Der zweite Frühling - Peru

von: uwee

Der zweite Frühling - Peru - 26.03.17 19:25




Bis eine Woche vor Abflug war es nicht klar, ob wir fliegen können.
Isabels Schmerzen im Knie wurden immer schlimmer.
Der Physiotherapeut und die Spritzen des Orthopäden reichten nicht mehr.
Drei Wochen vor Abflug ließ sie sich operieren.
"Wird schon!" meinte der Operateur.
Eine Woche vor Abflug lief sie noch immer mit zwei Krücken.
"Wird schon." meinte erneut der Operateur. " Und sonst bleibt Ihr erst mal eine Woche in Lima, oder in einem netten Küstenort, nicht weit von Lima, wo ich vor ein paar Jahren mal war."

Ich freue mich auf alle Fälle in diesem Jahr dem deutschen Herbst ein Schnippchen zu schlagen.
Ein zweiter Frühling im Jahr 2016. Welch ein Luxus!
Und wenn es mit den Rädern gar nicht gehen sollte?
Zur Sicherheit haben wir uns internationale Führerscheine ausstellen lassen.
Das Haus ist an drei nette chinesische Studentinnen vermietet.
Frühestens in fünf Monaten dürfen wir zurückkehren.




Los ging es mit einigen Sorgen, aber ohne Krücken. "Schaun wir mal."




Da wollen wir nächsten Monat sein. Die Anden und der Altiplano.




...und der Titicacasee.
Von dem träume ich schon seit Kindheitstagen.






Ana, die Cousine unserer Nachbarin zeigt uns die peruanische Hauptstadt Lima.
Wir waren schon in vielen Ländern der Welt mit den Rädern unterwegs.
Aber noch nie in Südamerika.
Wir fürchten die Kriminalität- selbst ein Nachbar, der eine große Hacienda in Paraguay besitzt warnt uns eindriglich: "Vielleicht schafft Ihr es nicht einmal vom Flughafen bis zum Hotel- zumindest mit Euren Rädern."
Ana klärt uns auf: " In den letzten Jahren hat sich vieles zum Besseren geändert. Auch durch reichlich Polizeipräsenz. In Miraflores, wo Euer Hotel liegt, ist es mindestens so sicher wie in München."
"Ah ja. Kann ich die Kamera mitnehmen zum Erkunden der Stadt?"
"Tagsüber fast in der ganzen Stadt, abends in manchen Außenbezirken und in der Altstadt eventuell besser nicht- in Miraflores allerdings immer."


















Die "besseren" Stadtteile Limas sind wunderschön, mit Strandpromenade, guten (und teuren) Hotels, Cafes, Bars und Restaurants. Mehrmals wurde Lima ausgezeichnet als die Stadt mit den besten Restaurants..... weltweit.










Auch in diesem Bild sieht man es deutlich. Über Lima und einen weiten Streifen entlang der Küste liegt viele Monate im Jahr ein dichter Küstennebel, hervorgerufen durch die im Zenit stehende Sonne und gleichzeitig eine eiskalte Meeresströmungen aus der Tiefe und aus der Antarktis.







Lange halten wir es nicht in solch quirligen Städten aus. Uns treibt es raus. Die Panamerika ist hier eine anfangs eine 6- spurige, später meist 4- spurige Autobahn durch die Wüste. Zwischen der Meeresküste und den Anden fällt praktisch nie Regen.
Die Strecke lässt sich dank eines breiten Seitenstreifens gut fahren ist aber eigentlich stinklangweilig. Normalerweise hätten wir uns eine bessere Einstiegsstelle für bunsere Südamerikatour ausgesucht. Allerdings: Beide haben wir momentan keinerlei Kondition durch Isabels Kniebeschwerden und die Reisevorbereitungen, die uns die letzten Monate kaum Sport treiben ließen.






Am ersten Tag fahren wir etwa 60km, am zweiten 70, am dritten 90 Kilometer. Das Knie beschwert sich nur ein wenig, und auch die Schwellung bleibt im Rahmen. Und im vom Operateur empfohlenen wenig spektakulären Strandort San Bartolo legen wir einen Ruhetag ein.








Weiter kämpfen wir uns mit wenigen Höhenmetern durch die eintönige Küstenebene.






In Paracas nahe Pisco beeindruckt uns die Bootsfahrt zu den vorgelagerten Vogelfelsen, wo noch immer Guano gewonnen wird- getrocknete Vogelschei.... äh Kot der Seevögel.































Weiter geht es Richtung Nazca, die Sonne mittags im Zenit, die Temperaturen durch den Küstennebel ein wenig nach unten gedrückt. Wir brauchen viel Wasser und Sonnencreme.






Nach einer Woche fühlen wir uns heimisch und trauen uns das erste Mal das Zelt in der Wüste aufzustellen. Einige Warnungen haben wir noch in den Ohren. "Bloß nicht in der Nähe der Panamerikana wild campen."
Auf der gesamten 5- monatigen Reise durch fünf Länder treffen wir keinen Radler der in den von uns bereisten Ländern bestohlen oder ausgeraubt wurde. Viele Geschichten halten sich aber dennoch nach wie vor hartnäckig und werden uns wieder und wieder erzählt. Von Einheimischen und anderen Touristen.






Die Panamericana wird zweispurig. Solange es Standstreifen gibt lässt es sich gut fahren- sonst eher nicht. Kommt zum Glück nicht oft vor.










Verpflegung am Straßenrand.





Je weiter wir uns vom Pazifik entfernen, desto "blauer" wird der Himmel.










Wir erreichen die berühmten Scharrbilder, die Geoglyphen von Nazca.
Sie haben Generationen von Menschen fasziniert und zu den wildesten Mutmaßungen geführt u.a denen des Herrn von Däniken mit seiner Theorie vom Landeplatz der Außerirdischen.
Vom Rad aus ist allerdings nur relativ wenig zu sehen.





Wir haben mal wieder Glück. Wir buchten den Flug über die Nazca Linien für den frühen Morgen. Anscheinend schlafen dann die anderen Touristen noch- oder sitzen beim Frühstück.
Wir hatten ein Flugzeug samt Piloten und Copiloten allein für uns.
Zudem ist morgens das Licht schöner und die Turbulenzen sind nicht so heftig. Jetzt im Frühjahr aber auch sowieso nicht so stark wie im Rest des Jahres. Spucktüten wurden nicht einmal angeboten, noch weniger benötigt.
Atemberaubend, ein tolles Erlebnis, absolut empfehlenswert.


























Am nächsten Tag endet vorerst einmal die Spaßtour.
Nach etwa 700 Kilometern haben wir mit dem netten Städtchen Nazca das Ende der Flachetappen erreicht. Während die Panamericana weiter Richtung Süden und Richtung Chile dem Pazifik folgt, biegen wir nach links ab, Richtung Cusco, Richtung Berge. Innerhalb von 99 Kilometern soll es vom 600m hoch gelegenen Nazca bis auf 4390m hoch gehen.
Mal schauen wie wir uns akklimatisieren... und ob Isabels Knie mitzieht.

Davon später.













Der weitere Weg führt uns noch bis ans Ende der Welt in Ushuaia, Feuerland.
Fortsetzungen folgen also noch.


Uwe

Jürgen hatte Dich schon im Testbereich darauf hingewiesen, dass die Bildgröße den Bestimmungen entsprechen soll. 800 Pixel Breite sind völlig ausreichend! Ich habe die Änderungen diesmal für Dich vorgenommen anstatt die Bilder in Links umzuwandeln.