Liebe Gemeinde,

ist ja noch ein bisschen hin bis zur nächsten großen Tour aber die langen Abende kann man ja schon mal nutzen, sich ein paar Gedanken zu machen.

Ich war noch nie mit dem Rad in Italien und das soll sich nächsten Sommer ändern. Ich habe vor, über die Alpen reinzukommen (vll. Reschenpass) und der Länge nach bis Bari oder Brindisi zu fahren (von dort gehts dann weiter nach Griechenland). Ich möchte definetiv nicht die ganze Strecke an der Küste entlang zwischen Hotels und Strand entlang fahren. Ich dachte eher so an eine Tour im Landesinneren. So grob vll. Modena, Firenze, Lago Trasimeno. Die ganz großen Städte wie Rom oder Neapel würde ich lieber meiden wollen.

Hat jemand Tourenvorschläge? Wie ist die Situation bezgl. Übernachtung (ich nehme inzwischen das Zelt nur als Deko mit, schlafe lieber in einem richtigen Bett). Gibt es Sachen, die man unbedingt besuchen, respektive Gegenden, die man lieber meiden sollte.

Bin für jeden Hinweis dankbar.
Gruß, Uwe

Hast Du schon mal ins Wiki geschaut. Da stehen eine ganze Reihe Strecken drin. Ansonsten eine TCI-Karte nehmen und selber planen. Anhand der Kartendarstellung erkennst Du schon, welche Strecken landschaftlich schön sind.

Warum willst Du Rom und Neapel meiden. Da verpasst Du aber was. Übernachtungen zu finden, ist kaum problematisch. Nachdem fast alle Hotels WLAN haben, kannst Du mit dem Smartfon mit booking.com oder google von Tag zu Tag planen.

Gruß Dietmar

ich fürchte, du überforderst die Rad-Gemeinde mit deiner Fragestellung. Wie soll dir denn jemand bei der Tourenplanung helfen, wenn du selber nicht weißt, wo du hin willst? Die Eckpunkte wirst du dir schon selber festlegen müssen. Wie soll jemand Fremder wissen, was du unbedingt sehen willst? Das können für den einen die Dolomiten sein, für einen anderen ist es Venedig.

Ich schließe mich Dietmars Rat an: Karte zur Hand nehmen und einen Überblick verschaffen!

Hans

Die Halbinsel ist etwas weniger flach, als OSM vermuten lässt.
Dass man da so genussmäßig von links nach rechts radelt, ist vielleicht eine Täuschung. Für sportliche Radfahrer sind die Abruzzen eine wunderbare Feriengegend. Zelt nicht nötig.
Agriturismo - sehr gute Schlafstätten mit günstiger Hausmannskost. Oder Häuschen am Zelting.
Molise ist auch sehr gepflegt.
Aber ist natürlich was anderes, als Adria-Radweg auf der Adriatica.
Mal schnell über die Berge Italia längs durch, um dann 3 Wochen Kreta zu machen, geht halt doch am schnellsten am Strand lang.
Rimini fand ich übrigens total spannend

Servus!

Letztes Jahr bin ich vom Gardasee nach Bari geradelt (und dann weiter auf dem Balkan). Unterteilt war die Route wie folgt: Durch die Poebene bis Rimini über Mantua, Ferrara und Ravenna; durchs Landesinnere San Marino, Sansepolcro, Assisi und L'Aquila bis Pescara. Ab dort Küste (mit Gargano) bis Bari.

Die Poebene ist recht eintönig, hat jedoch trotzdem ihren eigenen Charme und mehrere teils sehr sehenswerter Städte. Auch gibt es viele kleine und wenig befahren Nebenstraßen, teils auch gut augebaute Radwege (z.B. Gardasee-Mantua, Poradweg).

Der Appenin ist landschaftlich deutlich reizvoller, aber auch ziemlich anstrengend. Es gibt kaum Flüsse, die der italienischen Halbinsel der Länge nach folgen, weshalb man auf der Fahrt Richtung Süden keinem Fluss lange folgen kann und viele Pässe mitnehmen muss. Schöne Städte gibts auch hier wie z.B. Perugia, Assisi, Spoleto... Landschaftlicher Höhepunkt im Appenin war für mich die Fahrt durchs Campo Imperatore.

