Re: was gibts spanendes an der Eurobike 2014

von: Behördenrad

Re: was gibts spanendes an der Eurobike 2014 - 21.08.14 15:28

In Antwort auf: iassu
Es ist offensichtlich eine gefühlte Eigenschaft des Fahrrads, zwar die menschlichen Möglichkeitem in stark optimierter Form in Vortrieb zu verwandeln, aber eben sonst keinerlei externe Hilfsmittel zu verwenden. Ich empfinde das genauso. Das Hinzuziehen von motorischer Unterstützung, elektrisch oder sonstwie, empfindet man dann als irgendetwas zwischen Verrat und Beschiß. .......
Für mich persönlich ist auf Reise nicht das Irgendwohinkommen interessant, sondern das Selberschaffen, ohne Hilfsmittel ala Motor, Öffies, Auto. Ich denke, so, oder so ähnlich geht es vielen, die das elektrische Mofa ablehnen.
Das hätte ich jetzt für mich nicht anders und nicht besser formuliert bravo

Aber mal ganz abgesehen von der eher emotionalen Betrachtung...
Ich kann ja hier in Bonn an WEn regelmäßig am Rheinradweg die Standardklientel für Pedelecs / E-Bikes beobachten: Leute, in der Regel fortgeschrittenen Alters, die dem optischen und motorischen Anschein nach in ihrem bisherigen Leben so Begriffe wie Bewegung, Radfahren oder gar Sport (Pfui - wie primitiv) weder gehört noch gelebt haben. Entsprechend "sicher" bewegen die sich auch mit den Rädern in der Öffentlichkeit - was vermehrt zu *Huch*-Situationen führt, da sie bei Gegenverkehr - noch schlimmer: Überholvorgänge - einen etwas überforderten Eindruck machen: hektisches Wackeln und verzweifeltes Suchen des rechten Wegbereichs, um das Passieren des Gegenverkehrs oder Überholenden zu ermöglichen. Mit anderen Worten: Ettliche dieser "Radspaziergänger" sind eigentlich eine Gefahr für sich selbst und andere, ohne dass sie dies so wahrnehmen. Hinzu kommt, dass die vorhandene Radverkehrsinfrastruktur diese Situationen noch verschärft, weil die angebotenen Wege über weite Strecken knapp 1,5 - 2 m breit sind und im Zwei-Richtungs-Betrieb genutzt werden. Dem Pedelec-/E-Bike-Trend stehe ich skeptisch-ablehnend gegenüber, da mir seitens der Werbung zu sehr darauf abgezielt wird, Leuten, deren mentale, koordinative und konditionelle Fähigkeiten eigentlich nicht ausreichen, ein Fahrrad und die fahrrad-typischen Verkehrssituationen sicher zu Beherrschen, zu suggerieren, dass sie es Dank E-Unterstützung doch können. Das ist schon schlimm genug!
Jetzt aber noch Gelände-Räder mit E-Unterstützung für dieselbe Klientel (ggf. ein paar Jahre jünger) anzubieten und zu "hypen", erinnert mich an die Entwicklung des Massen-Sommerschläppchen-Tourismus in hochalpinen Regionen. Bleibt einfach mal abzuwarten, wie sich das Angebot an E-MTB als Leihräder in den Urlaubsregionen entwickeln wird. Hierzu kann ich nur den Spruch eines Bergwachtlers zitieren: "Wer es nicht aus eigener Kraft auf den Berg schafft, hat dort auch nichts verloren."

On topic:
Ich glaube nicht, dass es auf der Eurobike viel Spannendes zu sehen gibt. Die großen Innovationen und Entwicklungssprünge im Fahrradbereich sind durch, man kann jetzt nur noch mit abstrusen Gimmicks (z. B. TwentyNiner) Bedarf wecken. Ich war in den 1990-er und 2000-ern regelmäßig fast jedes Jahr auf der Messe. Seit ein paar Jahren verkneife ich mir das aber, weil ich an einem "jetzt nur noch 5,9-Kg"-Rennrad für 7000 € nichts spannendes mehr entdecken kann. Und lediglich wegen neuer Farben bei Ortlieb oder einem Fahrradhersteller lohnt sich der Aufwand und Stress auf der Messe nicht. Das einzig Spannende wäre eine ausgiebige Fachsimpelei über Pinion und eine angemessene Probefahrt. Dafür gehe ich aber hier zum Fachhändler, der leiht mir sein Pinion-Rad auch übers WE.

Matthias