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#1061397 - 14.08.14 05:47 Panama: wer pinkeln muss, macht über Bord!
tapinambur
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 74
Dauer:1 Monat, 1 Tag
Zeitraum:2.9.2013 bis 2.10.2013
Entfernung:9182 Kilometer
Bereiste Länder:paPanama
Externe URL:http://tapinambur.de

Panama: wer pinkeln muss, macht über Bord!

Gesamt Kilometer der gesamten Tour bisher: 9182 KM

Hier stehen wir also im theoretischen Niemandsland. Von Costa Rica ausgestempelt, am Ende einer langen bürokratischen Schlange von Leuten, die das gleiche Ziel haben, Panama.

Um einreisen zu dürfen, benötigt man zwei Dinge: 500 Dollar in bar und ein Ausreiseticket, das beweist, dass man das Land auch wieder verlässt.

Wir hatten weder/noch, doch ließen es darauf ankommen. Statt dem Verlangten reichen wir unsere Tapi-Visitenkarte ein und erklären, auf inzwischen besser gewordenem Spanisch, was wir vorhaben.

Skeptisch nimmt der etwas mürrische Grenzbeamte das bedruckte Papier.

Ein Blick auf die Karte, ein Blick zu uns, ein Blick auf die Karte, ein Blick zu uns, ein Blick auf die Karte, dann zu seinen Kollegen; …Karte weiterreichen; …*brubel, brubel*; lautes Gelächter; …klack, klack; …“bienvenidos en Panama” (Willkommen in Panama)!

So einfach geht das! ;-)

Es dämmert schon als wir uns entschließen doch noch aus dem Grenzort zu verschwinden. Einladend sieht anders aus. Wenig später sieht man zwei schwache Lichtlein am Straßenrand wie Glühwürmchen durch die Nacht wuseln, stets bemüht sich nicht gegenseitig über den Haufen zu fahren. Nach 1 1/2 Stunden durch die Finsternis erreichen wir schließlich die Stadt la Conception, und enden kurz darauf mit je einem Bier auf dem Bordstein sitzend. Es ist schon spät und immer noch wissen wir nicht wohin. Die Zimmerpreise hier schocken uns gewaltig, 40$ liegen weit über unserem Budget. Doch wie so häufig wendet sich das Blatt schließlich. Wir bekommen einen Tipp es bei den Bomberos (der Feuerwehr) zu versuchen.

“Wenn ihr nett fragt, nehmen sie Euch bestimmt auf!”

Neben großen Rollen von Schläuchen, einigen verrußten Schutzmänteln und vor einem roten Feuerwehrauto breiten wir schließlich unsere Schlafmatten für die Nacht aus. Wir dürfen eine Dusche nehmen und erzählen dann im Tausch für den Schlafplatz, der sichtlich interessierten Meute aus Feuerwehrmännern unsere Geschichte. Ein langer Tag geht zu Ende.

Entlang der Panamerikaner kommen wir gut voran, Tag für Tag machen wir jetzt mindestens 100 Km, nicht zu Letzt bedingt durch die mangelnden Schlafgelegenheiten. Bei San Felix finden wir erst nach langem Suchen einen Schlafplatz unter der Terrasse eines verlassenen Restaurants, wo wir uns vor dem kommenden Regen in Sicherheit bringen.

Noch 280 Kilometer bis Panama Stadt. Beschwingt von den fahrradintensiven Tagen, nehmen wir uns vor, die 200 Kilometermarke endlich zu schaffen. Es läuft super, die ersten 100 Km nach Peronome machen wir sogar in 4 Stunden. Nach einem ordentlichen Mittagessen geht es weiter. Doch die Beine merken wir jetzt und auch die Strecke spielt nun leider nicht mehr ganz mit, es ist jetzt ganz schön hüglig. 160 Km; die Sonne verlässt gerade den Himmel, als die eben noch eingeredete Zuversicht plötzlich der harten Realität weicht. Ein fetter Nagel in Fabis Hinterrad zwingt uns zum Halten und der dabei entdeckte doppelte Speichenbruch erklärt nun auch die komischen Geräusche der letzten Minuten.

Das Loch geflickt, die Taschen zurück aufs Rad und schon ist der Reifen wieder platt! Dani sauer über die Situation, Fabi nah der Verzweiflung. Als auch das dritte Loch verarztet ist, fahren wir noch 8 Kilometer in die Stadt Chame und machen Abendessen. Abgekämpft entschließen wir, hierzubleiben. Die Speichen müssen repariert werden und so richtig Lust weiter durch die Dunkelheit zu eiern, hat von uns beiden auch keiner mehr. Nach 168 Km im Sattel steuern wir nur noch Richtung Bett.

Über die “Puente de las Americas” (Brücke der Amerikas) rollen wir bei strahlendem Sonnenschein in Panama Stadt ein, lassen uns im Lunas Hostel nieder und feiern mit ein paar Bierchen unsere Ankunft in der Hauptstadt.

Nach langer Zeit treffen wir auch wieder auf einige Backpacker, eine schöne Abwechslung.