Die Küste ab Pescara fand ich mit Ausnahme des Gargano sehr dürftig. Teils viel Verkehr ohne große Alternativrouten, eintönige Landschaft - vom Meer sieht man meist auch nix, die Städte sind auch nix allzu besonderes mehr.

Hallo Berti,



Das bestärkt mich in meiner Absicht, die Küste zu meiden. Bin zwar nur ein bisschen mit Google Street View da lang gefahren, das hat mir aber schon gereicht. Dass das Landesinnere ziemlich unflach ist, ist mir klar. Aber ein bisschen Schinderei soll schon auch dabei sein, muss ja schließlich meinen gepflegten Wohlstandsbauch unter Kontrolle halten.

Ich denke, ich werde so einen Bogen machen wie du, aber schon weiter nördlich über die Apennin fahren und dann an deren Westseite nach Süden. Campo Imperatore klingt auch sehr interessant. Allerdings von da aus dann auch nicht gleich in Richtung Küste sondern noch weiter im Landesinneren nach Süden. Aber das ist jetzt noch ganz grob. Vll. gibts ja noch weitere Tipps.

@Barfußschlumpf: Agriturismo klingt wie Agroturystyka in Polen. Das war auch sehr preiswert und gut. Danke für den Tipp. Habe auch gleich ne Webseite dazu gefunden und werde das mal studieren.

Wie steht es eigentlich mit den Einkaufsmöglichkeiten? Gibts in jedem Dorf einen Laden oder muss man sich bevorraten? Und wie verständigt man sich? Sprechen wenigstens die Jungen Englisch?

Danke für alle Beiträge, Uwe

Unterschiedlich. In der Po-Ebene ging es. In der Toskana kam teilweise einen halben Tag lang nichts. Eine gute Adresse sind immer die Bars. Dort gibts auf jeden Fall belegte Brote. Manche haben durchgehend geöffnet, viele aber auch nicht. Da hilft am besten durchfragen, i.d.R. wissen die Einheimischen, wo was geöffnet hat.

Generell haben viele Läden über Mittag zu, selbst bei großen Supermärkten kann das passieren. Je weiter südlich, deso mehr mittags geschlossen. Wenn man dir mit aufgeschnittenem Schinken und Käse, Baguette und Oliven eine Freude machen kann, dann ist Italien dein Land. Das gibt in guter Qualität in fast jedem kleinen Laden.


Jein. Kann sein, muss aber nicht. Lernen tun sie es zumindest. Es kann aber nicht schaden, ein kleines bisschen italienisch zu lernen. Ich habe noch einen guten Sprachführer, den ich dir leihen könnte.

Gruß
Thoralf

Das heißt zuerst einmal nur "Urlaub auf dem Bauernhof" und kann durchaus auch mal luxoriös (Pool, Wellness, ....) und hochpreisig (> 100 Euro / Nacht + Person) sein. Oftmals sind es auch Ferienwohnungen / -häuser, keine Zimmer mit Frühstück (welches in Italien sowieso ein Problem ist). Infos z.B. unter http://www.agriturismo.it/de/


Es gibt nicht in jedem Dorf einen Laden. Die Supermärkte in den größeren Orten sollte man nutzen. Den Tipp mit den Bars - die gibt es wirklich in jedem Dörfchen - kann ich nur bekräftigen.


In den großen Städten ist Englisch kein Problem, auf dem Land hingegen sehr. Mein Eindruck ist, dass die Flucht der jungen Leute vom Land in die Städte in Italien ausgeprägter ist als in vielen anderen Ländern.

Gruß
Uli

Die Taxe für ein Einzel (Berge) liegt z.Z. bei ca. 30 EUR, wo ein Schild Agriturismo steht.
Agriturismo hat nichts mit Kühen oder Heubetten zu tun, sondern das sind dezentrale Pensionen, die aufgrund eines bewährten italienischen Subventionssystems gute Qualität mit Marmor und goldfarbenen Wasserhähnen billig anbieten können, während oftmals abgerissene Hotels im Mezzogiorno teuer sein können. Das Preisgefälle Küsten-Hinterland ist voll vorhanden. Oftmals wird ausschließlich italienisch verstanden, aber fast immer kann jemand aufgetrieben werden, der in Deutschland, Österreich oder der Schweiz deutsch gelernt hat.

