Re: Was sind Radreisende für Menschen?

von: Pixelschubser

Re: Was sind Radreisende für Menschen? - 29.05.12 10:28

In Antwort auf: Toxxi

Was ist jetzt besser: das Bild vom sprachunkundigen Deutschen zu pflegen oder lieber das vom muffeligen Reiseradler?
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Gruß
Thoralf


Hallo Thoralf,

das mit dem sprachunkundigen Deutschen ist 'ne relative Sache. Grundsätzlich sage ich erst mal, wenn ich ein Land bereisen will und mit den Menschen wenigstens ansatzweise in Kontakt treten will, sollte ich wenigstens den einen oder anderen Brocken der Sprache beherrschen. Fahre ich nach Frankreich, sollte ich im Idealfall ein wenig Französisch beherrschen, in den Niederlanden etwas Niederländisch. Diese Theorie hat natürlich ihre Grenzen - wenn ich als Radweltreisender unterwegs bin, wird es mir kaum möglich sein, jede Sprache eines jeden Landes auch nur bröckchenweise zu können, das geht gar nicht. Dann sollte ich aber wenigstens die wichtigsten Weltsprachen so weit perfektioniert haben, dass ich mich vernünftig ausdrücken kann.

Wenn etwas gar nicht gut ankommt, dann sind das Deutsche, die der Auffassung sind, jeder müsste überall Deutsch sprechen können - diese Spezies mit Mallorca-Syndrom gibt's leider doch zuhauf, und diesen Menschen schiebe ich eine gute Mitschuld dafür zu, dass man mancherorten uns Deutsche auch heute noch nicht sonderlich mag.
Ich habe mehrfach die Erfahrung gemacht, dass man Deutsche gerne kommentarlos stehen lässt, wenn diese sich nicht wenigstens bemühen, die Landessprache zu sprechen - und sei es mit Händen uns Füßen. Meine Erfahrungen haben mir aber auch gezeigt, dass man (egal wo) extrem hilfsbereit, freundlich und aufgeschlossen war, wenn ich mich um die Sprache bemüht habe (auch wenn mein Französisch sehr holprig und mein Niederländisch mehr Gestammel ist). Das lief immer wieder nach dem Schema "Bemühst Du Dich, bemüh' ich mich auch" ab. Ein paar kleine Bröckchen (Bitte / Danke / Wohin geht es nach... / Was kostet...?) lassen sich sicher irgendwie erlernen und machen die persönlichen Barrieren zwischen Reisendem und Bereisten direkt etwas leichter überwindbar.

Der muffelige Radfahrer ist für mich keine Option. Der ist in meinen Augen grundsätzlich muffelig, das hat mit den sprachlichen Fähigkeiten nichts zu tun. Wenn man mit der Landessprache unsicher ist, sollte man es mit einer "Weltsprache" versuchen, meinetwegen mit Händen und Füßen, Hauptsache, man signalisiert Offenheit und Zugänglichkeit. Der Rest ergibt sich von selbst.

Ach ja - und das "Angequatscht werden" find' ich per se immer ganz witzig. Für mich ist es ein Zeichen, dass ich zumindest so sympathisch wirke, dass ich nicht gerade abschrecke... wirr verliebt (...nichts für Ungut...)