Rad, mal eben mit dem Schlauch abduschen kann.
Schöne Grüße von der Zubehörindustrie - insbesondere die Lager wirds freuen.
Es gab (gibt?) doch diese tolle Ortlieb-Werbung (sinngemäß): "Manchmal ist keine Brücke da wo man sie braucht." Damit wird die absolute Wasserdichte von Ortlieb-Taschen begründet. Welcher Affe setzt eigentlich sein (hochwertiges) Rad unter Vollwasser, wenn es nicht gerade eine überlebensnotwendige Situation im Dschungel sein sollte (bekanntlich ein Idealrevier zum Radfahren

)?
Die Qualität von Ortlieb-Produkten bleibt von solchen Aussagen unberührt. Aber es steckt ein gewisser werbeerzeugter Perfektionswahn dahinter, mit dem sich Preise erhöhen lassen und eine "Perfektionsrendite" eingefahren werden kann. Es erinnert mich auch an den in jüngerer Zeit hier einmal verlinkten Beitrag über den modernen Globi-Kunden, der Produkte kauft, die er eigentlich nicht braucht.
Ich habe auch wasserdichte Taschen (von Vaude), aber bewusst Backroller ohne Rollverschluss. Damit kann etwas Feuchtigkeit entweichen, trotzdem sind sie bei Regen absolut wasserdicht, im Fluss schwimmen könne sie halt nicht. Diese Deckeltaschen haben auch einen Nachteil, sie halten nur konsequent dicht, wenn sie auch gut gefüllt sind. Ortlieb hätte ich auch genommen, die entsprechenden Taschen sind aber schwerer, weniger praktisch (Innenaufteilung) und wie jemand zuvor gesagt hat - weniger "sexy".
Der Unterschied zu den Lowridern mit Rollverschluss ist übrigens signifikant: Einmal ein restfeuchtes Kleidungsstück in diese abgeschlossenen Taschen gelegt, ist nach einem Tag die Feuchte in allen Klamotten dieser Tasche zu bemerken. Dass ist bei den Backrollern mit der Möglichkeit entweichender Luft nicht der Fall. Die Restfeuchte vom Handtuch z.B. würde auch sofort jedes Backstück weich machen. Auch das passiert mir mit den Kordelzug-Backrollern nicht.
Plastiktüten benutzte ich nur für Proviant und für verschmutzte Wäsche. Letztere sollte allerdings nicht lange darin lagern, weil Schimmelbildung ziemlich schnell in Gang kommen kann. Man merkt es daran, dass sich der Geruch der verschmutzten Wäsche nach ein paar Tagen Plastiktüte verstärkt hat.
Zum Trocknen von Zelt und Klamotten: Es ist nicht immer möglich, tagsüber das Zelt auszulegen und zu trocknen (zu wenig Zeit, kein geeigneter Platz, es regnet usw.). Auch hier ist das Verstauen des Zeltes in nicht ganz geschlossenen Taschen von Vorteil. Es geht nicht darum, dass Teile oder Zelt vollständig trocken werden. Aber in so wasserreichen Sommern wie dem letzten, ist es mir um jede zusätzliche Trocknung recht. Durch den Luftzug in den Taschen kommt es selbst bei Regen zu Trocknungseffekten. Auch Klamotten kann man nicht beliebig am Rad trocken. Der Platz ist begrenzt, manche Kleinteile gehen gar nicht und bei Regen macht es keinen Sinn.
Ich bin 6 Jahre mit nicht wasserdichten Radtaschen (und Regenhüllen) gefahren (ebenfalls Vaude). In den meisten Situationen reichen diese aus, wenn man in eher regenärmeren Regionen fährt. Da ich aber immer mehr in den Alpen zugegegen war, kam es auch dazu, dass die nie ganz abschließenden Regenhüllen Wasser von kräftigen Gewitterregen an den seitlichen Ritzen durchließen. Da gab es dann schon mal halbe Taschen voll nasser Wäsche. Die Lenkertasche erwischte es auch - ich habe abends Geldscheine mit dem Haartrockner behandelt. Auch wenn man aus solchen Situationen heraus wasserdichte Taschen anschaffen möchte, müssen das nicht diese absolut dichten Rollverschlüsse sein (s.o.). Und niemand, der mit nicht wasserdichten Taschen fährt, begeht ein Verbrechen.
Ein Dogma für ein Taschenart oder gar eine Marke braucht es hier nicht.