Radreise & Fernradler Forum
Radreise & Fernradler Forum
Wer ist online?
5 Mitglieder (jmages, DenGe, 3 unsichtbar), 457 Gäste und 859 Suchmaschinen sind im Forum unterwegs.
Details
Erweitert
Rund ums Forum
Regeln
Die Regeln für dieses Forum
Nutzungsbedingungen
Vereinbarungen für die Benutzung
Das Team
Wer steht hinter dem Forum?
Verifizierung
Offenlegung deiner Identität
Beteiligte Homepages
Radreise-Seiten, die das Forum eingebunden haben
Mach mit!
Dieses Forum für deine Homepage
RSS Feeds RSS
Eine Übersicht öffentlicher RSS Feeds
Plauderecke
Zum Unterhalten und Plauschen
Die Geschichte
Die Geschichte des Forums
Spende
Unterstütze das Forum
Radreise-Wiki
Partnerseiten
Statistik
29258 Mitglieder
97725 Themen
1534441 Beiträge

In den letzten 12 Monaten waren 2199 Mitglieder aktiv. Die bislang meiste Aktivität war am 02.02.24 17:09 mit 5102 Besuchern gleichzeitig.
mehr...
Vielschreiber (30 Tage)
Juergen 81
Keine Ahnung 80
panta-rhei 62
iassu 54
Falk 52
Themenoptionen
#1133239 - 31.05.15 08:26 Georgien Teil 2: Kloster am Ende der Welt
Biketourglobal
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 1.396
Unterwegs in Deutschland

Dauer:22 Tage
Zeitraum:26.3.2015 bis 16.4.2015
Entfernung:1250 Kilometer
Bereiste Länder:geGeorgien
Externe URL:http://www.biketour-global.de/2015/05/01/georgien-teil-2-vardzia-kloster-am-ende-der-welt/

„No, you cannot go this way with the bike!“ – Die drei Mönche schauen mich ernst an. Doch, sage ich, natürlich kann ich das mit dem Fahrrad. Kein Problem, auch wenn die Straße schlecht ist. Naja, es ist keine Straße, sondern ein Waldweg mit viel Geröll, unterbrochen von kleinen Bächen. So ganz scheinen sie nicht überzeugt, weisen immer nach oben, bergauf, zum Pass, den ich überqueren will.

Ich bin auf dem Weg nach Batumi und radle seit 30 Kilometern bergauf. Leider wurde die Straße immer schlechter, bis sie nun völlig zur Piste geworden war. Aber das macht nichts, denn so kann ich gemütlich und ohne Autoverkehr mich langsam den Berg hinaufschrauben. Dort oben möchte ich einen 2.000 Meter hohen Pass überqueren und dann auf der anderen Seite einfach hinab ans Schwarze Meer rollen. Soweit der Plan.



Ich verabschiede mich und fahre weiter, die skeptischen Blicke der Glaubensbrüder im Rücken. Wenigstens ist es trocken, die Sonne scheint und es ist warm. Bei Regen dürfte diese Piste hier eine einzige Schlammwüste sein. Nach ein paar Kilometern kommt mir ein Auto entgegen. Es hält und der Fahrer deutet mir an, dass ich nicht weiterfahren kann. Schon wieder also. Warum verstehen die Menschen nicht, dass ich ganz bewusst mit dem Rad auf diesem Weg durch die Berge fahre? Ich fange an zu erzählen, doch der Fahrer winkt ab und erklärt, dass selbst er mit seinem Geländewagen dort oben nicht weiterkommt. Nicht weiterkommt? Ja, der Pass ist zu. Schnee. Und letzte Nacht kamen noch ein paar Zentimeter drauf.

Toll, das hat man nun davon, wenn man im Frühjahr durch den Kaukasus fahren will. Alternative Routen gibt es nicht, hier im Grenzgebiet zur Türkei. Mir bleibt nichts anderes übrig, als wieder zurückzufahren. 60 km bergab nach Akhaltsikhe, die nächste größere Stadt. Auf dem Weg dorthin überlege ich, wie ich die Tour weiter gestalten soll. Es wird Abend. Ich kaufe mir ein Bier und verlagere die Planungen für die kommende Strecke ins Zelt.



