Dauer:4 Tage
Zeitraum:9.7.2017 bis 12.7.2017
Entfernung:280 Kilometer
Bereiste Länder:foFäröer


Als eigenständiges Ziel einer Radtour kommen die Färöer eher selten in Betracht. Dazu ist diese Inselgruppe zu weit abgelegen, das Wetter zu unbeständig und das Gelände fast durchgängig recht anspruchsvoll. Zudem sind wegen der für Radfahrer gesperrten Unterwassertunnel nicht alle Inseln gleichermaßen erreichbar.

So sind es in der Regel Islandreisende, die in Hirtshals in Norddänemark die Fähre besteigen und in Torshavn einen Zwischenstop einlegen. Eine Chance, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Der Fahrplan macht es möglich, drei Tage später die Fahrt nach Island fortzusetzen.Im Folgenden habe ich mich auf die beiden größten Inseln Streymoy und Eysturoy konzentriert; hier sind alle Tunnel auch für Radler nutzbar und landschaftlich unterscheiden sich die anderen Inseln nicht so sehr.

Doch bevor es mit den Färöern losgeht, noch ein paar einleitende und allgemeine Dinge.

Zu meiner Person: Ich wohne in Frankfurt am Main, bin Jahrgang 1959, also schon etwas älter und alleine unterwegs.

Der Weg bis zu den Färöern in der Kurzfassung: Gestartet bin ich Frankfurt am Main, den Rhein hoch bis zur niederländischen Grenze, dann über Arnheim nach Amsterdam, weiter nach Norden und ab Den Oever über den Damm, der das Ijsselmeer von der Nordsee trennt. Weiter ging es durch die Niederlande und Norddeutschland an der Nordseeküste Dänemarks bis nach Hirtshals und dann mit der Fähre Richtung Färöer und Island. Strecke insgesamt 1.778 km; vom 25.06.2017 bis 08.07.2017.

Das ist mein erster Reisebericht in diesem Forum. Seit daher nicht allzu kritisch. Trotzdem wäre ich für Anregungen dankbar, sofern ich die Schwerpunkte, sei es formal oder inhaltlich in Zukunft anders setzen sollte. Ich werde dies dann für meinen kommenden Island-Bericht berücksichtigen.

Technische Ausstattung:
Ein marktgängiger Kilometerzähler (Sigma BC 14 16 STS) und Karten von Google Maps bzw. Here auf meinem alten Smartphone Galaxy S4, das ich als Navigationssystem verwende. Insbesondere die App von Here ist sehr hilfreich, da die Karten auch im Offline-Modus verwendbar sind.
Kamera: PowerShot G16 von Canon. Nicht mehr das allerneueste Modell, aber handlich, zuverlässig und bedienungsfreundlich. Außerdem gibt es zu diesem Modell ein passendes Gehäuse, das ich für mein anderes Hobby, dem Tauchen, sehr gut einsetzen kann.

Fahrrad: Ich nutze ein Rad ist aus der Magic Sport Reihe der „Firma“ BIKE MANUFAKTUR. Wie ich inzwischen feststellen konnte, überwiegen auch hier im Forum die negativen Kritiken. Sicher keine optimale Lösung, aber seit 2014 habe ich schon einige Tausend Kilometer hinter mich gebracht, ohne dass das Rad mich im Stich gelassen hätte. Ich werde es deshalb auch diesen Sommer nutzen, wenn es über Russland Richtung Nordkap geht.

Überfahrt: Mit der Smyril Line gibt es nur eine Reederei, die die Strecke Hirtshals – Tórshavn – Seyðisfjörður abdeckt. Es werden nur zwei Fahrten pro Woche angeboten, eine rechtzeitige Buchung mit mindesten 6 Monaten im Voraus, ist unbedingt erforderlich. Das gilt für die unterste Kategorie, die ich gebucht habe (6-Bett-Koje); diejenigen, die es etwas komfortabler haben möchten, sollten noch zeitiger buchen.

Übernachtung auf den Färöern: Hotels sind relativ teuer. Campingplätze gibt es zwar, aber wegen des unbeständigen Wetters verbunden mit Dauerregen(280 Regentage im Jahr!), und Sturmböen schien mir die Vorausbuchung einer festen Bleibe geboten. Gebucht habe ich eine Privatunterkunft via Airbnb. Zwei Nächte á 50 Euro in Mannbrekka 8, Hoyvík, Streymoy 188, etwa 3 km außerhalb von Tórshavn. Schönes Zimmer, super Lage mit Blick auf den Fjord (siehe nachfolgende Fotos). Meine Gastgeber (Durita Og Fróði) waren sehr angenehm und haben mich bereits vor meiner Anreise mit Informationen über die Färöer versorgt. Übernachtet habe ich zwei Nächte vom 10. Juli bis 12. Juli 2018. Die Fähre legte zwar bereits am 9. Juli an, aber relativ spät gegen 23:30 Uhr, sodass ich mir vornahm, die erste Nacht einfach durchzufahren. Ein Fehler, wie sich später noch zeigen wird.

