Re: Umdenken bei der Outdoorbekleidung?

von: weasel

Re: Umdenken bei der Outdoorbekleidung? - 17.06.13 09:40

In Antwort auf: goerdy

Was ich allerdings für fast noch wichtiger halte als weniger böse Stoffe in den Klamotten sind weniger Klamotten. Ich kenne Leute die die tolle Outdoorjacke ein Jahr tragen und dann eine neue kaufen. Trägt man die gleiche Jacke nun 5 Jahre wurden 5x weniger Energie, Gift... für das Tragen von sowas benötigt.

Ein Bekannter etwasälterer Reiseradler fährt auf seinem alten Stahlrenner in Cord und Wollsachen Monatelang durch Europa. Soweit ih weis ganz ohne Kunstfasern. Allerdings würden ihn die meisten eher als Landstreicher und nicht als Outdoorfreak bezeichnen.

Dem ersten Absatz kann man nur zustimmen. Ein Großteil der Outdoorbekleidung wird nicht gekauft, weil sie wirklich benötigt bzw. überhaupt in der Praxis sinnvoll ist sondern aus reinem Konsumrausch.
Monatelange Radreisen durch Europa in Cord und Wollsachen halte ich hingegen für Unsinn. Manchen geht es bei so extremem Boykott neuerer Entwicklungen auch nur um's Image, ganz ähnlich wie den Trägern der Megahyperhightextremechmounteveresthardshells. Wenn man absolut pleite ist ok, dann ist es natürlich verständlich, dass man mit dem Vorhandenen Vorlieb nehmen muss. Aber aus freier Entscheidung komplett auf Synthetik zu verzichten halte ich für Unsinn. Gerade Cordhosen sind auf dem Rad ruckzuck durchgescheuert, während eine Nylonhose oder ein Polyester-BW-Mischgewebe eine viel längere Nutzungsdauer erreicht und somit ökologisch (wenn man denn unbedingt bei jeder Kleinigkeit darauf achten möchte) mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar günstiger, von der höheren Funktionalität mal ganz abgesehen. Man muss nämlich den immensen Einsatz hochgiftiger Chemikalien im Baumwollanbau und auch bei der weiteren Verarbeitung von "Natur-"textilien bedenken.

Was mich bei Outdoortextilien und Ausrüstung mittlerweile aber extrem nervt sind die allgegenwärtigen giftigen DWR-Beschichtungen. Es gibt mittlerweile praktisch keine hochwertigen Schlafsäcke mehr, die nicht so eine fiese Beschichtung haben. Am Fußende mag sowas ja durchaus sinnvoll sein, aber wenn die gesamte Außenhülle beschichtet ist und ich diese DWR-Beschichtung bei übergezogener Schlafsackkapuze dann im Gesicht und am Mund kleben habe bin ich nicht wirklich begeistert. Ich habe einen Schlafsack, bei dem das beschichtete Gewebe im Kopfbereich auch auf der Innenseite vernäht wurde. Eine idiotische Konstruktion denn als Seitenschläfer habe ich da wirklich ständig Kontakt zum beschichteten Gewebe mit dem Mund. Laut Hersteller handelt es sich zwar nicht um C8-DWR (PFOA/PFOS), ich vermute es sind dann wohl C6-Fluorcarbone, die vielleicht nicht ganz so bedenklich aber definitiv auch nicht unbedenklich sind. Deshalb schlafe ich nicht mehr mit dem Kopf in der Kapuze sondern strecke ihn raus und benutze letztere nur noch als Kopfkissen mit drübergelegtem Tuch.