Am nächsten Morgen wache ich durch das Plätschern des Regens auf mein Zelt auf. Es ist kalt geworden – das Thermometer zeigt 5 Grad. Aber ich habe mich entschieden: heute geht es ans Ende der Welt, nach Vardzia.

70 Kilometer fahre ich durch Regen und Wind ein Flusstal hinauf, bevor für die restlichen 17 Kilometer ein Weg abbiegt in ein einsames Tal im Kleinen Kaukasus. Die Landschaft ist kahl, hier fängt der Frühling gerade erst an. Und es ist einsam. Kaum Autos, wenige Dörfer, einige Menschen nur.

Und doch liegt hier ein ganz besonderer Ort: die Felsenstadt von Vardzia. Auch dieser Ort war ein Grund für meine Reise nach Georgien. Vardzia liegt fast am Ende des Tals, umgeben von hohen Bergen und am Ufer des reißenden Flusses Pia. Hier endet Georgien und hinter den Bergen ist schon die Türkei. Kein Weg führt über die Berge. Eine echte Sackgasse.
Doch im 12. Jahrhundert wurden hier Wohnungen und eine komplette Infrastruktur in den Fels geschlagen, die bis zu 50.000 Menschen Zuflucht und Obdach bot. Später wurde der Ort als Kloster ausgebaut. Ein Erdbeben hat leider große Teile dieser imposanten Felsenstadt zerstört, doch auch noch heute leben hier ein paar Mönche.



Auf den ersten Blick sehen die Höhlen und Löcher aus wie ein überdimensionaler Bienenstock. Doch wenn man über den steilen Weg durch den Eingang tritt, erkennt man die Größe und Vielfalt der immer noch 9.000 Quadratmeter großen Anlage. Unter großen Anstrengungen müssen die Räume in den Fels getrieben worden sein. Es gibt Abwasserkanäle, Feuerstellen, Schlafstätten. Über zahllose Treppen und Wege klettere ich weiter in die Felsenstadt. Einige Passagen sind bei der Nässe rutschig und es geht recht steil hinab. Es fängt an zu schneien. Gerade bei solchem Wetter muss es recht unangenehm in den Höhlenwohnungen gewesen sein.



Die kleine Klosterkirche inmitten des Felsenklosters wird noch betrieben und ist ein religiöses Zentrum in dieser Region, in dem auch der georgische König Giorgi und seine Königin Tamara verehrt werden. Sie haben Vardzia gebaut und Georgien zu einer bis heute nicht mehr erreichten Macht und Blüte entwickelt. Die Kirche ist reichlich mit Fresken verziert, die selbst heute nach 800 Jahren immer noch beeindrucken und in ihren Farben leuchten. Im Inneren ist die Kirche dunkel. Nur ein paar Kerzen geben Licht. Haben sich die Augen aber an die Dunkelheit gewöhnt, so sind die zahlreichen Wandgemälde erkennbar und auch den Mönch in seiner schwarzen Kutte kann man nun sehen, der betend in einer Ecke sitzt und aufpasst, dass niemand fotografiert. Es riecht nach Weihrauch, Kerzenwachs, Staub und Geschichte. Ein mystischer Ort, ein beeindruckender Ort.



Wenig später steige ich wieder hinab. Ich suche mir eine Unterkunft hier am Ende der Welt. Nach drei Tagen im Zelt ist das auch bitter nötig. Ganz in der Nähe der Felsenstadt finde ich dann auch ein Zimmer und mit reichlich georgischem Abendessen und noch mehr Wein beende ich den Tag.



