Re: Wie ist Eure eigene Fahrradhistorie?

von: veloträumer

Re: Wie ist Eure eigene Fahrradhistorie? - 16.12.14 12:53

In Antwort auf: iassu
graue Forums-Vorzeit

Welche Saurierzeit! grins Blättert man im Faden mal zurück, wird doch deutlich, wie alt einige hier schon sein müssen. schmunzel

Also: Am Anfang stand das Dreirad. Da war ein Herrenradoberrohr für mich noch eine nicht erreichbare Reckstange. Manche im Forum fahren ja heute noch mit sowas rum. lach

Irgendwann zur Grundschulzeit (2. oder 3. Klasse) durfte ich mit dem Rad zur Schule. Das war die Kategorie Torpedo-3-Gangschaltung, Rücktrittbremse und vorne Bremsstempel auf den Pneu. In Varianten (2-3 Modelle) ging das so bis zum Abitur. Heute würde man vielleicht von City-Bike reden o.ä. Ende der 4. Klasse hatte ich einen Unfall, da brauchte ich einen neues Rad, war aber auch Torpedo-3-Gang, Kaufhausware - die Eltern wollten nichts zaheln, ich brauchte die Erparnisse aus Opas Geldgeschenken. Ich meine, es hätte damls 280 DM gekostet und bei Hertie oder Karstadt.

Geträumt habe ich in der Oberstufe dann immer von einem Rennrad. Mein Bruder hatte eines, aber ein billiges Kaufhaus-Rennrad, zudem noch verunstaltet durch schwarze Selbstbemalung (er machte auch mal eine allerdings einmalige Kurzradreise). Ich wälzte gelegentlich die Rennradkataloge. Peugeot wäre die Traumarke gewesen. War aber nie Geld für sowas da. Außer dem Tagesgeschäft gab es fast keine Touren. Erst recht spät in der Oberstudfe bin ich mal ein paar weitere Regionaltouren gefahren (30-60 km, geschätzt), die ich mit dem ausgeliehen Rennrad meines Bruders machte.

Nach der radlosen Abenteuerzeit auf (echten) Panzern hatte ich zu Beginn der Studienzeit großes Bedürfnis, am Studienort mobil zu sein, vielleicht auch mal ein paar Touren zu fahren. Ich kaufte ein Winora-Halb-Rennrad, eigentlich Tourenrad mit Rennlenker, Gepäckträger, Rahmenschalthebeln, Dynamolicht (noch kein Halogen). Es war wohl 1-fach Kettenschaltung, Farbe weiß. Winora war (ist?) ein deutscher Hersteller, in Würzburg (zumindest gewesen). Interessant fand ich die Kombi des damaligen Fahrradhändlers in Konstanz recht klug, der Nähmaschinen und Räder hatte (das eine für den Winter, das andere für den Sommer). Radhosen waren meist unschön geschnitten, waren ausschließlich schwarz, hatten dünne Ledenereinsätze und warfen Falten. Imerhin machte ich Touren am Bodensee bis um die 100 km (aber eher weniger). Im Alltagsverkehr kam aber auch einiges zusammen, weil die Wege teils sehr weit waren.

Endlich hatte ich Geld für eine Führerschein gespart. das war im 3. Semester. Das Rad hatte einen Kurbelschaden, ich verkaufte es und wurde für 6 Jahre Autofahrer - ohne ein Rad.

Der Tag kam, dass das Auto zu teuer wurde, das es wieder ersetzt hätte werden müssen (insgesamt drei Gebrauchtautos verschlissen). Die Mobilität gewährte ich mir mit einem 70-DM-Gebrauchtrad aus den Händen eines dubiosen Radschraubers (vermutlilch auch Diebesgut). Das war 5-Gang-Kettenschaltung, es wurde nichts dran gemacht, zuweilen ging auch nur eine Bremse (Cantilever). Das Rad war nicht tourentauglich und ich machte auch keine größeren Ausflüge - 20-30 km waren schon ein Abentuer damit.

Es kam der Tag des Studienabschlusses, gewiss sehr spät. Zwischenzeitlich über Jobs auch wieder etwas Geld angespart und etwas Freizeit mehr. Es sollte wieder ein Rennrad her. Wieder ein Einsteiger-Rennrad von Winora Winora, diesmal ohne Gepäckträger, leicht ovalen Kurbelkränzen, 10 oder 12 Gänge, immer noch mit Rahmenschalthebel. Erstmals taucht die Frabe Grün auf. Das Rennrad hatte ich noch bei Forumseintritt, mittlerweile aber längst verkauft. Mit dem Rad erreicht die lange größte Radistanz mit 137 km und einem 1000m-Pass im Appenzellerland. Erste Reisetätigkeit, indem ich damit in der Karibik unterwegs war, aber nur auf Tagestouren von einem festen Quartier aus. Anderes Radeln in Reisezielen machte ich auf Leihrädern.

Erstmals ein halbwegs sicherer Job, so reifte der Gedanke, dem alten Wunsch seit Schulzeiten nachzugehen, es doch mal mit Sack und Pack auf dem Rad zu versuchen (ich zweifelte, das schaffen zu können). Dazu noch der schon immer gehegte Traum nach Korsika. Das war 1999, der Beginn der Radreisekarriere. Mit einem Nishiki-Reiserad, für mich eigentlich zu groß, aber ein Sonderangebot. Zwischen Radkauf, Taschen etc. und erstem Radurlaub lag nicht viel mehr als ein Monat Zeit. Nishiki hat bereits 21 Gänge mit Dreifachblatt vorne, aber noch Cantilever-Bremsen, allerdings bereits mit kompakten STI-Schaltbremshebeln. Das Rad führte mich irgendwann über höchste und viele Pässe im Abendland.

Am Fast-Höhepunkt meiner Radreisekarriere (die Altersabwärtskurve sollte bald wirken) wollte ich nochmal alles neu haben - ein Rad, das passt, das Freude macht bis in den letzten Pedaltritt und noch eine Nummer leichter. So verbesserte ich mich von 16,5, kg auf 13,5 (inkl. Spiralschloss) und erhielt ein Gefährt, das bis heute als Reiserad dient, das grüne velotraum. Ersetzt werden musste der Alurahmen allerdings nach 5 Jahren, weil ein Riss drin war. Gleich dazu habe ich auch noch Alugabel statt Stahlgabel verbauen lassen. Viele Radreisen mit velotraum dürften eingefleischten Forumslesern bekannt sein. Nishiki existiert übrigens auch noch - als Stadtrad, und mit zahlreichen "Trophäen" beklebt, aber nicht mehr so gepflegt, dass es reisetauglich wäre.