Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap

von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 11.06.14 12:43

Halt! Stop! Zurück! Ich hatte schon meine Kreditkartendaten eingegeben und fast die falsche Fähre gebucht. Die Verbindung nachmittags war die Gegenrichtung. Von Sassnitz nach Trelleborg ging es entweder um 7.45 oder 18.45 Uhr. Da ich mit letzterer Fähre in Dunkelheit ankommen würde, blieb mir nichts anderes übrig, als nach der Buchung den Wecker auf 6 Uhr zu stellen. Erst nachdem alles geklappt hatte, konnte ich gegen 12 Uhr auf dem Rügener Zeltplatz an der Prora beruhigt schlafen. Den fehlenden Schlaf holte ich auf der Fähre wieder auf, wo ich auch die Reste meines Supermarkt(!)-Matjes mit einem Brötchen frühstückte.

In Trelleborg angekommen machte ich mich auf den Weg nach Malmö, wo ich unbedingt die Öresundbrücke nach Kopenhagen sehen wollte. Auch wenn es den Tag später noch sonnig werden wollte, war es bewölkt und ich bekam kein richtig gutes Foto von der gewaltigen Brücke hin. Kurz überlegte ich, in Malmö die Nacht zu bleiben, entschied mich aber weiterzufahren und schaffte so noch 80 km am ersten Tag. Schließlich ist hier das Wildcampen endlich erlaubt, also wollte ich es endlich auch nutzen. Während ich an einem Stand ins Meer hüpfte, um mich abzukühlen, suchte ich entlang des Cykelspåret eine gemütliche Campingstelle. Das war leichter gesagt als getan. Entweder waren weite Küstenteile von der Landwirtschaft abgezäunt, oder eindeutig Privatgrund. Das Wunderland des Wildcampens hatte ich mir naiverweise anders vorgestellt. Aber auch mir war klar, dass ich weniger dicht besiedelte Gebiete dafür finden muss, was ich auch letztlich tat. Kurz liebäugelte ich damit, mich an einem komfortablen Campingplatz niederzulassen. Der wollte aber 220 Kronen. Pah! Das sind ca. 25 Euro. Auch fast 100 Kronen mehr, als das Hostel in Malmö gekostet hätte! Ich fuhr also weiter.

Meine ersten Eindrücke meines überhaupt ersten Besuchs in Schweden war der, dass bis auf blonde Menschen und gelbe Verkehrsschilder das Land wie Norddeutschland wirkt. Von der Landschaft an der offiziellen Radroute hatte ich auch etwas mehr erwartet. Da war die Müritzer Seenplatte schon reizvoller. Aber auch mir war klar, dass ich für schönere Landschaften ins Landesinnere vordringen muss.

Verdammt! Ich wachte am zweiten Tag gleich mit schlechter Laune auf, da ich am Abend zuvor zwei gebrochene Speichen am Hinterrad entdeckte. Als Ersatz habe ich natürlich nur eine dabei. Außerdem hat der USB-Port meines Solar-Panels die holprigen Waldwege in MeckPomm nicht schadlos überstanden und wies eine loses Kabel auf. Dass sowas genau dann passieren muss, wenn ich eben ins Ausland übergesetzt bin. Doch alles halb so wild: Der erste Radladen in Landskrona flickte mein Laufrad. Und da ich nicht mehr genug Akku hatte, steuerte ich abends auch einen Campingplatz an. Der hatte einen Lötkolben parat und ich konnte die USB-Buchse reparieren.

Der dritte Tag in Schweden sollte wieder sonnig werden. Mehr noch - knapp 30 Grad wurden es. Meine Route sah eigentlich einen Schlenker ins Landesinnere vor, um etwas Abwechslung vom wenig spektakulären Küstenradweg zu bieten. Da aber dort keine Supermärkte und auch noch Steigungen gewesen wären, entschied ich mich, an der Küste zu bleiben. Ich lag gut in der Zeit, also warum plagen, dachte ich mir. Nachdem ich stets kühles Mineralwasser und Cola in den Städten unterwegs bekam, wollte ich gegen abends doch ins Landesinnere. Nicht zuletzt, um einen schönen Campingplatz zu finden. Letztlich lohnte sich die Mühe und ich fand ein wunderschönes abgelegenes Seeufer in einem Wald.

Schon zuvor dachte ich über das Wetter nach, das bis auf eine Stunde Regen in Oberfranken ausnahmslos gut war. Ich hatte etwas Bedenken, dass ich mich an die Supermarktdichte und die Sonne zu sehr gewöhne und meine Ausrüstung nicht bis Norwegen auf die Probe gestellt werden würde. Diese Sorgen nimmt mir aber der Dauerregen am Morgen, den ich am Seeufer im Zelt noch immer aussitze, indem ich diese Zeilen schreibe. Sobald er sich etwas legt, werde ich mich gleich aufmachen und erreiche heute Abend hoffentlich schon Göteborg.