Re: Rund um Deutschland

von: fabianovic

Re: Rund um Deutschland - 30.08.17 18:49

5. Abschnitt; Radolfzell – Passau, 20. bis 29. Mai 2017; ca. 700 km


20.05.2017; Radolfzell - Grasbeuren
Ab Karlsruhe fuhr ich wieder die schöne Strecke mit dem Schwarzwaldexpress nach Radolfzell.
Von hier stand heute nur eine Kurzetappe zu meiner Cousine in Grasbeuren an.
Grasbeuren ist ein kleiner Ortsteil von Salem und liegt etwa 5 km vom Bodensee entfernt.
Kurz hinter Radolfzell verließ ich erst einmal das Seeufer und fuhr hinüber zum Überlinger See.



Von Wallhausen nahm ich die Fähre nach Überlingen.



In Überlingen herrschte am Samstag Nachmittag ziemlicher Trubel, so dass ich nach einem Eis auf die Hand schnell weiter nach Grasbeuren radelte.
Bei meiner Cousine wurde am Abend lecker gegrillt und ein paar Gläschen Wein getrunken.

21.05.2017; Grasbeuren – Eglofs

Nach ausgiebigem Familienfrühstück ging es dann am Sonntag Morgen weiter. Leider hatte ich mir ein Erkältung eingefangen und fuhr mit Halsschmerzen los. Unterwegs kam dann noch etwas Heuschnupfen dazu. So dass diese Etappe kein richtiges Vergnügen war.
Da ich keine Lust hatte am überlaufenden Seeufer entlang zu fahren, hatte ich mir eine Route durch das Hinterland über Meckenbeuren und Wangen nach Eglofs ausgesucht. Landschaftlich sehr schön.







Ich hatte schon vorab ein Zimmer im Gasthaus Rose gebucht. Hier hatten wir auch vor zwei Jahren bei unserer Bodensee-Konigssee-Tour übernachtet.
Wie damals ging ich zum Essen aber hinüber in den Löwen. Hier kann man sehr schön auf dem Dorfplatz sitzen und gut essen. Wegen meiner Erkältung und dem etwas kühlen Wetter bin ich diesmal aber hineingegangen.





22.05.2017; Eglofs - Mittelberg

Nach einem guten Frühstück im Gasthaus Rose ging es erst einmal steil hinunter ins Argental und weiter durch die wunderschöne Voralpenlandschaft.







Meine Erkältung hielt sich leider hartnäckig. In einer Bäckerei holte ich mit eine Tüte Hustenbonbons, die ich die nächsten Tage während des Fahrens fast ständig lutschte.
Da auf fast allen Weiden wegen des trockenen Wetters das Heu gewendet wurde, kam dann noch ein ordentlicher Heuschnupfen dazu. So richtig Spaß machte das nicht.
Am großen Alpsee machte ich dann Rast auf einer FKK-Wiese, vor zwei Jahren im September bei 30° waren wir da natürlich sofort in den See gesprungen. Jetzt war das Wasser noch kühl und ich erkältet.









Über Immenstadt ging es weiter hoch zum Rottachsee und dann in das auf etwa 1000 m gelegene Mittelberg. Ziemlich erschöpft kam ich dort an und fand zum Glück sofort ein Zimmer im Gasthof Krone. Bevor ich das Zimmer bezog kippte ich im Biergarten erst einmal zwei große Radler in mich hinein. Am Nachbartisch traf sich der Dorfstammtisch und so hielt ich mit den Männern des Dorfes ein Schwätzchen. Einer der Männer meinte, es sei bei Ihnen so schön sei, dass der Herrgott im Himmel ganz schön was bieten müsste, dass er da hoch wollte.
Ja es ist schon sehr idyllisch hier.
Am Abend habe ich dort noch gut gegessen und einen kleinen Spaziergang durch das Dorf gemacht.





23.05.2017; Mittelberg - Nassereith

Meine Erkältung ließ langsam nach, so dass ich mich heute etwa fitter fühlte und die Etappe mehr geniessen konnte.

Über Nesselwang ging es hinüber ins Vilstal und dieses hinab ins Lechtal.
So langsam ging es aus dem lieblichen Allgäu hinein in die Alpen. Kurz hinter Pfronten überquerte ich die österreichische Grenze. Das sechste Land meiner Deutschlandumrundung.









Das Lechtal fuhr ich bis Reutte und erreichte dort die Via Claudia Augusta. Jetzt ging es dem Fernpass entgegen.







Vor elf Jahren hatten wir von der anderen Seite kommend den Shuttle-Service von Nasserreith nach Leermoss genommen. Die Fernpassstraße ist mit dem Fahrrad wegen des starken LKW-Verkehrs nicht zu empfehlen. Es gibt aber eine Mountain-Bike-Piste über den Fernpass. Die hab ich diesmal genommen. Das war eine ganz schön anstrengende Geschichte. Der Weg ist eine steile grob geschotterte Piste hinauf. Und wenn man denkt, ah jetzt bin ich endlich oben geht’s erst noch mal runter und dann wieder hoch zum Pass. Oben an der Raststätte gab es erst mal Cola und Snickers um die Zuckerakkus wieder aufzuladen. Landschaftlich ist die Strecke toll, aber oft hört man den Lärm der Passstraße.







