Nächstes Jahr will ich mich nach dem Ende meines Arbeitsleben etwas auf's Radl schwingen , und von München aus über Tschechien , die Slowakei , Polen , durch die baltischen Staaten , nach Rrussland - St. Petersburg , von dort nach Finland in den Norden , bei Ivalo wieder über die Grenze nach Murmansk , weiter über Nikel nach Kirkenes zum Nordkapp zu fahren . Von dort dann in den tiefen Süden , um meine Frau auf den Lofoten zu treffen .

Von vielen Seiten höre ich , daß es nicht ratsam ist , ohne ausreichende Sprachkenntnisse und alleine bei den dortigen Verhältnissen mit dem Rad in Russland unterwegs zu sein .

Wer hat Erfahrungen ?

Suppenpanscher aus München

Hallo,



Was meinst Du mit den dortigen Verhältnissen? Kriminalität? Großstädte sind immer gefährlich, auf dem Land sieht das anders aus. Gewisse Sprachkenntnisse sind in jedem Land von Vorteil, Einheimische sind grundsätzlich deutlich freundlicher, wenn man zumindest einige Brocken der Sprache kennt. Das Alphabet zu kennen, ist immer wichtig, sonst kann man Schilder nach dem Weg nicht verstehen.

Gruß, Andreas

Ich war 1995 in Süd-Russland (Rostov am Don und Tagenrog) alleine, allerdings ohne Fahrrad sondern zu Fuß unterwegs. Es gibt viel dazu zu sagen: 1. Visa erforderlich und somit russische Einladung, was aber durch Tricks kein Problem ist - Ost-Spezialreisebüros helfen gerne weiter, für Geld geht alles! Ich hatte nur eins für Rostov, bin trotzdem alleine nach Tagenrog, 2) Sprachkenntnisse: die Schrift konnte ich weder lesen noch die Sprache verstehen bzw. sprechen. Ich war stumm und taub. Geholfen haben mir die vor der Reise angefertigten Karten in Russisch, auf die Rückseite der gleiche Satz in Deutsch, z.B.: "Wo ist der Bahnhof?", "Was kostet das?" usw.. So was gibt es auch zu kaufen, bzw. in Sprachbüchern. Die Leute dachten, ich wäre sprachbehindert. Aber als sie merkten, dass ich Ausländer (Amerikaner/Deutscher) bin, haben sie mich an der Hand genommen und mich in den richtigen Zug gesetzt usw. Ich war auf fremder Hilfe ganz angewiesen. Die Leute waren alle sehr hilfsbereit, worüber ich heute noch froh bin! Man muss aber die Hilfe auch annehmen können.

Die Entfernungen sind groß, die Miliz war überall. Ich hatte eine hellbraune Weste an, die (leider) militärisch aussah, was ein (kleiner) Fehler war. Tschetschenien ist nicht weit weg von Rostov. Ich wurde manchmal von der Miliz genauer angeguckt, auch haben die Bevölkerung mich etwas näher betrachtet, weil ich kurze Hosen an hatte und dazu diese hell braune Militärveste. Alle habe gesehen, dass ich ein Fremder war, einheimische Männer habe ich nie in kurzen Hosen gesehen, und wenn waren es dann Auslands-Russen oder Touristen.

Im Internet habe ich mehrere Reiseberichte von Radreisenden in Russland gelesen. Es geht, Abenteuer pur! Vorab-Kontakt zu russischen Fahrrad-Clubs hatten englische Radreisende. Ich denke, es könnte nicht schaden, sich bei russischen Fahrrad-Clubs anzumelden bzw. zu informieren. Die sind freundlich und freuen sich. Die Menschen waren extrem freundlich, was leicht zu verstehen ist. Man muss aber in der Lage sein, die Freundlichkeit zu erwidern, was in RTL derzeit abgeht, soweit ich das verstanden habe, ist nicht in Ordnung.

Tipp: Ich würde aber nicht den (reichen) Westler mit neuen bunten Radtaschen, teueres Fahrrad und "viel Geld in der Tasche"- Image abgeben wollen. Sonst sehe ich keine Gefahr. Must aber lernen, wie man sich mit Lebensmittel eindeckt. Da können die Sprachkärtchen gute Hilfe leisten. Auch darf man NICHT erwarten mit Enlgisch oder Deutsch sich zu verständigen. Ich habe niemanden getroffen, der Deutsch oder Englisch konnte. Und ich bin ganz alleine gereist, was sein Grund hatte, den ich hier nicht nennen kann.

