Re: Radreise Frankreich/Nordspanien (Lyon-Kantabrien)

von: Tom72

Re: Radreise Frankreich/Nordspanien (Lyon-Kantabrien) - 26.07.15 11:34

22., 23. Und 24. Tag (12.-14.10.2012), Zugrückfahrt Bilbao-Dresden

Ab heute geht es mit dem Zug zurück nach Dresden. Heute muss ich nur mit der Schmalspurbahn bis Hendaye, von dort aus morgen mit dem TGV und Umstieg in Paris nach Stuttgart, wo ich bei meinen Elten übernachten kann, und am letzten Tag nach Dresden.

Da mein Zug erst gegen drei fährt, habe ich noch ausreichend Zeit, mir die Stadt anzusehen. Es ist recht trüb und regnerisch. In der Innenstadt sind mehrere Straßenzüge von Polizei in martialisch anmutenden Kampfanzügen abgesperrt. Ich frage Passanten nach dem Grund. Eine Demonstration irgendwelcher extremer Rechter gegen irgendwelche extremen Linken oder umgekehrt, muss wohl mit dem heutigen Nationalfeiertag zusammenhängen.

Ich sehe mich zunächst noch einmal am Ufer des Río Nervión um.







Ich komme auch noch einmal am Guggenheim-Museum vorbei, nehme mir aber nicht die Zeit, es von innen zu besichtigen.





Ich fahre mit der Standseilbahn Funicular de Artxanda auf den gleichnamigen Berg, wegen des trüben Wetters ist jedoch auch der sonst sicher sehr beeindruckende Blick auf die Stadt getrübt. Nach einer kurzen Fahrt mit der recht neuen Metro, die – wohl einmalig für eine U-Bahn und wie auch die Züge von FEVE und Euskotren und die Straßenbahn von Bilbao (Euskotran) – auf Meterspur fährt, fahre ich mit einem Aufzug, der direkt in der U-Bahn-Station Casco Viejo beginnt, auf einen weiteren Berg. Es gibt ganz in der Nähe auch noch einen weiteren, älteren und bekannteren Aufzug, der ebenfalls zu einem Aussichtspunkt hoch über der Stadt führt (Ascensor de Begoña).

Als ich mein Rad abhole, das ich an einem der markanten, muschelförmigen, von Sir Norman Foster entworfenen U-Bahn-Eingänge angeschlossen habe, hört man, dass die Demonstration einige Straßen weiter offenbar eskaliert ist. Schließlich gibt es einen Knall, und kurz darauf kommt ein kleiner schwarzer Ball die Straße entlanggehüpft. Offenbar ein Gummigeschoss. Nun wird’s hier wohl ungemütlich, ich muss sowieso langsam Richtung Bahnhof. Ich hole mein Gepäck in der Pension ab, esse in der Altstadt noch ein paar Pinchos und begebe mich zum schon bekannten Endbahnhof der baskischen Schmalspurbahn, Atxuri, wo ich vorgestern auch angekommen bin.



So wie die Züge der FEVE, haben auch die Züge von Euskotren großzügige Stellplätze für den reservierungsfreien Fahrradtransport.



Die Bahnstrecke schlängelt sich wie gestern landschaftlich reizvoll durch das Baskenland. Der Genuss wird allerdings dadurch etwas getrübt, dass die Züge von Euskotren keine Toilette haben…

Ungefähr parallel zu meiner vor wenigen Tagen mit dem Rad befahrenen Strecke geht es zunächst zurück bis San Sebastián. Vorher komme ich durch den Bahnhof von Deba, den ich schon auf der Hinfahrt überquert habe, und sehe vom Zugfenster aus auch die markante Straßenbrücke, über die ich gefahren bin (siehe die entsprechenden Bilder am Tag 19).





Beim Umstieg in San Sebastián, das in gut zweieinhalb Stunden erreicht ist, bin ich dankbar für die Bahnhofstoilette. Der nächste Zug benötigt bis Hendaye nur noch etwa eine Dreiviertelstunde. Vor Hendaye geht es über die Mündung des Grenzflusses Bidassoa parallel zur Straßenbrücke, über die ich vor fünf Tagen nach Spanien eingereist bzw. eingeradelt bin.



