Re: Mögliche Pannen / Wartung

von: derSammy

Re: Mögliche Pannen / Wartung - 15.03.17 13:51

Ich fürchte die individuellen Katatstrophengeschichten bringen dich nicht sonderlich weiter, weil es zu jedem Teil mindestens einen Forumisto gibt, dem besagtes Teil schon mal versagt hat.
Cterres Ratschläge würde ich beherzigen. Das kritischste an einem Neurad sind Fehler, die mit der Erstmontage zusammenhängen können. Das betrifft insbesondere zu lose angezogene Schrauben (Gepäckträger, Schutzbleche, Bremssättel, Umwerferschelle, ...) Man muss nicht alles mit Schraubensicherung zukleistern, aber mit dem Drehmomentschlüssel mal durchgehen und alles auf festen Sitz prüfen ist sicher kein Fehler. Da wo möglich und sinnvoll würde ich auch Schrauben nehmen, die durch den Rahmen durch gehen und die du auf der anderen Seite mit einer Mutter kontern kannst. Falls doch mal eine Schraube bricht, hast du so die Möglichkeit von der anderen Seite her die Schraube z.B. mit einer Zange rauszudrehen. Das kann viel Zeit und Nerven mit so Aktionen wie "Ausbohren" ersparen.
Achte auch auf Setzverhalten, das ist insbesondere bei Neuteilen/Neurädern relevant. Damit meine ich Dinge wie Steuersatzspiel, Schaltbowdenzug, so dass sich die Schaltung u.U. noch mal verstellt und eben das Lockern von Schrauben.
Wirf einen Blick auf die Laufräder. Nicht selten ist die Speichenspannung bei maschinell eingespeichten Rädern zu niedrig. Mir ist mal ein Neurad nach quasi 50km auseinandergefallen, so dass ich alle Nippel von Hand nachziehen konnte! entsetzt
Hast du die Bremsen mal richtig rangenommen, sprich eine länger Abfahrt, wo die mal richtig warm wurden? Wenn ja, und wenn da bisher nix leckt, würde ich da eher nicht mit Ausfällen rechnen.

Was ich auf eine längere Tour an Ersatzteilen mitnehmen würde:
- Ersatzspeichen (kommen bei mir mit einem Korken geklemmt in die Sattelstütze), Ersatznippel
- Ersatzdoppelglied für die Kette. Ich verniete die, daher keine Kettenschlösser
- Ein paar Eisenkleinteile: Muttern, Schrauben, U-Scheiben. Je nachdem, was man so am Rad hat.
- Ersatzbremsbeläge
- Ersatzzüge (Brems- und Schalt-), weils nix wiegt, nicht weil der Ausfall so wahrscheinlich ist.
- Ersatzquetschhülsen für die Züge.
- Schaltauge (wiegt auch wenig, die Weiterfahrt kann aber davon abhängen).
- Kettenöl. Da reicht eine kleine Menge, kannst du in eine winzige Kunststoffflasche umfüllen.
- Gewebeklebeband und Kabelbinder könnten zum Improvisieren mal sinnvoll sein.
- ein paar Radspezifische Kleinteile, wie z.B. Elastomere für die Thudbuster, Belagspreizer für die Scheibenbremse oder Ritzelabzieher für die Rohloff.
- Natürlich Flickzeug und einen Ersatzschlauch. Bisher habe ich immer alle Löcher in Schläuchen gefunden, daher schätze ich das Risiko, dass mich zweimal unauffindbare Schlauchlöcher hintereinander ereilen (und ohne die Möglichkeit zwischendrin einen Ersatzschlauch nachkaufen zu können) als ziemlich gering ein.
- Ersatzreifen mache ich vom Fahrzeug und vom Reiseort abhängig. Ein Rennradreifen wiegt natürlich deutlich weniger als ein breiter Unplattbar-Schlappen. Geeignete Tandemreifen gibt es seltener, also hab ich die ab und an schon mal eingepackt. Wenn man aber halbwegs in der Zivilisation unterwegs ist, würde ich mir dieses schwere Ersatzteil eher ersparen.

Dazu passendes Werkzeug vorzugsweise in Einzelteilen und nicht "en block" (deutlich handlicher, meist leichter, genau das, was man braucht). Als sehr hilfreich hat sich für mich der kleine Knipex-Zangenschlüssel herausgestellt. Der kann sehr viele Maulschlüssel ersetzen, ersetzt die Zange, hat bedingt Schraubstockfunktionalität (man kann z.B. auch mal ganz gut Schutzblechstreben damit biegen) und ist optimal zum Aufquetschen der Zughülsen geeignet. Eignet sich außerdem als Griff für die Campingtöpfe.

Ansonsten: Einfach losfahren. Und nicht selten ereilen einen dann Pannen, die man nie auf dem Schirm gehabt hätte. Auf unserer letzten großen Tour:
- hat sich ein Pedallager festgefressen und die Pedale wurde im laufenden Betrieb aus der Kurbel geschraubt. Irreparabler Lagerschaden.
- hat eine Salzwasserfährfahrt den Lagern in Tretlager und Steuersatz so zugesetzt, das faktisch deren Austausch nötig wurden. Hielt noch bis Tourende, aber bei einer entsprechend längeren Tour, kann das eher ein Problem sein.
- ist der Rahmen vom Anhänger gebrochen.
Drei mögliche Schäden, die ich so nie auf dem Schirm gehabt hätte. Und für die ich auch rückblickend keine spezifische Vorkehrung getroffen hätte.

Da ist halt Improvisationskunst gefragt. Andererseits ist man seltenst derart im Niemandsland, dass man auch keine externe Hilfe annehmen kann.