Hallo Detlef,

dazu möchte ich Dir gerne meine Erfahrungen erzählen.

Ich habe mir am 19.04.2007 eine Achillessehnenreizung zugezogen, bei den Aufwärmübungen im flachen Wasser beim Aquafitness. Jedenfalls bin ich davon überzeugt, denn ab dem nächsten Tag tat es weh. Ich muss beim "Hüpfen" ungünstig aufgekommen sein.

Wie das so ist (und ich bin kein Mann!) ging ich erstmal nicht zum Arzt, nach dem Motto "wird schon wieder besser werden". Beim Aquafitness habe ich sehr aufgepasst, nicht zu sehr zu hüpfen. Im tiefen Wasser war es sowieso kein Problem. Bahnen schwimmen ging auch weiterhin. Spaziergänge mit dem Hund wurden immer kürzer, die habe ich mir dann fast ganz abgewöhnt, da musste immer mein armer Mann herhalten.

Radfahren ging zunächst sehr gut, dabei hatte ich keine Schmerzen. Und da mein Weg ins Büro vom Fahrradparkplatz kürzer ist als vom Autoparkplatz, habe ich das Radeln möglichst vorgezogen.

Zwischendrin hatte ich beim Gehen so starke Beschwerden, dass ich nur noch extrem langsam, mit starker Schonhaltung, laufen konnte. Im Mai habe ich mir dann einen Sportmediziner gesucht. Allerdings hatte ich das Pech, dass ich nicht privat versichert bin. Und da ich gleichzeitig Knieschmerzen hatte, hat er dann eher danach geschaut (klar, er diagnostizierte starke Arthrose links, meinte, ich sei doch viel zu jung für eine OP, und empfahl mir Spritzen im Wert von über 200 Euro). In die Achillessehne spritzte er Kortison und verordnete Reizstrom und Kühlung. Außerdem verordnete er zunächst solche Keile zur Erhöhung, dann Einlagen. Diese trug ich dann zunächst ständig, ohne dass sie wirklich halfen.

Den Reizstrom bekam ich in der Physioabteilung meines Arbeitgebers. Das hat anfangs geholfen, dann eher verschlimmert. Ich konnte das dann gar nicht mehr vertragen und bekam nur noch Eispacks. Die haben sehr gut geholfen, aber nur, solange sie drauf waren. Zwischendrin hatte ich immer wieder sehr starke Beschwerden, konnte nur noch humpeln. Ich denke, dass es ein Fehler war, den Fuß nicht wenigstens eine Zeitlang zu schonen.

Unsere geplanten Radurlaube haben wir trotzdem gemacht, allerdings sind für uns Tageskilometer von ca. 50-60 km genug. Beim Radfahren ging es mir immer besser als beim Laufen, stehen über längere Zeit ging gar nicht.

Letztes Jahr dann wurde es extrem. Im Sommer - nach einer Woche Radurlaub in Belgien - wollten wir endlich von zuhause (Köln) bis nach Hoek van Holland am Rhein entlang fahren. Diese Reise haben wir vorher 2x vorzeitig abgebrochen, einmal wegen Krankheit, einmal wegen extrem schlechtem Wetter.

Wir wollten unbedingt ankommen, hatten vorher schon eine Tour mit 50-60 km/Tag in Belgien gemacht, und dachten, 80 km/Tag wären bestimmt kein Problem für uns. Wir fahren mit einem Zox-Liegetandem, und meiner Achillessehne tat das immer gut. Leider hatten wir nur 4 Tage Zeit für die Strecke, konnten es also nicht wirklich langsam angehen lassen.

Nach 4 Tagen mit täglich steigenden Tageskilometern - zwischen 80 und zuletzt 110 km/Tag - fiel ich fast vom Rad. Trotz Stoker-Position auf dem Tandem habe ich mich nicht "geschont", sondern die ganze Zeit mitgetreten. Und dabei habe ich mich definitiv überfordert, wenn auch 110 km für manchen hier eher zur unteren Tageskm-Grenze gehören.

Von da an tat meine Achillessehne auch beim pedalieren weh, es ging fast gar nichts mehr. Und es blieb, ging auch nach Pausen erstmal nicht weg. Laufen war natürlich auch schmerzhaft, am Strand von Hoek van Holland ging leider gar nicht!

Daraufhin suchte ich mir einen Osteopathen. Einen, der gleichzeitig auch Chiropraktiker ist. Seine Diagnose: starkes Hohlkreuz, dadurch immer falsche Körperhaltung, wodurch die Wadenmuskeln ständig angespannt sind. Dies führt zu einer hohen Belastung der Achillessehne. Seit September 2008 bin ich jetzt bei ihm in Behandlung, d.h. die erste Zeit wöchentlich 1-2x, später seltener. Er zeigte mir Dehnübungen, "massiert" meine Wadenmuskeln und hat auch sonst noch so einige Griffe, die helfen. Außerdem spritzt er auch etwas, allerdings pflanzlich und kein Kortison. Er erklärte mir übrigens, dass man heute eigentlich kein Kortison mehr in die Sehne spritzt, weil die Gefahr, dass diese dadurch reißt, viel zu groß ist. Das sei sozusagen ein Kunstfehler, und das wüssten nicht nur Heilpraktiker sondern auch Ärzte!

