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#1236035 - 18.09.16 14:33 Italientour von Nord nach Süd
fabianovic
Mitglied
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abwesend abwesend
Beiträge: 198
Dauer:1 Monat, 13 Tage
Zeitraum:2.4.2016 bis 14.5.2016
Entfernung:1700 Kilometer
Bereiste Länder:itItalien

Am zweiten April ging es los zu meiner diesjährigen Tour, die mich von Norditalien bis nach Apulien im Süden führen sollte.
Die Anreise mit dem Zug von Wuppertal über München nach Rovereto verlief problemlos. So früh im Jahr sind die Fahrradabteile noch leer.
Im Hotel in Rovereto war ich auch der erste Radreisende in diesem Jahr.

03.04.2016 Rovereto – Peschiera del Garda

Morgens früh um 7.00 Uhr ging es dann ohne Frühstück los. Über den recht harmlosen Passo San Giovanni fuhr ich aus dem Etschtal hinüber zum Gardasse.


Toll der erste Blick hinunter auf den Gardasee.


Toll auch, der erste Cappuccino und das erste Hörnchen in Italien unten in Torbole direkt am See.

An diesem sonnigen Frühlingssonntag folgte eine gemütliche Etappe entlang des Gardasees bis nach Peschiera del Garda. Der Verkehr hielt sich in Grenzen und öfters fuhr ich einfach die Uferpromenade entlang. Für den Anfang war das eine richtige Wohlfühletappe (ca. 80 km).


Malcesine









Die Altstadt von Peschiera del Garda ist von einer fast vollständig erhaltenen Festung umgeben und war an diesem sonnigen Sonntag von Ausflüglern überlaufen.





04.04.2016 Peschiera del Garda - Mantua

Am nächsten Morgen wurde direkt vor dem Hotel der Markt aufgebaut. Dort deckte ich mich mit etwas Reiseproviant ein und entdeckte dort auch das „Motto-Shirt“ meiner Reise.





Das heutige Ziel war Mantua. Von Peschiera führt ein Fahrradweg entlang des Mincio nach Mantua. Insgesamt ist das keine sehr spektakuläre Strecke von ca. 50 km Länge. Unterwegs besichtigte ich aber den sehr schönen Parco Giardino Sigurta in Valeggio sul Mincio an.







In Mantua hatte ich ein sehr schönes B&B gebucht. Die Dame des Hauses, die sicherlich nicht ungebildet war, sprach aber keinerlei Fremdsprachen. Das ist eine typische Erfahrung in Italien, dass die Leute, kaum oder nur sehr schlecht Englisch sprechen. Mein Italienisch ist leider auch nur sehr rudimentär. Na ja irgendwie kommt man ja immer durch und die Restaurantempfehlung der Signora war wirklich gut.
Die Fresken von Mantegna konnte ich mir leider nicht anschauen, da montags die Museen auch in Italien geschlossen sind.











Am nächsten Morgen ging es im Frühnebel erst noch entlang des Mincio Richtung Modena, dem nächsten Etappenziel.



Insgesamt war das eine ziemlich langweilige etwa 100 km lange Fahrt durch die Poebene.
Die geometrischen Strukturen der landwirtschaftlichen Nutzung waren noch das interessanteste.






Ich war wirklich froh als ich in Modena angekommen war. Dort wurde ich gleich von meinen Zimmernachbarinnen, zwei jungen spanischen Studentinnen zum Essen eingeladen.
Dann folgte diesmal eben der Aperitivo auf das Abendessen.



Modena ist auch eine wirklich sehenswerte und lebendige Stadt. Die Innenstadt ist, wie oft in Italien, für den privaten Autoverkehr gesperrt und daher sehr fahrradfreundlich.







06.04.2016 Modena – Porretta

Auf gut ausgeschilderten Wegen führt die Route zu einer alten Bahntrasse, die von Modena nach Vignola führt. Landschaftlich ist der Weg nach Vignola immer noch eher langweilig.
Vignola ist ein hübsches kleines Städtchen und die Umgegend ist für Ihren Obstanbau bekannt.



Hinter Vignola wurde die Strecke dann immer schöner es ging durch Obstwiesen zum Teil am Fluß entlang langsam in die Berge.







An diesem Tag ging es noch viele Kilometer durch die Berge, bis ich nach gut 130 km in Porretta Terme eine Unterkunft für die Nacht gefunden hatte. Porretta Terme ist ein alter Kurort, der seine besten Zeiten schon länger hinter sich hat. Auch die Albergo talia hatte schon bessere Zeiten gesehen.



07.04.2016 Porretta – Tobbiana

Kurz hinter Porretta habe ich die Toscana erreicht.
Die heutige Etappe führte den ganzen Tag auf kleinen Nebenstraßen durch die Berge. Es ist wirklich sehr wenig los hier.



Die Natur fängt überall an zu spriessen und die Bäume werden langsam grün.







Am Nachmittag komme ich in Tobbiana an und finde dort ein Agriturismo oberhalb des Ortes.
Abends gibt es dort deftige toscanische Küche mit üppigen Portionen.



08.04.2016 Tobbiana – Florenz

Heute stand nur eine etwa 50 km lange, hauptsächlich bergab führende, Strecke nach Florenz an.
Durch dicht besiedeltes Gebiet fuhr ich über Prato nach Florenz. Das letzte Stück geht es auf Radwegen am Arno entlang bis ins Zentrum von Florenz.







Schon am Mittag erreichte ich die Stadt, wo ich erst einmal zum Dom fuhr, wo es erwartungsgemäß rappelvoll war.



Ich suchte mir auf der anderen Arnoseite ein bisschen abseits vom Haupttouristenstrom ein kleines Hotel und ging erst einmal gegenüber ein paar Nudeln essen.

Nach Florenz kommen ja die meisten wegen der Renaissancebauten und den Uffizien. Das hatte ich mir vor vielen Jahren während einer Exkursion schon alles intensiv angesehen, so dass ich mich entschied in den Palazzo Strozzi in eine moderne Kunstausstellung zu gehen. Da war dann deutlich weniger los.







