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#669653 - 16.11.10 17:50 60 Tage durch British Coumbia und Alberta
Tumaisch
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Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 78
Dauer:2 Monate, 2 Tage
Zeitraum:8.5.2010 bis 8.7.2010
Entfernung:3130 Kilometer
Bereiste Länder:caKanada
Externe URL:http://fuchs-on-tour.ch/joomla/index.php?option=com_content&task=view&id=158&Itemid=113

Vorinfo: Habe den Text in einzelne grössere Etappen unterteilt, glaube nicht dass jemand das ganze Tagebuch lesen mag, ausser natürlich als Reisevorbereitung... wirr

Ein Link zu den Fotos findet ihr übrigens ganz am Ende!

Folgende Etappen werden beschrieben:

[liste]
[*]Vancouver nach Port Hardy
[*]Prince Rupert nach Smithers
[*]Smithers nach Prince Georges
[*]Prince Georges nach Jasper
[*]Jasper nach Lake Louise
[*]Lake Louise nach Sicamous
[*]Sicamous nach Osoyoos
[*]Osoyoos nach Vancouver
[*]Vancouver nach Tofino




Ankunft in Vancouver:
In Vancouver genehmigten wir uns dann zunächst mal 2 Erholungstage, welche wir zum Akklimatisieren, Zelt kaufen (zu unserem Enttäuschung fanden wir keine Tunnelzelte) und für etwas Sightseeing nützten. Bei einer Rundtour um den bekannten Standley Park durften wir nebst einigen Totempfaehlen auch viele Vogelarten und sogar einige Waschbären bewundern. Ein Waschbär wurde beim Passieren des Weges sogar beinahe von einem Skater überfahren, als er sich während mehreren Metern zwischen die rollenden Beine des Skaters wagte. Ein herrlicher Anblick... Nachdem wir an einem kleinen Sandstrand einige Sonnenstrahlen aufgetankt hatten und zum Rückweg ansetzten, wurde mein Fahrrad plötzlich wacklig und „pffffff“, mein Reifen platt! Etwas ungläubig nahm ich zur Kenntnis, dass mein neuer super Schwalbe Marathon Plus Reifen bereits vor dem eigentlichen Tourbeginn einen ersten Schaden erlitten hatte.


11.05. - 20.05.2010 / Vancouver bis Port Hardy (Vancouver Island) 450 km

Die Tour beginnt: Am 11.Mai wachte ich dann mit einer starken Erkältung auf (Flug? Hotel?), trotzdem starteten wir zu unserer ersten Route Richtung Vancouver Island. Das Wetter war leicht bedeckt, aber trocken bei ca.12 Grad morgens bzw. ca. 18 Grad nachmittags. Von Vancouver Downtown fuhren wir durch den Standley Park bis Horseshoe Bay zur Fähre. Dort mussten wir leider eine mehrere km lange Zusatzschlaufe machen, da wir anstatt den Fussgängerweg via Dorf dem signalisierten Autoverlade-Verkehr folgten. Entsprechend später als geplant nahmen wir dann um 12.30 Uhr Fähre nach Nanaimo (Vancouver Island) und genossen während der 90min Reise die Sicht auf die herrlich verschneiten Berge der Coast Mountains. Auf dem rege befahrenen Highway (19) fuhren wir auf dem breiten Velostreifen durch Wälder und wieder häufig mit schönem Blick auf verschneite Berge zur Linken bis nach Parksville. In einem dieser Waldabschnitte durchquerten sogar Wildhasen und Rehe unsere Wege. Auch 2 Adler beobachteten wir kurz, als sie sich gerade an einem toten Reh am Strassenrand bedienten. Unsere 1.Nacht im neuen Zelt verbrachten wir in einem sehr einfachen Provincial Park Campground direkt am Pacific. Am nächsten Morgen starteten wir um 08.00 Uhr ab Parksville weiter nordwärts entlang des Pacifics, vorbei an etlichen Golfplaetzen, an schroffen Felsküsten und feinen Sandstränden vorbei, aber auch wieder durch Waldgebiete und diesmal sogar bei herrlichem Sonnenschein. Da wir zudem auf den Island-Highway 19A (Oceanside Highway) wechselten, war der Verkehr nun bedeutend geringer. Auch am 2.Fahrtag hatten wir kaum nennenswerte Steigungen zu bewältigen, so dass wir die 95 km nach Bates Beach bereits gegen 15.30 Uhr geschafft hatten. Der erneut schlichte Campground im Kitty Colemann Provincial Park (13 Dollars/Nacht) bot nur ein einfaches WC (Hütte mit WC-Papier) und eine Wasserpumpe (ohne Behandlung nicht trinkbar), sonst aber sehr schön gelegen am Waldrand direkt am Pacific. Erneut konnten wir unser Zelt ca. 10 m weg vom Meer an einer einfachen Feuerstelle aufstellen. Den ursprünglich geplanten Ruhetag erweiterten wir aufgrund einer nun auch bei Rebi aufgetretenen sehr starken Erkältung sowie Knieschmerzen auf 3 Erholungs- bzw. Genesungstage. Direkt am Pacific und mit Blick auf die entfernten Berge des Festlands gönnten wir unserem Körper die notwendige Ruhe, sahen erstmals Seelöwen und entdeckten bei Ebbe zwischen den Steinen grosse Muscheln, Seesterne und sogar einen Tintenfisch. Mehrfach flogen Weisskopf-Adler über unsere Köpfe hinweg und zweimal beschenkten uns sogar Fischer bzw. der „Campground Care Taker“ mit einem riesigen Fisch (davon 1 Lachs), welchen wir am Abend genüsslich auf unserem Feuer grillierten. Bei so viel Fürsorge, tollem Wetter und herrlichen Sonnenauf- und Untergängen konnten wir so am 16.Mai gestärkt die Tour fortsetzen. Ab Bates Beach folgten wir weiter dem Highway 19A zwischen dem Pacific und den verschneiten 2000er Gebirgen im Westen bis nach Campell River.
Ab dort änderte sich das Landschaftsbild aber markant. Wir verliessen das Gebiet des Pacifics und starteten mit einer ersten nennenswerten Steigung hinein in eine einsame, wilde Waldlandschaft. Dem Anstieg folgte eine wie so oft tolle Abfahrt und eine herrlicher Ausblick auf den Roberts Lake. An den View-Points / Rest Areas konnten wir nun unschwer erkennen, dass wir uns nun definitiv im Baerengebiet aufhielten, denn es standen jeweils spezielle, bärensichere Abfallbehälter bereit. Nun, wir waren gespannt... Nach 110 km endete unser Tag in Sayward Junction (Verzweigung) im Fisherboy Park (14 Dollars/Nacht), wo wir endlich unsere 1. Dusche geniessen durften. Der nächste Tag begann dann um 09.30 Uhr gleich mit einer 8% Steigung, bisher die längste aber durchaus machbar... . Und bei der Abfahrt folgte unsere erste Erfahrung mit einem Schwarzbären!! Nichts ahnend rasten wir abwärts, nur die Strasse durchtrennte den sonst dichten Wald und gleich rechts am Strassenrand verlief ein langer, ca. 1,5 m tiefer Graben. Wohl überrascht durch das lautlose heranrollen, schreckte plötzlich ein recht grosser Schwarzbär aus dem Graben heraus und verschwand wieder im Wald. Wow, das ganze ging so schnell, dass wir den Bären erst auf gleicher Höhe bzw. beim schockierten zurückschauen richtig erkennen konnten. Zum Glück gings hier gerade abwärts und irgendwie schien es, dass der Bär fast mehr erschrank als wir. Diese Erfahrung lernte uns, dass wir so nahe am Wald/Gebüsch fahrend uns einfach besser bemerkbar machen sollten um dem Bären die Möglichkeit zu geben, sich rechtzeitig aus dem Staub zu machen. Wir entschieden uns deshalb, in regelmässigen Abständen unsere Fahrradklingeln zu betätigen und wahren auch sonst etwas wachsamer als üblich. In Woss (nach 65 km mit Campingplatz) überlegten wir uns kurzerhand, die Fahrt fuer heute zu beenden, doch bevorzugten wir es schliesslich, weiter zum Nimpkish Lake zu fahren. Für kurze Zeit setzte erstmalig Regen ein und irgendwie verpassten wir die Ausfahrt zum angedachten Campingplatz am See. Da auch nach dem See während den nächsten 30 (!) km kein Haus/Motel/Campingplatz kam (dafür viel Wald), erreichten wir erst nach total 130 hügeligen km und ca. 10 Stunden gegen 19.30 Uhr in Port Mc Neill das nächste Städtchen mit Campingplatz. Ja, dieser Fahrtag war dann doch recht anspruchsvoll; regelmässige Aufstiege wechselten sich mit kurzen Abfahrten, und Einkehrmöglichkeiten gabs zwischen Sayward Jct. und Port Mc Neill ausschliesslich in Woss. Dazwischen fuhren wir ueberwiegend durch dichte Wälder, entlang kleinen Seen und über viele kleine Flüsse. Zwischen den Bäumen konnten wir aber auch immer wieder gerodete Flächen beobachten. Auffallend waren auch all die Schotterstrassen („gravel roads“), die abseits der Hauptstrassen bestehen und meist nicht oder nur sehr schlecht signalisiert sind. Das Verkehrsaufkommen war eher gering und auch die bisher ca. 5 Logging-Trucks passierten uns problemlos. Dank dem Grosseinsatz des Vortages blieb uns für die letzte Etappe nach Port Hardy im Norden von Vancouver Island nur noch eine Strecke von ca. 50 km übrig. Aber auch diese kurze Strecke hatte es in sich. Innert ca. 15 min. sahen wir drei Schwarzbären, jeweils nur 10 - 50 m von der Strasse entfernt. Beim 2. Bären kam ich kurz in Versuchung abzubremsen um ein Foto zu machen, doch der Bär durchschaute dies und machte einen bestimmten Satz nach vorne, so liess ich die Bremsen sofort wieder los... Bei leichtem Regen und weiterhin wäldlicher Umgebung erreichten wir nach ca. 2,5 Stunden Port Hardy, unser erstes Zwischenziel. Es herrschte typisch nordisches Wetter; kühl, windig und sehr wechselhaft. Auf einem Spaziergang sahen wir erneut einige Adler. Und erstmals sind wir wegen den nahen Bären gezwungen (auf Anraten des Camp-Verwalters), unser Essen (und andere duftenden Sachen) über Nacht ausserhalb des Zelts zu deponieren. So stellten wir jene Velotaschen über Nacht in die campingplatzeigene Baracke.
Nach einem weiteren Ruhetag (die Fähre nach Prince Rupert fährt nur alle 2 Tage) folgte am 20.Mai morgens um 07.30 Uhr die 15 Stunden dauernde und 175 Dollars/Person teure Fahrt mit der Fähre nordwärts auf der beeindruckenden Inside Passage durch ein Labyrinth kleiner Inseln und Fjorde in das 270 Seemeilen entfernte Prince Rupert. Aufgrund des wie so oft vorwiegend schlechten Wetters hatten wir dabei besonders in der ersten Stunde auf offenem Pacific mit Wellen von 2 bis 3 Metern Höhe zu kämpfen. Das starke Schwanken des Schiffes führte dann bei vielen Passagieren zu Uebelkeit und Erbrechen, so leider auch bei Rebi. Abends um 22.30 Uhr erreichten wir dann Prince Rupert und waren sehr froh, dass wir zum nächsten Campingplatz (22 Dollars) nur noch 1 km fahren mussten.