Gruss und viel Spaß auf deine (lange) Radtour,
Bernd & Barbie (happy trails..!)

Schau mal hier nach. Der Jörg ist meines Wissens auch im Forum aktiv, und dürfte für deine Frage der kompetenteste Ansprechpartner sein.

Russland ist nach minen Erfahrungen nicht ganz unproblematisch, und das gilt auch für ländliche Gebiete (und dabei geht es nicht nur um Kriminelle und Betrunkene, dringend anzuraten ist in jedem Fall eine Schutzimpfung gegen Typhus und Hepatitis A und B). Wenn du das Risiko scheust, wäre es besser, die Fähre von Riga nach Helsinki zu nehmen.

Gruß

Igel-Radler

Lies mal dieses Rezension Buch. Ist derzeit leider nur im Ramsch zu kriegen. Es geht zwar nicht um eine Fahrrad-, sondern eine Reise zu Fuss, ist aber ein wunderbares Buch, in dem auch einige Deiner Fragen beantwortet werden.

Suse

Hallo!
Russland, oder auch Osteuropa allgemein, mit nur wenigen Worten klar zu beschreiben, das ist unmöglich!
Grundsätzlich ist aber in allen dieser Länder alles möglich und auch unmöglich, aber halt nicht immer und überall!
Und das finde ich grad so klasse daran!
Man muss sich wirklich vorher ein bissl mit der ganzen Materie beschäftigen, ohne dem fällt man ganz schnell auf die Nase!
Die Infos fallen einem auch nicht so einfach vom Himmel, sondern man muss teilweise schon recht sonderbare + neue Wege gehen + nutzen um ans Ziel zu kommen.

Selbst mittlerweile 8 (Rad)Touren in 8 ehemaligen Staaten der UDSSR (u.a. gut 65 Tage in RO, gut 100 Tage in der UA) konnten mich bislang noch nicht davon abschrecken, wieder irgendwo in den Osten zu fahren. - Mitte Juli gehts mal wieder los, allerdings in den westlichen Osten und das ganz im Norden.

Empfehlen kann ich dir eine Runde durch Südkarelien (der Teil Finnlands, der seit dem 2. WK zu RUS gehört = die ehemalige ASSR Karelia) zu fahren, bei Kitee / Sortavala über die Grenze, am Ladoga (Alt - Valaam) + Onegasee (Kishi-Insel) entlang, dann über Medjevegorsk (Schreibweise?) nach Murmansk, ´ne Runde auf der Kolahalbinsel und mit dem Boot evtl. nach Kirkenes.
Nikel würd ich eher streichen, wenn doch, dann besorg dir hier in einem Laden für Arbeitsschutz eine gute Atemmaske!
Zum Thema Karelien lies dir mal unseren Tourbericht der ´99er Tour durch (bei Interesse mehr Infos per Mail).

Infos rund ums Radfahren in Russland und in den anderen östlichen Ländern Europas, gibts reichlich im Web, musst nur wissen wo!

Ganz ohne "Sprachkenntnisse" würd ich allerdings nicht losfahren! Mindestens solltest dir die Standardphrasen aneignen: 1-10, die wichtigsten Lebensmittel (das Wort "Käse" lass aber lieber weg, haben wir ´99 nie geschafft richtig auszusprechen.... ), Ja, Nein, danke, Tschüss, "Auf Wiedersehen", dich selber vorstellen, sagen wohin du möchtest ("W Moskwa? Takoi Uliza?") oder woher du kommst, Zelt / möchte hier zelten....
Dafür sollte der Kauderwelsch- Russisch- Band reichen, ansonsten das "Point it" oder das "Ohne Wörter Buch" von Langenscheidt.
Kann dir aber parallel auch eine Liste mit russischem Fahrradvokabular anbieten, bei Interesse.

Über die Benutzerliste (Startseite u.a., ganz oben) hier im Forum kannst du auch nach Mitgliedern suchen, die im gewünschten Land schon mal mit dem Rad unterwegs waren, dort wohnen, oder dort gerade unterwegs sind. Im jeweiligen Mitgliederprofil findst du dann z.T. auch dessen HP.
Auch mit der Suchfunktion findest du zahlreiche Beiträge hier im Forum, die dir bestimmt weiterhelfen können!

PS: CZ, SK, PL, EST, LV, LT gehören mittlerweile nicht mehr zum politischem Osteuropa, geographisch noch so gerade eben nicht, bzw. wenn dann so gerade am östlichen Rand - kommt halt drauf, welchen geogr. Mittelpunkt Europas du dafür jeweils nimmst...