Später streifte ich noch durch das Stadtzentrum, bis mich ein heftiger Regenguß in eine tolle Weinbar trieb, wo ich den Abend bei bestem Wein und leckeren Häppchen verbrachte.










Glücklich wankte ich danach in mein nah gelegenes Hotelzimmer.

Teil 2 folgt bald.













Geändert von fabianovic (13.08.19 16:40)
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#1236046 - 18.09.16 16:54 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: fabianovic]
fabianovic
Mitglied
Themenersteller
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Beiträge: 198
Nun kommt Teil 2

09.04.2016 Florenz – Bagno a Ripoli

Früh am Morgen mache ich einen Spaziergang durch die noch fast leere Stadt.











Es gefällt mir so gut in Florenz, dass ich eigentlich noch eine Nacht bleiben will, das Hotel ist aber leider ausgebucht. Ich beschließe am Nachmittag weiterzufahren und mir bis dahin noch die Stadt anzuschauen. Wieder weiche ich den Touristenmassen aus und besuche den nicht so bekannten Giardino Bardini direkt neben den berühmten Boboligärten. Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick über die Stadt und die Glyzinien stehen in voller Blüte.








Weiter laufe ich über die Höhen zur Abbazia di San Miniato al Monte.







Nach dem Weg hinab in die Stadt gönne ich mit noch ein vorzügliches Roastbeef und mache mich dann auf den Weg.





Ich hatte mit etwa zehn Kilometer außerhalb von Florenz in Ripoli ein B&B gebucht, was sich als ziemlich schicker Laden entpuppte, in dem ich aber der einzige Gast und auch der erste Fahrradfahrer überhaupt war.







Der Ort Ripoli war nicht sehr einladend und mein Abendessen fand dann als klassisches TV-Dinner auf dem Hotelzimmer statt.



10.04.2016 Bagno a Ripoli – Arezzo
Am Morgen machte mir der junge sympathische Besitzer ein richtig gutes Frühstück. Nicht klassisch Italienisch sondern mit Rührei und Speck, leckerem Käse und Bio-Fruchtjoghurt.
Eine gute Grundlage für die heutige Etappe.

Es ging noch ein Stück den Arno entlang bevor es durch das Hügeleland der Toscana nach Reggello ging. Von dort fuhr ich die Weinstraße oberhalb des Arno bis nach Arezzo. Es war eine gemütliche Sonntagstour die mich durch verschiedene schöne Weinorte führte und am Straßenrand war alles am blühen.













In Arezzo fand ich wieder ein sehr schönes B&B und besichtigte dann die Altstadt.
Ein Besuch in Arezzo lohnt sich wirklich, es ist vielleicht nicht ganz so beeindruckend wie Siena, aber es sind dort auch nur etwa ein Zehntel der Touristen.











11.04.2016 Arezzo – Umbertide

Heute stand wieder eine Bergetappe an, die mich hinüber nach Umbrien brachte. Kurz hinter Arezzo fing es mit heftigen Steigungen an. Wieder fuhr ich über absolut einsame kleine Sträßchen durchs Bergland.









Kurz vor Umbertide führte der Weg dann ins Tibertal und nach Umbertide hinein.





Etwa fünf Kilometer hinter Umbertide hatte ich ein Agriturismo gebucht.
Das entpuppte sich als absolut traumhaft gelegene alte Abtei (Montecorona) mit einer über 1000 Jahre alten Kirche. Das Kloster wird inzwischen als Weingut genutzt. Ich war mal wieder der einzige Gast und da das Restaurant geschlossen hatte überließ mir die Signora die Küche mit all ihren Vorräten. Sie besorgte mir vom Weingut noch ein sehr leckeres Fläschchen und dann konnte ich mir endlich mal wieder selber ein bescheidenes Mahl bereiten. Es war fast ein wenig unheimlich, ich war vollkommen alleine in der gesamten Klosteranlage.











Das war Teil zwei.
Teil drei kommt dann hoffentlich in der nächsten Woche.

Geändert von fabianovic (13.08.19 16:54)
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#1236047 - 18.09.16 17:02 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: fabianovic]
iassu
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anwesend und zufrieden anwesend
Beiträge: 24.797
bravo
...in diesem Sinne. Andreas
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#1236070 - 18.09.16 19:49 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: fabianovic]
jochenfranke
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Beiträge: 517
Hallo,

Sehr unterhaltsam deine Reise zu folgen, die Bilder gefallen mir gut.
Danke dafür,

Gruß Jochen
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#1236073 - 18.09.16 20:12 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: fabianovic]
Hansflo
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Beiträge: 3.849
schön - und ich freu mich schon auf die Fortsetzung.

H.
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#1236415 - 20.09.16 12:34 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: fabianovic]
talybont
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Beiträge: 758
sehr schön - das Trikot ist übrigens das Maglia Nera: früher mal das Zeichen des Letzten beim Giro d'Italia. Habe es auch im Schrank liegen.
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#1236483 - 20.09.16 17:44 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: talybont]
fabianovic
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 198
Ja, den letzten Platz beim Giro würd ich locker hinkriegen!
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#1236490 - 20.09.16 18:11 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: fabianovic]
Keine Ahnung
Moderator
abwesend abwesend
Beiträge: 12.863
Nicht wenn ich mitfahre zwinker
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1236504 - 20.09.16 18:48 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: fabianovic]
fabianovic
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Teil 3

12.04.2016 Umbertide – Montefalco

Weiter geht es am Morgen das Tibertal entlang. Perugia umrunde ich großzügig und steuere dann auf Assisi zu.



Assisi ist natürlich voll mit Pilgern und Touristen. Die Basilika wird vom Militär schwer bewacht. Das war schon in Florenz auffällig, die Menge an Militär und gepanzerten Fahrzeugen rund um den Dom. Die Angst vor islamistischem Terror sitzt tief in diesen Tagen.
Ich hätte mir die Basilika gerne angeschaut, aber hätte dann mein Fahrrad weit entfernt abstellen müssen. Mit meinen Packtaschen wollte man mich nicht näher heranlassen. In der überfüllten Stadt das Fahrrad mit Gepäck herumstehen zu lassen wollte ich dann auch nicht. So habe ich ein kleines Ründchen durch die Stadt gedreht, ein teures schlechtes Stück Pizza gegessen und bin dann weiter gefahren.








