Re: Was geht im März? Frühe Pässe.

von: touromat

Re: Was geht im März? Frühe Pässe. - 08.04.16 07:16

Was geht im März? Frühe Pässe.

4 Tage
550 km
7.250 Höhenmeter


Donnerstag – 31.03.2016
Bezau – Bödele – Lindau – Hochberg - Ostallgäu
150 km 2.150 hm


Sorry, beim gestrigen Tag hatte ich übersehen, dass das Navi teilweise ausgefallen war. Es waren nicht 1.500, sondern 1.750 Höhenmeter. Gesamthöhenmeter waren dann demnach 7.250, wenn ich mich nicht schon wieder verrechnet habe.

Schon kurz nach Bezau geht es links weg Richtung Bödele. Das ist ein schön zu fahrender Anstieg, ich bin von der etwas nervigen Bregenzerwaldstrasse weg – immerhin gab es nun einen straßenbegleitenden Radweg, der sogar befahr bar war - und nach der Ortsdurchfahrt von Schwarzenberg wird es wunderbar ruhig. Es gibt immer wieder schöne Ausblicke, die Steigung ist schön gleichmäßig und nicht zu steil. Die Temperaturen sind angenehm. Heute macht mir das Radfahren – und ja, auch das Bergauffahren – einfach nur Spaß.




Bödele / Losenpass 1.140 m


Die Passhöhe – Bödele / Losenpass ist unspektakulär, also nur die Jacke an und in die Hochgeschwindigkeitsabfahrt nach Dornbirn. Breite Straße, großzügige Kurven, kaum Verkehr, ein Traum. Die 700 Höhenmeter sind in kürzester Zeit vernichtet.




In der Abfahrt vom Bödele




Erster, wenn auch etwas verschwommener Blick auf den Bodensee


Bis Bregenz fährt man überwiegend durch Gewerbe- und Industriegebiete; etwas unschön, aber da muss man halt durch. Allerdings ist anzumerken, dass die Radwegführung trotz des ganzen Verkehrsgewirrs gut ist und man erreicht sicher Bregenz.

Hier sehe ich nun den Bodensee, den ich bei der Abfahrt vom Bödele aus der Ferne gesehen habe, aus der Nähe.




Am Bodenseeufer bei Bregenz


Wieder im unvergleichlichen weiß-blauen Mikrokosmos Bayern. Ich mache noch einen kleine Abstecher nach Lindau, das immer einen Besuch wert ist. Am Hafen lasse ich mich auf einer Bank nieder und sehe eine Weile den vielen Touristen und Spaziergängern zu. Wieder viel los hier, ist aber auch kein Wunder. Heute ist der erste wirklich milde Frühlingstag.




Am Lindauer Hafen










Mal wieder viel Betrieb hier




Diese Beiden waren mit sich selbst beschäftigt und haben sich nicht im Geringsten für mich interessiert.


Für den Rückweg von Lindau nach Hause wage ich in der mir eigenen, zuweilen nahezu grenzenlosen Naivität, ein kleines Experiment: ich lasse mich vom Garmin navigieren.

Zunächst mal wundere ich mich, warum ich wieder so weit Richtung Bregenz zurückgelotst werde. Dann geht es aber doch links weg und damit bergauf. Und zwar richtig. Das (Mistgerät) Navi ist gnadenlos und hetzt mich über den steilsten und längsten Berg, den es finden konnte. Die Straße ist mit „Eichenberg“ beschildert. Ich könnte ja die Landkarte zu Hilfe nehmen und eine leichtere Strecke suchen, aber nun bin ich ja schon mal hier. Der Anstieg interessiert mich auch, weil ich ihn noch nie gefahren bin. Bis Eichenberg ist es durchgehend steil, aber oben ist die Aussicht auf den Bodensee und die Berge überragend. Mit 1.026 m Höhe erscheint die Auffahrt überschaubar aber man startet ja auf geringer Höhe und damit stufe ich den Anstieg als durchaus anspruchsvoll ein. „Quäldich“ vergibt nicht umsonst vier „Härtesterne“, wie ich später nachgelesen habe. Dort wird das als „Hochberg“ bezeichnet.




Aussicht von Eichenberg auf den Bodensee


Nach der Ortsdurchfahrt Eichenberg geht es durch einen Tobel mit schönem Bergwald, Felsen und einem Wasserfall, später dann über schönes Alpgelände. Das ist eine durchaus lohnende Fahrt.





In Scheidegg ist wieder deutscher Boden erreicht. Typisch für das Westallgäu ist, dass du jede, aber auch jede Steigung, die du mühsam gewonnen hast sofort wieder verlierst. Und direkt im Anschluss folgt die nächste giftige Steigung. Im Einzelnen betrachtet nicht schlimm, aber es summiert sich. Da ich ja zuvor schon zwei „richtige“ Anstiege gefahren bin und die Form sich noch in der Vorsaison befindet, fordert das nun schon etwas. Entschädigt wird man aber durch die schöne Landschaft.

In Oberstaufen ist das Schlimmste überstanden, das Oberallgäu ist erreicht, und es geht in leichter und schöner Fahrt auf der Trasse des Bodensee-Königsee-Radweges am Alpsee vorbei nach Immenstadt.


Alpsee bei Immenstadt. Im Hintergrund dominiert der Grünten.




Ein letzter fieser Anstieg führt von Iller an den Rottachsee und die letzten Kilometer heimwärts sind dann nicht mehr schwer.




Rottachsee – der letzte See für heute


Kleines Fazit:

Eine Pässetour so früh im Jahr ist einmal etwas anderes als das sonst übliche flache Einrollen und hat durchaus seinen Reiz. Eine gewisse Grundkondition sollte aber dann schon vorhanden sein, um noch Spaß dabei zu haben. Man muss auch deutlich mehr Klamotten mitschleppen. Nächsten März fahre ich wieder flache Grundlagenkilometer. Versprochen.

Der Charakter der Landschaft erscheint – gerade in den Gebirgstälern – schroffer und einsamer als im Sommer. Wenn man dann aber aus der relativen Ödnis wieder in mildere Höhen gelangt und dort die ersten Knospen und Blüten zaghaft ans Tageslicht kommen, ist das ein wunderschöner Kontrast und entlohnt reichlich für die Mühen.

Schön.