Re: was gibts spanendes an der Eurobike 2014

von: veloträumer

Re: was gibts spanendes an der Eurobike 2014 - 21.08.14 14:21

In Antwort auf: ohne Gasgriff
In Antwort auf: iassu
Ich empfinde das genauso. Das Hinzuziehen von motorischer Unterstützung, elektrisch oder sonstwie, empfindet man dann als irgendetwas zwischen Verrat und Beschiß.


Das darfst du ja auch gerne so empfinden und so sehen. Aber warum muß das für jeden anderen gelten? Und wen bescheißt denn, wer mit einem E-Motor unterwegs ist?
Dich in deiner heiligen Mission?
Sich selbst? Vielleicht hat er ja ganz andere Vorstellungen, Werte und Absichten?

Ich habe neulich mal keuchend oben auf dem gerade erklommenen Weinberg auf 'ner Bank gesessen, als ich in einiger Entfernung eine Frau bemerkt habe, die da so'n bisschen gelangweilt rumgekurvt ist, obwohl sie gerade die selbe Steigung hinter sich gebracht hatte wie ich. Ah ja, Akku am Rahmen. Nach einiger Zeit erschien keuchend und schwitzend ihr Begleiter auf einem "koscheren" Fahrrad und die beiden sind an mir vorbeigeradelt. Wir haben uns gegrüßt und ich habe ihr ein "Du schummelst!" zugerufen. Gekicher auf beiden Seiten, noch mal winken und weg waren sie.

Was ist daran schlecht? Die beiden hatten ihren Spaß.

Das ist voll okay und findet meine Zustimmung. Ich weiß nicht ob iassu's Aussage das mit einschließt, aber die Grundhaltung der kritischen Stimmen hier im Thread legt doch den Finger eine ganz andere Wunde. Das E-Bike soll seinen diversen Funktionen und Zielgruppen gerecht gebaut werden - vom Alltagsrad über das Tourenrad bis zum Reiserad (als solche kann ich es auch für mich vorstellen). Echte Sporträder wie MTBs oder Rennräder mit Hilfsmotoren aber auszustatten ist ein Widerspruch in sich, da diese Sportgeräte sui generis zum sportlichen Radeln und nicht für lahmende Gazellen gedacht sind. Es ist im besten Falle lächerlich, schlimmer eben der Beschiss (glaube ich weniger) oder eben der Verrat. Verrat an der Sache des Radsports, indem dieser ins Lächerliche gezogen wird. Auch muss man um eine Zunahme von Radgruppen im Gelände fürchten, die die ohnehin angespannte Situation um das Mountainbiken (Naturverträglichkeit, Konfliktpotenzial mit Wanderern) nochmals verschärft und vielfach das Aus für echtes Mountainbiken im Gelände bedeuten könnte. Es gibt dafür den Motorsport - als Motocross, Motarradsport usw. Ich möchte auch nicht erleben, dass wir demnächst eine Tour de France mit und ohne E-Bikes bekommen, vielleicht nochmal mit verschiedenen PS-Klassen? wirr

Ich halte es übrigens für ähnlich verräterisch und abstoßend, wenn Radfahren auf Downhill-Fahren oder reines Abwärtsradeln (zuweilen touristisch auch auf Normal-/Rennrädern angeboten) verkürzt wird. Zum Radeln und dem Respekt vor Berg, Steigung und Gefälle, den damit verbundenen Gefahren erlernt man nur, wenn man auch den Weg nach oben kennt. Wer keine Berge fahren möchte, kann immer noch flach radeln. Auf abgeriegelten Wettbewerbs-Trails dürfen das von mir aus Leute machen - ich halte davon aber ebensowenig wie in abgeschlossenen Räumen Radrunden zu drehen (Sechstagerennen, MTB-Hallenwettbewerbe etc.). Es erinnert mich auch an Skilanglauf in Fußgängerzonen - das hat auch nichts mehr mit dem Langlaufsport zu tun und ist schlicht eine Fehlentwicklung. Aber der Hype muss ja heute überall und immer bedient werden - die zermatschten Hirne wollen das so. Und jedem Hirn seine Freiheit, heißt es - koste es, was es wolle.