Re: Tubus Duo gebrochen

von: Freundlich

Re: Tubus Duo gebrochen - 21.07.14 19:28

Aus meiner Erfahrung mit dem Tubus Duo fallen mir nach dem Lesen der Beiträge diese Bemerkungen ein:

1. Als Garantiefall ordnungsgemäß einsenden, möglichst komplett inklusive des "abgefallenen" Rohrstückes. Damit kommst Du unproblematisch zu einem Ersatzträger.

2. Die beiden Fotos zeigen leider nicht alles, aber ich sehe Biegungen bzw. Verbiegungen, die mein Duo nicht hat. Ursache könnte ein unbemerkter Schaden sein, z.B. Transportschaden zum Händler, unbemerkte Fehlbelastung, Fehlmontage beim Händler an einem anderen Rad, Fertigungsfehler u.s.w.

3. Der Duo ist ein unproblematischer Lowrider, wenn er korrekt an einer Starrgabel mit durchgehender Befestigung montiert wird.

4. Zum Konstruktionsprinzip: Gegen das bügellose Konstruktionsprinzip spricht gar nichts, solange die Konstruktion belastungsgerecht ausgelegt und innerhalb der Toleranzen gefertigt wird.

Die hier vorgebrachten Argumente für und wider ein bestimmtes Konstruktionsprinzip sind rein theoretischer Natur. Jedes Konstruktionsprinzip hat Vor- und Nachteile, auch der Lowrider mit Bügel (Am Rande: Der Bügel ist auch nicht wirklich biegesteif. Das Stützdreieck am Duo kann den Querkräften hervorragend widerstehen). Selbstverständlich werden solche Überlegungen bei der Konstruktion von Bauteilen angestellt, sind aber immer mittel Computer (FE-Analayse), Prüfstand und Praxis zu überprüfen. Erfahrungsgemäß zeigt der Duo bei korrekter Beladung mit maximal 2x7,5 kg keine Schwächen und hat Sicherheitsreserven. Ohne Messwerte, Lastannahmen, Versuche oder handfeste Praxisbeweise sind alle gegenteiligen Aussagen praktisch wertlose Meinungen.

Wer keine geeignete Gabel hat oder eine Gabel mit schief sitzenden Gewinden oder billigsten-Aluminium-Gewindenieteinsätzen, sollte die Gabel reklamieren und den Fehler nicht am Gepäckträger suchen. Selbst der beste Gepäckträger erhöht die Festigkeit einer minderwertigen Gabel bzw. eines Rahmen nicht.

"Biegesteif" darf ein dynamisch belastetes Bauteil nicht sein, weil mit zunehmender Steifigkeit auch die Bruchgefahr steigt. Die Kunst besteht darin, werkstoff- und belastungsgerecht zu entwerfen. Eine gewisse Elastizität ist von Vorteil.

Die vermutete Torsionsbelastung (Verdrehung) der Gabel durch den bügellosen Lowrider ist rein theoretischer Natur. In der Praxis verdreht sich bei eingespanntem Vorderrad und der eher geringen Gepäcklast an der Gabel nichts. Jede V-Brake und jede Scheibenbremse leitet ungünstigere Kräfte ein - und das dynamisch bei jedem Bremsvorgang. Eine Gabel, die der Duo-Belastung nicht gewachsen ist, halte ich für lebensgefährlich. Denkbar am Leichtbau-Carbon-Rennrad, dann aber ohne Lowrider und mit geringem Systemgewicht.

5. Fertigungsstandort Asien:
Dies hat mit dem Schaden zunächst nichts zu tun. Mitnichten wird in Billiglohnländern nur schlechte Qualität gefertigt. Inzwischen ist es leider oft genau anders.
Sicher wäre es jedem lieber, einheimische Produkte zu kaufen. Würden sich alle Produkte aus Billiglohnländern heute noch in Luft auflösen, müssten wir morgen zu Fuß das Haus verlassen, ohne Schuhe und wahrscheinlich nackt...
Beim Gepäckträger steht es jedem frei, sich einen Träger nach Wunsch beim Rahmenbauer anfertigen zu lassen. Dies habe ich für meinen Duo-Nachfolger - ebenfalls bügellos - so gemacht. Wird halt teurer.

6. Kritikpunkte am Duo gibt es andere:
Der untere Bogen ist für Ortlieb-Frontroller ohne Funktion. Mit 2 Ortlieb-Backroller werden 15 kg aber leicht überschritten und die Bodenfreiheit sehr klein. Das Design - wenn man schon davon redet - ist verbesserungswürdig. Eine Edelstahl-Variante für 2x5 kg ohne überflüssiges Material wäre denkbar oder eine Variante für 2x10 kg für die Schwerlastfraktion. Leider fehlt es generell an sauber gefertigten Gabeln mit ordentlichen Gewindeinsätzen oder - wie bei meiner Sonderanfertigung - einer aufgeschweißten Hülse mit durchgehender Bohrung.
Da der Kundenkreis für Lowrider eher sinkt (Federgabel, Leichtgepäck, Pensionsschläfer), wird sich das Interesse des Herstellers an Entwicklungen in diesem Bereich in engen Grenzen halten.