Kurz darauf, direkt beim SNCF-Bahnhof von Hendaye, endet die baskische Schmalspurlinie. Ich bekomme einige Schritte vom Bahnhof in dem Hotel, das ich mir schon auf der Hinreise ausgeguckt hatte, ein preiswertes Zimmer. Ich demontiere mein Rad und verpacke es für den morgigen TGV-Transport in den Transportsack. Zum anschließenden Abendesssen an der recht weit vom Bahnhof entfernt liegenden Strandpromenade, die ich ja schon von der Hinfahrt kenne, benötige ich nun leider ein Taxi. Aber egal, ich will den Abend nicht im Bahnhofsviertel verbringen.

Am nächsten Morgen geht es früh mit dem TGV Richtung Paris. Mein Fahrradpaket passt bequem aufrecht in einen der Gepäck-Stauräume (das Bild ist leider unscharf).



In Paris muss ich, wie schon zuvor auf mehreren Radreisen praktiziert, den Bahnhof wechseln. Ich komme an der Gare Montparnasse an und muss zur Gare de l’Est, einmal quer durch die Innenstadt. Zum Glück ist im TGV Est nach Stuttgart die Fahrradmitnahme möglich, und ich habe einen Fahrradplatz reserviert. Ich muss also nur in Montparnasse mein Rad auspacken und montieren, kann dann aber ohne weitere Basteleien am Ostbahnhof wieder einsteigen. Ich habe für das Umsteigen etwa anderthalb Stunden. Ich bin schon mehrfach umstiegsbedingt durch Paris geradelt, einmal auch von hier aus gestartet, glaube, mich hinreichend auszukennen und radle ohne Stadtplan los. Immerhin ist mir der Weg von der Gare de l’Est zur Gare de Lyon und zur Gare d’Austerlitz bereits bekannt. Mein Orientierungssinn stellt sich auch als recht zuverlässig heraus. Nur kurz vor der Gare de l’Est verfahre ich mich, muss mich durchfragen und erreiche doch recht knapp meinen TGV. Hätte ich jetzt noch mein Rad wieder verpacken müssen…



Inzwischen wird die TGV-Linie Paris-Stuttgart-München von Doppelstockzügen (TGV Duplex), wie auf der Hinfahrt Frankfurt-Lyon, bedient, die nur die verpackte Radmitnahme ermöglichen.

Da die Platzreservierungen im TGV bei Fahrradmitnahme immer direkt bei den Fahrradstellplätzen vergeben werden, lerne ich auch den Besitzer des anderen Fahrrads kennen. Auch er kehrt von einer längeren Radreise durch Frankreich zurück, so dass wir ausreichend Gesprächsstoff haben.

In Stuttgart übernachte ich bei meinen Eltern, in denen ich wie immer interessierte Zuhörer für meine frischen Reiseimpressionen finde. Am nächsten Tag hätte ich mein Rad wieder demontieren und verpacken können und mit ein bis zweimal Umsteigen den ICE über Frankfurt, Erfurt, Leipzig nach Dresden nehmen können, habe mich aber für eine Verbindung mit „richtiger“ Fahrradmitnahme entschieden (zeitlich kaum länger als die ICE-Verbindung, gut sieben Stunden) und fahre mit dem Intercity, in dem ich einen Fahrradplatz reserviert habe, nach Nürnberg



und anschließend mit dem Sachsen-Franken-Express, einem Regionalexpress, weiter nach Dresden, Fahrradmitnahme reservierungsfrei, dafür mit dem Risiko, dass der Zug (auf der noch nicht durchgehend elektrifizierten Strecke werden Dieseltriebzüge mit Neigetechnik verwendet) voll ist. Und jedenfalls zwischen Nürnberg und Hof ist der Zug wirklich ziemlich voll, mein Rad passt aber zum Glück noch rein.



Spätabends komme ich schließlich in Dresden an. Eine lange und erlebnisreiche Reise geht zu Ende.