Von Assisi nach Spoleto soll es ja einen Fahrradweg auf einer alten Bahntrasse geben. Ich habe ihn leider nicht gefunden. So bin ich dann eine ganze Weile im breiten Tal des Topino hin- und hergefahren. Mein eigentliches Tagesziel Spoleto habe ich dann aufgegeben. Unterwegs kam ich noch durch das schöne kleine Städtchen Bevagna.





Von Bevagna ging es dann noch gut 250 Höhenmeter hinauf, in den auf einem Hügel gelegenen Weinort Montefalco, der aber auch berühmt für sein Olivenöl ist. Der Ort hat einen sehr schönen zentralen Platz und viele kleine Gässchen mit tollen Ausblicken ins Umland.









Am Abend habe ich dann in einem Retaurant, das auch ein Geschäft für Olivenöl ist, ganz gut gegessen.



Antipasta: Drei Crostinis mit verschiedenen Olivenölen mit Birne, Apfel und Sellerie.



Statt Patsa ein Eintopf mit weißen Bohnen und viel Olivenöl.



Secondo: Schnitzel



Dolce: Ein zu trockener Kuchen.

Danach gab es noch an der Hotelbar einen vom Portier spendierten Grappa und dazu Champions-League. Ein gelungener Abend!



13.04.2015 Montefalco – Norcia

Erst einmal den Hügel von Montefalco hinunter ins Tal gerauscht. Dann hab ich doch noch die Trasse nach Spoleto gefunden. Ab dort ist dann auch die alte Bahntrasse nach Norcia ausgeschildert. Dies war ein absolutes Highlight dieser Radreise. Aber erst enmal habe ich mich noch mit einer diesmal sehr leckeren Pizza in Spoleto gestärkt.

Die alte Bahntrasse von Spoleto nach Norcia windet sich über viele Brücken und durch Tunnels hinauf in die Berge. Die Strecke ist eine Schotterpiste, die teilweise eher was fürs Mountain-Bike ist. Die Tunnel sind alle unbeleuchtet und der längste war knapp zwei Kilometer lang. Ein echtes Erlebnis!













Auch Norcia ist dann wieder eine sehr schöne Stadt, die für Linsen, Trüffel und besonders Wildschweinwürste und -schinken berühmt ist. Vor den Toren der Stadt sind diverse Wurstfabriken. Die Produkte werden in ganz Italien verkauft.
In Norcia gehören so ziemlich alle Hotels einer Familie. Diese konkurrenzlose Situation führt dazu, dass ich nur ein mieses kleines Zimmer für relativ viel Geld fand. War ja nur für eine Nacht.
Die ganzen Wurst- und Feischspezialitäten ließ ich heute links liegen und begnügte mich mit einem Salat und hervorragendem Weißwein eine mir unbekannten Rebsorte (habs leider vergessen welche).












14.04.2016 Norcia – Cittareale

Für heute hatte ich mir nur eine Kurzetappe von ca. 40 km vorgenommen, hier sollte ich den höchsten Punkt meiner Tour mit knapp 1.300 m erreichen. Aus Norcia hinaus ging es erstmal etwa 10 km schnurgeradeaus, ein breites Tal hinauf, den Bergen entgegen.





Anschliessend ging es steil bergan. Ich genoss es mich langsam in die Höhe zu schrauben und war begeistert von dem Blick auf die schneebedeckten Gipfel der Monte Sibillini, der sich nach und nach auftat.







Ich hatte mir schon am Vortag telefonisch (auf Italienisch!) ein Zimmer in einem Agriturismo in Cittareale reserviert. Schon am Mittag kam ich in dem kleinen Bergdorf an. Ein ziemlicher verpennter aber wunderschön auf etwa 1.000 m gelegener Ort.
Im Agriturismo war ich mal wieder der einzige Gast. Das Agriturismo war ein richtiger Bauernhof mit Kühen, Schweinen und einem riesigen Bernhadiner, der unbedingt gefüttert werden wollte.





Es war herrlich sich hier aufzuhalten, und die frische Bergluft und das sonnige Frühlingswetter zu geniessen. Ich schlenderte ein wenig durch den Ort, es gab ja sonst nichts zu tun.
Solche Ruhetage, oder halben Ruhetage, sind ja oft die schönsten auf der ganzen Tour.









Fortsetzung folgt.

Geändert von fabianovic (07.09.19 15:03)
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#1236518 - 20.09.16 19:20 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: fabianovic]
Keine Ahnung
Moderator
abwesend abwesend
Beiträge: 12.863
Schöner Bericht, der mich schon gespannt auf die Fortsetzung warten lässt lach
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1236763 - 22.09.16 08:09 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: fabianovic]
talybont
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abwesend abwesend
Beiträge: 758
In Antwort auf: fabianovic
Ja, den letzten Platz beim Giro würd ich locker hinkriegen!

ich nicht - ich würde das Zeitlimit nicht schaffen und rausfliegen zwinker
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#1236813 - 22.09.16 11:34 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: talybont]
Mütze
Moderator Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 2.753
Und ich würde mit so viel Verspätung eintreffen, daß man denkt, ich sei die erste von der nächstjährigen Tour. Hihi.
- - - - - - - - - - - - - - - -
Grüßchen, Ruth https://missesvelominiservice.com
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#1236949 - 23.09.16 09:10 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: fabianovic]
fabianovic
Mitglied
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Beiträge: 198
Teil 4

Am Abend bekam ich dann das volle Programm seviert. Wieder mal ländlich deftige Küche, in riesigen Portionen, wahrscheinlich alles aus eigener Produktion nur der Single Malt am Ende nicht.
Für die Übernachtung mit voller Verpflegung habe ich hier vierzig Euro bezahlt, echt günstig.
Die Betreiber sind unheimlich sympathische Menschen. Wer mal in der Gegend ist der kehre doch am besten bei LU Ceppe ein. Ich hoffe das Erdbeben neulich, dessen Epizentrum nur wenige Kilometer entfernt lag, hat hier nicht all zuviel Schaden angerichtet.

