Re: USA im Frühling: Oregon

von: veloeler

Re: USA im Frühling: Oregon - 28.06.16 10:12

Oregon


In Brookings gibt es erst einmal Einkauf, schliesslich soll so ein kommunikativer Rückenwind-Tag auch gefeiert werden!


Farbfoto wenig vor dem State Park = Übernachtungsplatz

Zwei Kanadier auf dem HB fahren nach Süden, von den anderen dreien bekomme ich nur mit, dass zwei davon zeltlos unter freiem Himmel übernachten.

Am Morgen herzliche Verabschiedung. Bis später!

Die Sonne sucht sich ihren Weg durch Nebel und Wald.


Die Landschaft ist ein Traum.

Auch mit stets stärker werdendem Gegwind.

Wie z.B. auch beim Archer Rock.

In Gold Beach finde ich auch ein für Skype geeignetes WLAN und werde auf der anderen Seite gleich mehrfach begrüsst. Leider macht der Handyakku abrupt schlapp, wodurch einerseits die Verabschiedung entfällt und andererseits ein wichtiges Telefon verschoben werden muss *fauleAusrede*.

Im Humbug SP gibts sonnen- und windgeschützt eine Mittagspause.

Süsswasser wird zu Salzwasser

Das Tagesziel, Cape Blanco, ist über eine Stichstrasse erreichbar. Das Gelände zum Leuchtturm ist leider schon geschlossen - hätte heute weniger bummeln sollen zwinker .

Die grünen Küstenhänge zum Strand sind in der Abendsonne schön anzusehen.




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Statt erst in Bandon lande ich bereits früher am Zmorgetisch. TheSpoon in Langlois bekommt von mir ein Daumen hoch.


Bandon, Blick nach links. Siehe Häuser links im Bild....


Gleicher Ort, etwas weiter nach rechts...

Von Bandon geht es auf einer Inland-Nebenstrasse (immer noch westl vom Hwy 101) nach North Bend.
Die Brücke über die Coos Bay* ist entgegen der Live-Annahme zu Hause nicht schön zu überfahren und danach gibt es erst einmal Pause, um den mitverursachten Stau wieder aufzulösen und das GPSr mit neuen Daten zu füttern.
*Gewässer, nicht gleichnamige Ortschaft

Ab sofort bin ich in der Dünenregion Oregons:

Sanddüne neben dem Hwy


Sanddüne am Bach

Teilweise auf kleiner Strasse und mit einem Einkaufsstop in Lakeside erreiche ich den...

Eel Lake. Endstation für heute. Der Steg ist schwimmend und sein Boden sehr rutschig...
...und nein, ich rutsche nicht aus zwinker .

Den HB habe ich für mich alleine. Dass keiner der in den letzten Tagen getroffenen Südwärtsfahrer hier (oder am Cape Blanco, was auch fern der Route liegt) übernachtet hat, erkenne ich, als ich die Dusche betrete: unbegrenzt warmes Wasser schmunzel .
Da ich einen Teil der Kleider körpertrockne ist mir doch bald schön kalt.

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Die Kerze ist (planmässig) über Nacht in der Apsis ausgebrannt und landet zusammen mit den gestern gewaschenen Socken im Abfall.
Die Sonne scheint und auf den ersten Meilen gibts gleich zwei Umwege: Kein Verkehr auf den Nebenstrassen.



Diese Aussicht ist über 1000ft unasphaltierte Stichstrasse von der Nebenstrasse aus erreichbar.


Die schöne Seite einer Baustelle
Statt in der Morgensonne Joghurt mit Früchten aus dem Supermarkt gibt es wegen einer komischen Gestalt ein Ei-Speck-Käse-Tomaten-Essiggurken-SalatSpinat-Zwiebeln-Sandwich etwas weiter.

Bei so vielen entgegenkommenden Velofahrern wir hier an der Küste muss jeweils ein Handgruss und/oder ein kurzes Hallo über die Fahrbahn während der Fahrt reichen.
Bei dem Velofahrer, welcher mir in einer Steigung langsam (bergab!) entgegenkommt, mache ich eine Ausnahme und rolle mit ihm ein paar Meter bergab. Es macht ihm sichtlich Mühe und er meint auch, dass bergauf deutlich entspannter sei. Sein Plan: Pazifikküste-Mexiko-Atlantikküste. Mit seinem EINRAD! Es gibt Verrückte...