21.05. - 25.05.2010 Prince Rupert nach Smithers 370 km (Yellowhead Hwy.)
Zurück auf dem Festland Kanadas, erlebten wir am nächsten Morgen den ersten von vielen Tourtagen auf dem bekannten Yellowhead Highway Nr. 16. Diese Strasse beginnt hier am Pacific in Prince Rupert und endet erst nach über 2500km (!) im entfernten Winnipeg (Manitoba). Mit leichtem Rückenwind fuhren wir in wunderschöner und überaus einsamer Umgebung durch das Tal des (breiten) Skeena. Wir staunten dann allerdings, als auch noch nach über 50 km kaum Fahrzeuge und sogar kein einziges Gebäude in Sichtweite war. Dafür ein Reh... Erst gegen 15.30 Uhr und gefahrenen 90 km entdeckten wir gerade noch vor dem Exchamsiks River Provincial Park das erste (!) Gebäude, welches sich zu unserer Ueberraschung sogar als Campingplatz (18 Dollars/Nacht) mit kleinem Restaurant entpuppte. Dankend nahmen wir diese für uns unerwartete Uebernachtungsmöglichkeit an und machten dort gleich Bekanntschaft mit Doug & Gala Sly, einem anderen Biker-Paar aus Nelson, Kanada (http://www.crazyguyonabike.com/dsly). Sie sind ebenfalls leidenschaftliche Fahrradfahrer und sind mit einem Tandem Richtung Norden ins Yukon Territory unterwegs. Auf ihre Erfahrungen mit Bären angesprochen empfahlen Sie uns den Kauf eines (lauten) Air-Horns um wenn nötig die Bären von der Strasse zu verscheuchen.

Am nächsten Tag fuhren wir mit Ausnahme eines kleinen Hügels auf praktisch ebener Strasse weiter entlang des Skeena Rivers und erblickten sogar wieder einen Schwarzbären, der sich bloss 30m vom Strassenrand entfernt aufhielt und sich nicht für uns zu interessieren schien. So erreichten wir bei der Ortschaft Terrace den Kleanza Creek Provincial Park (16 Dollars/Nacht) und waren sehr dankbar und froh, dass wir trotz ausgebuchtem Campingplatz (Victoria Day Weekend!) ausnahmsweise auf der sehr schönen grünen Picknick Area direkt am Bach campieren durften. Der „Campingplatz-Host“ erzählte uns, dass bereits eine Nacht vor uns an selber Stelle ein Schweizer Biker-Paar übernachtete und diese quer durch Kanada nach Montreal biken würden. Wer weiss, vielleicht werden wir sie ja noch antreffen...? Mit einem selbst gemachten Müesli zum Frühstück folgten wir auch am nächsten Tag weiter den verschneiten Bergen und dem Skeena River nordwärts und nebst Waldlandschaften sichteten wir erstmals auch einige Farmen. In Kitwanga, an der Verzweigung Richtung Alaska, kamen wir dann an eine Tankstelle und lernten beim Verpflegungsstopp prompt ein junges Schweizer Paar kennen, das aus dem Ybrig stammt und er ganz zufällig auch Fuchs heisst... Nur wenige Augenblicke später sprach uns ein Kanadier an, dessen Eltern in den 1950er Jahren aus der Schweiz (Uri) nach Kanada auswanderten. Zufälle gibt’s... Gegen Ende unserer Tagesetappe mussten wir dann erstmals seit längerem wieder 2 Hügel hoch trampen. Doch der wunderschöne Blick auf das Gebirge der Severn Sisters entlöhnte uns dafür. So erreichten wir nach erneut ruhiger Fahrt mit wenig Verkehr den Seeley Lake PP und machten erstmals Bekanntschaft mit leicht hartnäckigeren Mücken. Doch wir überlebten die Attacken soweit problemlos... Mit bereits etwas müden Beinen folgte dann die 95 km lange Route nach Smithers. Bereits nach wenigen km machten wir aber einen hügeligen Abstecher nach Hazelton zur Besichtigung des Ksan Indian Village. Irgendwie aber enttäuschte uns das Indian Village und auch die Besichtigung der alten Goldgräber Stadt Old Hazelton konnte in Anbetracht des aufgebrachten Zeit- und Energieverbrauchs wenig überzeugen. Immerhin aber bildete die Ortschaft Hazelton den nördlichsten Punkt unserer ganzen Nordamerika-Tour. Obwohl wir danach neu entlang des Bulkley Rivers fuhren, blieb es weiter hügelig und am Nachmittag erlebten wir erstmals einen wechselhaften, regenreichen Tag mit Gegenwind! So erreichten wir leicht erschöpft die Ortseinfahrt von Smithers, wo wir uns noch für einen kurzen Besuch des kleinen aber überaus tollen Wildlife-Museum entschieden. Erstmals gönnten wir uns hier ein Motel, lernten die öffentlichen Kleiderwaschsalons („Laundry“) kennen und genossen am folgenden Ruhetag das schöne Smithers inmitten verschneiter Berge mit all den vielen Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants.