15.04.2016 Cittareale – Varco Sabino

Bei frischen aber sonnigen zwei Grad ging es am Morgen erst einmal hinab ins Velinotal.
Türkisfarbenes Wasser im Fluß, schneebedeckte Gipfel um einen herum, die Sonne scheint, herrlich hier zu radeln.









Hinter Rieti ging es dann im Saltotal hoch zum Lago di Salto. Das letzte Stück hoch zu Staumauer war mal wieder ganz schön steil. Die Anstrengung wurde dann aber mit einem atemberaubenden Blick über den See belohnt.





Gerne hätte ich hier Station gemacht, aber die Pension am See hatte noch zu.
So blieb ich ein Weilchen am Seeufer und streckte mal die Füße ins kalte Wasser.
Ich machte Rast bei einem Lift für Wasserskifahrer, der von jungen hippen Italienern betrieben wurde.



Die empfahlen mir, schon wegen des guten Essens in ein Agriturismo nach Varco Sabino hochzufahren. Mal eben dreihundert Höhenmeter nach oben. Aber irgendwie war ich inzwischen so fit, dass mich das nicht abschrecken konnte. Schade nur den See so schnell wieder zu verlassen.
Unterwegs kam ich noch in dem tollen kleinen Ort Rocca Vittiana vorbei, der halb verlassen am Berghang oberhalb des Sees liegt.





Weiter ging es hoch nach Varco Sabino einem einsam im Wald gelegenen Örtchen.
Das Agriturismo war ein altes saniertes Bauernhaus inmitten von blühenden Wiesen.
Und das Essen hielt auch, was unten am See versprochen wurde.










16.04.2016 Varco Sabino – Balsorano Vecchio

Den nächsten Vormittag fuhr ich erst mal wieder durch einsame Berglandschaften. Hier ist es zum Teil einsamer als auf meiner Norwegentour vor zwei Jahren. Viele Dörfer hier sind nur zum Teil bewohnt.







Mittags in Carsoli deckt ich mich erst mal wieder mit Proviant ein. Unterwegs in den kleinen Dörfern gibt es oft nicht mal eine Bar.
Meine Beine waren etwas schwer an diesem Tag und so beschloss ich, mir die nächste Bergwertung zu sparen und nahm den Zug von Carsoli nach Tagliacozzo. Von hier ging es weiter auf einer Hochebene, wo mir zum Teil stürmischer Wind entgegenblies. Ein italienischer Rennradfahrer gesellte sich zu mir und wir fuhren zusammen bis Capistrello und er versicherte mir, dass der Gegenwind danach aufhören würde.
An Wochenenden sind in Italien ja immer Massen von Rennradfahrern unterwegs, jung und alt, dick und dünn, sportlich und unsportlich. Manche haben mich ein Stück begleitet und wahren vielleicht froh mal etwas langsamer machen zu können.





Hinter Capistrello ging es dann steil hinunter ins Val Roveto und weiter das Tal hinab.
Der Gegenwind war aber so heftig, dass manchmal das Bergauffahren leichter gewesen wäre. So kam es mir jedenfalls vor.



Am Abend fand ich ein schnuckeliges kleines Häuschen in Balsorano untehalb eines Castello.
Ich machte noch einen Abendspaziergang durch den Ort, der vor hundert Jahren komplett vom Erdbeben zerstört worden war.












Fortsetzung folgt.


Geändert von fabianovic (07.09.19 15:15)
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#1236951 - 23.09.16 09:28 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: fabianovic]
Juergen
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Beiträge: 14.208
Ich lese interessiert mit und freu mich auf die Tage, an denen ich deine Route auf der Karte en Detail nachverfolge, um sie mir mit den gastlichen Stätten aufs Navi zu laden.

Vielen Dank für den wunderbaren Bericht. Mir läuft jetzt schon das Wasser im Mund zusammen. schmunzel
Jürgen
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#1237163 - 25.09.16 16:07 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: Juergen]
fabianovic
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Hallo Jürgen,

schön, dass dir mein Reisebericht gefällt. Deine Berichte sind aber sicherlich der größere Lesespaß. Die Via Francigena habe ich auch ein paar mal gekreuzt.

Meine Tour habe ich auf Komoot geplant, aber nicht aufgezeichnet. Vielleicht bearbeite ich die Tracks mal noch, so dass ich dir so einigermaßen die Strecke zusenden kann. Diverse Gastrotipps kann ich dir sicherlich auch schicken. Bella Italia!
Schöne Grüße
Fabian
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#1237341 - 26.09.16 18:39 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: fabianovic]
fabianovic
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Beiträge: 198
Teil 5

17.04.2016

Balsorano Vecchio - Isernia
Weiter ging es das Rovetotal hinab bis Sora. Ab da ging es wieder fleissig durch die Berge. Kleiner Abstecher hoch in hübsche Städtchen Atina? Ach was solls, die paar Höhenmeter extra. Die Beine haben keinerlei Einwände. Wieder eine tolle Etappe über einsame Straßen bei bestem Wetter.



Ein Stück weit begleitet mich die Via Francigena.







Am Nachmittag komme ich dann nach Isernia und bin doch ganz schön erledigt.
Über booking.com habe ich mir schon ein Zimmer in einem B&B in der Altstadt gebucht.
B&B ist in Italien inzwischen sehr populär. Wobei die Italiener das zweite B nicht immer ganz ernst nehmen. Hier, und nicht nur hier, war es so, dass auf dem Zimmer eine Espressomaschine und ein Kühlschrank stand, dazu ein paar abgepackte Croissants und Kekse.
Trotzdem gefiel es mir dort sehr, so dass ich beschloss hier einen Ruhetag einzulegen.





Am Abend machte ich noch einen Spaziergang durch die sehenswerte Altstadt und gönnte mir zwei leckere Aperol Sprizz. Hierzu gab es riesige Oliven und diverse Snacks, so dass ich mir nachher nur noch ein Stück Pizza auf die Hand holte. Es war schön das früh abendliche Flanieren der Menschen zu beobachten. Viele Frauen trugen ihre hochhackigsten Schuhe. Eine junge Frau musste sogar von ihrer kleinen Schwester gestützt werden, weil es sonst zu halsbrecherisch gewesen wäre. Habe mich leider nicht getraut davon Bilder zu machen.












