Re: Umdenken bei der Outdoorbekleidung?

von: irg

Re: Umdenken bei der Outdoorbekleidung? - 18.06.13 06:33

Hallo!

Ja, ich finde auch, dass wir die Kirche im Dorf lassen sollten.
Als Nicht-Chemiker gehe ich davon aus, dass die Beschichtungen, die kritisch beäugt werden, ungesund sein werden, aber in einem "vertretbaren" Ausmaß. (Auch darüber ließe sich herrlich streiten, sowohl, was "vertretbar" bedeuten kann, als auch das absolute Ausmaß an Umweltschäden.) Daher verwende ich beschichtete Jacken und Regenhosen. Da meine Jacken bisher gegen 10 Jahre im Einsatz waren, bevor sie nicht mehr zu gebrauchen waren (meine Frau behauptet, das wäre weit früher der Fall), nehme ich an, dass die Giftmenge, die ich dabei ausbringe, durchaus gering sein dürfte.

Allgemein frage ich mich, ob die Haltung "Back to the roots", also weg von allem "Plastik" v.a. von denen getragen wird, die mit Kunststoff rundum aufgewachsen sind. Ich bin noch aus der Generation davor und kann mich zu gut erinnern, wie sichs ohne Kunststoff gelebt hat: Als Kinder waren wir im Winter Michelin-Reifenmännchen im Schnee, völlig hilflos, wenn wir als kleine Knirpse einmal gefallen waren. Die Outdoorbekleidung wurde während der gesamten Ferien nicht mehr trocken, obwohl sie überm warmen Herd hing, wenn wir nicht grade draußen waren. Trockene Schuhe waren in Zeiten mit Schnee unbekannt. So verwendete ich zB. weit später beim Arbeiten im Winter meistens 3 Paar schwere Bergschuhe im Wechsel, und hatte trotzdem nie trockene Schuhe.
Auch meine erste lange Radtour nach Schottland war eine manchmal etwas feuchte Angelegenheit: Das Zelt war zwar aus Kunststoff, aber altersbedingt undicht, der Baumwoll-Anorak vor lauter Atmungsaktivität gar nicht wasserdicht, usw. Der Urlaub war zwar wunderschön und der Beginn meiner jährlichen Radtouren, aber mit der Ausrüstung wiederholen? Nein, dafür bin ich zu alt. Ich muss nicht mehr mitten in einer schwarzen Moorsuppe aufwachen, da macht mein Haltungsapparat nicht mehr mit.

Ich denke, wir sollten uns überlegen, wo der Einsatz potentiell gefährlicher/ungesunder Ausrüstung genug bringt, um den möglichen Schaden aufzuwiegen, so das möglich ist. Völlig ohne die Umwelt zu schädigen, also völlig ohne Fußabdruck kommen wir ja ohnehin nicht durch, ohne uns zurück auf die Bäume zu verziehen. Und vom schlechten Gewissen, das wir eventuell entwickeln, wenn wir dann doch regendicht radeln, hat auch niemand etwas.

lg!
georg, der morgen zu einer Radltour durch die Nachbarländer aufbricht

PS: Letztes Jahr bin ich einen halben Tag durch strömenden Regen geradelt. Dabei wurde ich aufgrund der Hinghtech-Ausrüstung zwar von innen her etwas feucht, aber nicht nass. Da hat sie sich eindeutig gelohnt!