26.05. - 31.05.2010 Smithers nach Prince Georges 375 km (Yellowhead Hwy.)
Trotz Ruhetag starteten wir am 26.Mai noch immer mit leicht schweren Beinen Richtung Süd-Ost ins 64 km entfernte Houston. Bereits um 13.00 Uhr hatten wir die leicht hügelige Route geschafft und überquerten dabei langsam aber stetig ansteigend den vorerst höchsten Punkt der Tour, den „Hungry Hill“ auf 844 m.ü.M. Wie auch das wechselhafte Wetter mit etwa 15 Grad war auch die Route mit Ausnahme einiger Farmbetrieben eher unspektakulär. Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns nun definitiv vom Küstengebirge und nachdem wir bei Topley den nächsten kurzen aber knackigen Aufstieg zum „Six Miles Hill“ (840 m.ü.M.) geschafft hatten, fuhren wir (weiterhin bei Gegenwind) auf der Ebene des Interior Plateaus entlang Feldern und durch Waldgebiete bis nach Burns Lake. Vom See sahen wir allerdings kaum etwas, da er fast ständig durch Bäume bedeckt war. Da wir den auf der Karte eingezeichneten Campingplatz irgendwie verpassten und eine Fahrt retour nicht in Frage kam, entschieden wir uns irgendwo bei einem Haus zu übernachten. So fuhren wir an einigen Häusern vorbei und sprachen die ersten Personen die wir sahen an. Gleich beim ersten Versuch wurden wir von Ken und Angie Murray, mit Kind, 2 Hunden, 1 Katze und 2 Pferden im Garten herzlich aufgenommen und sogar spontan zum Abendessen eingeladen. Wir erfuhren auch, dass hier noch 1 Woche zuvor Schnee lag und wir wohl deswegen noch von der sonst üblichen Mückenplage verschont geblieben sind. Vor dem Schlafen brachte uns Ken sogar noch Popcorn ins Zelt, welche wir sofort genüsslich verschlungen. Am nächsten Morgen drückte uns Ken noch ein christliches Heft in die Hände, so stellte sich heraus, dass auch sie Christen sind... Am Folgetag hatten wir uns eigentlich eine lange Strecke über 130 km nach Vanderhoof zum Ziel gesetzt. Doch der Wind war einfach zu kräfteraubend, kurze knackige Hügel allgegenwärtig, so dass wir uns entschieden, etwa 7 km nach Fraser Lake an einem sehr schön gelegenen Campingplatz direkt am See zwischen Eisenbahn und Highway zu übernachten. Wie schon am Tag zuvor erzählte man uns wir wieder von jungen Schwarzbären mit Jungen, welche auf der Strasse bzw. auf dem Golfplatz gesichtet wurden. Wir sahen jedoch ausser einem Reh und Fuchs keine weiteren Wildtiere. Am Abend hatten wir dann noch etwas zu feiern: Mit zwei riesigen köstlichen Würsten auf dem Grill blickten wir auf die ersten 1000km unserer Tour zurück.
Nach einer etwas unruhigen Nacht (die kreischenden Möwen lassen grüssen) holten wir unsere 50 km vom Vortag nach und fuhren bei herrlichem Sonnenschein entlang riesigen Feldern und Weideflächen Richtung Vanderhoof. Auf der Route durften wir dabei schon wieder 2 Rehe beobachten, welche dann erst nach längerer Zeit über die Büsche hüpften. Bereits um 13.00 Uhr erreichten wir Vanderhoof, zunächst nur die riesigen Holzfabriken von mehreren 100m, dann aber schon bald das Visitor Center. Hier erkundigten wir uns dann wegen eines Gottesdienstes für am Sonntag. Die Auswahl von mind. 15 verschiedenen Kirchen überforderte uns dann aber doch einwenig. Sheila Evans, welche eigentlich an diesem Tag frei hatte und gerade zufällig in der Office war, hörte unser Anliegen und bot uns gleich an, uns am nächsten Tag beim Campingplatz abzuholen. Dankend nahmen wir an. Unser Ruhetag am Sonntag war dann so etwas von erlebnisreich und ein Highlight unserer noch kurzen Tour. Um 10.00 Uhr wurden wir wie abgemacht abgeholt und fuhren dann zur Kirche. Dort wurden wir bei Kaffee liebevoll empfangen, diversen Leuten vorgestellt und wir fühlten uns in dieser familiären Atmosphäre sehr wohl. Der Gottesdienst mit einer super Worship-Zeit, einer lebendigen Predigt und sogar mit einer Taufe liessen uns wieder mal zur Ruhe kommen. Nach dem Gottesdienst wurden wir dann gleich von 2 verschiedenen Familien zum Mittagessen eingeladen. So folgten wir der Einladung des Hauptpastors und seiner Familie und verbrachten mit Ihnen einen tollen Nachmittag. Ihre Tochter, Pflegefachfrau in Ausbildung, zeigte uns dann sogar noch das örtliche Spital wo sie gerade arbeitet. Wir genossen diesen Tag sehr und sind sehr dankbar für diese Gastfreundschaft und das tolle Wetter, welches wir hier erleben durften.
Am nächsten Tag folgte die Fahrt durch eine der grösseren Städte von British Columbia; Prince Georges zählt immerhin. 75'000 Einwohner. Der Verkehr, v.a. auch jener der Lastwagen nahm Richtung Stadt merklich zu, doch die Route war allgemein weniger hügelig als in den letzten Tagen. Wir passierten die Stadt und fanden in ruhiger Landschaft beim Tabor Lake einen sehr schönen Campingplatz. Zusammen mit unseren Schweizer Nachbarn überlegten wir uns kurz, am nächsten Tag für einen Ausritt hoch zu Pferd einen Ruhetag einzulegen, doch aufgrund der gemeldeten Schlechtwetterfront entschieden wir uns schliesslich dagegen.


