Ich hatte früher mit verschiedenen Sätteln herumexperimentiert und erinnere mich noch an eine Tour, bei der ich einen recht teuren Sattel benutzt hatte, den ich nach Sitzknochenausmessung von einem Radhändler empfohlen bekommen hatte (ich erinnere mich leider nicht mehr an das Modell). Nach drei Tagen war ich soweit, dass ich nicht mehr wusste, wie ich mich hinsetzen sollte. Ich hatte mir dann in einem kleinen Geschäft unterwegs einen kurzen, breiten Sattel für 5 DM gekauft und bin mit dem prima weitergefahren (VEB-Produkt - meine erste Radtour durch die ehemalige DDR kurz nach Grenzöffnung). Leider lebte er nicht lange (die 5 DM spiegelten eben doch die Qualität wider).
Danach hatte ich mich zu den Brooks-Sätteln (Team Professional am Crossbike und B17 Standard am Tourenrad) durchgerungen. Beim ersten Sitzversuch dachte ich, "Verdammt hart - ob das eine gute Wahl war?", aber inzwischen bin ich überzeugt davon, dass die Wahl hervorragend war. In beiden Satteltypen haben sich meine Sitzknochen "eingearbeitet" (man erkennt z. B., dass ich offensichtlich nicht ganz symmetrisch konstruiert bin, was die Ledersättel ausgleichen können).
Bzgl. des Wundseins hat sich die Situation durch die optimale Druckverteilung und auch durch die glatte, feste Oberfläche (geringe Reibung) deutlich verbessert.
Folgende zusätzliche Maßnahmen haben mich das Wundsein inzwischen vollständig vergessen lassen:
- Keine Unterhose mehr - dadurch keine drückenden und reibenden Nähte oder Falten und auch kein zusätzliches Feuchtigkeitsreservoir.
- In der Früh großzügig mit "Melkfett" von Aldi (viel günstiger als die "Spezialsalben" und wirkt sehr gut) eingecremt.
- Natürlich Radhosen mit Polster (wobei das Polster nicht sehr dick sein muss - im Gegenteil - ich habe das Gefühl, dass dadurch nur mehr Feuchtigkeit entsteht).
Das Eincremen des Allerwertesten ist im Forum schon kontrovers diskutiert worden. Bei mir hilft es aber definitiv. Ich gehe dabei nicht sparsam mit dem Melkfett um (ist bei Aldi ja auch nicht teuer).
Hygiene ist sicherlich wichtig, aber übertreiben sollte man das nicht. Natürlich dusche ich jeden Abend, die Hose wasche ich aber nicht jeden Tag, sondern normalerweise nach dem zweiten oder manchmal sogar dritten Fahrtag und das dann nur mit etwas Duschgel. Die Häufigkeit der Radhosenwäsche mag auch individuell unterschiedlich gehandhabt werden, aber ich habe nicht das Gefühl, dass die Hose bereits nach einem Tag derart verschmutzt ist, dass sie nicht mehr zu tragen ist. Zudem muss auch gewährleistet sein, dass die Hose nach dem Waschen wieder gut getrocknet ist, sonst schafft man gleich die besten Voraussetzungen für ein wundes Hinterteil. Desinfektionswaschmittel braucht man definitiv nicht. Dieser Desinfektionswahn, der in vielen Haushalten Einzug gehalten hat, bringt der Industrie nur mehr Geld und ist für normal gesunde Menschen unnötig und wahrscheinlich sogar kontraproduktiv. Mich wundert es nicht, dass bei dem zunehmenden Einsatz von Chemie die Allergien ständig zunehmen ...