Re: Rund um Deutschland

von: fabianovic

Re: Rund um Deutschland - 01.04.22 16:34

8. Abschnitt: 15.03. - 20.03.2022; Eisenhüttenstadt - Greifswald; ca. 425 km

Es hat dann doch etwas länger gedauert bis ich meine Deutschlandumrundung fortgesetzt habe. Mal war es Corona, dann familiäre Gründe und auch einfach andere Tourpläne, die mich in den letzten zwei Jahren davon abgehalten haben. Nun habe ich relativ früh im Jahr ein paar Tage Zeit gefunden, um die Tour in Eisenhüttenstadt fortzusetzen.

15.03.2022, Eisenhüttenstadt – Golzow

https://www.komoot.de/tour/704047538?ref=wtd

Am Tag zuvor war ich am Nachmittag mit dem ICE von Wuppertal nach Berlin-Ostbahnhof angereist. Mein Fahrrad war das einzige im Fahrradabteil und der Transport damit angenehm problemlos. Nur mein Gepäck musste ich durch den ganzen Zug schleppen, da ich mir relativ günstig ein 1. Klasse-Ticket gegönnt hatte.



In Berlin hatte ich mich direkt am Bahnhof im IBIS-Hotel einquartiert. Hier gibt es extra Fahrradstellplätze in der Tiefgarage.

Am nächsten Morgen nahm ich in der Frühe den Regionalexpress mit Umsteigen in Frankfurt (Oder) nach Eisenhüttenstadt. Berlin hing noch im Nebel, aber während der Fahrt klarte es auf und ich konnte gegen neun Uhr bei Sonnenschein in Eisenhüttenstatd losradeln.



Hauptsächlich auf oder neben dem Oderdeich fuhr ich bis Frankfurt (Oder) am Fluß entlang.











In Frankfurt machte ich eine kleine Stadtrundfahrt und kehrte zu Mittag in einem Café ein, wo kurz nach mir Axel Schulz Kuchen einkaufte. In der Sonne war es so warm, dass man angenehm draußen sitzen konnte. Der Cappuccino war für seine 3,30 € leider erstaunlich schlecht.







Von Frankfurt aus führt der Oder-Neisse-Radweg weg von der Oder und an der Straße entlang.
Ich nahm aber eine Route weiter entlang des Flusses auf einem Wanderweg. Wegen des trockenen Wetters ließ sich der Weg sehr gut fahren und es war ein sehr schöner Abschnitt durch die Oderauen.


Auch die Industrieruinen sind sehenswert.








Entlang der Oder ist ein Zaun aufgestellt, um die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinegrippe zu verhindern.

In Lebus verließ ich dann die Oder und fuhr auf kleinen Sträßchen über Mallnow und Alt Tucheband meinem heutigen Etappenziel Golzow entgegen.
In Mallnow kann man sich die Ruine der Dorfkirche anschauen. Der Kirchenbau stammt wohl aus dem frühen 13. Jahrhundert und wurde in den letzten Tagen des zweiten Weltkriegs zerstört. Erst in den neunziger Jahren wurde die Ruine vor dem weiteren Verfall bewahrt.







Die Dörfer, die ich nun querte, strahlten einen eher morbiden Charme aus. Mir gefällt es ja, wenn Dörfer nicht kaputt saniert werden und sich in scheußlichen Neubaugebieten ausbreiten. Dies fehlt hier alles, weil vermutlich auch das Geld dazu fehlt. Bleibt zu hoffen, dass die vorhandene Substanz irgendwann behutsam saniert wird, bevor es zu spät ist.









Am späten Nachmittag kam ich in Golzow an. Golzow ist bekannt für die Dokumentarfilm Reihe „Die Kinder von Golzow“. Die Dokumentarfilmer Barbara und Winfried Junge haben von 1961 bis 2001 den Lebensweg von 18 Menschen aus Golzow der Jahrgänge 1953 bis 1955 verfolgt. Vor Ort gibt es dazu auch ein Museum. Ich hatte davon vorher noch nie gehört und ließ mich vom Wirt des Gasthofes Wagner aufklären. Der Gasthof war ausgebucht und so wurde ich in einer privaten Unterkunft einquartiert, bekam Abendessen und Frühstück aber im Gasthof.

