Hallo Rivella,
das klingt fast nach der Jungfernfahrt unseres Tandems, was ihr da vorhabt.
Ich versuche mich mal an ein paar deiner Fragen:
Folgende Idee habe ich bislang:
Anreise per Zug nach Dresden, dann die Elbe rauf.
Wenn Lust auf Prag, dann Prag.
Der Teil durch die sächsische Schweiz ist sicher sehr schön. Prag sollte man auch mal gesehen haben, nur ist das von Touristen völlig überlaufen.

Wenn ihr das so vorhabt, dann passt um Himmels Willen auf kurz vor Prag nicht
hier auf dem Moldauradweg zu landen. Das ist ein übler Moutainbiketrail, auf dem wir das Tandem komplett schieben mussten. Mit Hänger wird das nix. Links der steile Felsen, rechts die Moldau. Und MTBler als Gegenverkehr. Kann sein, dass es nur die gestrichelt eingezeichnete Kurve betrifft, die man laut OSM-Karte ja umfahren kann. Nur haben wir in Dol den Abzweig nicht gefunden und uns ist auch kein Schild aufgefallen, was vor dem Streckenzustand gewarnt hätte.
Hier in Usti wird einem auch mal eine steile Treppe rauf und runter und danach ein enge, treppenbehaftete Bahnunterquerung zugemutet

- fahrt rechtzeitig vorher auf die parallele Straße. Die Festungs- und KZ-Stadt Teresienstadt lohnt auch einen Abstecher. Der Campingplatz dort war allerdings vom Hygienestandard schon arg fragwürdig. Wobei wir auch zur absoluten Nebensaison da waren.
Sonst weiter an der Elbe vielleicht bis Hradec Kralove.
Wir sind damals einfach auf Landstraßen recht gerade bis Hradec Kralove und weiter nach Nove Mesto gefahren. War machbar, aber nicht sooo spannend. Waren halt 100 Überführungskilometer. In Nove Mesto sind wir dann entlang der Metuje gefahren, bis Nachod. Ein sehr schöner, naturnaher und verkehrsarmer Abschnitt. Hier wird es dann hüglig, aber ihr wollt ja Berge.

Unsere Tour ging von dort über das Glatzer Land, Brieg und Breslau weiter, aber ihr könnt sicher anders fahren. Wahrscheinlich bietet das Isergebirge (Tanvald, Smrzovka, Jablonec nad Nisou, Janov nad Nisou, Bedrichov) mehr zum Radeln mit Anhänger als das Riesengebirge. Letzteres ist schon hochgebirgiger, wenige Straßen mit mehr Verkehr, viele Stichstraßen. Für eine Wandertour toll, aber halt nicht unbedingt für eine interessante Radelstrecke.
Liberec lohnt hingegen. Botanischer Garten und Zoo sind sehenswert, die Altstadt sowieso.
Außerdem könntet ihr auf den Jested rauffahren. Da oben gibt es ein Restaurant und eine Aussicht, bei guten Wetter bis in die sächsische Schweiz, das Lausitzer Bergland, das Iser- und das Riesengebirge.
In der deutschen Ecke fand ich den Mandauradweg dann ganz nett - bin ich letztes Jahr zweimal gefahren. Hatte ich gar nicht auf dem Schirm, dass in diesem letzten bergigen Zipfel Sachsens noch so ein stattliches Flüsschen fließt. Badestopp ist am Olbersdorfer See möglich. Zittau lohnt natürlich auch.
Die polnische Ecke kenne ich dort nicht so gut, Grünberg (Jelenia Gora) hat aber auch eine sehenswerte Altstadt.
Falls ihr euch noch mehr für die Ecke interessiert, könnt ihr euch auch mal den
Rübezahlradweg anschauen. Im deutschen und etwas tschechischen Teil geht der entlang der Mandau. Aber der verbindet darüber hinaus auch Zittau mit der Elbe (Bad Schandau) - das sind nur 70 (allerding arg hügelige) Kilometer. Der Radweg existiert vorrangig auf dem Papier. Um Zittau ist er ausgeschildert, in Tschechien solltet ihr euch an die Nummeriung der tschechischen Radrouten halten (vergleich auch den Nachbarfaden zu Pilsen-Prag, etc.), eine separate Ausschilderung gibt es ebenso wie im deutschen Teil bei Bad Schandau nicht. Wie es östlich von Zittau (im polnischen Teil und dann im Riesengebirge) aussieht, weiß ich nicht.
Wie ist es mit den Straßenverhältnissen (wegen des Anhängers sind uns v.a. verkehrsarme Nebenstraßen wichtig)?
Grundsätzlich lässt es sich in Polen und Tschechien ganz vorzüglich auf Nebenstraßen radeln. Die tschechischen Radrouten (
hier beim Reinzoomen an den Nummer (die auch ausgeschildert sind!) zu erkennen) führen z.B. fast ausschließlich auf solchen Straßen entlang. Der Asphalt ist oft etwas rauer und brüchiger als hierzulande gewohnt, geht aber. Besser als Radwegsbetonpflaster.

Ach ja: Und wir campen nach Möglichkeit wild. Ist das in beiden Ländern gleichermaßen möglich?
Wild Campen geht (obwohl wohl in beiden Fällen nicht legal?). Allerdings sind die Unterkünfte auch nicht teuer und vor allem die tschechsiche und polnische Küche ist sehr preisgünstig und lecker (zumindest wenn man die Fleisch-, Kraut- und Knödellastigkeit mag). Selber Kochen lohnt den Aufwand kaum.
Auch ja, zum Thema Bahn: Es gibt ein Sachsen-Böhmen-Ticket. Die mit Abstand günstigste und vor allem flexibelste Variante für den grenzüberschreitenden Verkehr in der Ecke.
Ganz grundsätzlich: Ihr seit in der Gegend im Mittelgebirge. Sobald ihr die Flüsse verlasst (aber auch wenn ihr zu den Oberläufen kommt), wird die Fahrerei recht schnell ziemlich anstrengend. Ich mag es trotzdem sehr, viel spannender, als kilometerlang Deich und Flussauen gucken.
