Re: Brooks Sattel knarzt schrecklich laut

von: Anonym

Re: Brooks Sattel knarzt schrecklich laut - 16.08.16 10:27

In Antwort auf: Klaus Kinski
So ganz raffe ich das noch nicht ehrlich gesagt. Du musst doch um das Leder dazwischen zu bekommen den Sattel zerlegen, also Nieten lösen. Locky L hat doch nur die Schraube ein Stück gezogen oder ?
Noch ein Versuch. Mir fallen zwei Knarzeffekt ein:
Stick-Slip-Effekt (Wikipedia) zwischen zwei gegeneinander bewegten Flächen: Bei großen Kräften reichen auch minimale Bewegungen. Hier wirkt Schmiermittel sofort - eventuell nicht nachhaltig (daher für später vielleicht Kunststoff oder Leder - Vorsicht: neue Knarzquelle möglich). Wenn bisher nichts wirkt, ist an die Stelle noch kein Fett/Wachs vorgedrungen. Auch heißes Fett/Wachs kühlt beim Aufbringen ab und dringt dann nur noch sehr langsam weiter. Öl ist vielfach schneller - auch in gepreßtem Leder.
Bruchkanten: Diese können sich gegeneinander bewegen und damit Geräusche verursachen. Dort wirkt Fett und Öl bei den großen Kräften nicht. Aber es müßte sich relativ schnell verändern, weil die hohen Kräfte die Bruchflächen verschleifen und verrunden (Druckspitzen reduzieren). Danach kann es aber an der geglätteten Stelle den Stick-Slip-Effekt geben. Der reagiert wieder auf Schmiermittel - zumindest kurzzeitig.
Beide Effekte gemischt: ein Bruch erlaubt Bewegungen und jetzt gibt es an einer anderen Stelle den Stick-Slip-Effekt.
Noch zu erwähnen ist die ganze Verbindungsmechanik von Sattel und Sattelstütze (das ist hoffentlich abgeklärt).
In der Verstellmimik des B17 (der B67 ist anders!!!) sind mindestens 6 Stellen zu finden, an denen Metallteile unter hoher Kraft lose aufeinander liegen und sich abstützen. Bei Sattelbelastung bewegen sich diese Teile minimal gegeneinander - beste Voraussetzungen für Knarzen (hohes Fahrergewicht verstärkt dies):
- Schraubengewinde vs. Mutter
- Schraubengewinde vs. Haken-Formteil (drückt auf den U-förmigen Ausschnitt im Hakenformteil und blockiert ggfs. das Entspannen des Sattels beim Lockern der Mutter)
- Mutter vs. Haken-Formteil
- Haken-Formteil vs. Sitzschienen-U (an mehreren Punkten)
- Haken-Formteil vs. Sattelspitzen-Formteil (gleitende Abstützung)
- Schraubenkopf vs. Sattelspitzen-Formteil
Wenn der Sattel schon gespannt wurde, dann müßte sich bei Zurückdrehen der Schraube die Verstellmimik deutlich lockern und alle Stellen fetten lassen. Wenn dort das Knarzen ist, muss ein Effekt spürbar sein - ggfs. nicht nachhaltig. Im hinteren Bereich ist die Verbindung der Sitzschienen mit dem Tragblech verdächtig. Mal mit Hebel am losen Sattel die Stelle auf Bewegung prüfen. Davon unabhängig sind die ganzen Punkte, an denen (verformbares und damit bewegliches) Leder und (nicht verformbares) Metall unter hoher Kraft aufeinander treffen. Das verschwindet sicher mit Ölen. Bei Pferdesätteln gibt es das Problem von knarrenden Lederschichten gegeneinander (auch Stick-Slip-Effekt), aber das entfällt beim einteiligen Brooks-Leder.