18.04.2016 Isernia



Isernia wurde 1943 von den Amerikanern aus der Luft fast vollkommen zerstört. Ein Teil der Altstadt ist erhalten geblieben, daneben ist nach dem Krieg eine neue Stadt entstanden.
Am Morgen besuchte ich das kleine Museum, in dem dieser Zerstörung und der übrigen Kriegsereignisse gedacht wird.
Von der Mitarbeiterin der auch dort befindlichen Tourist-Information wurde ich auf bestem Englisch angesprochen. Sie war als Kind mit Ihren Eltern nach Brooklyn ausgewandert und dort aufgewachsen, hat dann aber einen Mann aus Isernia geheiratet und ist wieder nach Italien zurückgekehrt. Ich freute mich, mich mal wieder auf Englisch unterhalten zu können und sie wohl auch. Ich bekam von ihr eine Privatführung durch den anderen Teil des Museums, wo es um die Tradition des Spitzenklöppeln in Isernia geht. Voller Begeisterung zeigte Sie mir alles mögliche geklöppelte. Danach empfahl Sie mir noch in ein anderes Museum in der Altstadt zu gehen und erklärte mir den Weg dorthin und wo ich klingeln müsse usw., bis Sie sich entschloss einfach mit mit dahinzugehen. Alleine hätte ich das nicht gefunden, da es sich gar nicht um eine öffentliche Austellung handelte. So bekam ich noch eine, diesmal wirklich sehr interessante Führung mit ihr und Ihrer Kollegin in den Resten eines römischen Tempels, die nun als Fundamente der Kathedrale dienen. Man kann dort unter dem Kirchenboden durch die alten Fundamente laufen und an einigen Stellen konnten wir durch einen Glasboden eine Trauerfeier, die gerade in der Kirche stattfand aus dem Untergrund beobachten.












Das war ein echtes Erlebnis und es war schön mal mit Einheimischen so in Kontakt zu kommen, was auf der Reise bisher eher nicht der Fall war.

Gestärkt von einem leckeren Teller Nudeln in der Trattoria gegenüber meiner Unterkunft, machte ich mich zu einem weiteren Streifzug durch die Stadt auf. Diesmal ging ich auch durch die zur Mittagszeit fast menschenleere Neustadt. Die Neusadt ist eigentlich ziemlich hässlich aber auch typisch italienisch und es war mal ein guter Kontrast zu all den wunderschönen historischen Städten, die ich mir bisher angesehen hatte.











Am Nachmittag habe ich der Dame von der Tourist-Information (ihren Namen habe ich leider inzwischen vergessen) eine gute Flasche Wein (der Blumenladen hatte leider zu) als Dankeschön vorbei. Wir hielten noch ein kleines Schwätzchen, als eine alte Frau, die sie mir schon in der Kathedrale bei der Trauerfeier vorgestellt hatte, hereinkam. Sie begrüßte mich mit „son of a bitch!“ und lachte vergnügt. Es waren die einzigen englischen Worte, die Sie von den amerikanischen Besatzern gelernt hatte.

Am Abend dann wieder Aperitivo auf dem Platz.


19.04.2016 Isernia – Riccia

Weiter ging es durch die Berge und gegen Ende musste ich von der geplanten Route abweichen, um einige Kilometer oberhalb von Riccia eine Unterkunft zu finden.









Der Agriturismo war ein weit ausserhalb gelegener Bauernhof. Das Zimmer eher geschmacklos eingerichtet, aber zum Abendessen wurde alles aufgefahren was Acker und Stall hergeben und die Leute waren wieder unheimlich nett und bemüht.

20.04.2016 Riccia – Lucera

Kurz nach meinem Aufbruch überquerte ich die Grenze nach Kampanien. Kurvig und hügelig ging es weiter über das schöne Castelvetere durch sattgrüne Frühlingslandschaft, die fast schon etwas irisch anmutete.













Hinter San Bartolomeo ging es dann über die Grenze nach Apulien und weiter nach Motta Montecorvino. Dort kommt man an den Rand der Berge und es öffnet sich der Blick auf den Tavoliere, der apulischen Tiefebene.
Von dort ging es dann Steil in Serpentinen hinab. Die letzten 15 Kilometer fuhr ich dann auf dem Seitenstreifen der schnurgeraden Schnellstraße bergab gen Lucera. Das erhöht dann die Durchschnittsgeschwindigkeit. Lucera selber liegt dann auf einem Berg, der einsam in der Ebene steht. In Lucera hatte ich mich in ein tolles B&B (wieder ohne eigenes Frühstück, aber mit Gutschein für eine Bar in der Nähe) eingemietet. Es war ein alter kleiner Palazzo, den ein junger Italiener ganz frisch als B&B hergerichtet hatte. Wieder war ich der einzige Gast.





Wieder mal eine sehenswerte Altstadt mit schönen Bars und Restaurants. Ich kehrte in einen Edel-Pizza-Imbiss ein. Dort gab es nur Pizza vom Blech, etwa sechs sieben Sorten. Alles sehr lecker und einen sehr feinen Roten dazu. Da speichel ich glatt ein, wenn ich daran denke!








Fortsetzung folgt.


