Re: Persönliche Radreise-Essenz in einem Foto

von: veloträumer

Re: Persönliche Radreise-Essenz in einem Foto - 14.03.16 15:28

Ich schließe hier mal an (nicht als direkte Antwort gedacht) und zitiere nur ein paar Wörter ohne Namen, kann jeder nachlesen - auch wenn nicht mehr alle wissen sollten, was sie geschrieben haben. zwinker Die Gefahr besteht hier (mal wieder), dass es zur guten Sitte wird, Sprache ihrer Bedeutung zu entheben, indem man aus welchen Gründen auch immer Wortbedeutungen und Semantik verwässert, verändert oder gar umkehrt. Absicht oder Unfähigkeit, wir wissen es nicht. Kurze Klarstellungen folgen.

Thema verfehlt: Kann sich nur auf einen Bildbeitrag beziehen, denn das ist die Aufgabe, die der TE gestellt hat. Insofern gehen auch noch so verzweifelte und weitschweifige Bildinterpretationen und -analysen nicht am Thema vorbei - schon gar nicht, wenn ein Bild den Betrachter etwas ratlos zurücklässt. Das ist eine Begleiterscheinung des Themas - vielleicht eine lästige, aber nicht das Thema selbst. Quod est demonstrandum.

Der TE hat ein Thema gestellt, dass ihn in der Komplexität überrascht hat und sich hier offensichtlich leicht machen will, indem er die Flucht vor der eigenen Courage antritt. Nicht zuletzt haben ja viele Diskussionsteilnehmer bekundet, dass sie das Thema spannend finden - ich auch. Bisher haben fast alle, die einen konstruktiven Bildbeitrag zum Thema gemacht haben, eingeräumt, dass sie die gestellte Aufgabe nur unzureichend erfüllen können (inklusive meiner Wenigkeit). Die Aufgabe scheint schwierig. Zugleich ist es vielen gelungen, wesentliche Elemente ihrer persönlichen Radreisefaszination in ein Bild zu fassen und plausible Begründungen anzuführen. Der einzige, der die Aufgabe voll und ganz erfüllt, scheint der TE zu sein, der mit seinem Bild aber gleichzeitig die meisten Fragezeichen beim Rest der Betrachter hinterlässt.

Persönlich: Ist nicht zu verwechseln mit beliebig. Es ist sogar das Gegenteil davon. Der TE interpretiert seine selbst gestellte Aufgabe so, dass sie anders hätte lauten müssen: "Welches Bild ist euer Lieblingsradreisebild - zeigt es her!" Das steht weder im Betreff noch im Eingangsposting. Ob das der TE noch einsehen wird, weiß ich nicht. Aber bitte nicht den anderen die Schuld in die Schuhe schieben. Ich könnte hier auch ein Bild mit Porsche an der Parkuhr einstellen und behaupten, dass es meine persönliche Essenz des Radreisens ist. Ich könnte es sogar auf diverse Arten begründen (z.B. Symbol für über 15 Jahre Unterdrückung auf der Straße; z.B Porsche ist auch Radhersteller, die Krone der Schöpfung und Radreisen ist es ebenso, deswegen bekomme ich beim Anblick eines Porsche erotisches Radreisekribbeln). lach Ist aber doch nicht witzig, weil das hier einige ernst meinen. Eine persönliche Emotion in ein Bild umzusetzen ist nun mal nicht so leicht wie eine Landschaft - aber möglich.

Analysieren/Werten/Bewerten/Urteilen: Anhand der Aufgabenstellung und der Begründungsparameter, die ein Bildbeitragsschreiber liefert, kann man überprüfen, ob die angegeben Parameter im Bild umgesetzt sind, evtl. auch, wie gut sie umgesetzt sind. Meiner Erinnerung nach hat der TE 5 Parameter angegeben, von denen er 3 erfüllt hat (schöne Landschaft, Frankreich, Dörfer) und 2 nicht erfüllt hat (Radreisebezug, optimale Geschwindigkeit). Bei genauer Betrachtung sind es die spezifischen und persönlichen Parameter, die nicht Eingang ins Bild finden. Die anderen 3 Parameter können nur Teil eines Kaleidoskops sein - sie sind nicht hinreichend, im Zweifel sogar austauschbar (vielleicht ist Frankreich in drei Jahren nicht mehr auf dem persönlichen Tourplan, sondern Bella Italia doch viel schöner; ich würde mir doch überlegen, Radreisefaszination an einem Land festzumachen - das ist ein Einwand, aber kein Wertungskritierium für die Stimmigkeit der Aufgabenerfüllung). Die Umsetzung der optimalen Geschwindigkeit im Bild hätte ich als hinreichend bezeichnet, kann ich aber nicht erkennen. Auch die notwendige Bedingung des Radreisebezugs wurde vernachlässigt. Daraus folgt, es wurde weit weniger als 50 % von der Aufgabenstellung umgesetzt - von der selbst gestellten Aufgabe!