Wieder eine Baustelle. Warten. So komme ich auch einmal in den Genuss von "Aussicht von einer Brücke". Stehend...
Mittagsrast gibt es gleich neben dem Supermarkt. Allerdings nicht wegen diesem, sondern wegen dieser Aussicht im Hintergrund:

Zmittag. Vorspeise.


Wieder an der Küste sind die Ausblicke besser als im Wald. Der Wind erreicht die Fussohlen ungebremst.

Spouting Horn. Die kleine weisse Wolke in der Bildmitte ist durch ein Loch gepresstes Meerwasser. Die Geräuschkulisse ist eindrücklicher als das optische Spektakel.

Den Wind habe ich satt. Auf dem HB-Gelände des Beachside SP suche ich mir als erster Gast den windgeschütztesten Ort.

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Im Hillcrest Café nach wenigen Pedalumdrehungen bin ich der erste Gast. Während dem Zmorge beobachte ich den regenbogenfarbenen Wimpel vor der Tür, wie er sich immer stärker bewegt...

An einem Aussichtspunkt halten auch gerade zwei Deutsche VeloRadfahrer.


Mit Stops bei vielen Aussichts- und sonstigen Tourispots bummle ich nach Norden.

Grössenordnung: Siehe Spaziergängerin auf dem Strand (rechts zwinker )

Cape Foulweather. Schönes Wetter und dank Ebbe sind auch die Gesteinsformationen schön zu sehen.


Prudhoe Bay. Leider ist die Sicht auf die Gebäudefront versperrt...

...in Gegenrichtung nur ein bisschen zwinker

Mexikanisch Zmittag in Lincoln City, bereits in der Nähe des Übernachtungsplatzes.
Auf dem Weg dorthin liegt noch der kürzeste Fluss, welcher den in der Länge passenden Namen "R" hat und ein 2*0.7-Mi-Umweg zum nächsten Shop, wo ich mich mit Flüssigem eindecke.

Innerhalb des State Parks ist der Bereich für Unmotorisierte ungünstig gewählt, die will man sowieso nicht. Immerhin hat es im Gegensatz zu den letzten Nächten eine Essensverstaumöglichkeit. So muss ich das nicht immer (Toilette...) mitnehmen, um es vor schlauen Vögeln (Krähen z.B.) zu bewahren.

Mit zwei Kanadiern verstehe ich mich gut und mein 4-Grössen-Speichennippeldreher passt für ein um eine Speiche erleichtertes Hinterrad eines jungen Amerikaners auf seiner ersten Tour am zweiten Tag.

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Wenn ich das schon ständig auf der Zmorgekarte sehe, fühle ich mich gezwungen, es auch einmal zu probieren: Steak. Um 0700.
Das Steak entpuppt sich dann als in mundgerechte Stücke geschnittenes und mit Rösti, Ei und einer Sauce vermischtes Schnitzel.

Ein Schild weist auf die Querung des 45. Breitengtades hin, Halber Weg zwischen Nordpol und Äquator. Dass beide Orte von hier nicht auf dem Landweg erreichbar sind, wird natürlich nicht erwähnt...

Ein Stück auf dem noch altbekannten TransAm fahre ich diesmal nach Osten. Wie in den letzten Tagen mache ich viiele Stops.

TransAm nach Osten


Die Wolken verschwinden mit der Querung des Hügels.


Mittagsrast halte ich in Willmina an einem hübschen Teich. Bald am Schatten...


Flach, warm, windstill, Nebenstrassen, guter Belag: Mit stets 20-25 bekommt das Velo wieder einmal artgerechten Auslauf. Es macht richtig Spass so zu heizen und die Energie auch nicht im Gegenwind verpufft zu wissen. Meistens geht es beschaulicher durch die Landschaft.
Glacé in der Gelateria in Dayton.

Dayton OR

Privat darf ich den Abend mit vielen Reiseanekdoten und -Plänen verbringen. Und frischem Lachs vom Grill im Salat.

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Hausgemachte luftige Pancakes. Jummy!
Zitat:
Dear Janet, Jay and Hazel
Thank you very much!


Sonne im Gesicht und mehrheitlich flach rolle ich mit ordentlich Speed nach Osten.

