Re: Old School oder Fahrradnavi

von: Gravelbiker_Berlin

Re: Old School oder Fahrradnavi - 22.05.23 11:49

Ich würde nicht auf die hören, die sich hier immer noch für Papierkarten aussprechen. Auch ich habe lange gebraucht, bis ich den Garmin gekauft und benutzt habe, aber inzwischen ist es für mich absolut unvorstellbar, ohne Garmin loszufahren. Die Diskussion Navi versus Smartphone ist hier schon so oft geführt worden, am Ende fand ich das Argument am besten, dass man doch ein Gerät, wo lauter Daten drauf sind, die für das eigene Leben essentiell sind (online banking etc) nicht so leichtfertig möglichen Beschädigungen oder Verlust aussetzt. Die Garmin-Halterung ist absolut robust, ich fahre ständig rauhe Kieswege, das hält einfach super, da kann keine Smartphone-Halterung (außer vielleicht die Lenkertasche, die ich aber nicht nehme) mithalten. (Ich verwende bei einem Gravelbike die Mountainbike-Halterung, die muss man extra bestellen) Auch sonst, ein Garmin ist einfach witterungsbeständig, und genau für diesen Einsatz entwickelt. Vielleicht sind auch andere Navis gut, aber Garmin ist der Marktführer, das wird ja seine Gründe haben. Ich habe den Edge 1030 und würde heute den Edge1030 plus kaufen, mit längerer Akku-Laufzeit oder vielleicht auch den Edge1040. Diese Geräte lassen meiner Meinung nach keine Wünsche offen, aber es stimmt natürlich, was hier auch geschrieben worden ist, eine gewisse Einarbeitung braucht man. Aber im Navigations-Unterforum sind die Leute wirklich sehr sehr hilfsbereit, ich bin auch kein Digital-Experte, aber mir ist immer geholfen worden. Und wenn ich noch so dumme Fragen gestellt habe (was ich getan habe). Taatsächlich bin ich hauptsächlich in dieses Forum gegangen, um Fragen zur Navigation und zum Garmin loszuwerden.
Ich sehe auch nicht den Gewichtsvorteil, wenn man mit Smartphone navigiert, weil man dann Powerbanks mitnehmen muss, die vermutlich schwerer als ein Garmin sind.
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Aber ob nun Navi oder Smartphone, ich will vor allem eines sagen: Heute noch nach Papierkarten zu fahren, da spricht so viel dagegen und so wenig dafür, eigentlich weiß ich gar nicht, was überhaupt noch dafür sprechen sollte.
Erstens: Die digitalen OpenStreetMap Karten sind genauer und aktueller als Papierkarten.
Zweitens: Die Papierkarte hilft einem meist gerade an den entscheidenden Stellen nicht, oder nur durch ewig lange Detektiv-Arbeit, wozu dann Leute befragen, Wege rein und wieder rausfahren, bis man nach etlichen Sackgassen den Seitenweg gefunden hat, der auf den schlecht ausgeschilderten Feldweg führt, entlang dessen die Radroute langführt, und ähnlich langwierige nahezu unmögliche Dinge gehören dazu. Wer nach Papierkarten fährt, kommt einfach nicht voran, weil er ständig absteigen muss und/oder sich oft verfährt.
Drittens: Auf Beschilderung kann man sich nicht verlassen. In England ist die Beschilderung der NCN Routes zum Beispiel kaum zu finden (weil sehr klein und an den komischsten Stellen aufgeklebt) und sowieso extrem lückenhaft. In Deutschland ist das zwar besser, aber es gibt jede Menge Vandalismus. Zumindest in Ostdeutschland. Da werden Schilder abmontiert, oder ein beliebter Spaß ist es auch, die Radweg-Schilder zu drehen.
Aus diesen Gründen kann mit Papierkarten eigentlich heute nur noch der fahren, der ausschließlich auf Auto-Straßen unterwegs ist, so dass er die gute Straßenbeschilderung nutzen kann, an der auch kaum Vandalismus verübt wird. Aber auch dann muss man regelmäßig absteigen und auf die Karte gucken, weil sich niemand die Abfolge von 10 Dörfern merken kann, wo man langradeln will. Früher hab ich mir sowas dann immer auf den Arm geschrieben, aber ehrlich, im Navi-Zeitalter muss man sich sowas nicht mehr antun.
Vor allem aber wäre es ziemlich unschön, in verkehrsreichen Gegenden immer den Autostraßen zu folgen. Ich entsinne mich mehrfach daran, dass ich dann doch die vielbefahrene Straße gefahren bin, als ich noch mit Papierkarten unterwegs war, weil ich den autofreien Radweg einfach nicht gefunden habe.
Besondere Problemzonen sind Städte, auch kleinere Städte. Selbst wenn die Radwegmarkierung lückenlos ist, man übersieht manchmal ein Schild. Aber vor allem ist die Radwegbeschilderung selten lückenlos. Seit ich mit Garmin unterwegs bin, genieße ich besonders in den Städten, dass ich durch ruhige Stadtparks geführt werde, fernab des brüllenden Autoverkehrs, das ist wirklich soviel besser als der straßenbegleitende Radweg direkt ins Zentrum entlang einer sechsspurigen Autostraße. Den es natürlich dann manchmal auch noch gibt, weil es streckenweise nicht anders geht, aber selten für sehr lange, meist wird man bald wieder durch eine ruhige Kleingartensiedlung oder einen Stadtpark oder Weg entlang eines Flusses geführt. Das ginge ohne Navi (also mit Papierkarten) gar nicht, das würde man nie finden, oder man müsste für jede Stadt einen Stadtplan mitschleppen.
Städtedurchfahrten sind für mich eigentlich das wichtigste Argument für das Navi. Und in vielen Gegenden kommt man um die gelegentliche Stadtdurchfahrt nicht drum herum. Aber selbst wer nur über die Dörfer fährt und Städte meidet, es empfiehlt sich auch da, Radwegen zu folgen, so es sie gibt, weil das immer noch die einfachste Art und Weise ist, Autoverkehr zu vermeiden. Und auch um die Radwege zu finden, ist Navi einfach viel bequemer als die Papierkarte.
Ich nehme immer noch die Papierkarte mit, zerschneide auch manchmal Karten, um Gewicht zu sparen, aber ich brauche die Papierkarten eigentlich nie. Seit ich mit Garmin fahre, seit ich auch einigermaßen gelernt habe, wie man Garmin benutzt, sind Papierkarten einfach nicht mehr nötig. Ich fahre 1000 Kilometer und mehr, ohne auch nur einmal auf die Papierkarte geguckt zu haben. Und wenn wirklich mal die Strecke, die man vorab mit BRouter oder anderen Programmen geplant hat, nicht funktioniert, z.B. weil der Radweg durch eine Baustelle versperrt ist, selbst dann braucht man normalerweise keine Karte. Dann macht man auf Garmin einfach die Vergrößerung kleiner, so dass man auch bei einer Abweichung die ursprüngliche Strecke noch sieht und radelt solange nach Navi, bis man die ursprüngliche Strecke wieder erreicht hat. Auch das geht viel besser als erst mühselig auf der Papierkarte eine Umfahrung zu suchen. Mit Garmin verfährt man sich auch im Wald nicht mehr, was ein weiterer wirklich wichtiger Bonus ist.