Fazit: Radfahren auf den Färöern ist aufgrund des Windes, der Steigungen und der teilweise nicht befahrbaren Tunnel eine Herausforderung. Aber wenn man mit dem Wetter Glück hat, das heißt kein Regen und gute Sicht, dann wird das zu einem einmaligen und unvergesslichen Erlebnis. Kann ich nur weiter empfehlen.

Fragen werde ich – soweit ich das kann – gerne beantworten.


Die M/S Norröna beim Einlaufen.




Mein „Parkplatz“ auf dem Riesenschiff. Mehr als 1.400 Passagiere, aber nur drei (!) Radler.




Ein neues Land zu entdecken bedeutet natürlich auch, sich mit „fremdem“ Geld und Bier vertraut zu machen. Zeit und Gelegenheit war auf der Norröna reichlich vorhanden.




Da ich keine Zeit verlieren wollte, bin ich kurz nach dem Anlegen gegen Mitternacht losgefahren. Es war taghell, allenfalls ein wenig diesig. Mein erster Tunnel war der Kollfjarðartunnilin, mit 2.816 Metern von eher durchschnittlicher Länge. Verkehr gab es so gut wie keinen.




Die Brücke kurz vor Nesvik verbindet die beiden Inseln Streymoy und Eysturoy an deren engsten Stelle. Im Scherz wird diese Brücke oft als die einzige Brücke im ganzen Nordatlantik bezeichnet. Es ist zwischen zwei und drei Uhr in der Nacht; daher die Straßenbeleuchtung.




An der Nordspitze von Eysturoy, in der Nähe von Eiði.




Ständige Begleiter auf und neben der Straße. Nicht umsonst werden die Färöer auch „Schafsinseln“ genannt.




Ebene Passagen sind eher selten. Es geht entweder rauf oder runter. Während dieser Abfahrt hatte ich gerade meinen toten Punkt und bin auf dem Rad eingeschlafen und erst während des Sturzes wieder wach geworden. Tribut an eine durchgefahrene Nacht. Auch fortgeschrittene Semester überschätzen sich gelegentlich. Meine erste Erfahrung dieser Art. Bis auf ein paar Schürfwunden ist aber alles gut gegangen. Hatte mehr Glück als Verstand.




Recht frische Temperaturen auch im Juli. Allerdings war es zum Zeitpunkt der Aufnahmen 6 Uhr morgens und es wehte ein kräftiger Wind.




Mit dem Norðskálatunnilin (2.520 Meter) ein weiterer Tunnel, der ohne weiteres mit dem Rad befahrbar ist. Explizit sind wohl nur die Unterwassertunnel für Radfahrer gesperrt. Ansonsten heißt es aufpassen und den gesunden Menschenverstand walten lassen. Das Verkehrsaufkommen ist allgemein sehr gering, die Autofahrer sehr entspannt und rücksichtsvoll. Ich habe einige Tunnel passiert und bin dabei nicht ein einziges Mal „angehupt“ worden.




Die Kirche von Hósvik. Interessant finde ich hier die Einbindung des Davidsterns zwischen die beiden christlichen Kreuze. Sofern ich das nicht falsch interpretiere.




Es ist schon angenehm, mit nur einer Satteltasche unterwegs zu sein und all das andere in der Unterkunft lassen zu können.




Blick von oben in den Kaldbaksfjørður.




Die ehemalige Festung von Tórshavn.




Neueres Kriegsgerät aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Engländer hatten einige Geschütze installiert, um einen drohenden Überfall der deutschen Kriegsmarine abwehren zu können. Insgesamt blieb es aber bis Kriegsende weitgehend ruhig.




Blick von der Festung auf Tórshavn.




Meine Unterkunft für zwei Nächte. Mein Zimmer: Fenster oben rechts.




Mein Zimmer von innen mit tollem Blick aufs Meer.




Typische Landschaftsbild. Freistehende Häuser, Berge und der obligatorische Wasserfall.




Auf dem Weg von Havalvík nach Saksun.




Die Kirche von Saksun….




… und der angrenzende Friedhof.




Die üblichen Hinweisschilder vor den Tunneln. Die meisten Tunnel verfügen jedoch über eine ausgezeichnete Entlüftung.




Das Straßennetz auf den Färöern ist überschaubar. Radwege gibt es keine, aber aufgrund des geringen Verkehrsaufkommens und der rücksichtsvollen Autofahrer auch gar nicht notwendig.




Die Insel Koltur. Inzwischen unbewohnt.




Diese Bauweise findet sich außerhalb von Tórshavn noch relativ häufig.




Am „Strand“ von Kirkjubøur.




Rechts die Überreste der St. Magnus Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert. Die Bezeichnung „Kathedrale“ oder gelegentlich auch „Dom“ ist aufgrund der bescheidenen Ausmaße etwas irreführend.




Man trifft sich wieder am Kai vor der Weiterfahrt nach Island. Eine Klassifizierung der Passagiere lässt sich am einfachsten anhand deren fahrbaren Untersätze vornehmen: 95% Auto und Wohnmobilfahrer, 4,99% Biker und 0,01% Radfahrer.



Bevor man das offene Meer erreicht, gilt es, einige Inseln zu umfahren. Ein beeindruckendes Erlebnis und schon wieder Glück mit dem Wetter.









Ende.