Die Abfahrt vom Fernpass nach Nassereith war dann auch auf der MB-Piste gut zu fahren. Zum Teil ging es über an den Felsen montierte Holzwege.





In Nassereith hatte ich mich im Hotel zur Post eingemietet. Ehemals das erste Haus am Platze und inzwischen ziemlich kaputtsaniert. Der ganze Ort wirkt ziemlich runtergekommen. Es gibt ein paar hübsche Ecken rund um einen kleinen See, auf dem zwei künstliche Schwäne schwimmen.











24.05.2017; Nassereith – Innsbruck

Kurz hinter Nassereith verließ ich dann die Via Claudia Augusta schon wieder und fuhr steil hinauf auf das Sonnenplateau. Hier erwischte mich dann allerdings der einzige Regen auf dieser Tour. Trotzdem war es einer der schönsten Abschnitte auf einsamen Wegen und kleinen Sträßchen.
Vor dem Regen flüchtete ich mich in ein Supermarktcafé, wo es, wie fast überall in Österreich leckere Mehlspeisen gab.









In Telfs kam ich dann hinunter ins Inntal. Ab hier wurde die Strecke eher langweilig und führte oft direkt neben der Autobahn her. Die letzten Kilometer nach Innsbruck hab ich auf der gut ausgebauten Strecke dann schnell hinter mich gebracht.



In Innsbruck kam ich schon um die Mittagszeit an. Da ich hier noch nie gewesen waer, habe ich mir ein Zimmer genommen und mir den Rest des Tages Innsbruck angesehen.
Die Touristenströme stauen sich in der Altstadt vorm Goldenen Dacherl. Jeder schaut da hoch und denkt, ah das ist also das goldene Dacherl. Ich hielt mich mal wieder mehr an die zeitgenössische Kunst und ging in ein sehr schönes kleines Museum (Galerie im Taxispalais), dass ich zufällig entdeckte. Ansonsten bin ich durch die Stadt geschlendert, im Botanischen Garten abgehangen, in Cafés gesessen und hab mir einen schönen Tag gemacht.

















Am Abend war ich noch sehr gut essen im Restaurant „die Wilderin“. Ich ergatterte noch einen Platz an der Bar und es gab ein köstliches Einkorn-Risotto mit Mangold und Bergkäse und dazu leckeren österreichischen Weißwein, von mir unbekannten Rebsorten. Der sehr freundliche Service rundete das ganze ab. Eine echte Empfehlung für Innsbruck. http://www.diewilderin.at/.

25.05.2017; Innsbruck – Gerlos

Erst einmal ging es am Morgen noch gut dreißig Kilometer das Inntal abwärts. Wieder ging die Strecke nahe der Autobahn entlang. Ich schaute mit aber auch das schöne Städtchen Schwaz an.







Hinter Jenbach konnte ich dann endlich ins Zillertal abbiegen, wo die Strecke gemütlich auf kleinen Wegen hinaufging. Hier sind viele Radler, meist mit elektrischer Unterstützung unterwegs.





Das Zillertal fuhr ich bis Zell am Ziller hinauf. Zell ist ein vom Tourismus und damit einhergehenden Alpenkitsch erschlagen. Ich finds gruselig und Radel nach kurzer Rast weiter.
Nun ging es die Passstraße Richtung Gerlospass hinauf. Da Feiertag und gutes Wetter war, waren hunderte von Motorradfahrern und Autos auf dieser schönen Bergstrecke unterwegs. Ich konnte in den unübersichtlichen Kurven immer nur hoffen, dass die mich rechtzeitig sehen. Das war der bisher unangenehmste Teil der Strecke, ganz davon abgesehen dass es bis Gerlos fast 700 Höhenmeter hoch ging.







In Zell hatte ich mir über Booking.com ein Zimmer in Gerlos gebucht. Booking.com sagte mir, dass dort 97% aller Zimmer ausgebucht seien und ich war froh noch ein günstiges Zimmer buchen zu können.
Gerlos entpuppte sich dann fast als Geisterstadt. Es besteht quasi nur aus Hotels und Restaurants, die aber alle noch geschlossen hatten. Der Ort ist Skiort mit all seinen unschönen Begleiterscheinungen. In meiner eher privaten Unterkunft hatte man meine Buchung gar nicht registriert, weil man damit nicht gerechnet hatte. So musste ich noch ein Weilchen warten bis das Zimmer gemacht war. Ich legte mich solange erschöpft aufs Sofa vor den Fernseher und schaute Fußball. Die Wirtin spendierte mir später noch zwei Biere, weil es Ihr etwas peinlich war. Sie erzählte, dass sie das zuerst für einen Witz gehalten hatte, als ihr Mann zu ihr hochkam und sagte, dass da ein Gast vor der Tür steht. Nach einem Alpenburger im einzigen geöffneten Restaurant, macht ich noch eine kleine Ortsbesichtigung. (Die Bilder sind leider mit dem Handy gemacht)