Auf der Straße lernen wir Adam kennen. Der dreißigjährige Neuseeländer ist durch Fabis großes Objektiv auf uns aufmerksam geworden. Er betreibt hier ein Veranstaltungsunternehmen für die San Blas Inseln und möchte seine Tour gerne promoten. Als wir ihm ein paar unserer Filme zeigen, ist er begeistert! Schließlich engagiert er uns 2 Tage, um ein kleines Werbevideo für seine Tour zu drehen. Das neue Tapi-Business läuft, und spricht sich herum! Auch Stephanie, die Segelboottouren anbietet, kommt auf uns zu. Sie hätte gerne ein paar Fotos um ihre Boote und Kapitäne vorzustellen.

Vom Hobbyknipser zum Profifotografen. ;-)

Früh um 5, ein großer, weißer Landrover hält vor dem Lunas Hostel um die Tapis und den Rest der Reisegruppe abzuholen und zu den Booten zu bringen die uns später auf die auf die San Blas Inseln überschippern. Nach 2 Stunden über teils achterbahnähnliche Straßen tauschen wir den 4×4 gegen eine motorisierte Nussschale in der zeitnah nach dem Ablegen auch schon das “traditionelle Tourfrühstück” serviert wird. Eine 1,5-Liter-Flasche “Abuelo Rum” gepaart mit dem ein oder anderen Dosenbier. Heiter geht es weiter! ;-)

Was für ein Job! Während wir versuchen, die Szenarien so professionell wie möglich auf Film zu bannen, geben sich die hübschen Tour-Begleiterinnen alle Mühe, uns die braune Wundermedizin gegen Müdigkeit und schlechte Laune, von oben in den Mund zu träufeln. :-)

Strahlend weißer Strand, kristallklares türkisfarbenes Wasser und Kokospalmen, die für Schatten sorgen, endlich sind wir angekommen, für lau im Paradies. Auch der Film dreht sich fast von allein, wir gehen tauchen, spielen Volleyball oder entspannen einfach mit einem Bierchen in der Sonne. Hier, und da noch die Kameras draufhalten, fertig. Einen schöneren Arbeitsplatz kann man sich nicht vorstellen.

Die Nacht verbringen wir auf der Hauptinsel, in Kuna Village wo wir am nächsten Morgen eine Führung über die Insel, sowie ein Einblick über die Lebensweise und Kultur der Kunas bekommen.

Nachmittag, auf einer weiteren Trauminsel von San Blas. Wir treffen Steph wieder, die mit einem Wassertaxi hier ist, um uns zu unserem nächsten Job zu bringen.

Vorbei an zahlreichen kleinen wie größeren Landmassen gelangen wir schließlich zu einer Kolonie aus Segelbooten, die etwas abgelegen zwischen 2 kleinen Inseln vor Anker liegen.

Wir lernen unter anderem Gabriell und Ornella kennen. Mit dem superrelaxten Brasilianer und der temperamentvollen, hübschen Italienerin verbringen wir die nächsten Tage auf und unter Deck. 2 Jahre haben sie diesen Ort kaum verlassen, fern ab der Zivilisation, ein leben wie Robinson Crusoe. Neben unserer Hauptaufgabe die verschiedenen Boote zu fotografieren, haben wir auch viel Zeit für uns. Ornella zeigt uns das Apnoetauchen auf unter 7 Meter (tauchen, nur mit der eigenen Luft) und Gabriell, geht mit uns Harpunieren. 2 dicke, frische Fische gibt es diesen Abend zu essen.

Wer pinkeln muss, macht über Bord, wer sich dreckig fühlt, springt ins Meer, abgeduscht wird nicht, denn Süßwasser ist Rah. Sie warten auf Regen. Auch an die kleinen Essensrationen müssen wir uns erst noch gewöhnen, unser Radlermagen hat Hunger.

Diese Lebensweise ist so anders, aber es macht Spaß nur an heute zu denken, die Sonne geht auf, die Sonne geht unter.

Nach 5 Tagen auf See treten wir den Heimweg an. Glücklich, trotz nun auftretender Landkrankheit, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben; ausgelaugt, obgleich entspannte Tage hinter uns liegen und dankbar, für die Erfahrung, auch wenn wir gemerkt haben, dass dieser Lebensstiel auf Dauer nichts für uns ist, am Schluss bekam uns leicht das Gefühl gefangen zu sein, gefangen im Paradies.

Zurück in Panama erwartet uns noch eine kleine Überraschung, unsere Freunde die Rad-Toreros sind ebenfalls in der Stadt. 5 Monate ist es her als wir uns in Mexiko getrennt haben, heute dürfen wir noch mal zusammen lachen, feiern und bis spät in die Nacht, Geschichten austauschen, die jede weitere Form von Unterhaltung unnütz erscheinen lassen.

Diese und weitere Bilder, Videos und Geschichten gibt es wie immer auch auf unserem Blog www.tapinambur.de





Wir sind 2 Brandenburger die dabei sind die Welt zu umrunden. Nach dem wir Süd-Ost Asien zu Fuß und AU mit dem Auto durchquerten, sind wir seit NZ mit dem Fahrrad unterwegs. Inzw. sind wir von den USA runter nach Buenos Aires, von Kapstadt nach Nairobi und von Istanbul zurück nach Berlin gefahren.

