Du könntest aber was zum Thema Bangladesch beitragen Alexandros. Warst du da nicht unterwegs?
Lieben Gruß, Thomas
Ja, könnte ich. Darf aber nicht einfach meinen Beitrag, den ich wochenlang für die Neuauflage vom Fahrrad Weltführer
Werbung gelöscht getippt habe, ins Forum setzen.
Wenn doch, dann werde ich das bald tun.
Allgemein gehalten: Bangladesh ist einfach zu bereisen. Das Visum ist aber zu kurz. 14 Tage sind meiner Meinung nach zu wenig. So erging es auch Florian Schmale. Weshalb er 14 Tage erhalten hatte und ich 60 Tage, darüber habe ich auf meinem Blog mal geschrieben.
Da ich aber gerade mit Regen und Gewitter kämpfe, bei McDonalds in Autun, Frankreich Unterschlupf suche und Kaffee trinke und in paar Tagen heirate, wäre es schöner wenn ich den schon existierenden Text fürs Buch an dich weiterleiten würde... Zum Tippen fehlt mir die Zeit... Sorry.
Aber auch ohne Text, sagen wir es so. Würde ich nochmals in der Gegend rumradeln, würde ich mich viel eher in Bangladesh und Nepal aufhalten. Indien ist oftmals taktloser gewesen, auch mehr anstrengend, weil viele in WestBengalen kein Nein akzeptieren wollten. In Bangladesh war meist alles viel angenehmer und die Menschen waren aus tiefstem Herzen nett und nicht wie in Indien oft künstlich, weil ich Tourist war etc.
Die Straßen die in Bangladesh (Sathkira, Khulna, Gopalngang etc) Richtung Dhaka führen und auch die aus Dhaka Richtung Chittagong, sind von der Qualität mindestens so gut, wenn teils nicht auch besser, als die Straßen, welche ich die letzten 300 km in Frankreich hinter mir habe.
Zu Bangladesh kann ich auch noch sagen, dass das alles für mich persönlich ideal bis perfekt ablief, weil ich durch den Kontakt einer NGO für Umweltschutz direkten Zugang in fast alle Ebenen der Gesellschaft erhielt. Von den ärmsten im Land, die unsere H&M jeans nähen, über Muntasir Mammun (bekanntester Bangladeshi für Auslandsreisen) bis hin zum Parlament, woraufhin ich dann mit jungen Kindern einen grandiosen Sportunterricht gestalten konnte. Zum Abschluss folgten noch Modeshootings und ein VideoClip für die Tochterfirma von Pepsi. Nach 90 Tagen wurde mir ein weiteres Visum verweigert, obwohl eine Abgeordnete vom Parlament (zu dem Zeitpunkt war ihre Partei aber nicht an der Macht) und der Vorsitzende einer NGO mir ein Empfehlungschreiben mitgaben. Ich entschloss daraufhin nach Kalkutta zu radeln, um a) die Kinder in Howrah wieder zu sehen, welche ich fast drei Monate im Alltag begleitet hatte und b) mit Toffazal Hussain über ein Jahres Visum zu verhandeln. Er ist zu dem Zeitpunkt der "high commsionar" für Bangladesh in Indien gewesen. Er verweigerte mir das erneute Visum, mit der Begründung, dass meine soziale Tätigkeit in Khulna schon für Aufsehen gesorgt hätte. Das hielt mich nicht davon ab, an meinem gemeinsamen Traum, mit Imran, einem Poeten aus Khulna und weiteren, sehr hoch motivierten und schlauen Köpfen aus Rupsa, die NGO zu gründen - welche wir uns schon weitgehend aufgebaut hatten. Es blieb mir also nur noch, die Kontakte zu nutzen, welche man mir aus Dhaka vermittelt hatte. Dieser Kontakt saß in Kathmandu, weshalb ich dann auch nach Nepal greadelt war. Schlussendlich erhielten meine Freunde in Khulna massiven Druck von außen, womit die Gründung und somit eine Dokumenation über die Sundarbans und die Ausbeutung der kleinen Dörfer, die Vertreibung der lokalen Fischer und der steigende Meeresspiegel etc, - all das lag auf Eis. Erst seit wenigen Monaten arbeiten die Freunde wieder an den Projekten. Aber das Land hat nicht nur schöne Seiten. Erst vor wenigen Wochen wurde ein bekannter blogger in Stücke geschnitten. Meine zukünftige Frau möchte der Einladung, die ich durch Imran und die NGO erhalten habe, nicht annehmen. Als Frau ist der Alltag im Land halt doch ein anderer. Ich sage nicht schlecht, sondern eher anstrengend.
Wie du siehst habe ich einen durchaus tieferen Bezug zu dem Land, als jemand der dort Teeplantagen in Silit abradeln möchte. Ich kann dich mit den Jungs von BDcyclist verbinden. Dort bekommst du alle Infos, über Route und Strecken. Dhaka würde ich aktuell meiden. Und wenn, dann nur über Leute die du kennst, aus der BDCyclist Gruppe. Diese Stadt ist kein Kinderspiel. Mit meiner Frau würde ich nicht einmal am Tage dort flanieren, geschweige denn in der Nacht in irgenwelchen Bezirken außerhalb von Gulshan. Khulna oder Satkhira an der Grenze zu Indien (von Kalkutta kommend) hingegen, kann ich dir wärmstens zum Radeln und Reisen empfehlen. Die Menschlichkeit, welche ich dort an eigener Haut erleben durfte, veränderte mich und mein Leben zu tiefst nachhaltig - im positivem Sinne. Wenn es mir jemals möglich sein wird, würde ich diese Orte mit meiner Frau gerne besuchen. Dein Leben bekommt einen neuen Sinn, wenn du in den Dörfern spürst, wie Menschen in Harmonie und Ruhe zusammen wirtschaften und gemeinsam im Einklang mit Tier und Natur leben.
Beantrage dein Visum für Bangladesh in Nepal oder besser in Deutschland. Und mach klar, dass du mit dem Rad unterwegs bist. Nehme Florian, mich und andere als Referenz, um mehr Zeit zu erhalten. Mein Traum damals war dort etwas nachhaltiges aufzubauen. In keinem Land, meiner 24 bereisten, habe ich mich jemals mehr als Mensch empfunden.
Falls du Fragen hast, melde dich über private Nachricht. Manch Kontakte darf und möchte ich hier nicht der Allgemeinheit zur Verfügung stellen.
Bin stolz auf dich, so lustig und komisch es auch klingen mag, dass du in dieses Land reisen möchtest!
Mein Leben hat es eindeutig bereichert.
Aus Autun, Frankreich,
Alexandros