Re: Carretera Austral

von: uwee

Re: Carretera Austral - 12.11.17 22:03








Wir beginnen die letzte Etappe unserer Carretera Austral Tour.
Die Ortschaften liegen immer weiter auseinander.
Vom letzten kleinen Städtchen- Cochrane- sind wir leider etwas enttäuscht.
Wir finden keine hübsche Unterkunft. Das Essen in den Restaurants ist auch nicht sehr anregend, und das Angebot der Supermärkte wirkt nicht gerade euphorisierend auf uns.
In der vorangegangenen Einsamkeit hatten wir uns bessere Leckereien erträumt.
Da freuen wir uns, den Speiseplan mit selbst gefundenen Pilzen (Champions) aufzupeppen. Dazu gibt es einen relativ guten, selbst gemachten Gulasch und endlich auch mal wieder einen Rotwein. Der Carmenere ist in Chile unser Favorit.




















Der Rio Baker ist der wasserreichste Fluss Chiles.























































Das Wetter ist nach wie vor sehr durchwachsen. Immer wieder regnet es. Heftige Winde.
Viele giftige Steigungen rauben uns die Kräfte.
Diese Reise ist physisch und psychisch fordernd...

Auf dem Weg zur letzten Fähre, Pto. Yungay- Rio Bravo, muss ich weite Strecken das Fahrrad schieben und ziehen. Isabel ist momentan besser drauf als ich und übernimmt als Ausgleich das Zelt. Sie hat nun 2,5 kg mehr, ich 2,5 kg weniger Gewicht. Das hilft die Differenz zu verkleinern.




Dafür ist die Überfahrt gratis.
An der Fähre treffen wir zahlreiche andere Radler. So viele haben wir sonst in einer Woche nicht getroffen. Die meisten von Ihnen haben wir bereits mehrmals in den letzten Wochen irgendwo auf dem Weg getroffen.






















In den "Wartehäuschen" der Fähre, an beiden Seiten des Fjordes, dürfen Radler nach der Abfahrt der letzten Fähre übernachten. Bei Kälte, Sturm und Regen ist das schon eine Verlockung.
Es ist uns an diesem Tage dort allerdings zu voll.
Wir finden bald darauf einen schönen Zeltplatz auf einem aufgegebenen Flughafen.















Viele Arbeiter (meist Soldaten) kamen beim schwierigen Bau der Carretera ums Leben.











Der nächste Tag bringt gleich zwei neue Rekorde.
Noch nie haben wir solch eine Menge an Wasserfällen gesehen.
Und noch nie haben wir an einem Tage so oft die Regenkleidung an- und ausgezogen. Mehr als 20 Mal. Die Wasserfälle brauchen halt Nachschub...
Trotzdem schaffen wir an diesem Tage ausnahmsweise mehr als 100 Kilometer.
































Geschafft! Am Ende der Carretera Austral nach 1350 Kilometern erreichen wir den Endpunkt. Den sympathischen Ort Villa O`Higgins. Es gibt dort ein superteures Hotel, etliche günstige Homestays und auch diverse Hütten. Zur Feier des Tages mieten wir uns eine richtig schöne Hütte mit Kaminofen. Der Wirt schenkt uns gleich noch einen Rinderbraten von sicher zwei Kilogramm.































Wir bleiben in dem freundlichen Dorf gleich drei Tage. Und vertreiben uns die Zeit mit Wanderungen, angeln und radeln...











Zwei Boote fahren über den Lago O`Higgins. Dieser wird praktisch täglich von heftigen Stürmen heimgesucht. Er gilt als der vielleicht gefährlichste See Südamerikas.
Ist der Sturm zu stark verbietet die Hafenbehörde das Auslaufen der Boote.
Dann stauen sich die Radler und die anderen Reisende.












Hier ist das offizielle Ende der Carretera Austral.
Und das Ende für motorisierte Fahrzeuge (Schiffe ausgenommen).





Dies ist das kleinere und günstigere Boot.
Wer zu Seekrankheit neigt sollte eher das größere Boot wählen.






Und dies ist unser Boot. Ein früheres Boot der chilenischen Kriegsmarine. Wir treffen den Eigentümer. Ein Chilene mit deutschen Wurzeln erzählt und von den Schwierigkeiten dieses Boot auf dem Landweg bis hierhin zu bringen.
Und wie schwer es ist das Boot in dieser abgelegenen Ecke des Landes zu warten.
Gerade ist ein Mechaniker auf dem Weg von Puerto Montt um einen der beiden Schiffsdiesel zu überholen. Eine recht weite Anfahrt.



















Es kommt ein heftiger Sturm. Gischtwellen schlagen weit über das Boot. Das Deck ist für die Passagiere gesperrt. Mehr als die Hälfte der Passagiere benötigt Spucktüten. Isabel verteilt Globuli. Einige meinen diese würden helfen...





Nach der Überfahrt werden die Räder ausgeladen.
Hier darf man sich entscheiden, ob man von hier aus gleich weiterfährt, auf dem hübschen Campingplatz bleibt oder noch eine mehrstündige Fahrt zum Gletscher, dem Glaciar O`Higgins, unternimmt.
Dieser Ausflug kostet zwar etwa 50 US$, soll sich aber angeblich lohnen.
Wir buchen ihn.










































Alle paar Minuten brechen riesige Eisbrocken von der Gletscherzunge ab und stürzen laut krachend und stiebend in den See.













Wie erhofft machen sich zwei mutige Männer von der Crew in einem kleinen Schlauchboot auf um jahrhunderte altes Eis vom Gletscher zu holen.


















Wir genießen den Whiskey mit Gletschereis.
Wir haben oft von dieser Prozedur gehört und gelesen.
Es ist für uns aber eine Premiere und ein echtes Erlebnis.

















Nein, wir bereuen es wirklich nicht die Tour gebucht zu haben.
Ein absolutes Highlight der Reise...



Uwe