Übrigens hat er sich auch die Röntgenbilder meiner Knie angesehen, und diagnostizierte eine beginnende Arthrose, die aber keine Schmerzen verursachen dürfte. Er untersuchte dann nochmal genauer, und stellte fest, dass meine Schmerzen nicht von einer Arthrose kommen. Dass mein Vertrauen in Orthopäden jetzt quasi nicht mehr vorhanden ist, dürfte klar sein!

Und dann, diesen Sommer, passierte im Radurlaub genau das Gegenteil wie 2008: Ich hatte vorher zwar noch ab und zu Schmerzen, Fahrrad fahren ging aber schon länger wieder. Wir nahmen uns vor, es ganz vorsichtig angehen zu lassen. Das haben wir die meiste Zeit auch gemacht. Zunächst waren wir ein drittes Mal bei der Flanderstour in Belgien dabei. Diesmal fuhren wir an einigen Tagen ohne Gepäck, dafür dann bis zu 75 Tages-km. Es war dann für mich sehr wichtig, mich nach Möglichkeit auszuruhen, hinzusetzen oder nach Ankunft am zeltplatz auch mal hinzulegen bis zum Essen.

Den Rest unseres Urlaubs sind wir meistens allein gefahren und konnten meist unser eigenes Tempo fahren. Und wenn es mal einen Tag zu heftig war (die 80 km haben wir auch diesmal ab und an gehabt), dann haben wir uns am nächsten Tag geschont. Zwischendrin war Liegeradtreffen in Leer, wodurch wir viele Pausentage hatten. Und auch danach kam immer wieder ein Pausentag.

Und nach diesem Urlaub waren die Schmerzen in der Achillessehne so gut wie weg! Erstmal war ich sehr vorsichtig, konnte es kaum glauben. Wenn man über 2 Jahre mit starken Schmerzen herumläuft, jeden einzelnen Tag, dann kann man es erst einfach nicht glauben, wenn es plötzlich weg ist.

Ich habe mich danach bemüht, das Radfahren stärker beizubehalten, auch im Alltag. Dabei geht es bei mir nie um "Sport", also keine Höchstleistung, sondern um die Bewegung. Und die hilft mir, definitiv.

Ich kann inzwischen wieder die üblichen Spaziergänge machen, kann auch mal in die Stadt zum Einkaufen (das ging schon gar nicht mehr!), kann auch mal im Museum länger stehen. Aber dafür habe ich vorher 2 Jahre lang meine Füße möglichst geschont. Das ging soweit, dass ich Verabredungen abgesagt habe, wenn ich nicht absehen konnte, ob ich genug Möglichkeiten zum ausruhen hatte. Und auch heute muss ich solche Aktionen planen: wenn ich einen Tag z.B. auf einen Weihnachtsmarkt gehe oder zum Einkaufsbummel, dann brauche ich am nächsten Tag viel Zeit zum ausruhen, wobei Fahrrad fahren immer geht, das ist auch wie Pause für meinen Fuß.

Fazit: Inzwischen kommen die Schmerzen ab und zu wieder, wenn ich krank bin, also z.B. erkältet. Das scheint eine Art "Frühwarnsystem" geworden zu sein. Froh bin ich, dass die Schmerzen auch wieder vergehen, wenn ich gesund bin. Es ist, als wolle mein Körper mich zwingen, zur Ruhe zu kommen, um zu genesen.

Die Dehnungsübungen mache ich ab und an immer noch, wenn die Schmerzen wiederkommen. Hin und wieder - je nach Zeit ca. 1x pro Monat - gehe ich immer noch in die Behandlung, weil es noch nicht ganz weg ist. Die ganze Zeit bin ich weiter Rad gefahren (außer nach dem Urlaub 2008, wegen der Schmerzen), habe Kieser-Training gemacht und das Aquafitness und Bahnenschwimmen fortgeführt.

Ich muss der Vollständigkeit halber noch sagen, dass ich Übergewicht habe. Das war das erste, was der Osteopath mir sagte: Gewicht abbauen. Naja, wenn das so einfach wäre, hätte ich es längst getan. Es muss also auch so gehen, und offensichtlich ist das möglich.

Ach ja, und ich habe damals auch hier im Forum gelesen, welche Erfahrungen andere hatten. Irgendwo habe ich den Tipp gelesen, Pferdesalbe drauf zu schmieren. Und zwar "echte" Pferdesalbe, die auch die Pferde bekommen. Ich hatte die Möglichkeit, das auszuprobieren, da meine Tochter reitet. Es half, und ich besorgte mir eine Dose davon. Das Zeug ist rein pflanzlich, und es steht ausdrücklich drauf "kein Doping". Es kühlt leicht, und es hilft auch bei anderen Muskelschmerzen. Ich habe mir dann für den Radurlaub etwas davon abgefüllt, und habe es oft benutzt. Vielleicht hat auch das dazu geführt, dass ich nach dem Urlaub quasi geheilt war, wer weiß.

So, das ist lang geworden, aber ich hoffe, für Dich hilfreich. Ich wünsche Dir alles Gute für die Heilung, und dass Du an einen guten Arzt und Physiotherapeuten gerätst.

Falls Du privat versichert bist, kannst Du vielleicht zu einem Orthopäden gehen, der gleichzeitig Osteopathie macht. Hier in Köln sind das immer Ärzte, die nur Privatpatienten behandeln. Ansonsten wirst Du Dir einen Heilpraktiker suchen müssen, und das selbst bezahlen. Allerdings gibt es auch Physiotherapeuten, die das anbieten, aber auch die können Osteopathie meines Wissens nicht bei den Krankenkassen abrechnen.