Re: Zukunft der Fahrradteile: Wo geht es lang?

von: cephalotus

Re: Zukunft der Fahrradteile: Wo geht es lang? - 15.10.17 22:27

Ich bin nicht gegen Fortschritt, vieles ist in den letzten 20 Jahren bei Fahrrädern deutlich bessere geworden, man denke z.B. an Beleuchtung, Reifen, Federungssysteme, Bremsen...

Was mich stört ist das Auflösen von Standards. Vieles passt einfach nicht mehr zusammen und es wird im 2 Jahres Takt etwas "neues2 gebaut, Hauptsache anders. Erst wurden die Reifen größer (29"), dann wurden sie mittelgroß (27,5"), dann wurden sie breit (Fatbike), dann mittelfett, demnächst kommt dann vermutlich der 27" Reifen oder der 30" Reifen, Hauptsache wieder was anderes.

Ich habe den Überblick verloren, wieviele Typen an Achsen man mittlerweile kaufen kann. 9mm Schnellspanner, ein Sammelsurium an Steckachsen und jetzt Boost Standards und weiß der Geier noch alles.
Dann hast Du dazu 'ne Nabe für Scheibenbremsen und musst auch noch wählen zwischen 6 Loch und Centerlock. Bestimmt gibt es bald 5 Loch. Mit 1/4 Zoll Spezialasschrauben.

Und das zieht sich immer weiter fort.

Bis auf ein Zerlegerad haben alle meine Räder 622er Felgen und Schnellspannerachsen, die Laufräder sind also untereinander weitgehend tauschbar. Ich habe sogar mehrere Laufräder, die sowohl mit Felgen-, als auch mit Scheibenbremse funktionieren.

Alle meine Schaltungen sind hinten 9x. Von den HG95 Ketten haben ich mir für etwas über 10 Euro das Stück einen Vorrat für geschätzt 15 Jahre gekauft.
Bei den Kassetten hatte ich mir auch etwas aus der SLX und XT Reihe auf Halde gelegt, aber die neue HG400 Serie soll erstaunlich gut sein (und gleichzeitig auch noch günstig). In der Serie gibt es jetzt sogar eine 11-36 9x Kassette. Von Sunrace gibt es wohl eine 11-40 9fach, keine Ahnung ob die was taugt.

https://www.bike24.de/1.php?content=8;product=96664;

Aber neue Räder haben solche Ausstattung nicht mehr, selbst im Trekkingbereich werden es zunehmend Steckachsen (vermutlich sind die auch besser als das alte System)und 10x bzw 11x Schaltungen.

Neulich habe ich ein Interview mit Hannes Neupert gelesen und der prognostiziert einen globalen Markt für 1,5 Milliarden Pedelec in wenigen Jahren und sagt, diese Pedelec werden gänzlich anders produziert werden als Fahrräder bisher und zwar in richtiger Massenproduktion mit neuen Verfahren und neuen Herstellern (Foxconn z.B. steigt gerade ein) und man wird da "hochintegrierte" Systeme bauen statt des bisherigen Fahrrad-Kleinkleins.
Das wird es vermutlich billiger machen, aber die Modularität wird es vermutlich auch nicht mehr geben und er prognostiziert, dass die Marktmacht der neuen chinesischen Hersteller bzw Abnehmer so groß sein wird, dass die künftig bestimmen, was die Zulieferer wie Shimano für den Massenmarkt bauen werden.

Für die Nische der Reiseradler wäre das der Supergau. Klar wird es Nischenanbieter geben, die diese weiter mit Räder und Teilen versorgen, aber wird man die unterwegs auch Ersatz bekommen?

Aber noch ist das Fertigpedelec im Spritzgußrahmen und komplett elektrischem Gesamtkonzept nur eine "Vision".

MfG