Re: Wie ist Eure eigene Fahrradhistorie?

von: Anonym

Re: Wie ist Eure eigene Fahrradhistorie? - 09.09.05 20:11

1973: Rosinante I, ein von einer Kusine 2. Grades übernommenes weinrotes Kinderrädchen mit Stützrädern; später wurden die Stützräder abgeschraubt und an einem Sommertag im Jahr 1974, ich war gerade fünf Jahre alt, lernte ich auf den Schotterwegen der Kleingartenkolonie am Pingenweg in Köln-Longerich erstmals richtig Radfahren, zwei, drei Mal landete ich mit Karacho in den Hecken, aber dann hatte ich den Bogen raus...

1975: Rosinante "Fix & Foxi" II, ein oranges 20"(?)-Kinderrad mit Fix & Foxi-Motiv, mein jüngerer Bruder hatte eine kleinere Version in Gelb

1978: Rosinante "Karzentra" III, ein schickes grünlichgelbes 24"-Sportrad von Karstadt (daher der Name), mein erstes "richtiges Jungenrad" mit Oberrohr, Sachs-Torpedo-Dreigangschaltung und vor allem einem sensationellen Tacho mit farbig aufgedruckten Drehzahlbereichen... leider wurde es mir am 28. Dezember 1978 (übrigens kurz vor der Großen Deutschen Schneekatastrophe) mit noch nicht mal 500 gelaufenen Kilometern in Köln-Seeberg von einem älteren Jungen abgepreßt, den ich auf dem dortigen Abenteuerspielplatz kennengelernt hatte - mein erstes traumatisches Fahrraderlebnis.

1979: Rosinante IV, Papis rotes Gericke-Klapprad mit Zweigang-Rücktrittschaltung... wurde ebenfalls am Seeberger Abenteuerspielplatz gestohlen.

1981: Rosinante V, rotes 28"-Rennsportrad mit Zehngangschaltung, das eigentlich meinem Vater gehörte; mit diesem Rad brach ich zu meinen ersten längeren Touren in und um Köln auf (eine Touren-Historie gibt es demnächst in der Fahrrad-Rubrik meiner Homepage, http://home.arcor.de/yadgar/khyberspace/index-d.html) erreichte im Juni 1983 erstmals Höchstenbach im Westerwald, an einem Tag hin und zurück, 170 km, mein erster persönlicher Langstreckenrekord. 1984 war das Rad im Urlaub an der holländischen Nordseeküste (bei Den Helder) mit von der Partie, wo ihm die Salzluft doch ziemlich zusetzte, was allerdings nicht der Grund für das klägliche Ende meiner heimlichen Tour nach Amsterdam (meine Eltern hatten es mir ausdrücklich verboten...) war...

1983: Rosinante VI, stahlblaues Sportrad mit Tacho, von meinem Bruder übernommen, der damals mehr auf BMX stand... wurde Mitte Dezember 1983 vor dem Saturn-Computershop in Köln gestohlen.

1983/84: Rosinante VII, das Damenrad meiner Mutter, mit Rockschoner (!)... irgendwie schon peinlich, aber irgendeinen fahrbaren Untersatz brauchte ich für meinen Zeitschriftenverteiler-Job am Wochenende!

1984: Rosinante "Lincoln" VIII, der "afghanrote Ökobomber", 28"-Rennsportrad mit 10 Gängen, von 440 Mark Konfirmationsgeld (der Rest ging für den damals unvermeidlichen Commodore 64 mit Floppy und Monitor drauf) gekauft; trug mich 1986 unter anderem nach Venlo und zurück (180 km) und ein zweites Mal nach Amsterdam (anderthalb Tage Fahrzeit, am ersten Tag 210 km). Im Frühling 1989 verendete sie mir urplötzlich in Köln auf der Mülheimer Brücke - ein Federmechanismus am hinteren Umwerfer der Schaltung versagte, das Teil schnellte mit voller Wucht in die Speichen und ließ sich nicht mehr lösen.

1989: Rosinante "Prophete" IX, hellgrünes Damenrad mit 5-Gang-Kettenschaltung (na ja...)

1990: Rosinante X, eigenwillig lackiertes (olivgraubraun-hellblau) 28"-Sportrad mit 5-Gang-Kettenschaltung (und Tacho!), wurde mir im September 1990 am Bahnhof Köln-Rodenkirchen gestohlen.