16.03.2022, Golzow – Angermünde

https://www.komoot.de/tour/705071776?ref=wtd

Am Morgen begrüßte mich eher trübes Wetter. Es blieb aber den ganzen Tag trocken und am Nachmittag kam dann doch noch die Sonne raus.


Start in Golzow.

Von Golzow ging es erst mal wieder hinüber an die Oder.






Panzerdenkmal in Kienitz.
Hier wurde den Russen nach dem Krieg ein Denkmal als Befreier gesetzt. In diesen Tagen hat man beim Anblick eines russichen Panzers leider ganz andere Assoziationen.

Bei dem trüben Wetter war das Fahren auf dem Damm doch etwas langweilig.




Entlang der Oder haben mich in den letzten zwei Tagen sicherlich tausende Wildgänse auf Ihrem Weg nach Norden überholt

Am Mittag hatte ich Glück, dass die Gaststätte Fuchsbau in Neuglietzen offen hatte. Dort konnte ich mich aufwärmen und bekam eine Scholle kredenzt. Von dieser hatte ich noch einige Tage eine Gräte im Hals stecken. Ansonsten muss man froh sein um diese Jahreszeit geöffnete Gaststätten oder Cafés zu finden. Viele Cafés entlang des Oder-Neisse-Radweges machen erst im April oder Mai auf.



Bis Stolpe fuhr ich dann noch an der Oder bzw. der Alten Oder entlang. Nach und nach kam dann auch die Sonne hervor.









Hinter Stolpe musste ich die einzige ernstzunehmende Steigung des Tages erklimmen. Na ja es waren wohl so ca. 70 Höhenmeter von der Oder hinauf in die Uckermark.







Bei sonnigem Wetter erreichte ich am Nachmittag das hübsche Angermünde.










Alte Mälzerei

In der alten Mälzerei hatte ich ein sehr schönes Zimmer gebucht.



Hier hatte ich sogar eine kleine Küche, so dass ich mir am Abend ein Curry aus dem Bioladen warm machen konnte und nicht auf das auch eher überschaubare gastronomische Angebot angewiesen war.



17.03.2022; Angermünde - Pasewalk

https://www.komoot.de/tour/706066089?ref=wtd

Leider wieder trübes Wetter am Morgen und so sollte es auch den ganzen Tag bleiben. Der zähe Hochnebel ließ sich von der Sonne nicht vertreiben.

Von Angermünde ging es in das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin hinein. Eine schöne Landschaft aus Seen, Teichen und Wäldern. Im Frühling und Sommer ist es bestimmt richtig toll hier.







Nacht der Strecke entlang der Oder empfand ich die Uckermark erstaunlich hügelig, wobei die Anstiege meist kurz und nicht sehr steil waren.

In einem Waldstück war der Weg gesperrt. Aber da man bei gesperrten Wegen meist ja doch mit dem Fahrrad durchkommt, bin ich einfach weitergefahren. Dann lagen da ein paar vom Sturm gefällt Bäume auf dem Weg. O.k. Gepäck also runter und Fahrrad und Gepäck nacheinander rübertragen.




Geschafft, oder?

Ich hätte es mir ja denken können, dass das nicht die einzigen umgekippten Bäume auf diesem Weg sein würden. Es kamen dann noch auf den nächsten drei Kilometern etwa dreissig weitere Bäume, die im Weg lagen. Zum Teil bekam ich das Fahrrad mit Gepäck drübergetragen, zum Teil musste ich das Gepäck auch wieder abnehmen und an zwei Stellen hab ich das Fahrrad um die Bäume herum durchs Unterholz geschoben. Das waren anstrengende drei Kilometer.

Es gab auch immer wieder kurze Streckenabschnitte über altes holperiges Kopfsteinpflaster. Da hatte sich seit meiner letzten Tour in der Gegend im Jahre 1993 gar nicht so viel verändert.



Am Unteruckersee tauchte dann die Silhouette von Prenzlau mit der St. Marien-Kirche aus dem Dunst auf.