Geändert von fabianovic (07.09.19 15:34)
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#1237394 - 27.09.16 05:43 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: fabianovic]
Juergen
Moderator
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Beiträge: 14.208
In Antwort auf: fabianovic
Die Via Francigena habe ich auch ein paar mal gekreuzt.
Hallo Fabian,
erst war ich verwundert über deine Bemerkung, las ich doch nichts von bekannten Orten. Jetzt bin ich schlauer. Die via Francigena del sud hatte ich völlig verdrängt. schmunzel
Dankeschön!
ps: Endlich ein gescheiter Weg nach Griechenland. Die Francigena lockt schon wieder........... verliebt
° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °
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Geändert von Juergen (27.09.16 05:45)
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#1237543 - 27.09.16 16:05 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: fabianovic]
slotty66
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 17
Dein Bericht gefällt mir auch sehr gut und Deine Bilder sind ebenfalls toll geschossen.
Da bekommt Lust gleich loszufahren.
Grüße

Ralph
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#1237560 - 27.09.16 17:42 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: Juergen]
fabianovic
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Hallo Jürgen,

hab mir mal die Via Francigena del Sud angeschaut. Die liegt aber auch nicht auf meiner Route. Wahrscheinlich gibts noch diverse Nebenrouten oder Zubringer.
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#1237573 - 27.09.16 18:42 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: fabianovic]
fabianovic
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Teil 6

21.04.2016 Lucera – Trani

Von Lucera ging es erst mal wieder den Berg hinunter in die Ebene. Die Ebene rund um Foggia fand ich nach den ganzen Bergen nicht so spannend und so fuhr ich nur bis Foggia und setzte mich dort in den Zug nach Trani.









In Trani checkte ich erst mal in mein von unterwegs gebuchtes Zimmer ein und ging dann, nach einem Teller Nudeln im vegetarischen Bio-Imbiss, durch die Altstadt hinunter zum Hafen. Endlich, nach drei Wochen, war ich nun am Meer angekommen!







Draußen auf der Hafenmole legte ich mich müde in die Mittagssonne und genoss das fast schon sommerliche Wetter.





Das historische Zentrum von Trani ist fast komplett aus hellem Sandstein gebaut. Zusammen mit dem südlichen Licht gibt das eine tolle Atmosphäre. Herausragend ist sicherlich die fast ins Meer hineingebaute Kathedrale. Ein Prunkstück der normannischen Romanik.















Am Abend war ich in einem winzigen Lokal im Hafen essen.
Hier kochte ein alter Mann auf einem zweiflammigen Gaskocher.
Ich sagte, dass ich etwas zu Essen wollte und bekam kurz darauf einen Teller mit gebratenem Fisch und etwas Salat hingestellt und dazu ein Glas Rotwein. Dazu liefen, richtig laut, Opernarien zu denen der Maestro mitträllerte. Was will man mehr?







22.04.2016 Trani – Bari

Die Küste zwischen Trani und Bari ist ziemlich zugebaut. Hässliche Gewerbegebiete wechseln sich mit nicht viel hübscheren Feriensiedlungen ab. Nur kurze Abschnitte kann man direkt am Meer fahren und gelangt immer wieder auf die viel befahrene Hauptstraße. So fuhr ich dann nur bis Molfetta und nahm dort den Zug nach Bari. Hier hatte ich schon vor Wochen ein Hotel direkt an der Basilica San Nicola gebucht. Morgen würde meine Freundin mit dem Flugzeug nach Bari kommen und wir würden weitere drei Wochen in Apulien verbringen.
Erst einmal schaute ich mir die nicht minder beeindruckende Basilika und die sehr quirlige Altstadt an. Trani und Bari waren zur Zeit der Romanik konkurrierende Städte und so versuchte man sich im Kirchenbau gegenseitig zu übertrumpfen. Die Baresi schmückten ihre Basilika des heiligen Nikolaus im Barock, dann noch mit einer ziemlich pompösen Decke aus, die eigentlich gar nicht zum kargen Stil der Romanik passt. Den Leichnam des hl. Nikolaus hatten die Baresi im 11. Jh. in Myra geklaut um auch endlich einen Stadtheiligen zu haben. Eine wirklich christliche Tat.










Hier endet der Bericht meiner Solotour durch Italien.
Meine Freundin reiste leider mit einer Analtrombose an, so dass aus der geplanten gemeinsamen Fahrradtour durch Apulien nicht so richtig was wurde. Es war dann eher eine kombinierte Rad-, Zug- und Mietwagenreise, von der ich aber auch noch ein wenig berichten werde.

Geändert von fabianovic (07.09.19 15:45)
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#1237884 - 29.09.16 05:14 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: fabianovic]
Juergen
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In Antwort auf: fabianovic


Am Abend war ich in einem winzigen Lokal im Hafen essen.
Hier kochte ein alter Mann auf einem zweiflammigen Gaskocher.
Ich sagte, dass ich etwas zu Essen wollte und bekam kurz darauf einen Teller mit gebratenem Fisch und etwas Salat hingestellt und dazu ein Glas Rotwein. Dazu liefen, richtig laut, Opernarien zu denen der Maestro mitträllerte. Was will man mehr?
dafür
Deine Speisekarte macht Lust zu lesen und führt jede Diät ad absurdum. wein
Danke
° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °
Reisen +
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#1238512 - 03.10.16 16:52 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: fabianovic]
fabianovic
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Teil 7

Wir sind dann zwei Wochen durch Apulien gereist. Teilstrecken mit dem Rad, immer mal wieder ein Stück mit dem Zug und dann haben wir uns, als klar war, dass das keine richtige Fahrradtour mehr wird, einen Mietwagen genommen, in den wir die Fahrräder verstauen konnten. Gegen Ende haben wir dann, wie auch ursprünglich geplant, eine Woche in Mattinata im Gargano (das ist der Stiefelsporn) verbracht.
Ein wichtiges Thema in Apulien ist der Wind, der die meiste Zeit ziemlich kräftig weht und mal aus Nord und dann wieder aus Süd kommt. Wenn man eine Runde um den Stiefelabsatz drehen will, sollte man vor Ort, nach Wetterlage und Windrichtung festlegen in welcher Richtung man Apulien umrundet. Es gibt dort tolle Küstenstraßen und wunderschöne Orte. Die Trulligegend rund um Alborobello haben wir ausgelassen. Im übrigen Apulien ist Ende April Anfang Mai noch sehr wenig los.

Zuerst einmal sind wir mit dem Zug aus Bari raus bis Polignano gefahren.
Ein schönes Städtchen direkt am Meer mit einer der besten Eisdielen Italiens (und damit der Welt)



Bei aufkommendem Gewitter sind wir dann die etwa 10 Kilometer nach Monopoli geradelt.