01.06. - 05.06.2010 / Prince Georges nach Jasper 485 km (Yellowhead Hwy.)
An diesem Tag begann es bereits nach wenigen km wie aus Kübeln zu regnen. Erstmals seit unserer Ankunft in Nordamerika wirklich sehr lange und überaus stark! Im Wissen, dass die nächsten 145 km bis Mc Bride durch eine einsame Wildnis führen und entsprechend nur Ressourcen der Mutter Natur zur Verfügung stehen werden, wollten wir an diesem Tag eine möglichst grosse Distanz bewältigen. Doch in Anbetracht des strömenden Regens und der kühlen Temperaturen war an eine sinnvolle Verschnaufspause nicht zu denken, da wir sonst sofort gefroren hätten. So entschieden wir uns, bloss 65km bis zum Purden Lake zu fahren und dort auf dem Campingplatz den Fahrtag zu beenden. Die Route war wohl auch wetterbedingt wenig aufregend, jedoch sahen wir immerhin unseren ersten Elch; allerdings tot und im Graben liegend... Im wie so oft im Wald liegenden Campingplatz flüchteten wir dann aufgrund des anhaltenden Regens erst mal ins Zelt und kamen erst mit den ersten Aufhellungen zum Kochen und Essen wieder heraus. Durch den dichten Waldabschnitt spazierten wir zur überdachten Picknick Area direkt am See, assen unsere Spaghettis und genossen zusammen mit einem Eichhörnchen noch die ersten Sonnenstrahlen des Tages. Als wir am nächsten Morgen aus dem Zelt krochen, wurden wir gleich von überaus hartnäckigen Moskitos attackiert, so dass an normales Frühstücken am Tisch eigentlich gar nicht zu denken war. Doch dies war unsere Chance, endlich mal den extra gekauften grünen Moskito-Gesichtsschutz anzuwenden. So trotzten wir den Angriffen und obwohl es nicht wirklich gemütlich war, so hatten wir es aufgrund unseres doofen Aussehens wenigstens lustig... Wir starteten bei wieder beginnendem leichten Regen und fuhren schon nach wenigen km an einem weiteren Campingplatz (mit Essen im Angebot!) vorbei. Wenn wir das gestern gewusst hätten.... Die Route wurde glücklicherweise wieder etwas lebendiger, mehr Kurven, häufige Steigungen mit anschliessender Abfahrt zum nächsten Flussübergang. Der morgendliche Regen hörte auf, wich jedoch gegen Mittag in einen noch weniger angenehmen Gegenwind. Doch unsere Gemüter erhellten sofort wieder, als wir den ersten (lebendigen) Elch am Strassenrand sahen und die schönen Cariboo Mountains ins Blickfeld rückten. Irgendwo bei den Ortschaften Loos (ein paar Häuser ohne Einkaufsmöglichkeiten) bzw. Crescent Spur (abseits der Route) entdeckten wir eine Tafel mit dem Hinweis auf eine Lodge. Da wir nicht genau wussten, wann ein nächster Campingplatz kommen würde (Anmerkung: wenige km später gibt’s einen...), nahmen wir zusammen mit einen eben angetroffenen Holländer die 3 km lange holprige Abfahrt auf uns und wir wurden nicht enttäuscht: Mitten in einsamer Natur, umgeben von einzelnen Bäumen und mit Blick auf die Cariboo Mountains fanden wir einige kleine, charmante Holzhütten (mit toller Innenausstattung und Kochgelegenheit) vor. So genossen wir den die Zeit in „unserem Chalet“ (125 Dollars/Nacht), genossen als Vorspeise eine feine Fertig-Pizza welche uns der Besitzer spendierte und fanden Zeit, wieder mal unsere dreckigen Fahrräder und Taschen auf Vordermann zu bringen. Am 03. Juni machten wir uns also auf in das noch 50 km entfernte Mc Bride. Während des kurzen Aufstiegs gleich zu Beginn begegneten wir wieder mal einem Schwarzbären und endlich klappte es mal mit einem Foto. Es folgte ein langer Downhill, wieder ein längerer Aufstieg um dann wieder hinunter nach Mc Bride zu fahren, welches etwa 700 m.ü.M. liegt. Hier machten wir Halt und genossen noch einen kleinen Spaziergang zu einem kleinen Wasserfall. Die Nacht war dann bei ca. 5 Grad (anfangs Juni..!) recht kalt, doch bis auf das Gesicht vollständig im Schlafsack eingemummt schliefen wir trotzdem recht gut.
Am nächsten Tag hatten wir dann wieder ein eindrückliches Bärenerlebnis! Wieder mal entdeckten wir nur etwa 30 m neben der Strasse einen Schwarzbären. Als auch er uns spürte, rannte er während etwa 20 bis 30m parallel zur Strasse von uns weg, so dass wir ihn eigentlich ständig vor uns hatten und unfreiwillig hinterherfuhren (das ganze gings so schnell....). Kurz bevor er rechts in den Wald abbog, stoppte er nochmals und stemmte sich mit Blick zu uns auf seine Hinterbeine. Wow, einen Bären auf offener Wiese so rennen zu sehen, ist schon sehr eindrücklich...! Wir fuhren weiter durch das Robson Valley inmitten der Cariboo Mountains auf der Rechten und der Rockys zur Linken. In der Ortschaft Tete Jaune Cache planten wir eigentlich zu mittagessen, doch weder einen Lebensmittelladen noch irgendein Restaurant oder Café fanden wir, um die Marke von 1000km auf dem Yellowhead Highway, also derselben Strasse, zu „feiern“. Hier in Tete Jaune Cache fliesst auch der Verkehr des Highway 5 mit dem Yellowhead Highway zusammen. Während das Verkehrsaufkommen bis hier sehr angenehm war, verdoppelte sich der Verkehr nun in etwa Richtung Jasper. Nach total 80 km erreichten wir den wunderschönen Mt. Robson Provincial Park und schon von weitem erkannten wir den höchsten Berg der kanadischen Rocky Mountains, den Mt. Robson mit 3954 m.ü.M. Wie wir erfuhren, zeigt er nur ganz selten seine ganze Pracht bis zum obersten Bergspitz. Vom nahen Campingplatz aus machten wir am späteren Nachmittag noch eine Wanderung zum 6 km entfernten Kinney Lake auf fast 1000m.ü.M. Als wir den kleinen See umgeben von steilen Felswänden erreichten, wurden wir fast sprachlos ab dieser Schönheit! Wir verharrten und genossen diese Ruhe und Ambiance. Glücklicherweise waren wir aufgrund der fortgeschrittenen Zeit gerade die einzigen Leute an diesem See und wenn wir gewusst hätten, dass man hier direkt am See (gegen Gebühr) campieren darf (und es so schön ist!) , dann hätten wir wohl unser Zelt mitgenommen. Nach unserer Wanderung gönnten wir uns an der einzigen Einkehrmöglichkeit (Restaurant, Laden, Tankstelle) nahe des Campingplatzes ein Burger-Menü und stellten rasch fest, dass hier alles etwa 30% teurer ist als bisher. Das Menü kostete fast 12 Dollars und die Uebernachtung auf dem Campingplatz bereits 21 Dollars.
Gestärkt mit einem Frühstück im Restaurant mit Ei und Speck machten wir uns am nächsten Morgen auf, den ersten (!) Pass unserer Tour zu überwinden. Auf sehr schöner Route entlang von vielen Seen und Sümpfen und vorbei an gewaltigen Bergen wie z.B. dem Mt. Fitzwilliam gings bei leichtem Rückenwind mal leicht aufwärts, abwärts oder einfach geradeaus. Jedenfalls erreichten wir die Passhöhe des Yellowhead auf 1131 m.ü.M., ohne einen richtigen Passaufstieg wahrgenommen zu haben. Hier am Eingang des Jasper Nationalpark betraten wir neu die kanadische Provinz Alberta, was eine Zeitumstellung von + 1 Stunde sowie eine Eintrittsgebühr für den Nationalpark (Jahreskarte für alle Nationalparks zu 68 Dollars) zur Folge hatte. Gespannt auf die Landschaft und Tierwelt im Nationalpark fuhren wir passabwärts Richtung Jasper und schon nach wenigen km sahen wir tatsächlich die ersten Hirsche, die sich auch durch die fotographierenden Menschen kaum aus der Ruhe bringen liessen. Mit Jasper erreichten wir dann eine recht touristische Ortschaft, was uns zu Beginn nach den Wochen der Einsamkeit doch etwas irritierte. Am Sonntag morgen besuchten wir dann eine Kirche und nahmen mit weiteren 13 (!) Menschen am Gottesdienst teil. Den Nachmittag verbrachten wir dann mit einer Tour zum Maligne Lake. Mit einem Shuttle-Bus brachte man uns samt Fahrräder hinauf zum See. Den 50km langen, wunderschönen Rückweg nach Jasper (vorwiegend Downhill) machten wir dann mit dem Fahrrad und durften nebst dem Maligne Lake auch den tiefer gelegenen Medicine Lake sowie den Maligne Canyon bewundern. Während der Abfahrt entdeckten wir auch Widder (Dickhornschafe), Hirsche und Rehe nahe oder sogar auf den Strassen. So freuten wir uns umso mehr auf die kommenden Tage auf dem bekannten Icefields Parkway, da können die Wetterprognosen noch so schlecht sein...