Oktober 1990: Da war natürlich gutes Rad teuer... also fiel ich prompt auf eine Privatanzeige rein, in der ein 18-Gang-Mountainbike für schlappe 300 Mark angeboten wurde, dies wurde dann Rosinante "Cito" XI. Ich schaffte es zwar, den Preis auf 270 Mark runterzuhandeln, nichtsdestotrotz wurde mir aber bald klar, dass das Rad auch neu nur unwesentlich teurer gewesen sein konnte - Supermarktschund der üblen Sorte, noch dazu mit Damenrahmen, der in puncto Stabilität ohnehin nur zweite Wahl ist! Fahrradtechnisch naiv, wie ich immer noch war (die Schrauberei hatte ich bislang immer der fähigeren Verwandtschaft überlassen...), setzte ich nichtsdestotrotz größte Hoffnungen in diese Schindmähre: im Sommer des Jahres 1991 wollte ich an einer vom Berliner Alternativ-Reiseveranstalter BISS e. V. organisierten Tour durch Tadschikistan und Usbekistan teilnehmen. Dass es dazu nicht kam, hatte andere Gründe, aber im Nachhinein glaube ich nicht, dass Rosinante XI es auch nur heil auf den 3400 m hohen Anzob-Pass nördlich von Duschanbe (von dem aus man bei klarem Wetter bis nach Afghanistan sehen kann...) geschafft hätte, geschweige denn bis auf den Registan-Platz in Samarkand...
Ein paar Tagestouren (Gummersbach, Bad Münstereifel) waren immerhin drin, aber im Winter 1992/93 brach sie mit defektem Tretlager zusammen - das ließ sich zwar geraume Zeit später reparieren, die sonstigen Defekte häuften sich aber, und irgendwann im Mai 1994 ließ ich die Mühle in einer Fußgängerzone den Schrottgeiern zum Fraß zurück...

Februar 1993: Rosinante XII, ein Geschenk meiner Großtante (der ich übrigens letzten Endes auch meine Begeisterung für Afghanistan verdanke); ein sympathisch altmodisches Herrenrad aus den 60er Jahren, mit Dreigangschaltung, prima in Schuss... wurde mir leider schon wenige Monate später an der Straßenbahnhaltestelle Köln-Klettenberg gestohlen.

Juni 1993: Rosinante XIII - glücklicherweise hatte meine Großtante noch ein Rad in petto, diesmal ein ähnlich altes Damen-Hollandrad ohne Gangschaltung... sicherlich nichts für längere Touren, aber als Alltagsrad erfüllte es seinen Zweck... bis ich es über die Weihnachtstage 1993 abgeschlossen (!) an der Kölner Uni-Bibliothek stehenließ - als ich am 27. Dezember dorthin zurückkehrte, fand ich nur noch einen Haufen Trümmer vor, sichtlich hatten besoffene Prolls aus purer Zerstörungslust meine Rosinante XIII kurz und klein getreten.

Januar 1994: Rosinante "Troger Auronzo" XIV, 28"-ATB mit 21 Gängen, Hyperglide und Biopace - mein erstes modernes Mittelklasse-Rad, ein Auslaufmodell, von 1300 auf 500 Mark reduziert. Das Fahrfeeling auf dem Teil war in der Tat spektakulär, leichtgängig und schnell, wie ich es bislang nie kannte. Ich hoffte schon, mit diesem Rad dereinst nach Afghanistan aufbrechen zu können, lackierte es schwarz-rot-grün (afghanische Nationalfarben), darauf den Schriftzug "YADGAR'S AFGHAN EXPERIENCE - COLOGNE-KABUL 20??" - aber Anfang 1999 forderte mein Übergewicht sein Tribut, Rahmenbruch am hinteren Ausfallende.

Januar 1999: Rosinante "Kettler Alu" XV, etwas zittriges Kettler-Alurad mit 5-Gang-Kettenschaltung, gebraucht für 70 Mark gekauft, eher was für den Stadtalltag als für Touren, außerdem anfangs in einem ziemlich dürftigen Zustand, ich erinnere mich mit Schaudern an die naßkalte Januarnacht in einer Kölner Fußgängerzone, als ich es nur mit Hängen und Würgen schaffte, die gerissene Kette zu erneuern... später (1999/2000) diente es mir als Pendel-Rad von der S-Bahn zum b.i.b. (Bildungszentrum für informationsverarbeitende Berufe) in Bergisch Gladbach, noch später stand es auch mal ein halbes Jahr in einem Fahrradständer am Ebertplatz, weil mir der Schlüssel im Schloss abgebrochen war, ich bekam es allerdings wieder flott und hielt es mehr schlecht als recht als Notrad, bis ich im April 2004 nach Worringen fuhr, um mir einen im "Marktplatz" (dem Kölner Kleinanzeigenblatt) inserierten Gratis-Pentium abzuholen... für den schweren Bigtower erschien mir Rosinante XV doch etwas schwach auf der Brust, und so ließ ich sie angekettet an einer Straßenlaterne stehen - keine Ahnung, was mittlerweile aus ihr geworden ist.

