Re: Gewicht sparen leicht gemacht

von: Gravelbiker_Berlin

Re: Gewicht sparen leicht gemacht - 17.05.23 12:36

ein paar Sachen von Deinen Empfehlungen kann ich aber nicht nachvollziehen. Rennlenker: Also bei sovielen Dingen, die Ihr immer noch mitnehmt, da macht das Mehrgewicht eines teuren Rennlenkers nun wirklich nicht so viel aus. Und bei straffem Gegenwind schaff zumindest ich nur dann nicht, unter 20km/h zu fallen, wenn ich den Lenker unten anfasse. Es gibt wirklich diese Sorte sehr konstanten Gegenwind, die auf Dauer sehr entmutigend wirken kann. Da braucht man den Rennlenker schon rein psychologisch.
Und Beinlinge find ich schon nützlich, sie haben bei mir gleich drei Funktionen, alle drei Sachen zusammengenommen rechtfertigt deren Mitnahme, obwohl ich sonst extrem sparsam mit Gepäck bin.
Ich nehme im Sommer (außer der kurzen Rennradhose) nur eine ultraleichte kurze Hose für den Abend mit (die eigentlich beim Kauf mal eine Badehose war, welche halbwegs zivil aussieht). Wird es abends im Biergarten kühl, ziehe ich dazu die Beinlinge an. Sieht zwar etwas merkwürdig aus, aber ist mir egal. Zweitens: Wenn es ein kühler Tag ist, fährt es sich deutlich angenehmer mit Beinlingen und kurzer Rennradhose als mit einer Regenhose. Die Regenhose ziehe ich wirklich nur an, wenn es heftig regnet, gegen Kälte würde ich die nicht einsetzen, weil es sich mit Regenhose nicht gut fährt.
Drittens: Das Gleiche gilt für kurze Schauer. Man muss bei Schauerwetter nicht immer gleich zur Regenhose greifen, die ziehe ich nur an, wenn es länger regnet (dann aber schon, auf die Regenhose zu verzichten, dazu konnte ich mich bisher nicht durchringen, obwohl ich sonst auf fast alles verzichte). Aber wenn man mit kurzen Rennradhosen durch den Regen fährt (was man im Prinzip machen kann, denn die Beine bleiben ja durch die Anstrengung warm), dann fühlen sich die kalten Tropfen auf der nackten Haut zumindest für mich ziemlich unangenehm an. Regentropfen kommen oft deutlich kälter runter als die Umgebungstemperatur ist, auch im Hochsommer. Da helfen zumindest für mich Beinlinge, dann merke ich die kalten Tropfen nicht so auf den Beinen. In dieser Dreifach-Funktion finde ich das Mitnehmen von Beinlingen schon immer noch gerechtfertigt, aber man sollte auf das Gewicht achten, es gibt da ziemliche Unterschiede. Dafür verzichte ich auf viele andere Dinge, die Ihr hier aufgezählt habt. Und ehe ich auf Beinlinge verzichte, würde ich wohl eher noch die Regenhose zu Hause lassen. Aber auch hier gilt für mich das Psychologie-Argument: Es ist schon etwas entnervend, stundenlang durch den Regen zu radeln. Mir zumindest hilft dann Regenkleidung (Goretex-Helmüberzieher, dünne leichte Regenjacke (richtig leichte Regenhosen gibt es leider nicht oder ich hab sie noch nicht gefunden) und möglichst leichte Regen-Überschuhe), dann ist stundenlanger Regen für mich irgendwie eher zu ertragen. Wer da robuster drauf ist, kann wahrscheinlich auf die Regenhose verzichten (aber Regenüberschuhe sind schon nett, dann quietscht das Regenwasser erst ein paar Stunden später in den Schuhen).
Eine Radikalmaßnahme hätte ich noch zu nennen, an die ich mich aber leider selbst nicht halte:
Voll auf Garmin (oder anderes Navi-Fabrikat) vertrauen, d.h. keine Papierkarten mitnehmen! Nehme ich mir jedes Mal vor, aber am Ende packe ich dann doch immer ein paar Karten ein.