06.06. - 09.06.2010 Jasper nach Lake Louise 230 km (Icefields Parkway)
Am Montag Morgen starteten wir also trotz den sehr schlechten Wetterprognosen von 5 Tage Regen zur viel gerühmten Panoramastrasse von 230 km entlang des Hauptkamms der Rocky Mountains von Jasper nach Lake Louise. Im Wissen um die sehr raren Einkaufsmöglichkeiten (4 Restaurants mit je kleinem Shop) kauften wir in Jasper (ca. 1000 m.ü.M.) nochmals tüchtig Proviant ein: Spaghetti, 2 Brote, Snacks, 6 Liter Getränke und natürlich Bananen. Benzin zum Kochen hatten wir noch. So fuhren wir trotz leichtem Nieselregen mit viel Vorfreude auf die bevorstehenden Landschaften los. Die Route begann zunächst unspektakulär, doch schon nach 20 km erreichten wir mit den Athabasca Falls (Wasserfall) die erste Sehenswürdigkeit. Danach begann eine kontinuierliche Steigung und als der frühmorgendliche Regen aufhörte, wurde auch die ganze Landschaft nun eindrücklicher. Wir fuhren in einsamer Umgebung entlang des Athabasca Rivers zu unserem Ziel-Campingplatz am Honeymoon Lake. Doch zu unserer grossen Ueberraschung war dieser Campingplatz noch geschlossen, dies am 07.Juni... Wir stiessen unsere Fahrräder an den Barrieren vorbei und trafen auf ein Waldstück direkt am See mit einer offenen Holzbaracke, worin wir sogar zwei Oefen vorfanden. Unser Entschied, hier zu übernachten war gefallen... Nebst viel Feuerholz fanden wir auf einem Platz Bärenkot, was uns auch in Anbetracht der erwarteten kalten Nacht dazu bewog, unser Zelt innerhalb der Baracke neben dem Ofen aufzustellen. So feuerten wir kräftig an und erhofften uns damit eine etwas wärmere Nacht. Gemütlich war es allemal... Nachdem wir zum Dessert noch eine Schoggi-Banane machten, gingen wir schlafen und vernahmen nur noch im Halbschlaf, wie während der Nacht heftiger Regen auf das Barackendach niederprasselte.
Den ersten Passaufstieg vor Augen, starteten wir die 2.Etappe auf dem Icefields Parkway mit einem ausgiebigen Frühstück im Restaurant bei den Sunwapta Falls, blosse 4 km nach dem Honeymoon Lake. Wir hatten dabei ein perfektes Timing, denn gerade als wir das Restaurant erreichten, begann es erneut stark zu regnen. Nach gemütlichem Frühstück zeigten sich dann prompt einige Sonnenstrahlen, so dass wir anschliessend noch ruhig den Wasserfall besichtigen konnten. Es folgte eine Landschaft, die immer eindrücklicher wurde mit smaragtgrünen Flüssen, die Umgebung irgendwie wüstenhaft karg und gleichzeitig umgeben von den imposanten Rocky Mountains. Dazu kam, dass das Verkehrsaufkommen auch hier sehr gering war und wir häufig sogar nebeneinander fahren konnten. Wenige km vor dem Columbia Icefield begann dann aber der erwartete Passaufstieg mit Steigungen um 8%, doch immer wieder ermöglichten Highlights wie der Blick auf den Stutfield Glacier oder der wunderschöne grosse Wasserfall (Tangle Falls) eine willkommene Verschnaufpause. Schliesslich erreichten wir das bekannte Columbia Icefield und ab sofort befanden wir uns wieder in touristischem Hoheitsgebiet. Während einige Leute die Möglichkeit nutzten, das Columbia Icefield mit einem Tour-Bus zu befahren, begnügten wir uns mit einem Blick in das riesige Informationscenter und gönnten uns im Restaurant einen kleinen Imbiss. Nach 5 km ohne weiteren Anstieg erreichten wir den auf 2030 m.ü.M. gelegenen Sunwapta Pass. Der Pass war gleichbedeutend mit dem Ende des Jasper Nationalpark und dem Beginn des Banff Nationalparks. Rasant fuhren wir anschliessend wieder abwärts mitten durch die verschneite Landschaft und verscheuchten (wohl zum Aerger einiger fotographierenden Automobilisten ) eine kleine Herde Dickhornschafe, welche sich gerade auf der Strasse befanden. Doch es kam noch besser: während den 34 km zwischen Passhöhe und unserer Jugendherberge in Rampart Creek begegneten wir innert kürzester Zeit weiteren 3 (!) Schwarzbären. Diese Tiere faszinierten uns mittlerweile immer mehr und trotz grossem Respekt freuten wir uns jedes mal wieder wenn wir einen Bären zu Gesicht bekamen. Nach eindrücklichen 90 km erreichten wir die Jugendherberge auf ca. 1600 m.ü.M. , die kein Stromanschluss (Licht mit Solarbetrieb) und in der Küche nebst gasbetriebener Kochgelegenheit einen einzigen Wasseranschluss hatte. Doch gerade diese Einfachheit passte doch sehr gut in diese Landschaft umgeben von Bergen, Wäldern und Bären. Am Abend ging in der nahen Umgebung ein heftiges Gewitter nieder und während hier die Sonne den nahen Felsen erleuchtete, entstand über unserer Hütte ein wunderschön grosser, bunter Regenbogen. Ein unglaublicher Anblick!
Die dritte und letzte Etappe auf dem Icefields Parkway nach Lake Louis war dann leider wirklich nicht mehr geprägt von Wetterglück der vergangen 2 Tage. Die dicken Wolken und viel Nebel liessen Blicke auf die nun sehr nahen steilen Berge leider kaum noch, es regnete und es war recht kalt. Doch kaum waren wir gestartet, sichteten wir innert kurzer Zeit erneut drei Schwarzbären nahe der Strasse. Bei so vielen Möglichkeiten erhoffte ich mir natürlich insgeheim ein Bärenportrait auf dem Fotoapparat. Ein Bär z.B. lief entlang der Strasse, blieb stehen, lief wieder weiter und während dieser ganzen Zeit blockierte mir ein Reisecar (ca. 2 m neben dem Tier fahrend) die ultimative Sicht auf den Bären. Aber eben... Während Strassenschilder die Autofahrer mahnten, das Auto bei Bärensicht keinesfalls zu verlassen, waren wir als Radfahrer diesbezüglich in einer heiklen Situation. Und obwohl eine Regel besagt, bei Blickkontakt zu Bären einen Mindestabstand von 100m einzuhalten, befanden sich diese doch meistens bloss 20 bis 30 m vom Strassenrand entfernt bzw. in diesem Fall sogar nur ca. 10m gleich hinter dem Car... Das Risiko für einen Fahrradfahrer von einem Bären angefallen zu werden ist überaus gering, ausser eben man geht zu viel Risiko ein bzw. hält sich nicht an gewisse Grundsätze... Uns überraschte es trotzdem, wie sehr die Bären bereits ihre natürliche Angst vor den Autos und Menschen verloren haben. Bären, die sich aus 1 m Distanz aus dem Auto fotographieren lassen; das ist definitiv nicht gut... Beeindruckt von den vielen Bären fuhren wir weiter, überquerten auf ca. 1400 m.ü.M. den Saskatchewan River und steuerten bergaufwärts zum höchsten Punkt unserer ganzen Nordamerika-Tour; dem Bow Summit auf 2069 m.ü.M. Erneut waren die letzten 8 bis 10 km recht steil (ca. 8%) und durch den kalten Regen und Gegenwind wurden unsere Finger immer kälter und steifer. Die grünen Landflächen wurden immer kleiner und als wir die Passhöhe erreichten, präsentierte sich uns eine wahre Schneelandschaft, von welcher bloss die Strasse verschont blieb. Trotz Kälte und Nebel entschieden wir uns, den nur einen Fussmarsch von 10min entfernten Peyto Lake zu besichtigen. Ohne grosse Erwartung stiegen wir die Holztreppe am Ende des Weges hinunter und dann plötzlich dieses blau... Unglaublich!! Vor uns lag ein tiefblauer (!) See, so ein knalliges blau wie wir es noch nie bei einem Gewässer gesehen hatten. Angeblich ändert der vom gleichnamigen Gletscher gespiesene See je nach Jahreszeit die Farbe von knallig blau zu eindrücklichem türkis. Wir fuhren dann noch 3 km zum Bow Lake und dem dortigen Cafe, um erst mal unsere Hände und Füsse wieder aufzutauen. Danach liefen wir noch ein paar Meter dem Bow Lake entlang und staunten über die vielen Eisbrocken auf dem See. Eindrücklich, zwei Seen so nahe beieinander und doch so verschieden... Es folgten die letzten 36 km auf hinunter nach Lake Louise, doch in diesem grau hatte die Landschaft leider nicht mehr die gleiche Anziehungskraft. Nachdem wir nochmals Bekanntschaft mit einem Reh sowie einem Schwarzbären (dem 4. an diesem Tag!) machten, erreichten wir mit dem Städtchen Lake Louise auf ca. 1600 m.ü.M. bereits wieder das Ende des Icefields Parkway. Bei bloss 7 Grad und ein paar geplanten Ruhetagen vor Augen, entschieden wir uns die ersten beiden Nächte in der sehr gemütlichen Jugendherberge zu verbringen. Nach Tagen mit viel Pasta freuten wir uns riesig wieder mal in einer richtigen Küche zu kochen. So gönnten wir uns ein feines Menü bestehend aus Geschnetzeltem mit Rahmsauce, Rösti sowie Salat und liessen uns die Freude auch durch die überteuerten Preise hier in Lake Louise für die Zutaten nicht nehmen (50 Dollars für Mittag & Nachtessen!). Nach der 2.Nacht in der Jugendherberge reizte es uns noch eine Nacht auf dem nahen Campingplatz zu verbringen, denn dieser wie auch ein grossteil der Stadt wurde wegen den Bären mit einem elektrischen Zaun umgeben. Doch zunächst hatten an diesem 2.Ruhetag noch grosse Pläne: So besuchten wir am Morgen zunächst das „Wahrzeichen“ der Region, nämlich das „Fairmont Chateau“ (riesiger Hotelkomplex) mit Blick auf den wunderschönen See „Lake Louise“ und dem Victoria Gletscher im Hintergrund. Weil in den Höhenlagen noch zu viel Schnee lag, konnten wir leider keine Wanderung unternehmen, so dass wir uns mit einem längeren Spaziergang zu einem allerdings sehr schönen Aussichtspunkt mit Blick auf den See und das Chateau begnügen mussten. Am Nachmittag nahmen wir auf der gegenüberliegenden Seite des Tals den Sessellift zu einem weiteren schönen Aussichtspunkt mit zusätzlich überaus interessantem „Wildlife-Museum“. Ein durchaus nennenswerter Nebeneffekt war, dass für nur 6 Dollars (zusätzlich zum Fahrpreis) ein Lunch (Buffet à Discrétions) inbegriffen war, wo wir unseren Energiehaushalt auf günstige Art und Weise weiter auf Vordermann bringen konnten.
Mit diesen letzten Erlebnissen endete unser Abenteuer auf dem Icefields Parkway zwischen Jasper und Lake Louis. Die Route durch die wunderschönen, steilen Rockys, entlang extrem farbigen Seen, tosenden Flüssen, Wasserfällen und natürlich vielen Gletschern war in dieser Intensität bisher einzigartig auf unserer Tour. Die 2 Pässe liessen uns zudem Mitte Juni noch etwas Winterstimmung erleben und alle 7 Bärenbegegnungen waren ein kleines Highlight für sich. Ueberrascht waren wir dagegen, dass um diese Jahreszeit von den ca. 11 Campingplätzen noch sicher die Hälfte geschlossen war, dafür aber hatten wir das Glück, die Strasse häufig alleine für uns zu haben, weder Campingplätze noch Jugendherbergen vorreservieren zu müssen und auch bei den Sehenswürdigkeiten war für das obligate Foto keine Warteschlange auszumachen (was in der Hochsaison angeblich alles anders sein wird). Im vom vielen Rauch nur so qualmenden Campingplatz mitten im Wald liefen wir gegen Abend noch etwas entlang der elektrischen Zäune, doch Bären oder andere Wildtiere bekamen wir zu dieser Stunde keine mehr zu Gesicht. Die Nacht im Zelt war bei Temperaturen um 0 Grad für einen 11.Juni eisig kalt, so dass unser Wärmehaushalt doch etwas ins Schwanken kam.

