Re: Freiburg - Marseille...Tips erbeten.

von: CarstenR

Re: Freiburg - Marseille...Tips erbeten. - 18.06.23 21:52

Zur Info: Inzwischen habe ich die Reise von Zermatt nach Marseille hinter mir. Verteilt auf 18 Tage bin ich 1.054 Kilometer gefahren, und es war insgesamt eine beeindruckende Tour. Auf die folgenden Punkte möchte ich noch hinweisen:

Die Hinfahrt mit der Bahn nach Zermatt funktionierte reibungslos. Sogar die knappen Anschlüsse in Basel SBB und Visp habe ich entgegen allen Erwartungen bekommen. Nicht, dass ich wegen der Pünktlichkeit der Schweizer Züge Bedenken gehabt hätte, aber so ein Bahnsteigwechsel mit verpacktem Rad und vier weiteren Taschen ist nicht ohne. Die Fahrkarte musste ich stückeln, da man zwar den Zug der SBB über die DB durchgehend buchen kann, nicht jedoch die Matterhorn-Gotthard-Bahn für den letzten Abschnitt. Der wurde dann richtig teuer, da die BahnCard hier natürlich nicht anerkannt wird.

Die Abfahrt durch das lange Tal von Zermatt bis Visp war sehr angenehm, teilweise Straße, teilweise aber auch separater autofreier Weg. Nur hinter St. Niklaus machte ich den Fehler, der beschilderten Mountainbikeroute zu folgen. So fand ich mich auf einem schmalen Weg wieder, auf dem ich selbst schiebend kaum vorwärts kam. Da wäre die Straße eindeutig die bessere Wahl gewesen.

Ab Visp durch das Wallis bis zum Genfersee ging es auf der Rhoneroute von Veloland Schweiz. Dieser Weg ist gut ausgebaut und meistens autofrei. Dafür verläuft er zuweilen etwas eintönig auf dem Rhonedamm.

Am Genfersee habe ich mich für das Nordufer entschieden, so dass ich weiter der Rhoneroute folgen konnte. Eine Sache fand ich dabei unschön: Zwischen Vevey und Lausanne geht es durch die Weinberge. Das ist zwar aussichtsreich, aber die steilen Anstiege in der prallen Sonne haben mir die Sache gründlich vermiest. Auf dem letzten Stück nach Genf hinein geht es im Verkehr, was für Radreisende mit niedriger Toleranzschwelle eventuell problematisch sein könnte.

Aus Genf heraus folgte der bereits beschriebene anspruchsvolle Abschnitt. Hinter der letzten Ortschaft auf Schweizer Seite, Chancy, führte die Wegweisung nach rechts von der Straße weg in einen kleinen Nebenweg. Diesem zu folgen, erwies sich als Fehler. Auf französischer Seite wurde es sehr holprig und steil. Irgendwie gelang es mir, mich nach Vulbens durchzuschlagen, dadurch verpasste ich aber die Einkaufsmöglichkeit zwischen Valleiry und Vulbens. Danach war das Schlimmste geschafft. Bis Seyssel folgte zwar noch ein Berg, aber der war vergleichsweise harmlos.

Der weitere Verlauf bis Lyon ist sehr gut ausgeschildert. Die Einfahrt in die Stadt ist völlig unproblematisch. Es geht durch eine große Parkanlage mit Badesee und dann auf einem beschilderten Radweg, der direkt in den innerstädtischen Rhoneuferweg mündet.

Weniger angenehm war dagegen die Ausfahrt aus Lyon. Auf den ersten 30 Kilometern ist die Via Rhona noch nicht ausgebaut, und man folgt einer provisorischen Routenführung. Diese führt teilweise über stark befahrene Straßen, teilweise über groben Schotter parallel zur Autobahn und teilweise auf einem extrem schmalen Weg durch die Natur. Erst kurz vor Vienne wurde es wieder besser. Von dort ist die Via Rhona bis Arles sehr gut ausgebaut und fahrtechnisch nicht sehr anspruchsvoll. Wie es im weiteren Verlauf durch die Camargue bis zur Mündung aussieht, weiß ich nicht, da ich der Empfehlung folgte, nicht an der Küste entlang nach Marseille hineinzufahren.

Die Idee, über die Alpilles zu fahren, fand ich im Nachhinein gut. Zwischen den Dörfern ließen sich wenig befahrene Straßen finden, die landschaftlich ansprechend sind. Hinter Salon-de-Provence sah die D17 auf der Karte vielversprechend aus, da sie ziemlich gerade bis kurz vor Aix-en-Provence führt. In der Praxis ist diese Straße doch stärker befahren als erhofft, und ein paar Höhenmeter hat sie auch.

Von Aix-en-Provence nach Marseille ließ sich die D8n den Umständen entsprechend gut fahren. Durch die parallel verlaufende Autobahn ist der Verkehr nicht so stark, und im Stadtgebiet von Marseille ist sie teilweise sogar verkehrsberuhigt. Zum Bahnhof Saint-Charles habe ich mich dann mittels Google Maps durchgeschlagen.

In Marseille habe ich mich für das Hotel Terminus entschieden. Das ist zwar - wie die meisten Unterkünfte auf der Reise - nicht ganz billig, aber liegt sehr nah am Bahnhof, am Fuß der großen Treppe. Mit dem beladenen Rad habe ich aber lieber einen Umweg in Kauf genommen, als die Treppe zu benutzen.

Am Rückreisetag kam ich 20 Minuten vor Abfahrt des TGV Richtung Frankfurt am Bahnhof an. Der Zug stand schon am Bahnsteig. Am Zugang zum Bahnsteig wurden die Fahrkarten kontrolliert, und auf das zu diesem Zeitpunkt noch unverpackte Rad wurde ich vom Kontrollpersonal nicht angesprochen. Durch diese Zugangskontrolle konnte ich mir sicher sein, dass ich beim Verpacken des Rades keine zwielichtigen Gestalten zu befürchten hatte. Das nunmehr verpackte Rad konnte ich problemlos in der Gepäckablage unterbringen. In der unteren Etage, wo ich meinen Sitzplatz hatte, war zwar alles voll, aber oben konnte ich das verpackte Rad und die übrigen Gepäckstücke noch unterbringen. Zum Glück bin ich nicht erst in Aix-en-Provence eingestiegen, denn dann wäre es mit dem Platz für das Gepäck problematisch geworden. Wichtig ist, dass Namensschilder am Gepäck in französischen Zügen Pflicht sind. Das hatte ich zum Glück vorher gewusst, so dass ich entsprechend vorsorgen konnte. Etwas stressig wurde es in Strasbourg, denn wegen einer technischen Störung am Zug wurde dort ein außerplanmäßiger Umstieg nötig. Mit dem vielen Sperrgepäck war das nicht gerade ein Vergnügen. Danach folgte auf deutscher Seite noch die obligatorische Verspätung.

Zum Glück hatte ich die Rückfahrt schon vor der Reise gebucht, denn laut DB-Navigator war im TGV die 2. Klasse ausgebucht, so dass eine spontane Mitfahrt womöglich nicht funktioniert hätte.