Re: Tour de Ruhr 2011

von: joey_66

Re: Tour de Ruhr 2011 - 02.05.11 16:43

Tour de Ruhr Tag 3, 20.04.2011
Es ist genau 06:32h als ich nach einer Nacht in der ich gut geschlafen habe, weit besser, als letzte Nacht in meinem Bett, greifen die üblichen Automatismen des Morgens, Kocher in Stellung bringen und Kaffeewasser aufsetzen, heute gibt´s nen Cappu.
Während ich noch ziemlich schläfrig auf das Sprudeln des Wassers warte, schießen mir -ähnlich wie im Traum- in kürzester Zeit enorm viele Dinge durch den Kopf, es beschleicht mich wieder dieses mir bekannte Gefühl der Wehmut, wieder einmal geht heute ein kleines, aber schönes Abenteuer zu Ende.
Früher flog oder fuhr man (ich) mit Edelkarossen an die entlegensten Orte der Erde, wobei es mir die Côte d’Azur besonders angetan hatte, mir teure Fahrräder hätte leisten können, nur wozu, ich hätte eh keine Zeit oder auch Lust gehabt, damit zu fahren, war mir viel zu anstrengend.
Russen waren zu Zeiten des eisernen Vorhangs die Bedrohung aus dem Osten, heute fahre ich mit ihnen gemeinsam Radtouren und stelle fest, es sind tolle Menschen mit einer ganz eigenen Lebensphilosophie deren Länder man heute auch per Rad bereisen kann, ein Unding zu Zeiten des kalten Krieges, alles Dinge mit denen ich groß geworden bin.
Ich werde jäh aus meiner sentimentalen Stimmung durch das Geräusch eines Reißverschlusses im wahrsten Sinne des Wortes herausgerissen, einer meiner Mitstreiter ist aufgewacht , der bestimmt Tee trinken möchte, Nummer zwei folgt wenig später.
Nach einem kargen Frühstück, für mich gibt´s immer nur nen Riegel und eine Banane die aber heute leider „aus“ sind, getreu Wladimirs Motto „hungrige Wölfe laufen schneller“ ans Einpacken der zu dieser Jahreszeit klitschnassen Zelte. Nach der Endabrechnung mit dem CP-Besitzer, dem ich mangels Müllbehälter selbigen noch in die Hand drücke, schwingen wir uns auf unsere Drahtesel, überqueren die Brücke und strampeln auf der linken Ruhrseite der Mündung entgegen.
Die ersten Vorboten der von der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 gebliebenen Besonderheiten -wie dieser verkleidete Strommast- lassen nicht lange auf sich warten, fehlen noch die freilaufenden Hunde und Skater vor denen Paule gewarnt hatte, um es vorweg zu sagen, es hielt sich in Grenzen, nicht aber die riesigen Mückenschwärme, die die Tochter einer Familie zum heulen und fast Aufgabe brachte. Die "Sau" war allerdings tatsächlich mitunter los, vor Allem am Kemnader und den anderen Seen.
Wir erreichen bei herrlichem Wetter den schönen Baldeneysee, wo im Hintergrund die Krupp´sche Villa Hügel zu sehen ist.

Meine Mitstreiter legen ein ordentliches Tempo vor, ich lasse es eigentlich gerne etwas gemächlicher angehen, und erreichen eine Bank mit herrlichem Blick auf eine sattgrüne Wiese mit blühenden Obstbäumen, übersäht mit ebensolchem Löwenzahn, der mich an meine Kindheit erinnert, es war das Lieblingsfutter der Stallkaninchen meines Oppas und ich durfte diesen mit Messer bewaffnet ernten. Hier futtern wir die noch vom gestrigen Abend übriggebliebenen Bratwürste um unseren Akku zu laden.

Wir erreichen Mülheim an der Ruhr, fahren durch schön angelegte Parkwege mit knackigen Steigungen und können das Aquarius Wassermuseum bestaunen, für mehr, Schloss Broich z.B. bleibt keine Zeit. Unser Ziel, die Mündung rückt immer näher während wir in Duisburg angekommen sind und ziemlich kreuz und quer aber richtig fahren.

Da kommt uns ein für mich ohne Piratentuch und Cruiser nur schwer erkennbarer Radfahrer auf einem Reiserad entgegen, ein lautes Hallo läßt uns anhalten, es war Sporky -der jetzt vermutlich am Neckar unterwegs ist- auf dem Weg von der Arbeit nach Hause. Ein Glück, hier stellte ich fest, dass die Werkstatt meine Anhängerkupplung nicht fest genug angezogen und sich somit gelockert hatte, das hätte übel ausgehen können.
Nach einem Small Talk, wo er meinte „an dem Kreisverkehr da vorne geradeaus noch ca. 1 km dann seid ihr da“ fahren wir weiter, doch an dem Kreisverkehr rechts und nicht geradeaus? und kommen an einer Stelle aus, wo wir eigentlich nicht hinwollten. Auf der Rückfahrt jedoch war die orange Skulptur aus der Ferne erkennbar und wir steuerten darauf zu.
Rheinorange ist erreicht, dieses Stück Stahl ist 25m hoch und war sicher teuer? Aber wir sind an der Ruhrmündung unser Ziel.
Von hier geht es weiter, durch Straßen die z.T. das Feeling von Ankara oder Istanbul aufkommen lassen, zum Wolfsee, wo Michael zum Eis einlädt, lekka.
Quer durch die 6 Seenplatte, über Lintorf fahren wir zum Bhf Düsseldorf-Flughafen, wo wir uns von Wladimir verabschieden und 2 km weiter ist auch Michael zu Hause, ich erreiche mein Zuhause gegen 17:00h.

Mein Dank gilt Allen die diese Geschichte nicht nur gelesen haben, sondern auch als Ansporn Gleiches zu tun nehmen.

Mein Resümee:
Der Ruhrtalradweg ist schön und gut zu fahren, wer mehr Zeit hat sollte sich die nehmen.

96,45 km

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In meiner Post finde ich die Erinnerung der Klinik Florence Nightingale, Kaiserswerth, an meine wieder fällige Nachsorge/Kontrolluntersuchung, womit der Mai wegen der vielen Termine, der erste ist morgen früh, gelaufen ist.