12.06. - 20.06. Lake Louise bis Sicamous 305 km (Transcanada Highway)
Mit gemischten Gefühlen sahen wir den kommenden Tagen auf dem Transcanada Highway 1 (TCH) entgegen. Die über 7000 km lange transkontinentale Strassenverbindung gilt als eine der längsten Strassen der Welt und wird in Fahrrad-Foren aufgrund des angeblich hohen Verkehrsaufkommens nicht empfohlen. Trotzdem starteten wir am Samstag bei wolkenfreiem Himmel Richtung Westen. Vor uns befand sich sogleich der 1.Pass, der Kicking Horse Pass mit 1647 m.ü.M. Glücklicherweise aber befanden wir uns in Lake Louise bereits auf einer ansprechenden Höhe, so dass der Aufstieg nicht besonders ermüdend war. Mit dem Erreichen der Passhöhe betraten wir gleichzeitig das Gebiet des Yoho Nationalparks. Dort entdeckten wir etwa 5m vom Strassenrand entfernt an einem kleinen Abhang unseren ersten Grizzly Bären, nur wenige Meter daneben sogar ein Junges, welches allerdings nur Rebi entdeckte. Denn ich war in der Hoffnung auf ein Foto bereits im Gespräch mit einer Autofahrerin mit der Bitte, mit meinem Apparat ein Foto zu machen. Doch leider verschwand der Bär hinter den Büschen, bevor die Dame den Zoom richtig eingestellt hatte. Schade! Wir fuhren weiter zu den Spiraltunnels der Eisenbahn, welche 1909 nach Schweizer Vorbild (Gotthardbahn) gebaut wurden und das frühere (unfallträchtige) Gefälle von 4,5% auf 2% reduzieren konnten. Den vorbeifahrenden Zug hatten wir leider um Minuten verpasst, so dass wir ausser viel Wald und wenig Schienen nicht spannendes sahen und entsprechend wenig beeindruckt waren. Die Route durch den Yoho NP glich lange Zeit jener auf dem Icefields Parkway, schöne Berge, türkisblaue Flüsse (Kicking Horse River) und Bäume zierten die Landschaft. Störend waren jedoch die fast 15 km langen Strassenarbeiten, die ab dem Jahre 2011 zu einem mehrspurigen Strassenverlauf durch den Nationalpark führen werden. Ja und irgendwie schwebte in unseren Köpfen der Gedanke einer eher lockeren Tagesroute, da wir bis Golden ja immerhin 800 Höhenmeter verlieren würden. Doch stärkerer Gegenwind, Baustellen und zwei grössere Anstiege nach dem Pass holten uns schnell in die Realität zurück. Der letzte Abschnitt bis Golden war dann etwas monotoner, doch wir waren positiv überrascht, dass der Verkehr bisher weit weniger stark war als erwartet. Kurz vor der Stadteinfahrt sahen wir dann noch einige Dickhornschafe und die bei Ankunft angenehmen 25 Grad erfreuten uns nach der kalten Nacht zusätzlich. Nach 85 km und 6 Stunden Fahrt fanden wir rasch einen Campingplatz direkt am Fluss und genossen so den angebrochenen Nachmittag in dieser lange nicht mehr erlebten Wärme.
Der nächste Tag stand ganz im Zeichen des Rogers Passes. Mit seinen 1325 m.ü.M. ist er zwar nicht der Höchste, gilt jedoch wie wir hörten bei vielen Fahrradfahrern als der härteste Pass in Kanadas Westen. Bei herrlichem Wetter begann unmittelbar nach Golden im Glacier Nationalpark ein erster Aufstieg (hier trafen wir erstmals ein anderes Biker-Paar, das in die selbe Richtung fuhr), doch die erarbeiteten Höhenmeter wurden mit der folgenden Abfahrt wieder zunichte gemacht. Wir überquerten einen Bach, wiederum strampelten wir guten Mutes, es würde nun der Passaufstieg folgen, bergauf und wiederum folgte die Abfahrt... In dieser schönen bewaldeten Hügellandschaft wiederholte sich das ganze mehrmals bis wir unverkennbar die Passstrasse erreichten, natürlich bereits mit etwas trägem Kopf und Beinen. Der (nicht allzu lange) Aufstieg war dann wie erwartet recht steil, doch die folgenden Tunnels (Galerien mit breitem Seitenstreifen) lenkten uns gut ab, so dass wir schon bald die Passhöhe erreichten. Hier gönnten wir uns eine kurze Pause im Restaurant und staunten über die vielen Streifenhörnchen auf den Wiesen. Nachdem wir unsere Uhren wieder auf Pacific-Time (- 1 Stunde) gestellt hatten, folgte die fast 35 km lange Abfahrt, mitten durch einen Regenwald (Spazierpfade vorhanden), hinunter bis nach Canyon Hot Springs. Nach 115 km in den Beinen freuten wir uns auf das heisse Quellwasser gleich neben dem Campingplatz. Die ungewohnt hohen Uebernachtungskosten von 30 Dollars (+ zum Duschen 3 Dollars/6min.) trübten unsere Vorfreude leicht, insbesondere auch weil wir die hier rechteckig und poolartig angelegten Hot Springs eigentlich anders vorgestellt hatten, z.B. inmitten von Felsen in der Natur... Trotzdem gönnten wir uns für 8 Dollars ein gemütliches Bad in den 32 bzw. 42 Grad heissen Pools und feierten am Abend unser 2000km Jubiläum.
Der 3. und letzte Tag auf dem Highway 1 (TCH) war dann wieder etwas abwechslungsreicher. Die Route schlängelte sich durch ein enges Tal entlang eines Flusses, nebenan wie häufig die einspurige Eisenbahn. Die Steigungen waren zu unserer Freude nicht mehr so ausgeprägt wie am Vortag. Besonders die Umgebung von 3 Valley Gap mit seinen 2 kleinen Seen und steilen Berghängen war besonders schön. Dort besuchten wir auch die „Ghost Village“, also einer Art Geisterstadt. Das Dorf, bestehend aus alten Holz-Häusern der näheren Umgebung, zeigt nebst allerlei Verkehrsmitteln (v.a. Autos und Eisenbahn) der Jahre um 1900, wie die Menschen damals lebten und man erhält Einblicke in damalige Schulzimmer, Restaurants, Berufsgruppen und vielerlei Haushalte. Für 12 Dollars eine wirklich empfehlenswerte Sache! Die Route an diesem Tag führte uns zudem durch den kleinen Revelstoke Nationalpark, vorbei an vielen kleineren (und kühlenden) Wasserfällen und nochmals besuchten wir einen kleinen Abschnitt eines Regenwaldes. In Sicamous übernachteten wir erstmals auf einem KOA Camping und wurden nochmals etwas überrascht von den (teuren) Campingpreisen von 36 Dollars/Nacht: allerdings inkl. Pool, von welchem wir dankend Gebrauch machten.
Nach nun 3 Tagen bzw. 300 km auf dem „berüchtigten“ Transcanada Highway sind wir positiv überrascht vom Verkehrsaufkommen. Natürlich mussten wir uns nach dem Icefields Parkway wieder an mehr Verkehr und Lastwagen zu gewöhnen, doch dieser unterbot unsere Vorstellungen bei weitem. Auch die Landschaft war häufig recht schön, das Wetter gut, wenn nur der ständige Gegenwind nicht gewesen wäre. Hier in Sicamous mussten wir uns über den weiteren Routenverlauf Richtung Vancouver im klaren werden. Wir entschieden uns schliesslich gegen die Route Kamloops/Whistler (nochmals in die Berge) sondern für das wärmere Obst-, Wein- und Wüstengebiet rund um Kelowna und Osoyoos im südlichen British Columbia, um nochmals ein anderes Landschaftsbild Kanadas kennen zu lernen.


