Re: High End Reiserad (und Alltagsrad)

von: veloträumer

Re: High End Reiserad (und Alltagsrad) - 25.04.17 17:12

Bei solchen Fragen möchte ich mich nicht verheizen, eigentlich ist der Technikbereich nicht meine Wellenlänge. Ich habe aber einige Erfahrungen, deswegen ein paar Anmerkungen. Warum ich überhaupt einen Kommentar abgebe: Du hast so ziemlich genau die gleichen Körperdaten/BMI wie ich. schmunzel

Meine Radreisekarriere lief schon gut, ich war mittendrin, als ich von 28er auf 26er gewechselt bin. Für mich, der früher immer ein bisserl Rennrad gefahren war, insgesamt eine schwierige Entscheidung, habe mich nach Studium der Velotraum-Philosphie damit anfreunden können und nach der persönlichen Beratung vor Ort auch zugeschlagen. Mir war die Farbe auch wichtig, das spielte ein Rolle für das Rad, das flexible Baukastensystem sicherlich ebenso (hatte auch noch Maxx in Rosenheim im Auge). Übrigens: Bei der Farbwahl auch an die Kombi mit den Ergnäzungsfarben denken - z.B. der Packtaschen. Fährst du oft ohne, spielt das nackte Rad wiedrum die größere Rolle.

Die ersten Fahrten mit dem neuen VT waren etwas gewöhnungsbedürftig, auch der breitere Lenker. Es zeigte sich, dass es aber genau meine Neigungen und dem Älterwerden ensprach, die VT-Ausmessung meiner Sitzposition durchdacht war. Man braucht mehr Luft, sitzt bergauf ohnehin aufrechter, die schnellste Abfahrt ist nicht das Thema, sondern stundenlang bergauf. Das VT erwies sich zudem als ideal in der Abstimmung mit Packtaschen (vor allem mit Lowridern), ganz ohne Gepäck finde ich es immer noch ein bisschen "nackt" und befremdlich - mindestens eine Tasche muss dran sein. Also eher nicht ganz ideal für den Alltag aus meiner Sicht, mein altes Reiserad eigentlich auch nicht - das ist zu groß und zu sportlich für den Alltag. Im Alltag gibt es zudem etliche Stresssituation, wo schnell mal Lacksplitter abgehen - es muss ja dort recht offen abgesperrt werden - im Urlaub seltener. Schnell einkaufen, schnell zu Arbeit usw.

Bis heute bin ich Kettenschaltung und Felgenbremsen treu geblieben. Für meine Touren eigentlich die geeignetste Ausstattung, wenngleich ich immer mal an Neuerung gedacht habe. Beim Bremsverhalten ist für mich aber wichtig die optimale Dosierung, das geht m.E. nur mit Felgenbremsen, bei niedrigem Körpergewicht ohnehin weniger das Thema. Das leigt auch daran, wenn von Rennradbremsen oder Cantilevers kommt und nicht aus dem MTB-Bereich. Vorteil würde ich vielleicht in Hydraulikbremsen sehen, die ich nicht habe, vielleicht liebr hätte. Da schon angesprochen: Sowohl 26er-Räder wie auch Felgenbremsen sind im Abgesang, du sitzt damit auf zwei sterbenden Ästen - also würde ich trotzdem mal zumindest über ein Änderung nachdenken - Felgengröße ändern, oder Scheibenbremse.

Für letzteres spricht auch der große Felgenverschleiß, der ist bei mir aufgrund meiner Radreisetypik schon sehr extrem. Vernünftiger Felgenersatz ist mittlerweile auch schwierig geworden. Die Situation wäre in manchem Ausland noch anders, wo die Arbeitskosten niedriger sind. In Deutschland ist das Umspeichen/Einspeichen fast unbezahlbar - es sei denn durch rationalisierte Massenproduktion, was auf Bestellung von Laufrädern im Internet rausläuft. Das engt die Wahl manchmal noch mehr ein.

Naben: Ich fahre noch mit konventionellen Seitenlaufdynamo. Zuletzt habe ich mit Zusatz von Akkuleuchte aufgerüstet - die sind heute schon sehr gut und evtl. kommt eine dynamolose Lösung in Frage. Rücklicht war schon immer ohne Dynamo und ist sehr langlebig mit Batterie oder Akku. Sofern nicht extremer Bergfahrer und Kombi mit Alltagsrad würde ich wohl auch SON-Nabendynamo wählen. Rohloff ürde ich vielleicht wählen, wenn nicht der Gewichtsnachteil wäre - hier kommt es wieder auf deine Tourentypik an.

Nabe: Der Vorteil der Premiumklasse ist bei Shimano fast ganz dahin. Seit Produktionswechsel von Taiwan nach Malaysia gelten XT-Naben als sehr störanfällig. Bei meinem letzten Laufrad (Komplettbestellung im Internet) war der Freilauf nach einer Woche Fahrleistung kaputt. War dann mitten auf einer Reise, sodass mir auch Garantieansprüche verloren gingen. Auch hier haben einige Hersteller eher Rückzieher gemacht, z.B. DT-Swiss, weil nicht mehr gleichzeitg in 32 und 36 Loch investiert wird (zusätzliches Marktproblem, dass künftig eher in Richtung Leichtbau, deswegen 32 Loch gearbeitet wird - Gegenwind kommt evtl. aus dem E-Bike-Bereich, weil die stabilere Laufräder brauchen). Das Thema Nabe also mit Fachleuten durchsprechen, XT würde ich jetzt meiden - entweder billiger drunter bleiben oder eine Exklusivlösung nach oben hin.

Für den Radgenuss sind aber auch wichtig: Sattelauswahl (geht nicht über VT), Radschuhe, Klamotten (welche Hose passt, welches Polster, geht es ohne, Belüftungsklima des Oberkörpers, was ist bei Regen usw.), wie bekomme ich Bumms in die Beine (jeder Winter ein Tal), werde ich älter?, brauche E-Motor?, Wie finde ich shcöne Wege usw. usw. - wie du siehst, das Radlerleben fängt mit der Anschaffung des Rades erst an... schmunzel