Da in der Gegend von Monopoli alle bezahlbaren Unterkünfte ausgebucht waren, ging es weiter mit dem Zug nach Ostuni. Dort sind wir ein paar Kilometer außerhalb in einer schönen Masseria untergekommen. Die Italiener hatten wegen des Tages der Befreiung ein langes Wochenende.







Die Zimmer waren etwas hellhörig, aber das Restaurant war wirklich gut und preiswert. Mir bleibt das Bohnenpüree und das Entrecote in Erinnerung.

Am nächsten Tag machten wir von dort aus eine kleine Fahrradtour hoch nach Ostuni. Ostuni war, wegen des Feiertages so fürchterlich voll mit Touristen, dass wir schnell das Weite suchten und in das verschlafene Nachbarörtchen fuhren, wo wir am Nachmittag auch noch einen späten Teller Nudeln bekamen. Weiter ging es wieder hinunter ans Meer und die letzten zehn Kilometer bei strömendem Regen und stürmischen Gegenwind zurück in die Masseria. Wie schön, dass es dort eine heiße Dusche und eine Heizung gab und nicht zu vergessen das gute Restaurant.











Weiter ging es auf dem Rad bis Mesagne und dann mit dem Zug über Brindisi nach Lecce.
Zum Zugfahren in Apulien ist zu sagen, dass die Fahrradmitnahme kostenlos, aber nicht immer ganz einfach ist. Ob der Zug die Räder mitnimmt ist Glückssache. Am Bahnhof kann einem das keiner sagen. Man erhält die Auskunft, dass das vom Capo del Treno abhängt. Es ist uns dann tatsächlich einmal passiert, dass wir aus dem Zug wieder rausflogen, weils dem Capo nicht passte. Porca miseria!

Lecce ist bekannt für seinen eigenen Barockstil und es gibt in der Altstadt etwa zwanzig Barockkirchen. In unserem B&B wurden wir erst einmal von den Wirtsleuten auf der Dachterrasse mit Kaffee und Kuchen und einem Gläschen Weißwein versorgt. Es war gerade Besuch da. Auch erhielten wir allerlei Tipps, was anzuschauen sei. Das empfohlene Restaurant war leider ausgebucht.











Am nächsten morgen ging es auf einem Fahrradweg entlang der Schnellstraße raus ans Meer.
Dieser Fahrradweg wurde schön breit und mit einigem Abstand zur Straße angelegt, aber er wird nicht instand gehalten. So war der Weg an vielen Stellen zugewuchert und war dadurch eine Slalomstrecke. Irgendwo endete der Weg dann auch im Nichts und wir mussten auf die Schnellstraße ausweichen, die in diesem Bereich zum Glück gerade für Autos gesperrt war.
Ich habe in Italien einige Infrastrukturprojekte gesehen, die mit viel Geld (EU-Mittel?) erstellt und dann sich selbst überlassen wurden.
Danach ginge es dann im heftigen Gegenwind die Küste entlang bis Otranto.











Vom Gegenwind genervt, beschlossen wir am nächsten Tag mit dem Zug von Otranto rüber an die Westküste nach Gallipoli zu fahren.



In Gallipoli gefiel es uns so gut, dass wir dort vier Tage blieben. Die Altstadt von Gallipoli ist auf einer Insel gelegen, die über einen Damm mit der Neustadt verbunden ist. Wir haben uns in einem sehr schön restaurierten alten Palazzo einquartiert und gefrühstückt wurde in einem noch schöneren Palazzo ein paar Gassen weiter.







Von Gallipoli aus machten wir zwei kleine Radtouren an der Küste entlang zu ein paar schönen Stränden, wobei wir noch einmal klatschnass wurden. Dann ist es ja immer schön zu wissen, wo das Bett für die Nacht steht.








In Gallipoli selber ist die Lage im Meer und die vielen Engen Gassen mit schönen Häusern bemerkenswert. Auch hier gibt es jede Menge alter Kirchen. Am beeindruckensten davon ist sicherlich die zentral gelegenen Kathedrale, die komplett mit Ölgemälden ausgekleidet ist.
















Da bei meiner Freundin leider keine grundlegende Besserung eintrat, haben wir dann einen Mietwagen am Flughafen in Bari gemietet.
Nach den schönen Tagen in Gallipoli fuhren wir also, mal wieder mit dem Zug, zurück nach Bari.







Dort waren wir dann für einen Abend und gingen auf Empfehlung unserer sehr sympathischen jungen B&B-Betreiberin in ein Fischlokal in die Altstadt. Dort waren alle Tische belegt. Der Wirt bot uns aber seinen SOS-Tisch (ohne coperto) in einer Art Abstellkammer an. Nachdem wir kurz noch in ein benachbartes Lokal geschaut haben, nahmen wir dieses Angebot an und wurden nicht enttäuscht. Am Abend vorher waren wir in Gallipoli in einem Fischrestaurant richtig abgezockt worden. Keine Speisekarte, einfach Fisch aussuchen (schlecht ) zubereiten lassen und nachher richtig viel Geld hinlegen. Hier verlangte ich erst mal eine Speisekarte, was dem Patrone aber nicht so recht passte und er darauf verwies dass er immer den tagesfrischen Fisch anbietet. Nachdem ich Ihm aber (auf Englisch) unsere Misere des Vorabends geschildert hatte, meinte er bei ihm sollte wir the best experience haben. Er sagte uns was es für uns geben sollte und auch was es kosten würde. Auf den Deal ließen wir uns ein. Und anscheinend hatten wir Ihn an seiner Ehre gepackt. Jetzt wurde richtig aufgefahren. Lachs- und Thunfischcarpaccio mit etwas Olivenöl und Zitrone. Köstlich. Dazu noch Tintenfischsalat und Zuchini in Ricotta aus dem Ofen. Für mich gab es dann noch eine Mischung von frttiertem Meeresgetier und für Anna schwarze Sepia-Nudeln mit einer Kraben-Pistaziensauce. Zwischendurch kam immer die Bedienung in unserem Separee vorbei, um zu schauen ob wir auch brav alles aufessen. Danach waren wir platt. Ein Schnäpschen und ein Café ging noch. Das ganze dann für 55 Euro. Das war ein tolles Erlebnis von gutem Essen und italienischer Lebensfreude.