Am nächsten Tag mache ich mich dann auf, den ganzen Weg zurück, nach Akhaltsikhe, weiter nach Norden über Khashuri und umfahre so die schneegesperrten Berge. Ich überquere das Lichi-Gebirge, das als Wetterscheide Georgien in West und Ost teilt und fahre in den Frühsommer. Zwischen Ost und West herrschen bis zu 10 Grad Temperaturunterschied, und während im Osten noch früher Frühling ist, blüht es im Westen bereits, die Sonne scheint und die Temperaturen steigen bis auf 23 Grad. Ich genieße das gute Wetter und das satte Grün und radle über Kutaisi, Richtung Großer Kaukasus, nach Svanetien, nach Mestia.

Mehr Bilder gibt es HIER

Geändert von Biketourglobal (31.05.15 08:26)
Nach oben   Versenden Drucken
#1133734 - 02.06.15 09:04 Re: Georgien Teil 2: Kloster am Ende der Welt [Re: Biketourglobal]
dhomas
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 1.875
Saugeil. Ich hab schon lang vor nochmal nach Georgien zu reisen und dort - entweder mit dem Fahrrad oder anders - nochmal unterwegs zu sein. Noch fehlen mir die Ideen, aber dein Bericht macht Lust auf mehr schmunzel
Nach oben   Versenden Drucken
#1134580 - 05.06.15 11:21 Re: Georgien Teil 2: Kloster am Ende der Welt [Re: Biketourglobal]
esGässje
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 1.209
klasse Bilder aus einem sehr schönen Land und sehr Gastfreundlichen Menschen. Bekomme ich direkt wieder Fernweh, eine Einladung nach Tiflis konnte ich 2013 leider nicht annehmen.

Vielen Dank für deine Berichte.
Joachim
Nach oben   Versenden Drucken
#1134634 - 05.06.15 17:17 Re: Georgien Teil 2: Kloster am Ende der Welt [Re: Biketourglobal]
Sputnik79
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 228
Hammergeil!! schmunzel
Viele Grüße
Jens
Nach oben   Versenden Drucken
#1134834 - 07.06.15 07:29 Re: Georgien Teil 2: Kloster am Ende der Welt [Re: Biketourglobal]
grenzenlos
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 906
Sehr interessant!!! Prima geschrieben!
Da wir gerade in Armenien unterwegs sind (dies zu Fuß mit Fahrradschiebeanhänger schmunzel ) ist ja Georgien nicht mehr weit zwinker Danke für die vielen Infos!
LG, Wi + Gi + Toyota grenzenlos
Nach oben   Versenden Drucken
#1135682 - 09.06.15 20:48 Re: Georgien Teil 2: Kloster am Ende der Welt [Re: Biketourglobal]
Biketourglobal
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 1.396
Unterwegs in Deutschland

Danke und schön, dass es euch gefällt! Freut mich sehr!

Gruß,
Nach oben   Versenden Drucken
#1138306 - 20.06.15 19:32 Re: Georgien Teil 2: Kloster am Ende der Welt [Re: Biketourglobal]
BikeToAsia
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 43
Unterwegs in China

Gefällt mir außerordentlich gut!
Schöne Website, gute Photos, unterhaltsame Reiseberichte.

Dieser Goderzi Pass ist in der Tat ein Problem für viele Radler. Wir waren Ende April dort und hatten ein Riesenglück, dass der Pass zwar gerade geöffnet war, aber für Radfahrer kaum passierbar: 3 Meter hohe Schneewächten entlang der Straße, die Trasse selbst war aber geräumt und ein Transporter hat uns die letzten Meter mitgenommen.
Ein befreundetes Paar musste im März unverrichteter Dinge wieder umkehren. Ein anderes radelndes Paar war im Mai vor Ort und berichtete, der Schnee wäre fast vollständig weggetaut. Ist halt ein Glücksspiel.
Hier unser Bericht vom Goderzipass: http://www.biketoasia.com/unterwegs/16-4-23-4-trabzon-akhaltsikhe-georgien/
Mit dem Fahrrad von Deutschland nach China:
www.biketoasia.com
Nach oben   Versenden Drucken

www.bikefreaks.de