Re: Fahrradzukunft 22 erschienen!

von: ohne Gasgriff

Re: Fahrradzukunft 22 erschienen! - 26.04.16 00:36

Zitat:
- Deichselbruch an selbstgebautem Fahrradadanhänger: Analyse mit Bremskraftmessungen, Belastungsrechnungen und Finite-Elemente-Methode


Da rechnen sie sich mal wieder den Arsch wund, bedienen sich bei Meß- und Computertechnik vom Feinsten, stellen sich aber beim Rohrebiegen an, wie der letzte Mensch. Der Lehrling, der sowas seinem Meister vorlegt, so 'ne Kartoffel, der bekäme was zu hören. Weder ist der Biegeradius ein Radius noch ist der Rohrquerschnitt an der Biegestelle noch rund. Dabei gäbe es Dornbiegemaschinen, Streckbiegemaschinen und Firmen, die einem sowas als Dienstleistung anbieten, falls man's selbst nicht kann. Vor allem liegt das Material (EN-AW6060) normalerweise in warmausgehärtetem Zustand vor, wenn man's als fertiges Halbzeug (Rohr) kauft, und hat dann noch eine Bruchdehnung von gerade mal 12%. Und über eine Wärmebehandlung fällt kein Wort, also hat sie wohl auch nicht stattgefunden.

Ja, das Rohr ist ohnehin zu schwach, aber dieses hier war vermutlich schon nach dem Biegen kaputt, hatte da schon die ersten Mikrorisse und ist dann nach ein paar Bremsungen eben auseinandergefallen. Hätte man sich beim Biegen etwas mehr Mühe gegeben, wäre es wenigstens in gewissem Maße zeitfest gewesen. Ist übrigens bei Fahrradanhängern absolut üblich, daß der Hersteller einen regelmäßigen Austausch der Deichsel vorschreibt, etwa alle 2 bis 5 Jahre.

Und was die vorgeschlagenen "Verbesserungen" zur Aussteifung anbelangt: Macht das bloß nicht! Ihr handelt euch damit einen Festigkeitssprung ausgerechnet an der Stelle ein, an der ihr das Material durch die Bohrung schwächt und die hinterher den kritischen Querschnitt mit den höchsten Spannungen darstellt. Besonders verheerend, wenn ihr die Aussteifung nur einseitig anbringt und damit noch alle möglichen Biege- und Torsionsspannungen erzeugt. An den Fotos sieht man übrigens schön die stümperhafte Qualität der Biegung, mit Knick an der engsten Stelle.