Kann so sein, muss es aber nicht. Wie schon gesagt: Hinter dem - vermutlich ungeschützten und deshalb uneinheitlich verwendeten - Begriff verbergen sich auch Betriebe, deren Zimmerpreise bei 100 Euro pro Nacht und mehr liegen. Zu glauben, dass man bei Sichten eines Schildes "Agriturismo" eine eher einfache und geringpreisige Unterkunft vorfindet, kann zu Überraschungen führen. Ich durfte mal eine Nacht auf diesem Bauernhof schlafen.
Gruß
Uli

Ich hab schon verstanden, was du meinst. Leider ist es wohl unüblich, auf der Website die Preise anzugeben Gibt es irgendwelche Touristenbüros, die einem Privatunterkünfte nennen/vermitteln? Das fand ich in Skandinavien immer sehr hilfreich.

@Toxxi
Kann man!

Noch irgendwelche Tipps bezüglich interessanter Landschaften? Ist schon klar, dass ich in den 10 -14 Tagen nicht alles abfahren kann aber vll. liegt ja noch was am Weg.

Gruß, Uwe

Die Möglichkeiten sind aufgrund des italienischen Straßennetzes sehr vielseitig. Man müsste sich eigentlich eine ganze Reihe Marksteine setzen, um sich nicht zu verfransen. Landschaftlich kommt man gut weg, wenn man sich an Naturparks orientiert, von denen es etliche gibt. Ich gebe mal ein paar Stichworte: Ein schönes und ruhiges Waldgebiet ist der Parco Nazionle Foreste Casentinesi. Im Süden führt eine einsame Strecke über das Kloster Camaldoli (von Stia bzw. Poppi zu erreichen). Weiters lohnt Weg durch die Marken zu legen. Vielleicht mit San Leo und San Marino. Die Gegend um Carpegna ist recht hübsch. Vielleicht durch den Parco del Monte Cucco. Ein Küstenabstecher lohnt bei Ancona/Sirolo, das schöne Stück ist aber nur kurz. Vor den Gran Sasso/Campo Imperatore kann man noch schön die Monti Sibillini legen. Muccia und Norcia sind z.B. für Wild- und Pilzgerichte bekannt. Linsenfelder gibt es bei Castelluccio. Durch die Abruzzen empfehlen sich zwei Routen: Über Scanno oder über Perscasseroli (letztere bin ich gefahren). Wölfe gibt es in Alfadena zu bewundern - wild wirst du sie nicht sehen. Etwas spröder, aber auch noch ein schönes Waldgebiet zieht sich über die Monti Matese. Führt aber eher nach Napoli/Salerno als zur Gargano-Halbinsel und Bari. Unweit Bari liegt zuvor das Castel del Monte - das würde ich mir dann auch nicht entgehen lassen.

Da (und auf anderen mir bekannten Agriturismo-Sites) stehen hinter allen Betrieben die jeweiligen Übernachtungspreise.

Touristeninfos habe ich in Italien südlich der Alpen nur in großen Städten wahrgenommen.

Gruß
Uli

Schau mal auf meiner Seite. Da sind zahlreiche Berichte von Radtouren mit Bildern und GPS-Daten von Nord- über Mittel- bis Süditalien. Die Strecken kann ich alle empfehlen sind aber auch eher anspruchsvoll. Zu jedem Bericht gibt es auch eine Übersichtskarte, die einen Überblick über den Verlauf der gesamten Tour gibt.

Wenn Du Dich im Landesinneren bewegst und die Hauptverbindungsstraßen meidest (was ich empfehle), dann geht es meist sehr bergig zu.

Hier der Link zu den Tourenberichten:

http://www.europaradtouren.de/radtourenberichte-radtouren-europa.html

Gruß
Peter

Hallo Peter,

deine Berichte sind in der Tat sehr interessant und detailiert. Das hilft mir bei der Tourenplanung sehr. Ich werden mir jetzt in Ruhe alles anschauen.

@ Uli, Veloträumer und die Anderen: Ich habe jetzt erst mal eine Menge Informationen zu verarbeiten. Vielen Dank an alle.

Gruß, Uwe