Bei diesem Anblick dachte ich, dass Prenzlau bestimmt eine wunderschöne Stadt ist. Aber ich war ja nicht in Italien oder Spanien unterwegs. Prenzlau war dann eher eine Enttäuschung, im Krieg stark zerstört war es danach Opfer des DDR-Städtebaus geworden. Was nicht heißen soll, dass der BRD-Nachkriegs-Städtebau da deutlich besser war.
Mag auch sein, dass das kühle graue Wetter mich davon abhielt, die vielleicht doch sehenswerten Ecken von Prenzlau zu entdecken. Ich flüchtete mich in ein 08/15 Bäckerei-Café und bekam wieder mal mittelmäßigen Cappuccino und auch nicht viel bessere Backwaren zu Mittag. Aber die Kalorienspeicher wollen ja gefüllt werden.





Hinter Prenzlau wurde die Strecke deutlich eintöniger. Die Landschaft ist hier von großflächigem Ackerbau und unzähligen Windkraftanlagen geprägt.







Auch mein Etappenziel Pasewalk ist nicht so ein schnuckeliges Städtchen wie Angermünde.
Es gibt mehrere alte Bachsteinkirchen und zum Teil noch eine alte Stadtmauer. Der Rest ist aber, ähnlich wie in Prenzlau nach dem Krieg gebaut worden. Es ist auch kaum Leben in der Stadt, ein einladendes Café habe ich vergeblich gesucht. Das gastronomische Angebot besteht quasi nur aus Imbissbuden.









So war ich im Hotel Villa Knobelsdorff und seinem Restaurant wohl noch am besten aufgehoben.









Wobei der Frühstücksraum auch nicht besonders gemütlich war.




18.03.2022; Pasewalk – Anklam

https://www.komoot.de/tour/707122724?ref=wtd

Bei ca. zwei Grad startete ich in Pasewalk in einen sonnigen Tag und fuhr ein Stückchen die Uecker entlang.





Bei Viereck verließ ich den Berlin-Usedom-Radweg, um nicht so viel entlang der Landstraße zu fahren. Ich fuhr ein kleines Sträßchen entlang eines Truppenübungsplatz. Eine sehr schöne kaum befahrene Strecke, die allerdings irgendwann zur Sandpiste wurde. Ein paar kurze Abschnitte kam ich nur noch schiebend weiter. Hat aber trotzdem Spaß gemacht. Immer nur glatter Asphalt ist ja langweilig.





In Ueckermünde gab es mal wieder schlechten Cappuccino und dazu schlechtes Eis. Gastronomisch ist die Tour bisher ein Reinfall.









Von Ueckermünde gibt es eine Fähre über das Stettiner Haff nach Kamminke. Diese fährt aber leider nur in den Sommermonaten. Aber am Stettiner Haff entlang zu radeln war dann, bei dem tollen Wetter, richtig schön.









Das letzte Stück nach Anklam besteht aus diversen Variationen von alten DDR-Betonplatten-Wegen. Eine Herausforderung für Fahrer und Material. In den Feuchtwiesen flogen immer wieder große Starenschwärme auf, was ein toller Anblick ist, der sich mit dem Handy aber nur schwierig fotografieren lässt.





In Anklam bin ich sehr fein im Anklamer Hof untergekommen. Das Hotel ist sehr neu und zur Zeit wird noch das alte denkmalgeschützte Postamt aufwändig saniert, um dort unter anderem das Hotelrestaurant einzurichten.





Hier habe ich am Nachmittag die sehr schöne Sauna genutzt, die ich komplett für mich hatte.


Radreisender den Luxus genießend

Anschließend gab es noch einen kleinen Stadtrundgang.
Auch Anklam wirkt etwas leblos hat aber ein paar schöne Ecken.









Das Abendessen und das Frühstück gab es in einem Restaurant etwa zweihundert Meter vom Hotel entfernt. Der Skrei mit Senfschaum, Spinat und Rote-Beete-Kartoffel-Püree war sicherlich der kulinarische Höhepunkt dieser Tour.



Auch das Frühstück am nächsten Morgen war ziemlich gut, man hatte nur nicht damit gerechnet, dass tatsächlich jemand schon um kurz nach Sieben zum Frühstück erscheint.