Die Kassiererin im Supermarkt würde angesichts meines (überaus gesunden) Einkaufskorbinhalts und Outfits am liebsten auch gleich aufs Velo steigen.

Zu einer sehr nerdigen Gedenktafel, welche u.a. Ausschlag für diesen Umweg ist, reicht der kleinste Gang serpentinenfahrend gerade so.

Auch um zum zweiten POI von heute zu kommen, geht es bergauf.


Irgendwo dort in der Steigung sagt mein Gefühl, dass ich die sechstausendzweihundertundsoweiter-te Meile zurückgelegt habe. Der Tacho meint, dass das noch im Flachen war zwinker



Die Strasse wird wirklich klein. Hier ist sie doppelt so breit wie das Velo und der Asphalt moosbewachsen. Erreichbar ist "12" über einen "Burggraben", also ein Stück ausgegrabene und zu einem Wall aufgehäufte Strasse - sehr effektiv gegen Autos...
Und ein paar Mal trage oder zerre ich das Velo auch - ist aber immer noch deutlich entspannter als alles zu Fuss zu gehen.


Von wegen: Den dritten Ort heute, 17, erreiche ich dann wirklich nur zu Fuss und natürlich noch weiter bergauf:

Aussicht hinüber/hinauf zum Mt. Hood

Zum Glück habe ich mir auf der Bergauffahrt den Belag etwas angesehen (schlecht, aber keine wirklich üblen Stellen). Dort, wo ich bergauf das Gefühl hatte, es wäre wieder flach, rolle ich mit 30-35 bergab. Wenig später - in den Bäumen gegen die Sonne sehe ich gerade einmal den (geraden) Strassenverlauf, bremse ich, als ein neuer persönlicher Reisevelotemporekord möglich ist...

Da die Temperatur und damit auch der Wasserverbrauch höher als erwartet ist, freue ich mich sehr über einen Shop...

Auf dem grossen HB-Gelände treffe ich einen jungen Velofahrer aus Portland, welcher hier sein potentiell zukünftiges Reisesetup ausprobiert. Inkl. Hängematte - ein sehr interessantes/innovatives Teil.

Ein paar Regentropfen beenden das Gespräch am Feuer. Auch wenn sie wie vom Lokalen vorausgesagt nur 5' dauern.

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In der Nacht tropft es ein paar Mal aufs Zelt. Dieses ist am Morgen dennoch ziemlich trocken.

Morgenstimmung

Trocken, oder zumindest nicht nass, sind auch die ersten 10mi Richtung Portland. Nieselregen hängt seit dem Beginn der Etappe in der Luft und das Perfide an ihm ist, dass ich die Änderung dessen Intensität nicht merke. Vielleicht liegt das auch daran, dass der Verkehr viel zu viel Aufmerksamkeit verlangt.

Irgendwie wurstle ich mich durch die angeblich velofreundlicheenthusiastische Stadt. Ausser vielen mit ebenso viel Unrat besääten Velostreifen bekomme ich davon nicht viel mit. Im Gegenteil: Ein paar Meilen stecke ich auch inmitten vom Stau (mit dem Lieger fahre ich nicht rechts an stehenden Autos vorbei...).

Nach zu viel Verkehr und richtigem Regen* suche ich mir in Carlton entgegen der Planung eine feste Unterkunft. Das macht dann heute und morgen zusammen gut 15mi Umweg...
*eigentlich wollte ich ja nicht mehr im Regen fahren. Die Prognose der Lokalen und meiner eigenen Quellen war heute falsch und wenn es einmal regnet kommt nicht immer gleich eine Möglichkeit anzuhalten...

Das Motel ist unüblich gebaut und für die Zimmer führt der Weg durch die Lobby. Wie so ein Velo nach 50 mi im strömenden Regen aussieht kann man sich etwa denken und ich versuche gar nicht erst zu fragen: Das Velo schmuggle ich in einem geschickt gewählten Moment irgendwie durch und bin für einmal von einem ganz anderen Blickeinkel froh um dessen Tiefe.

Vollbad.

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Blick nach draussen und auf den Bildschirm: Regen, Regen, Regen. Ich buche eine weitere Nacht und mache den ganzen Tag nicht viel.
Ab heute gelten für die Enreise nach Kanada verschärfte Bestimmungen. Nicht für den Land- oder Seeweg...