Geändert von tapinambur (14.08.14 05:52)
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#1061533 - 14.08.14 15:31 Re: Panama: wer pinkeln muss, macht über Bord! [Re: tapinambur]
joeyyy
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Beiträge: 999
Tolle Sache, Eure Reise. Eure Erinnerungen werden Euch Euer Leben lang begleiten.

Ich freue mich immer mehr auf Mittelamerika, je mehr Reiseberichte ich lese. Also: Danke, Jungs, für den Bericht bravo
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#1061583 - 14.08.14 18:56 Re: Panama: wer pinkeln muss, macht über Bord! [Re: joeyyy]
Thomas1976
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
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Beiträge: 11.970
Zitat:
Tolle Sache, Eure Reise. Eure Erinnerungen werden Euch Euer Leben lang begleiten.


Na ja,

nur auf der öden Panaamericana zu raden wäre mein Ding gar nicht. Ich bin mit dem Bus von Ciudad de Panama nach David gefahren. David liegt 50km von der Grenze zu Costa Rica entfernt. Diese Strecke ist einfach nur öde, öde, öde und nochmals öde.

Das mit der Einreise von Costa Rica nach Panama kann ich nur bestätigen. Man verlangt ein Ausreiseticket und 500 Dollar in bar. Man wollte mich dazu zwingen, 500 Dollar in bar abzuheben.

Nach 3 Stunden Hartnäckigkeit durfte ich dann endlich einreisen.
Die Grenze von Costa Rica nach Panama ist eigentlich offen, nur ohne Einreisestempel bist Du illegal im Land und hast bei der Ausreise ein gewaltiges Problem.

Man sollte nachweisen können (Kreditkarte, Travellerchecks), dass man genügend Geldreserven bei sich hat.

Gruss
Thomas
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#1064340 - 27.08.14 12:20 Re: Panama: wer pinkeln muss, macht über Bord! [Re: Thomas1976]
derharzbiker
Mitglied
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Beiträge: 55
Tolle Sache. Mal ne Frage zu den 500 Dollar. Ist das jetzt, damit du da nicht plötzlich ein „Sozialfall“ bist, also dem Staat auf der Tasche liegst oder wie? Und gelten die quasi proforma oder wird das je nach Aufenthalt berechnet?
Biken im Harz - was schöneres gibt's wohl nicht...
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#1065543 - 02.09.14 08:38 Re: Panama: wer pinkeln muss, macht über Bord! [Re: joeyyy]
tapinambur
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
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abwesend abwesend
Beiträge: 74
vielen dank joey, wann geht es denn fuer dich los? lg
Wir sind 2 Brandenburger die dabei sind die Welt zu umrunden. Nach dem wir Süd-Ost Asien zu Fuß und AU mit dem Auto durchquerten, sind wir seit NZ mit dem Fahrrad unterwegs. Inzw. sind wir von den USA runter nach Buenos Aires, von Kapstadt nach Nairobi und von Istanbul zurück nach Berlin gefahren.
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#1065544 - 02.09.14 08:51 Re: Panama: wer pinkeln muss, macht über Bord! [Re: derharzbiker]
tapinambur
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 74
In Antwort auf: derharzbiker
Tolle Sache. Mal ne Frage zu den 500 Dollar. Ist das jetzt, damit du da nicht plötzlich ein „Sozialfall“ bist, also dem Staat auf der Tasche liegst oder wie? Und gelten die quasi proforma oder wird das je nach Aufenthalt berechnet?


hey harzbiker schmunzel

danke, ja ich denke die wollen einfach sicher gehen, dass du das land auch wieder verlaesst, wir hatten ein wenig glueck, ich hab auch von vielen gehoert, die echt probleme hatten. wenn man sich mit photoshop oder aehnlichen auskennt, kann man auch versuchen sich ein flugticket am computer zusammenzubasteln, dass mann dan als pdf oder ausgedruckt vorzeigt ;-) nicht ganz legal, aber wer will das pruefen. Das leben ist ein spiel in dem jeder versucht zu gewinnen hehe.

lg die tapis schmunzel
Wir sind 2 Brandenburger die dabei sind die Welt zu umrunden. Nach dem wir Süd-Ost Asien zu Fuß und AU mit dem Auto durchquerten, sind wir seit NZ mit dem Fahrrad unterwegs. Inzw. sind wir von den USA runter nach Buenos Aires, von Kapstadt nach Nairobi und von Istanbul zurück nach Berlin gefahren.
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#1065707 - 03.09.14 09:14 Re: Panama: wer pinkeln muss, macht über Bord! [Re: tapinambur]
derharzbiker
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 55
@Tapi danke für die Info. Sowas denke ich mir auch. Und mal ganz ehrlich, die Idee dahinter ist schon richtig. Zumal 500 Dollar nun ja nicht die Welt sind. Wie viel Euro sind das gerade? So 400???
Biken im Harz - was schöneres gibt's wohl nicht...
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