Navis sind einfach eine Revolution des Radreisens, man kann es nicht anders sagen. Es gibt keinen Grund, heute noch Papierkarten anzuhängen, außer man ist zu träge, sich um ein Navi zu kümmern. Diese Trägheit sollte man überwinden, weil danach alles wirklich viel viel einfacher wird. Ich bin sonst allen digitalen Sachen gegenüber auch eher abweisend, aber Navi, dazu sollte man sich entschließen (man braucht dann aber auch einen halbwegs zeitgemäßen und nicht ganz langsamen PC oder Notebook dazu, je größer der Bildschirm, desto besser für die Routenplanung vorab). Und noch mal abschließend, gerade die Leute in diesem Forum, die sich mit Navis auskennen, sind sehr sehr hilfsbereit, also der Entschluss ist sozusagen niederschwellig, man muss es nur kaufen, dann kriegt man hier Hilfe. Zur Not von mir, aber die anderen wissen das alles viel viel besser als ich. Danke auch an der Stelle von mir noch mal an alle, die mir immer so gut und schnell geholfen haben.

Wenn Du jetzt einmal den Entschluss gefasst hast, zieh das durch! Lass Dich nicht von Meinungen beeinflussen, die hier schreiben, Papierkarte ginge auch. Denn das stimmt einfach nicht. Du kannst Dich dann mit wichtigeren Dingen beschäftigen, wenn Du nach Navi fährst, Du kannst in Dich reinhorchen, die optimale Geschwindigkeit finden, die Landschaft genießen, sovieles mehr....
Viele Grüße
Christoph