Re: Rennradnaben an klass. aufgebaut. "Randonneur"

von: ohne Gasgriff

Re: Rennradnaben an klass. aufgebaut. "Randonneur" - 18.01.16 12:25

Asymmetrischen Felgen traue ich nicht so recht über den Weg. Lies dich mal schlau zum Thema Schubmittelpunkt. Das ist der Punkt, durch den die Querkräfte verlaufen müssen, um das Profil torsionsfrei zu biegen. Bei Vollprofilen ist das der Profilschwerpunkt, bei offenen, symmetrischen liegt er auf der Symmetrieachse (aber i.d.R. außerhalb des Profils) und bei asymmetrischen Profilen muß er einigermaßen aufwendig berechnet werden.

Bei einem symmetrischen Felgenprofil wird er, wie gesagt, auf der Symmetrieachse, aber einige Millimeter außerhalb des Profils zur Radmitte hin, schätzungsweise am Nippelende liegen. Das heißt, daß bereits beim symmetrisch eingespeichten Rad jede einzelne Speiche in geringem Maß die Felge tordiert. Die nächste tordiert sie dann in der Gegenrichtung und wenn man beide Speichen in die selbe Ebene klappt und die Resultierende bildet, liegt diese auf der Symmetrieachse. In der Summe heben sich diese Torsionsmomente also gegenseitig auf, in der Praxis mäandern sie aber zwischen den Speichen hindurch um die Felge herum.

Beim symmetrischen Felgenprofil asymmetrisch eingespeicht, also dem typischen Kettenschaltungshinterrad, erwarte ich (müßte mal genauer drüber nachdenken, aber nicht jetzt), daß die Resultierende aus rechtem und linkem Speichenzug immer noch auf der Symmetrieachse liegt, eben wegen des unterschiedlichen Speichenzugs rechts und links.

Bei asymmetrischem Felgenprofil habe ich rein vom Draufschauen nicht den Eindruck, daß die Speichen im Schubmittelpunkt angreifen, bzw. die Resultierende dort hindurch geht. Um es nachzurechnen, bräuchte ich allerdings die Kenntnis aller Profilabmessungen - und die habe ich nicht. Um es zu verifizieren, müßte man am fertig eingespeichten Rad mal eine Wasserwaage quer über die Felgenhörner legen. Liegt die dann schief, steht die Felge unter Torsionsspannung.

Im Betrieb muß das kein Nachteil sein. Die Felge/das Rad kann so immer noch einwandfrei funktionieren. Kritisch wird es jedoch, wenn da mal eine Speiche bricht und die Dinge weiter in Unordnung bringt. Ein Randonneur, mit dem man weite Strecken zurücklegt, muß ja einigermaßen robust und zuverlässig sein. Im IBC-Forum ist jemandem an solch einem Hinterrad eine Speiche gebrochen. Er kam mit dem Rad noch nach Hause und wollte dort die Speiche wechseln. In dem Moment, als er die Luft aus dem Reifen gelassen hat, hat sich die Felge zum Kartoffelchip verformt. War nix mehr zu retten. Er brauchte (und bekam auf Garantie) ein komplett neues Hinterrad.