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Nach exakt 2mi stoppe ich, um den soeben gerissenen Schaltzug zu ersetzen. Hätte ich eigentlich auch gestern machen können, hatte aber keine Lust dazu...

Die kleine Strasse hinauf zu einem Stausee ist beinahe verkehrsfrei.

3 unasphaltierte Mi während der Abfahrt entlang des Nestucca River machen angesichts des schönen Grün ohne Brumm nichts.

Die Routenwahl war super schmunzel




Auf der ganzen Etappe gibt es gerade eine Versorgungsmöglichkeit: Die Tankstelle in Beaver.

Bis zum HB ist es nicht mehr weit und meine erste Tat ist, einem verlassen dastehenden Velo die Tasche zu entwenden (und sie in die Essensaufbewahrungsbox tun, sonst würde sie noch mehr zerfressen). Der Besitzer (Vancouver-Tijuana) ist mir dafür später dankbar.

Der gemütliche Tag endet mit einem Strandspaziergang und das Geräusch der sanften Wellen dort begleiten die HB die ganze Nacht über.

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Mit der Sonne mache ich mich auf den Weg und hole nach 4mi Bill ein. Zusammen geniessen wir die Morgenfahrt nach Tillamook:

Liegevelofahrer(=Autor)


Bill. Thank you!


Morgenstimmung

Als Dank für das "Retten" seiner Tasche lädt er mich unnötigerweise zum Zmorge ein.
Die Käsefabrik, in welcher ich mich kurz umsehen will, übersehe ich irgendwie. Habe ich in dem Moment ehrlicherweise auch nicht dran gedacht.

Oft flach oder nicht steil auf und ab rollt es sich gut nach Norden.

In Cannon stehen die Autos dicht an dicht auf beiden Strassenseiten und dazwischen taucht immer mal wieder ein überall ausser auf die Strasse guckender Tourist auf. Schnell weiter.

In Seaside führt der Weg direkt zwischen Dünen und vorderster Häuserfront durch. Da ich mittlerweile Hunger habe, fahre ich dennoch auf der 101 1mi zurück...

Auf einer kleinen Nebenstrasse gilt es bergauf einem Gümmeler zu entwischen und einen weiteren einzuholen.

Flusswanderweg



Ohne, dass ich es geplant hätte, komme ich am Fort Clatsop vorbei, wo ich natürlich den Nationalparkpass wenigstens ein bisschen amortisieren kann. Ich finde die paar Hölzer eindrücklicher als Pipe Springs und geschichtlich sehr interessant.

Fort Clatsop


Zum Fort Stevens SP ist es ein Unweg. Auf dem dortigen HB hat es mehr Mücken als ich in diesem Land ft zurückgelegt habe...

Seit 110 Jahren erlebt die Peter Iredale als Wrack die Sonnenuntergänge hier.

Als ich gerade am eindösen bin, schleicht ein Waschbär ums Zelt. Das obwohl sämtliches Verdaubares im mit Restroom angeschriebenen Häuschen liegt - es gibt hier keine Essensaufbewahrungscontainer, aber jede Menge Hörnchen und Vögel ...und mindestens einen Waschbären. Gute Nacht.

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Die Nacht ist ziemlich kurz. Nicht wegen der Fauna, sondern aufgrund einer Kombination von Wetter*, Sonnenstand** und geplanter Tagesdistanz***.
*teilweise Regen am Nachmittag
**Brücke nach Osten am Morgen - statt gegen die Sonne gleich vor Sonnenaufgang befahren?
***100mi. Steigung keine Ahnung. Eine Fähre, deren Fahrplan ich nicht kenne; Erinnerung: stündlich.


Der Plan geht auf und fast verkehrsfrei und ohne störendes Gegenlicht erreiche ich...

Astoria, Start(!)punkt des TransAm zwinker .

Das Gegenlicht habe ich dann auf der US30 nach Osten. Lieber blendende Sonne als Regen lach !

Es geschehen noch Wunder in diesem Land:

Die Fähre über den Columbia River ist tatsächlich in Betrieb. Ich glaube, es ist seit der Taxifahrt in Miami das erste Mal, dass das Velo nicht mit Muskelkraft bewegt wird. Das neu aussehende Boot bringt mich nach Washington.