26.05.2017; Gerlos – Maria Alm

Nach einem schnellen Frühstück beim Bäcker ging es früh weiter auf der Passstraße hinauf. Jetzt war so gut wie kein Verkehr auf der Straße und es war schön zu fahren.
Unterhalb der Staumauer des Speichersees Durlaßboden bog ich von der Straße ab und fuhr steil hoch zum Stausee und dann weiter auf einem Wanderweg oberhalb des Sees. Hier hatte ich tolle Ausblicke auf die hohen Tauern (glaube ich).
Den Pass überquere ich unbemerkt etwas unterhalb der Straße auf etwa 1500 m Höhe und erreiche damit auch den höchsten Punkt der gesamten Deutschlandumrundung.







Eigentlich wollte ich hinunter nach Krimmel fahren, mir die Wasserfälle anschauen und dort auf dem Tauernradweg weiterfahren. Hinter dem Gerlospass wäre es dann aber noch mal 100 Meter hoch gegangen. Ich entschied mich das schöne kleine Sträßchen direkt hinüber ins Salzachtal zu nehmen. Das war eine tolle Fahrt hinunter ins Pinzgau.













Ich folgte der Salzach bis Zell am See. Der Ort liegt wunderschön am Zeller See und ich genoss die sommerliche Atmosphäre am Seeufer. Das Grandhotel habe ich mir dann doch nicht geleistet und bin nach einem Eis weitergeradelt.
Ich habe mich dazu entschieden nicht weiter der Salzach zu folgen sondern fahre hinüber zur Saalach.







Am späten Nachmittag erreiche ich Maria Alm einem auch sehr touristischen aber noch ganz hübschen Ort. Beim Moserwirt gehe ich nach ein kurzen Ortsbesichtigung einen sehr guten Tafelspitz essen.







27.05.2017; Maria Alm – Bad Reichenhall

Das Saalachtal entlang zu fahren entpuppt sich als richtiger Entschluss. Es wird heute eine wunderschöne Etappe bei herrlichem Wetter. Das Salzachtal war ich vor einigen Jahren schon einmal gefahren und fand es nicht so schön.









Mitten im Wald überquere ich auf einem kleinen Weg die Deutsche Grenze und erreiche direkt dahinter den urigen Haiderhof mit seinem Brotzeitgarten. Da gibt’s erst einmal ein ordentliches Speckplatterl!



Leider ist kein Zimmer frei, sonst hätte ich mich hier einquartiert.
So geht es dann doch noch weiter nach Bad Reichenhall. Hier verbringe ich den restlichen Nachmittag wie ein Kurgast mit Schlendern durch den Kurpark und im Café mit Zeitungslektüre.
Später gehe ich noch in einem Biergarten ein paar bayerische Schmankerln essen.
Untergekommen bin ich in der Villa Rein, einer ruhig gelegenen Pension, die ich auch sehr empfehlen kann.



28.05.2017; Bad Reichenhall – Simbach am Inn

Der Tauernradweg hätte mich jetzt wieder an die Salzach geführt. Aber weiterhin habe ich keine Lust an dem schnurgeraden kanalisierten Fluss entlangzufahren. Ich radele nun eine Stück den Bodensse-Königsee-Radweg in entgegengesetzter Richtung und komme durch schöne bayerische Orte und herrliche Landschaft. Die Route führt über Aufham und Anger weiter zum Höglwörther See. In diesen springe ich erst einmal hinein und schwimme eine kleine Runde. Endlich ist Badewetter!











Auch das alte Kloster in Höglwörth ist sehenswert.







Dann geht es weiter am Waginger See vorbei. Eine weitere Badepause verkneife ich mir und komme am Mittag bei Tittmoning an die Salzach. Tittmoning ist ein beeindruckendes Städtchen mit imposantem Schloß und einem großen langezogenen Stadtplatz mit schönen barocken und klassizistischen Fassaden. Auch der gute Herr Ratzinger hat hier einige Jahre seiner Kindheit verbracht.











Nun geht es auf österreichischer Seite erst einmal von der Salzach weg hinauf, bis man kurz vor Burghausen wieder hinunter an den Fluss gelangt.
Burghausen ist dann die nächste positive Überraschung. Hier gefiel es mir so gut, dass ich eine längere Rast einlegte und ein spätes Mittagsmahl in einer Studentenkneipe zu mir nahm. Hier muss ich noch einmal herkommen und mir die Stadt etwas genauer anschauen.
So ging es dann aber doch noch weiter bis Simbach.







Simbach am Inn liegt gegenüber von Braunau und ist noch stark von der letztjährigen Hochwasserkatastrophe gezeichnet, die viele Häuser zerstört und einige Menschenleben gekostet hat. Ich habe mich im höher gelegenen Ortsteil Antersdorf im Gasthof Murauer einquartiert. Hier wird hervorragend gekocht und ich sitze bei sommerlichen Temperaturen im schattigen Biergarten.
Außer mein Zimmer zu fotografieren habe ich dann aber wohl das Knipsen vergessen an diesem Nachmittag.