Re: Deutschland. Deine Flüsse - deine Kanäle 14/15

von: philipp_k

Re: Deutschland. Deine Flüsse - deine Kanäle 14/15 - 27.04.15 11:43


Achte Etappe : Remagen - Köln 50km



Tolles Kunstwerk

Ziemlich durchgefroren wache ich auf. Die Eisschicht in meinem Topf bestätigt mein Gefühl. Es muss einige Grad unter Null gehabt haben letzte Nacht. Bewegung brauche ich jetzt und zwar schnell. Das Zelt und alles ist feucht und ich kann es einfach nicht leiden nasse Sachen einzupacken. Das lässt mir dann den Rest des Tages keine Ruhe mehr und ich muss ständig daran denken, wann ich diese wieder trocknen kann. Langsam wird die Umgebung wieder flacher bevor sie sich kurz vor Bonn noch mal als Siebengebierge erhebt. Der Anblick ist wunderschön, als es unter den Nebelschwaden herschaut. Ich habe nicht damit gerechnet so schnell durch das Tal zu kommen. Nun komme ich also langsam zum Niederrhein. Als nächste Stadt liegt nun Bonn vor mir. Es ist wahrlich ein Traum an der Promenade entlang des Rheins‘ in Richtung Zentrum zu fahren. Mein Ziel ist das Haus der Geschichte an der Museumsmeile. Dort angelangt erinnert mich das Gebäude sehr an das Konzerthaus in Freiburg. Anscheinend war hier derselbe Architekt am Werk.


Haus der Geschichte in Bonn


Museumsmeile

Die Ausstellung ist toll und ermöglicht einem einen kurzen Rundgang durch unsere Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg. Draußen knallt nun die Sonne vom Himmel und so belasse ich es bei der Dauerausstellung und radle weiter nach Köln. Dass Bonn früher mal unsere Bundeshauptstadt war fällt mir schwer zu glauben als einer, der die Wende eher aus Geschichtsbüchern kennt.

Der Weg führt nun immer mal wieder am Wasser und im Hinterland entlang und bald fahre ich wieder durch eine riesige Industrieanlage. Evonik hat hier seine Produktionsstätte und es sollen noch weitere riesige folgen. Der Rhein verliert hier seine Romantik und zeigt sich als enger, geradliniger, nutzbar gemachter Fluss wieder. Hier hätte ich als Kind sicher nicht im Fluss das Schwimmen gelernt. Von weitem ist der Kölner Dom zu sehen. Ich versuche mir vorzustellen wie dieses Bild auf Menschen gewirkt haben muss, die im Mittelalter nach einer langen, gefährlichen Fahrt an dieser Stelle ankamen. Ein gigantischer Bau und damals wohl das höchste Gebäude der Welt. Es muss ihnen wie ein Wunder vorgekommen sein und mit Sicherheit ihren Glauben gestärkt haben. Im Vergleich dazu werden heutzutage Bauten in aberwitziger Geschwindigkeit in den Himmel gezogen.

Ich bin froh, dass ich für die kommenden zwei Nächte eine Unterkunft bei einem Freund habe und dort auch Wäscheleinen vorfinde. Das Wiedersehen wird dann auch typisch mit Kölsch gefeiert. Für mich als süddeutscher Pilstrinker immer wieder eine Herausforderung.