15.06. - 20.06.2010 Sicamous bis Osoyoos 255 km (Highway 97)
In Sicamous verliessen wir den Transcanada Highway und bogen mit viel Vorfreude auf eine neue Landschaft in den Highway 97A ins Okanagan Valley ab. Dieses Gebiet ist bei den Kanadiern aufgrund der hohen Sonnenscheindauer, der warmen Temperaturen und des wärmsten Sees (bei Osoyoos) in Kanada sehr beliebt. Des weiteren steht diese Gegend für ihren Wein- und den Obstanbau. Schon auf den ersten km entlang des Mara Lakes spürten wir den nun geringeren und v.a. auch langsameren Verkehr im Vergleich zum Transcanada Highway. Doch das änderte sich leider beim Zusammentreffen mit der Strasse 97B sogleich wieder. Das Landschaftsbild jedoch veränderte sich ganz langsam, die Gegend wurde bunter, die Berge kleiner und immer mehr Farmen konnten wir entlang den Strassen beobachten. Trotz erneut viel Gegenwind erreichten wir die Ortschaft Vernon, wo wir ursprünglich geplant hatten zu übernachten. Aber nachdem uns verschiedene Leute den Campingplatz beim Kekuli Bay Provincial Park empfohlen hatten, setzten wir die Fahrt nach einem nötig gewordenen Grosseinkauf fort. Die Route führte uns stadtauswärts, nochmals über einen Hügel und mit Blick auf kleine Seen erreichten wir den Campingplatz. Die sanft farbigen Hügel und ein herrlicher Blick vom Zelt aus auf den Kalamalka Lake erfreute uns derart, dass wir hier gleich einen Ruhetag einplanten. Während wir uns tagsüber über die vielen Murmeltiere bzw. schön bunten Vögel amüsierten, verbrachten wir den Abend mit unseren Zelt-Nachbarn, einem kanadischer Archeologen und iranischem Studenten, am Feuer bei Chips und Marshmallows. Nach nächtlichen Regenschauern fuhren wir weiter südwärts Richtung Kelowna, die mit über 100'000 Einwohnern grösste Stadt am Okanagan-See. Auf dem Weg in die Stadt bzw. bis 20 km nach der Stadt begann mich der Verkehr und der Fahrstil gewisser Automobilisten erstmals auf dieser Tour gewaltig zu ärgern. Viel Lastwagenverkehr ist ja das eine, aber wenn wie hier geschehen ein Lastwagenfahrer und wenig später ein Wohnmobilfahrer meinen, sie könnten uns nur mit Haaresbreite überholen bzw. müssten ihr Tempo auf einer engen Brücke ohne Seitenstreifen nicht reduzieren, dann vergeht der Spass. Vielleicht bringen diesbezüglich ja die seit Lake Louise fast täglich erlebten Strassenbauarbeiten (Multi-Lane Projekte auf 2 bis 3 Spuren beidseits) bald Besserung. Erst nach der Verzweigung nach Vancouver (Strasse 97c) wurde es bedeutend ruhiger und so fiel es uns wieder leicht, die sehr schöne Landschaft um den Okanagan Lake zu geniessen. Die Nacht verbrachten wir für nur 15 Dollars auf einem einfachen Campingplatz in der Ortschaft Summerland auf ca. 340 m.ü.M. inmitten von leider noch nicht reifen Kirschbäumen. Die letzten 80 km nach Osoyoos, das nur 2 km von der amerikanischen Grenze entfernt liegt, erlebten wir dann vorwiegend bei Regen. Weiter entlang des Okanagan Lakes erreichten wir die Ortschaft Pentiction, wo der Verkehr nochmals stark abnahm. Fast nur noch begleitet von Touristen fuhren wir vorbei am kleinen Skaha Lake und der Streckenabschnitt zwischen Okanagan Falls und Osoyoos war dann nochmals spannender. Die Landschaft wurde bedeutend wilder, endlich häuften sich die Kirschen- und Traubenfelder und karge Berglandschaften zeigten sich. Wir fuhren an vielen Fruchtständen vorbei und nach der Ortschaft Oliver begann dann Kanadas einzige Wüste! Natürlich darf man sich dabei keine Sahara Wüste vorstellen, denn hier wachsen durchaus noch Pflanzen und auch viele Tiere können hier überleben. Doch der Sand ist stellenweise sehr gut ersichtlich, besonders auch zwischen den Pflanzen, was wir im „Desert Center“ in Osoyoos sehr gut erkennen konnten. Inmitten dieser Wüstenlandschaft fanden wir einen wunderbaren Campingplatz direkt am See, ausgerüstet mit Bootsverleih, Gratisinternet, gedecktem Schwimmbad, Billard, Tischtennis usw. Aufgrund dessen und des klar wärmeren Klimas hier entschieden wir uns, hier 2 Ruhetage zu verbringen. Baden im Pool, Kanu fahren und die erwähnten Spiele liess die Zeit wie im Fluge vergehen. Am Sonntag besuchten wir in einer Babtisten Gemeinde einen Gottesdienst, zufällig gerade am „Vatertag“ welcher hier ebenso gefeiert wird wie der Muttertag. Wir wurden auch in dieser Gemeinde erneut sehr herzlich aufgenommen und nach dem der älteste anwesende Vater (93 jährig) geehrt wurde, waren wir umso mehr überrascht, als uns genau dieser Mann und seine Frau zu einem Mittagessen im Restaurant einladen wollten. Wir nahmen dankend an und verbrachten eine sehr spannende und herzliche Mittagszeit mit ihnen. Uns zog es dann nach diesen überaus erholsamen Tagen wieder weiter, denn die letzten Etappen zurück nach Vancouver lagen vor uns..

21.06. - 28.06.2010 Osoyoos bis Vancouver 460 km (Crowsnest Highway 3)

Bevor wir zu unserer Tour westwärts nach Vancouver starteten, gönnten wir uns um 07.00 Uhr morgens noch ein Frühstück in einem Pub in Osyoos, um das Fussball-WM Spiel Schweiz gegen Chile am TV anzusehen. Enttäuscht vom Resultat doch immerhin mit feinem Frühstück im Magen spurten wir danach unsere Fahrräder in den Crowsnest Highway (3) ein. In zwei Steigungen erreichten wir schon bald den Richter Pass auf 682 m.ü.M. und anschliessend schlängelte sich die Strasse wellenartig, also nie eben, durch das schöne Tal des Similkameen, wo die Berge langsam wieder höher und klarer aus der Landschaft ragten. Leider aber trübte ein überaus starker Gegenwind unsere Freude an dieser Gegend. Es blies uns ein derart starker Wind entgegen, dass die an einer Eisenstange hängenden Verkehrsschilder teilweise um 90 Grad waagrecht in unsere Richtung geschwenkt wurden. Der Spassfaktor senkte sich Richtung null und nachdem wir in ca. 3,5 Stunden trotz massiv erhöhtem Kräfteaufwand nur 50 km geschafft hatten, beendeten wir unseren Fahrtag in Keremeos (350 m.ü.M.), der kanadischen Obstmetropole. Um diesen recht frustrierenden Tag etwas aufzuwerten, gönnten wir uns noch ein feines Nachtessen im nahen Thailändischen Restaurant.

Am nächsten Morgen starteten wir dann um 08.15 Uhr weiter entlang des Similkameen Tales. Bis zur Ortschaft Hedley, wo man eine alte Goldmine besichtigen könnte, war die Landschaft noch irgendwie wüstenhaft. Anschliessend folgten wir dem Similkameen River auf vorwiegend ebener Route bis nach Princeton. Natürlich war es auch an diesem Tag nicht windstill, aber zum Vortag war es kein Vergleich. Ab Princeton erlebten wir dann gleich 2 Ueberraschungen: Erstens zeigte eine Distanztafel (nach bereits 67 km in den Beinen) nochmals 50 km an zu unserem Tagesziel im Manning Park, zweitens begann gleich bei Princeton ein nicht erwarteter harter Anstieg. Während fast 1,5 Stunden strampelten wir kurvenreich eine Steigung von 8% aufwärts und als wir dachten wir hätten die Höhe erreicht, gings weiter über die nächsten (schönen!) Hügel auf- und abwärts. Erst nach drei Stunden erfuhren wir den Grund dieses Aufstieges; wir erreichten da nämlich den Sunday Summit auf 1285m.ü.M., welcher leider auf keiner unserer Karten vermerkt war. Gedanklich bereits den bald erwarteten Allison Pass vor Augen, genossen wir zunächst mal die herrliche Fahrt abwärts zum Manning Park (Tankstelle mit Shop) auf Flusshöhe. In Anbetracht des bereits langen Tages entschieden wir uns für die Uebernachtung auf dem ersten Campingplatz, dem „Deer Campground“. Mal abgesehen vom überraschenden Aufstieg vom Sunday Summit, welcher für uns übrigens der härteste Aufstieg Kanadas war, empfanden wir die 125 km lange Route zwischen Keremeos und Manning Park als landschaftlich recht schön und dank wenig Verkehr, 4 Rehen am Strassenrand und mehreren angetroffenen Radtourenfahrern war es eine durchaus eindrückliche Route.
Der nächste Tag stand ganz im Zeichen des Manning Provincial Parks sowie dessen Pass, dem Allison Pass auf 1352 m.ü.M. In Erwartung eines erneut harten Aufstiegs gings kontinuierlich aber recht angenehm aufwärts, doch bevor wirs richtig realisierten, hatten wir die Passhöhe bereits erreicht. Es folgte eine sehr, sehr lange Abfahrt durch dichte Wälder, vorbei an vielen Bächen, kleinen Wasserfällen, farbig blühenden Wildblumen und erneut sahen wir 4 Rehe. Einzig die durch Schlaglöcher etwas holprige Strasse forderte bei diesem Tempo unsere Weitsicht. Kurz nach Mittag erreichten wir bei langsam wieder zunehmendem LKW-Verkehr mit einer weiteren Abfahrt auf 100 m.ü.M. die Kleinstadt Hope (ca. 6000 Einwohner), welche ich mir aufgrund der vielen Verkehrsknotenpunkte, der Eisenbahnverbindung und Nähe zu Vancouver eigentlich viel grösser vorstellte. So waren wir aber positiv überrascht, denn Hope liegt inmitten steiler Berge wunderschön am Zusammenfluss vom Fraser- und Coquihalla River. Unser Zelt schlugen wir nahe der Strasse am „Telte-Yet Camping“ mit entsprechend wunderschönem Blick auf den breiten Fraser River und die dahinter liegenden Berge auf.
In Hope wechselten wir auf den Highway 7 und fuhren durch weiter schöne Landschaft entlang des Fraser Rivers, entlang einiger Beerensträuchern und Wildblumen parallel zur Eisenbahnlinie. Nur einmal mussten wir uns gehörig anstrengen, als wir eine kurze Steigung von 11% zu bewältigen hatten. Bei zunehmendem Verkehr um Mission fuhren wir weiter durch Farmland und jedes Mal wenn wir an einer Holzfabrik vorbeifuhren, stieg uns wohlriechender Duft (wie in der Sauna) in die Nase. Während wir mehrfach Adler hoch über uns beobachten konnten, erreichten wir die Ortschaft Maple Ridge. Dort fuhren wir auf der Suche nach einem Campingplatz mehrere km Richtung Golden Ears Park. Doch der von uns angepeilte Campingplatz gabs nicht mehr, wie uns eine ältere Dame mitteile. Sie lud uns jedoch spontan ein, in ihrem wunderschönen Garten direkt an einem kleinen Fluss (Alouette River) inmitten traumhafter Natur zu übernachten. Einmal mehr staunten wir über diese Gastfreundlichkeit und Offenheit der Menschen hier. Dann folgte die Schlussetappe zurück nach Vancouver. Via Highway 7 bzw. 7a passierten wir die Stadt von Ost nach West, überquerten dabei diverse Hügel erlebten auch hautnah die tragischen Stadtteile Vancouvers, wo sich eine grosse Anzahl Drogenabhängige / Obdachlose an den Strassen aufhielten. Nachdem wir an gefühlten 100 Ampeln stoppen mussten und so wie kaum zuvor unsere Bremsen beanspruchten, kamen wir gesund im Jericho Beach Youth Hostel an, wo wir uns 3 Freitage gönnten, die Stadt (nochmals) zu besichtigen und neue Pläne zu schmieden. Unsere Rundtour, welche wir am 10.Mai starteten, endete am 25.Juni nach fast 7 Wochen und 2890 km in den Beinen zurück in Vancouver. Weil wir im Vergleich zu unserem ursprünglichen Zeitplan fast 2 Wochen zu früh Vancouver erreichten, entschieden wir uns schliesslich nochmals nach Vancouver Island zu fahren und dort die Westküste zu besuchen.