Das ist Analyse, auch Wertung im Sinne vorgegebener Parameter auf den Grad ihre Umsetzung geprüft. Wenn jemand eine Autobiografie ankündigt, aber einen Sciene-Fiction-Roman abliefert, ist eben das Thema verfehlt. Beides hat sicherlich persönliche Sichten, das schließt sich nicht aus. Will man Freude vermitteln, ist ein Kriegsbild mit abgerissenem Kopf vielleicht nicht sehr geeignet. Es mag sein, dass der Bildmacher dabei Freude empfunden hat - das ist aber schwer vermittelbar und ggf. sogar krankhaft oder kriminell. Für Gefühle gibt es auch ein Code in Mimik, Gestik, von Bildsprache. Es muss also etwas in sich stimmig sein - das kann man prüfen, ohne abzurteilen. Das ist übrigens der größte Teil aller professionellen Bewertungen. In der Schule lernt man das, indem man den Unterschied zwischen Nacherzählung und Inhaltsangabe versteht. Das Daumen-Rauf und Daumen-Runter spielt eine untergeordnete Rolle in professionellen Bewertungen und wird durch spektakuläre Verrisse verzerrt und überschätzt. Geschmacksurteile habe ich hier nicht abgegeben.

Verurteilen und Zum-Richter-Aufspielen ist starker Tobak, der Defizite in der Sprachdifferenzierung offen legt. Im übrigen ist jede Gegenrede auch eine Art Urteil und Bewertung des anderen bzw. dessen Aussage. Ohne unterschiedliche Bewertungen gäbe es überhaupt keine Kommunikation - es sei denn bei Befehl und Gehorsam. In diesem Fall haben hier einige die Analyse- und Bewertungsgrenze überschritten und sind selbst der offensichtlichen Wunschrolle des Scharfrichters verfallen. Seltsam auch, dass ich meine eigenes Bild als unzureichend bezeichnet habe - trotz der weitschweifigen Begründung. Nun warten wohl einige darauf, dass ich auch noch mein eigener Henker werde. Den Gefallen tue ich euch aber nicht. grins

@ TOXXI: Vorsicht bei deiner Argumentation, Argumente auch mit Blick auf die Textlänge hier abzuwatschen (nicht das erste Mal), gleichzeitig aber pauschale Wertungen ohne fundierte Argumente in den Raum zu stellen und Diskussionen abwürgen zu wollen (und damit basta!). Damit bleibst du als Moderator noch hinter der mir unterstellten Rolle als Richter zwinker zurück, der immerhin wohlwollend und im Zweifel für den Angeklagten urteilt. Das Argument braucht etwas mehr Raum als der Like/Unlike-Daumen von bekannten Plattformen. Es kann nur eine Wahrheit geben: Entweder ist das Argument ausdifferenziert gut oder man macht hier eine paar billige Schubladen auf und das ist gut.

Schön wäre aber, wenn alle, die sich aufregen, nochmal das Eingangsposting lesen würde und sich überlegen, was das bedeutet (auch der TE). Schön wäre es auch, wenn man die Beitragsschreiber nicht dafür prügelt, dass sie analytisch der gestellten Aufgabe sich zu nähern versuchen, ihre Bildarchive durchwühlen und und und. Wer es ernst meint, wird ausgelacht, und wer sich hier höhnischen Bespaßungsspott erlaubt, wird auch noch mit dem Orden fürs Plärren ausgezeichnet. böse

Ist der Faden zerredet? Muss nicht sein, aufgeregte Gezeter könnte auch ein Intermezzo bleiben. Es gab ja zwischenzeitlich wieder einige konstruktive Beiträge mit ausdrücklich wohltuender Selbstreflexion über die eigene Bildwahl. Selbst wenn die meisten Bilder die schwierige Aufgabenstellung nicht erfüllen sollten, ist es doch ein schönes Sammelbecken für das, was viele als ihre persönliche Motivation zum Radreisen sehen. Auch gibt es etliche Fragen, die auftauchen, dieses in einem Bild umzusetzen. Da wäre es schön, wenn sich mancher darüber Gedanken machen würde, statt die Beliebigkeitskarte zu zücken "jeder so wie er will, Hauptsache, was geschwätzt". Das schönste und beste Bild könnte das von morgen sein - nicht verpassen! schmunzel

(Ich mache es jetzt offtopic, auch wenn es eigentlich nicht offtopic ist.)