1999: Rosinante "Hercules" XVI - ein spontanes Geschenk eines Hausnachbarn, mit Sachs-Pentasport-Nabenschaltung (die ältere Version mit zwei Zugseilen), es gehörte seinem verstorbenen Vater und stand drei Jahre lang unbenutzt im Keller. Ich fuhr es mit Unterbrechungen bis Juni 2002, als der Rahmen über dem Tretlager brach...

1999: Rosinante XVII, kreischbuntes Supermarkt-Billig-MTB (magenta und neongelb!), von meinem Vater übernommen - wurde im Februar 2000 am Bahnhof Köln-Mülheim gestohlen.

Februar 2000: Rosinante XVIII, mein erstes und bislang einziges Rad mit 7-Gang-Nabenschaltung (ein Schnäppchen für 80 Mark), blieb leider nur wenige Wochen in meinem Besitz, wurde am Bahnhof Bergisch Gladbach gestohlen.

Juni 2002: Rosinante XIX, wieder ein Billig-MTB von meinem Vater, hielt bis August 2003, dann schlug auch hier der Rahmenbruch zu... das Wrack konnte ich noch für 9 € verkaufen.

August 2003: Rosinante "Enik" XX, gebraucht für ganze 20 € erstanden, bis auf die wenig zuverlässige 3-Gang-Nabenschaltung gut erhalten. Ich ließ mir daher die Pentasport von Rosinante XVI dort einbauen, seither komme ich gut zurecht (auch wenn das Neujustieren der Schaltung nach einer Reifenpanne jedesmal ein Geduldsspiel ist)... im Februar 2005 brachen die Lötstellen der hinteren Streben unter dem Sattel, weshalb ich mich erst einmal nach Ersatz umsehen musste. Vier Monate später schweißte mein Bruder (ein Automechaniker) die Stellen, seither trägt mich Rosinante XX wieder zuverlässig.

Februar 2005: Rosinante "Hartz IV Supersport" XXI: Billig-Möchtegern-MTB mit Damenrahmen, Rosinante XI sehr ähnlich, für 25 € aus dem "Marktplatz"... eher schwergängig, nichts für Touren. Dann Ende Mai dieser seltsame Defekt an der Hinterradfelge, der alle paar hundert Meter einen platten Schlauch zur Folge hatte - eine neue Hinterradfelge hätte soviel gekostet wie ein vergleichbares Gebrauchtrad, also habe ich diesen Gaul auch wieder geschlachtet.

Juni 2005: Rosinante XXII - Herren-Hollandrad "Romein Sparta" mit Dreigangschaltung, Trommelbremsen vorne und hinten, optisch auf den ersten Blick ganz ansprechend... aber das zittrige Fahrgefühl und vor allem die Lage der Gabel machte mich schon stutzig. Eine Woche später flog mir dann das Tretlager regelrecht um die Ohren, die Kette sprang ab und zerfetzte den Kettenschutz... in der Werkstatt meines Vertrauens erfuhr ich dann die trostlose Wahrheit: das Rad hatte mindestens einen Frontalaufprall hinter sich und war oberflächlich kaschiert worden - der Gabelschaft war deutlich verkrümmt und hätte jeden Augenblick brechen können, also eine geradezu lebensgefährliche Angelegenheit das Ganze! Und für so einen Murks gebe ich 80 € aus!!!

Seither fahre ich wieder Rosinante XX und bin soweit ganz zufrieden... die Sachs Pentasport ist manchmal etwas hakelig, funktioniert aber im Großen und Ganzen. Unterdessen träume ich von der Wunderdiät, mit der ich mal eben easy 40 kg abspecken (und das Gewicht dann auch halten) kann - und/oder einem Utopia London, zertifiziert für 180 kg Belastung...

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar