Re: Zukunft der Fahrradteile: Wo geht es lang?

von: Lord Helmchen

Re: Zukunft der Fahrradteile: Wo geht es lang? - 15.10.17 12:31

In Antwort auf: Lucas
Im schlimmsten Fall muss man dort 4 Tage warten bis die Kassette da ist - und das ist einfach sehr sehr ärgerlich wenn man losziehen will.

Hätte ich einfache V-brakes und eine 10-Fach Kassette wäre ich sicher schon wieder auf dem Weg gewesen.

Lucas


Hi, das große Problem an Reparaturen habe ich noch nie verstanden bei den meisten Theorien über Radreisen.

Ich persönlich mache lange und kurze Radreisen.
  • Kurze Radreisen dauern max. 2 Wochen. Diese trete ich mit einem gut gewarteten Rad an und muss auf der Reise mal die Kette schmieren und den Reifendruck prüfen. Ein tagelanger Reparaturaufenthalt wäre ärgerlich, ist aber fast vollständig vermeidbar. Ein Sturzschaden oder gemeines Materialversagen kann so einen kurzen Urlaub natürlich beenden.
  • Lange Radreisen dauern > 2 Wochen. Bei diesen kann man entweder die Ersatzteilversorgung minutiös planen (z.B. Verschleißteile vor Abreise postlagernd verschicken). Oder man plant einfach Zeitpuffer auf der Reise ein für Reparaturen. Solwohl in Kanada, als auch in Laos ist man nie mehr als 1-2 tage Busreisen von einer Großstadt mit Radläden entfernt. Dort kann man die nötigen Ersatzteile hinbestellen. Eine neue Rohloff oder einen Rahmen hat man so in einer Woche verbaut - und kann dabei die Stadt&Menschen kennenlernen. Das Risiko so einer Pause gehört für mich zum Charakter von "Abenteuer"reisen und wäre für mich gar nicht ärgerlich.



Allgemein zu den Fahrradteilen: Auch für mich ist das breite Auffächern der Komponenten zur Zeit verstörend. Das hält mich sogar davon ab, technische Entscheidungen zu treffen. Viel zu viel Bewegung im Markt zur Zeit. Und ja, das ist ein wirtschaftlich gewünschtes Verhalten, das teils Nachteile für den langfristig denkenden Kunden hat.
Aber mir ist Fortschritt wichtiger als sichere Kompatibilität und stabile Teileversorgung über weit mehr als 10 Jahre. Die meisten hier vorgebrachten Argumente gegen diese Entwicklungen wurden exakt so ausgetauscht, als vor Jahrzehnten irgendwelche Spalter plötzlich unglaubliche 5 Gänge am Rad hatten. Oder als das tolle Glockenlager durch diese Vierkantaufnahme im Patronenlager verdrängt wurde. Die Hohlkammerfelge, V-Bremse und ein sauber geklemmter A-Head Vorbau waren auch mal neumodischer Firlefanz, der einem nur die Ersatzteilversorgung erschweren sollte. Und dann erdreistete sich der Teilehersteller, für Rennrad, MTB und Stadtrad unterschiedliche Gruppen zu entwerfen ...

Das unsteife, undefiniert Form-reibschlüssige Vierkantlager war schon vor 10 Jahren tot. Vollkommen zu Recht. So wird es hoffentlich auch der Schnellspannachse an Vorderrädern mit Scheibenbremsen ergehen. Das Fahrrad ist ein junges Produkt mit hoher Innovationsgeschwindigkeit. verliebt