Für Papierkarten-Junkies wie mich: Briefumschläge und Briefmarken mitnehmen. Alle Karten, die man nicht mehr braucht, weil man die Region durchradelt hat, nach Hause schicken. Also soviele Briefumschläge wie man Karten mit hat (minus eins) mitnehmen.
Auf Schuhe für Klickpedalen würde ich nicht verzichten, weil die meiner Meinung nach Performance-Gewinn bringen. Ich habe im letzten Jahr bei Decathlon extrem leichte Badelatschen gefunden, die es zumindest für den kurzen Stadtspaziergang abends oder für die Fähre nach England tun.
Also generell nur Radfahren, essen und schlafen, sonst nicht viel anderes machen, damit spart man ja schon ziemlich viel Gewicht.
Wer (wie ich) unbedingt immer ein Buch dabei haben muss: Es gibt diese Fremdsprachenreihe von Reclam. So ein Buch, falls man nicht absolut flüssig im englischen Lesen ist, hält einen ganzen Radurlaub lang und länger, weil man beim Lesen abends, wenn man am Tag genug radgefahren ist, sowieso bald einschläft. Und die meisten Vokabeln werden erklärt, man braucht also kein Wörterbuch (was aber vermutlich auch mit Smartphone ginge, wenn man Netz hat).
Es gibt bei Decathlon extrem leichte kurzärmliche Kunstfaser-T-Shirts für den Abend. Leider ist das Modell, was die im letzten Sommer hatten, schon etwas schwerer geworden, aber immer noch ziemlich leicht. Alle Sachen, die man mitnimmt, sowieso immer mit Digitalwaage kaufen bzw. zu Hause auswählen, auch Unterhosen haben große Gewichtsunterschiede (die leichtesten hab ich bei C&A gefunden). Eigentlich reichen 2 Unterhosen, wenn man sowieso den ganzen Tag Rad fährt, ich habe die dritte nie gebraucht, aber naja, ich nehm sie dann doch immer wieder mit. Meine Rennradsachen wasche ich immer mit der Handwaschpaste der Hotels. Billige Hotels haben sowas manchmal nicht, dann stinke ich eben noch einen Tag länger.
Eine Rolle mit Klamotten für den Abend, für Regen und Kälte zusammengerollt an den Lenker binden, in eine leichte regendichte Tasche (Kajak-Zubehör) packen (Fabrikat hab ich grad vergessen, kann ich aber zu Hause nachschauen, falls es einen interessiert) und dann mit zwei Kunststoff-Packriemen an den Lenker binden, das spart auch enorm Gewicht, und ist trotzdem wasserdicht. Mach ich schon jahrelang so, die Sachen sind nie naß geworden, und die Anbringung hat auch den rauhesten Kiesweg überstanden.
Sowas wie Schutzbleche käme mir sowieso nie ans Rad, ne Regenhose ist immer noch leichter als Schutzbleche und erzeugt weniger Windwiderstand...
Im Zeitraum 21. Juni plus/minus einen Monat fahren, dann kann man in unseren Breitengraden oder nördlicher auch auf Licht verzichten. Eventuell ein Tagfahrlicht nach hinten, falls man Straßen fährt, das ist schon etwas sicherer, glaub ich. Sicherheit sollte man wohl nicht gegen Gewicht ausspielen (Komfort schon...). Kleine leichte Pumpe, dann muss man eben bei Panne länger pumpen (bei nächstem Radladen dann mit Standpumpe nachpumpen), das spart auch viel Gewicht. Einzelne Imbußschlüssel, mit Gummi zusammengebunden, statt Mehrfach-Werkzeug, spart auch enorm. Einfach alles mit genauer Digitalwaage wiegen und immer vergleichen, immer, bei jedem Teil, nach leichteren Alternativen suchen.
Es gibt diese ultraleichten Schläuche aus TPU, das spart auch viel Gewicht (bei relativ wenig Geldeinsatz). Würde ich aber keinem raten, ich hatte damit schon mehrfach ne Panne, die reiben sich bei Schwalbe Marathon am Hinterrad auf rauhen Wegen einfach von innen durch. Ist mir schon zweimal passiert, seitdem mach ich hinten wieder Butylschläuche rein.
Grüße
Christoph