Re: Island- der Westen und der Süden

von: uwee

Re: Island- der Westen und der Süden - 09.08.13 13:26

Am nächsten Morgen geht es mir gar nicht so schlecht.
Kaum Schmerzen.
Versuchen wir einfach weiter zu machen.
Die Fähre bringt uns jetzt in den Ort Brajanslaekur- wobei der "Ort" wohl 20 Einwohner aufweisen dürfte.
Eigentlich wollen wir nach Osten fahren.
Doch als die Fähre anlegt bläst ein Sturm mit 23m/s (in Meter pro Sekunde wird die Windgeschwindigkeit in Island angegeben) von Osten. Das entspricht 83 km/h- wenn ich richtig gerechnet habe.
Wir überdenken unsere Strecke und fahren dann nach Westen.
Mit heftigem Rückenwind. Es ist eiskalt. Wir sind durchgefroren. Da grüßt im Ort Kross (40 Einwohner) ein Schwimmbad mit Hot Pool unmittelbar am Meer.




Es regnet in Strömen als wir das Zelt aufstellen. Da fällt uns gar nicht auf, dass der Untergrund auch noch sumpfig ist. Aber später!
Das Bad ist toll und hat bis 22:00 Uhr geöffnet.
Es regnet weiter ununterbrochen bis in den frühen Morgen.





Schwimmbad mit Hot Pot











Eine halbe Stunde später dann dieses Wetter und windstill.














Wir haben beschlossen zum westlichsten Punkt Europas zu radeln.
Das ist auch noch einer der interessantesten Vogelfelsen in Island Latrabjarg.
Schade, dass gerade heute nach knapp einer Woche der Wind wieder seine Richtung gewechselt hat und nun mit 19m/s (68km/h) von Westen- also wieder von vorne- bläst.
Alles andere hätte uns aber auch gewundert.







Natürlich erwischt uns der Schauer da vorne, wie noch mehrere an diesem Tag.
Als der Wind noch heftiger wird und auch weil die Wege zum Latrabjarg zum großen Teil nicht asphaltiert und dadurch noch anstrengender sind ändern wir mal wieder die Route (es gibt ja noch so viele andere Vogelfelsen, und ausserdem standen wir schon an Cabo de la Roca in Portugal, dem westlichsten Punkt von Festlandeuropa).
Wir quälen uns nach Patreksfjörthur, biegen dort aber ab und fahren- jetzt in nordwestliche Richtung- nach Bildudalur.
In den Westfjorden, wo wir grad sind folgt die Straße im Norden dem Verlauf der Fjorde.
In den anderen Gegenden liegt zwischen dem einen und dem nächsten Fjord ein Pass- meist so um die 500m Höhe. In Höhen über 300m wächst nichts mehr und es liegt zum Teil noch Schnee an den Banketten.




Erstaunlicherweise hat es diesmal der Wind nicht geschnallt, dass wir die Richtung gewechselt hat und drückt uns mit gleicher Stärke nach oben. Schön in einem mittleren Gang eine 10%ige Steigung hochzufahren. So muss sich wohl auch ein E- Biker fühlen.






























wieder mal ein schönes warmes Freibad mit natürlichem Hot Pot und dazu noch umsonst. Durchgefroren kochen wir unser Mittagessen in den Umkleideräumen. Wir sind auch alleine!

























Der verbrühte Fuß schmerzt jetzt doch und sieht eklig aus. Wir sind uns nicht sicher ob das Verbandszeug reicht und ob ich nicht besser in eine Klinik gehen sollte. Oder gar den Urlaub abbrechen!
Geplant war von Isafjördur die Nordküste nach Osten zu fahren und dann über den Kjölur durch das Hochland.
Das trauen wir uns nicht.
Zu schlecht wären in einem Notfall die Busverbindungen in diesem abgelegenen Teil des Landes.
So fahren wir also wieder von Brjanslaekur über Flatey nach Stykkisholmur und nehmen von dort den Bus mit einmal umsteigen in Borgarnes nach Reykjavik (20,- Euro p.P. mit Fahrrad).


Unser lieber Andi aus dem Radforum bringt frisches Verbandsmaterial mit aus Deutschland. Wir treffen ihn in Selfoss um 13:00 Uhr auf einen Kaffee. Er hat da schon 130km von Keflavik kommend hinter sich. Wir kommen die gesamte Reise nie über 100km am Tag.
Wir machen jetzt das "Touristenprogramm Golden Circle". Ist nicht leicht nach den wilden und fast unbewohnten Westfjorden. Andersrum wäre es wohl besser gewesen. Aber so war es ja auch nicht geplant.
Mit dem neuen Gel und den Verbänden beruhigt sich der Fuß wieder.
Zumindest die abgespeckte Version können wir noch fahren.
Danke Andi!!!







So schön kann es in dieser Jahreszeit in Island um Mitternacht aussehen.







.......und so am nächsten Tag. Der Sturm bläst uns von der Straße. Bis er gegen Abend abflaut suchen wir Schutz im Zelt!

























So schauts am Thingvellir aus, wo über Jahrhunderte die Isländer alljährlich ihren Rat abhielten.
Ein paar Touristen gibt es dort auch- wie überall hier!









.... eine der tausend Spalten, die verdeutlichen wie sich doch Amerika und Europa voneinander entfernen....






Angeln kann man natürlich auch in Island!






und tauchen auch!









grün und flach ist es auf dem Weg nach Gulfoss.
Und Island möchte sich die letzten Tage mit uns versöhnen.
Der Wind kommt fast den Rest der Reise von hinten!!! Egal wohin wir fahren!














Wir sind auf dem Weg zum Gulfoss, einem der, oder dem größten Wasserfall Islands.
Natürlich ein Touristenmagnet. Viele Busse. Viele Menschen- zumindest für isländische Verhältnisse. Die stehen aber alle am westlichen Ufer des Hvita.
Wir kommen von Fluthir und biegen kurz vor der Brücke über den Hvita in die nicht asphaltierte 349 ein.
Nach 8km kommt man an einen Parkplatz- von dort ist es dann noch ein Kilometer zu Fuß.
































Und schönste Plätze fürs Zelt gibt es hier auch!















Gut, ganz alleine waren wir zum Schluss nicht. Es kamen noch ein paar nette Wanderer.









Letztendlich schauten wir uns noch die Geysire und heissen Quellen bei Geysir und- auch sehr schön- kurz vor dem Flughafen auf Reykjanes an.




















































Von den 20 Tagen hat es an 19 geregnet. Meist war es windig bis stürmisch. Sechs mal übernachteten wir in Guest Houses. Die waren eigentlich alle schön, einmal auf einem Campingplatz mit angeschlossenem Bad als eines von zwei Zelten, sonst immer irgendwo, wo es uns gefiel- oder das Zelt windgeschützt war.
Nach Angaben der Isländer wäre es bisher der schlechteste Sommer seit Menschengedenken gewesen......
Und es hat uns trotzdem sehr viel Spaß gemacht.
Wir kommen sicher wieder und erkunden dann auch das Hochland.



Uwe







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