29.06. - 07.07.2010 Vancouver bis Tofino 230 km (retour by Bus bis Victoria)
Am Dienstag morgen starteten wir dann zum zweiten Mal Richtung Vancouver Island, diesmal jedoch mit dem Ziel Pacific Rim Nationalpark und der kleinen Ortschaft Tofino. Wir passierten dazu erneut Vancouver Downtown, fuhren wie schon 7 Wochen vorher ca. 30 km nordwärts nach Horseshoe Bay und nahmen dort die Fähre nach Nainamo auf Vancouver Island. Dort erlebten wir nochmals den (mittlerweile noch etwas intensiveren) regen doppelspurigen Verkehr auf dem Island Highway 19, bevor wir dann westwärts auf den Highway 4 wechseln konnten. Nach etwa 85 km stoppten wir dann nähe des Whiskey Creek im Little Qualicum Falls PP. Auf dem abendlichen Spaziergang führte uns ein kleiner Rundpfad zu einem wunderbaren, in seiner Form nicht ganz alltäglichen Wasserfall. Am nächsten Morgen überquerten wir den Port Alberni Summit auf 411m.ü.M. und während der Abfahrt hinunter nach Port Alberni auf Meereshöhe sprengten wir irgendwo inmitten der Bäume die 3000 km Marke on Tour in Kanada. Da Rebi seit den überaus starken Gegenwinden nach Osoyoos weiter an Knieschmerzen litt und die ganze Strecke zwischen Nainamo und Tofino eine „One-Way-Route“ ist , hätten wir uns gerne eine gemütliche Schiffsfahrt nach Ucluelet gegönnt. Doch weil dieses nur alle 2 Tage fährt und den Hafen bereits an jenem Morgen verlassen hatte, blieb uns noch die Variante mit dem Bus (Anbieter Tofino-Bus) gleich bis Tofino zu fahren. Wir hatten Glück, dass es bis max. 2 Fahrräder im Bus keine eigene Fahrradbox brauchte. So erlebten wir die sehr hügelige und kurvige Route von Port Alberni nach Tofino erst mal aus dem Bus heraus. Am 30.Juni (Mittwoch), also 1 Tag vor dem grossen Canada-Day und dem entsprechend verlängerten Wochenende erreichten wir Tofino und mussten sehr froh sein, dass wir für den (vorerst) neuen Spitzenpreis von 40 Dollars immerhin für die erste Nacht einen Camping Platz ergattern konnten. Ueber das Canada-Day Weekend war dieser Campingplatz nämlich seit Langem vollständig ausgebucht! Immerhin hatten wir riesigen Glück, dass es gleich neben an über dem Haag einen weiteren Campingplatz gab, welcher seine Zeltplätze nur auf der Basis „First come first serve“ vergab. Zum absoluten „Schocker-Preis“ von 62 Dollars (!!) pro Nacht inkl. Whirlpool schlugen wir in der Sehnsucht nach ein paar freien Tagen an diesem aber wirklich sehr schön gelegenen Platz mit Blick auf den Pacific zu. Die Tage in Tofino zeigten uns nochmals ein ganz anderes Landschaftsbild von Kanada. Riesige, fast leere Sandstrände auf dessen harten Sand man sogar Fahrradfahren konnte, wunderbar vorgelagerte Inseln, Regenwälder und natürlich der pazifische Ozean, in dessen Gebiet bei Tofino sich fast das ganze Jahr hindurch Grau- und Killerwale (Orcas) aufhalten. An der bekannten 30 km langen Long Beach trafen sich viele Surfer und lustige Gestalten als leben sie noch in den 1980 Jahren... Alte (verbeulte) VW Busse und Pickups mit Surfbrettern oder Kanus drauf säumten die Strassen und wir merkten schnell, dass man in Tofino alles ein bisschen ruhiger angeht. Hier auf dem Campingplatz trafen wir auch auf 2 nette Chilenen (Magarena & Pepe alias Jose), die uns mit ihrem Auto spontan zu ein paar entfernten (Regenwald, Long Beach etc.) fuhren und überhaupt hatten wir es immer sehr lustig zusammen. Ein weitere Höhepunkt erlebten wir beim Whale watching. Auf einem fast 3 stündigen Boots-Trip mitten durch die zerklüfteten Inseln konnten wir (entfernt) Grauwale und recht nahe viele Killerwale (Orcas) beobachten. Wow, was für ein Erlebnis...! Aber auch Adler, andere Vogelarten und Seelöwen konnten wir faul auf einer Inselgruppe liegend sehr gut erkennen. So genossen wir zusammen mit Magarena und Pepe drei wunderschöne Ruhetage mit dem einzigen Makel der kühlen Temperaturen (Wind!!) und der horrenden Campingpreise, die in meiner „Fahrrad-Karriere“ einen einsamen Rekord darstellen...
Am Sonntag, 04.Juli starteten wir zur Vervollständigung unserer Tofino-Route zum letzten Teilstück zurück nach Port Alberni, welches wir auf dem Hinweg ja mit dem Bus zurückgelegt hatten. Dieser wunderschöne, einsame Streckenabschnitt erinnerte uns nochmals an die vielen einsamen Routen, welche wir hier in Kanada oftmals erleben durften. Wir fuhren vorbei an dichten Wäldern, entlang Flüssen und dem Kennedy Lake (leider oft ohne Seeblick), stetig leicht hügelig (inkl. Sutton Pass auf nur 240 m.ü.M.), kurvig und immer wieder genossen wir die Sicht auf die noch verschneiten Bergspitzen. Mit dieser letzten Kanada-Etappe über 110 km erreichten wir Port Alberni, wo wir in einem Restaurant von einem Ehepaar spontan angesprochen und zur Uebernachtung in ihrem Hause eingeladen wurden. Mit dem Bus fuhren wir dann an die Südspitze Vancouver Islands in die Hauptstadt von British Columbia, nach Victoria. Hier verbrachten wir bei (endlich) warmen Temperaturen nochmals zwei Ruhetage, um die sehr schöne Stadt mit viel Grün, Blumen und kleinem Hafen zu erleben, fein zu essen und uns auf die bevorstehende Pacific Tour in den USA vorzubereiten. Nach genau 60 Tagen und über 3130 km auf dem Fahrrad endete hier der erste Teil unseres Fahrradabenteuers, das zweite jedoch stand unmittelbar bevor...

Fotos Kanada
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#670465 - 19.11.10 06:22 Re: 60 Tage durch British Coumbia und Alberta [Re: Tumaisch]
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Sehr schöner Bericht, da kommen Erinnerungen auf. Danke Thomas
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