Abenteurerin hält Westeuropa für nicht radelbar

von: Morgana

Abenteurerin hält Westeuropa für nicht radelbar - 27.11.06 13:08

Hallo,

Die Expedition von Evelyn Binsack an den Südpol, mit u.a. dem Fahrrad als Transportmittel war hier schon einmal Thema. Seit zwei Tagen zurück von einer sechswöchigen Radtour in Portugal und Andalusien lese ich mit Erstaunen auf der Webseite dieser Extrembergsteigerin und so genannten Abenteurerin Folgendes:

Nach weiteren Unwettern habe sie am 19. Oktober unter "schweren körperlichen Anstrengungen" die portugiesische Hafenstadt Porto erreicht (ja wir haben in dieser Zeit auch sehr viel Regen und Wind erlebt in Portugal). Die stark beanspruchte Ausrüstung hätten zu einer Kurskorrektur und kurzen Auszeit in der Schweiz geführt. In einem Interview äussert sie sich zum Radfahren in Frankreich, Spanien und Portugal folgendermassen:

"... ich würde das Durchqueren per Fahrrad von Frankreich, Spanien und Portugal, jedem und jeder abraten, ausser die Strecke wird in Begleitung eines Fahrzeuges vorgenommen. Der Vorteil mit einem Begleitfahrzeug zu reisen liegt auf der Hand. Das Suchen von Unterkünften ausserhalb der Saison und das Umfahren von Industriegebieten sowie grossen Städten ist nur mit einem Begleitfahrzeug möglich. Das Fahrrad als Verkehrsmittel in unseren Breitengraden ist extrem ungesund, denn selbst auf Nebenstrassen herrscht zum Teil reger Verkehr. Was einen da an Abgasen, Lärm und Risiko erwartet, ist kaum vorstellbar."

Ich bin sprachlos, und auch empört über so viel Arroganz (gegenüber den Gastländern) und Unwissen. So jemand rühmt sich, Strapazen gewohnt zu sein (http://www.binsack.ch/pages/expedition_antarctica/evelyne_binsack_unterwegs.../30.09.2006_-_interview.php)? Jemand, der nicht fähig ist, nach einem Tag mit Gepäck (manchmal auf Bergstrassen) eine Unterkunft selber zu suchen? Jemand, der ein Begleitfahrzeug braucht und einen Begleittross, der alles Lebensnotwendige organisiert (äh, entschuldigung, das heisst ja "Logistik")? Jemand, der nicht fähig ist, seine Route so zu planen, dass sie mehrheitlich über wenig bis kaum befahrene Landsträsschen führen? Jemand, der sich darüber beklagt, in ländlichen Gebieten Frankreichs und Spaniens finde man ja kaum Internet, im Basislager am Mount Everest sei das Versenden von E-Mail und Bildern absolut kein Problem? Jemand, der sich ärgert, dass er in Portugal aus dem Zug geworfen wird, weil er sein Fahrrad dabei hat (hat sich wohl nicht darüber informiert, dass man in Portugal das Rad nur in Regionalzügen mitnehmen darf)? So jemand will eine Expedition in die Antarktis unternehmen? Ich würde eher sagen: diese Person ist ziemlich naiv.

Wir haben Portugal und Spanien (Andalusien) als wunderschöne Radelländer erlebt. Ganz besonders hat uns Andalusien gefallen: überwältigend schöne Bergwelten, einsame Landsträsschen und Städte, die sehr reich an Kultur sind. Dass die Strassen - auch die auf der Karte als Nebenstrassen eingezeichneten - in der Nähe von grossen Städten stark befahren sind, haben wir zwar auch erlebt, aber das ist ja eigentlich wohl überall auf der Welt so. Ich bezweifle, dass Frau Binsack in Nordamerika, wohin sie sich nun geflüchtet hat, dort eine heilere Welt vorfindet...

Leider kann man auf ihrer Webseite keine Einträge machen, nur ein Mail schreiben an das Expeditionssekretariat. Schade, denn eigentlich müsste man so schlimm falsche Aussagen auf der Webseite direkt richtigstellen können.

Bettina