Von Bari fuhren wir mit unserem Mietwagen am nächsten Tag Richtung Gargano, wo wir uns in der nähe von Manfredonia für drei Tage in einer alten Villa eingemietet hatten. Hier waren wir mal wieder die einzigen Gäste und hatten das große alte Gemäuer und den schönen Garten für uns.









Nachts rappelte der Wind so an den Fensterläden und Türen, dass man nur mit Ohropax schlafen konnte. Tagsüber machten wir Ausflüge mit dem Rad und dem Auto ans Meer und in die Berge.









Die letzte Woche hatten wir uns dann in einer kleinen Pension in Mattinata einquartiert. Die Pension lag in einem Orangen- und Zitronenhain unterhalb der Stadt auf halbem Weg zum Meer.






An den Geruch des benachbarten Ziegenstalls musste man sich allerdings gewöhnen und so manche Nacht bellte der Nachbarshund durch. Nie das Ohropax vergessen auf Reisen! Mit zwei Schweizern tauschten wir Ohropax gegen Schokolade.

Ich machte mit dem Fahrrad noch eine Küstentour Richtung Vieste. Tolle Küstenstraße mit vielen Höhenmetern. Zum Glück hatte ich kein Gepäck dabei.







Die Abende verbrachten wir eigentlich immer an unserer Lieblingsstrandbar.









Lohnenswerte Ziele im Gargano sind sicherlich Monte Sant Angelo, einer Stadt oben in den Bergen mit tollen alten Kirchen









Eine Wanderung über die Orchideenwiesen (die meisten Orchideen waren allerdings schon verblüht) auf den Monte Sacro mit seiner uralten verfallenen Abtei.












...und die vielen traumhaften Buchten, in denen Mitte Mai noch nichts los war.







Es war natürlich schade, dass wir nicht mehr Fahrrad fahren konnten. Den Gargano hätte ich gerne noch weiter mit dem Rad erkundet. Auch hier gibt es viele kaum befahrene Straßen und auf der Küstenstraße ist auch nicht so wahnsinnig viel los. Eine ordentliche Kondition gehört bei dem ständigen bergauf und bergab schon dazu. Und im Mai kann es dann auch schon ganz schön warm werden.

Insgesamt bin ich etwa 1700 km geradelt. Am schönsten fand ich es immer in den Bergen, wo am wenigsten los war. Aber toll waren natürlich auch die vielen beeindruckenden Städte. Die Poebene kann man sich nach meiner Ansicht sparen. Ich habe viel und oft auch gut gegessen. Das geht in Italiern sicherlich besser als in den meisten anderen Ländern. Fast jeden Tag habe ich ein Eis gegessen, dessen Qualität von Nord nach Süd zunimmt. Ein paar Kilo mehr habe ich von der Tour mitgebracht (natürlich alles Muskelmasse).

Das Fahrrad hat vollkommen ohne Panne durchgehalten, es gab keine Stürze und auch keine brenzligen Situationen. Na ja, kurz hinter Mantua kam mal ein Hund aus einer Ausfahrt rausgewetzt und ich wäre vor Schreck fast von Rad gefallen. Ist aber auch nichts passiert.

Alles in allem war es, trotz des stark eingeschränkten Radfahren in der zweiten Hälfte der Tour, eine erlebnisreiche tolle Tour mit insgesamt Super-Wetter.

Geändert von fabianovic (07.09.19 16:55)
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#1238544 - 03.10.16 19:43 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: fabianovic]
Be@t
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Beiträge: 82
Vielen Dank für den tollen Reisebericht und die schönen Fotos. Einige der erwähnten Orte habe ich auf meiner Italienreise im Jahre 2011 auch gesehen. Gargano ist in meiner Erinnerung ganz speziell haften geblieben. Sehr, sehr schön.
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#1238552 - 03.10.16 20:09 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: fabianovic]
Hansflo
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Beiträge: 3.849
Eine sehr schöne Reise mit viel Platz für Schauen und Genießen.
Vielen Dank für die schöne und stimmige Zusammenfassung.

Hans
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#1240166 - 11.10.16 12:11 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: fabianovic]
veloträumer
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Vielen Dank für die Präsentation dieser sicherlich nicht so eingängigen Route mit vielen Aspekten des italienischen Stiefels - auch die nicht-touristischen Seitenblicke wie Isernia gefallen mir. Diese Suche nach der besonderen B&B-Gelegenheiten auf einen Berg rauf zeigt auch dein Bemühen für außergewöhnliche Plätze, die nicht spektakulär sein müssen, wohl aber ein sehr angenehmes Reisegefühl und speziellen Charme vermitteln. Ich entsinne mich da auch gerne an einige solcher Ort auf meiner Stiefelreise 2006. Die Reisezeit ist sicherlich auch etwas mutig gewesen, gerade in den Bergen kann es im April doch manchmal noch sehr ungemütlich werden.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen
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#1240213 - 11.10.16 16:14 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: veloträumer]
fabianovic
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Hallo Matthias
Danke für deinen schönen Kommentar.
Ja, meistens meide ich zeitlich und örtlich die ganz großen Touristen-Highlights. Bei dieser Tour war der Wechsel zwischen tollen historischen Städten und einsamen Bergen der Hauptreiz der Tour.
Mit dem Wetter hatte ich natürlich ziemliches Glück. In den Bergen war es morgens
durchaus frisch, aber meistens sonnig.
Jetzt bin ich am überlegen, wo die nächste große Tour hingehen soll.

Schöne Grüße
Fabian

Geändert von fabianovic (11.10.16 16:15)
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#1240258 - 11.10.16 18:29 Re: Italientour von Nord nach Süd [Re: fabianovic]
Andycam
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Beiträge: 245
Mille Grazie! Schöner Bericht und schöne Bilder die Lust machen gleich loszufahren. Hoffentlich kann die bessere Hälfte das nächste Mal wieder mitradeln !

LG
Andreas
Reisen statt rasen
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