Re: Radreise Frankreich/Nordspanien (Lyon-Kantabrien)

von: Tom72

Re: Radreise Frankreich/Nordspanien (Lyon-Kantabrien) - 05.04.15 19:01

So, nun gibt es endlich die Fortsetzung.

19. Tag (09.10.2012), Getaria-Gernika

Strecke: 84 km

Fahrzeit: 4 Std. 47 min


Am nächsten Morgen sehe ich mich bei herrlichem Sonnenschein noch etwas in den Gassen des sehr hübschen Ortes und am Hafen um.





Die Felsenhalbinsel "el Ratón“ („die Maus“), die ich gestern schon von Weitem gesehen hatte



Heute komme ich durch mehrere malerische Küstenorte, die sich ihren ursprünglichen Charme bewahren konnten und von den Auswüchsen des Massentourismus, wie riesigen Hotelanlagen und dergleichen, verschont geblieben sind.

Zunächst folge ich der N 634 direkt entlang der Küste bis zum nächsten Ort, Zumaia.







Dann verlässt die Nationalstraße die Küste, ohne dass es eine meernähere Alternative gibt. Mit wenig Autoverkehr geht es durch grüne Wälder (die Costa Verde trägt ihren Namen nicht umsonst) bis auf ca. 150 Höhenmeter und anschließend wieder hinab zur Küste. Wieder fallen mir mehrere Rennradler auf.





Ich treffe an einem hochgelegenen Aussichtspunkt mit herrlichem Blick zurück auf die steile Küste wieder ans Meer. Hier komme ich auch ins Gespräch mit einem deutschen Ehepaar, das seit einigen Tagen mit dem Auto an der Küste unterwegs ist. Sie sind von der Landschaft ebenso begeistert wie ich.



Wie schon an der Corniche Basque, kann man auch hier erkennen, dass die Steilküste aus ürsprünglich waagerecht übereinander abgelagerten Gesteinsschichten besteht, die im Laufe der Jahrmillionen durch die geologischen Kräfte gefaltet und „gekippt“ worden sind und durch die Erosion ihr heutiges, spektakuläres Erscheinungsbild erhalten haben.





Jetzt sind es noch ein paar Kilometer bis zum nächsten Küstenort Deba.

Hier beschließe ich, das erste mal auf der Reise im Meer zu baden (es wird dann auch das einzige Mal bleiben). Deba liegt in einer Bucht mit einem schönen breiten Sandstrand. Um ihn zu erreichen, muss ich den Bahnhof der entlang der gesamten spanischen Nordküste verlaufenden Schmalspurbahnlinie überqueren. In wenigen Tagen werde ich auf der Rückreise mit dem Zug wieder hier vorbeikommen.



Am Strand ist nicht viel los, ich bin aber nicht der einzige, der badet. Das Wasser erscheint mir anfangs etwas frisch, aber als ich erst einmal drin bin, ist die Temperatur angenehm und ich schwimme eine gute halbe Stunde auf und ab, ohne dass mir kalt wird. Herrlich.



Auf der zentralen Plaza des Ortes esse ich eine Kleinigkeit.



Auf einer markanten modernen Brücke überquere ich den hier mündenden Río Deva.



Weiter geht auf der GI 638, mit wenig Verkehr, auch hier direkt an der Küste mit herrlichen Ausblicken auf die bizarren Felsformationen.



Der nächste malerische Ort heißt Mutriku.



Kurz darauf erreiche ich Ondarroa, genauso malerisch. Schade, dass ich keine Zeit habe, mich in einem dieser wunderschönen Küstenorte länger aufzuhalten. Direkt vor Ondarroa verläuft die Grenze zur Provinz Bizkaya, nachdem ich bisher in der Provinz Guipúzcoa unterwegs war. Beide Provinzen gehören zur autonomen Region Baskenland (País Vasco).







Weiterhin kann ich die Fahrt direkt an der Küste genießen, nun auf der BI 3438, weiterhin mit traumhaften Ausblicken auf den Atlantik und auf die zerklüftete Felsküste.









Der letzte Küstenort der heutigen Etappe heißt Lekeitio, er liegt, wie alle Orte an diesem Küstenabschnitt, in einer Bucht an einer Flussmündung und kann mit einem herrlichen Sandstrand aufwarten. Charakteristisch ist die dem Strand vorgelagerte Insel Isla de San Nicolás.



In Lekeitio verlässt die Straße (BI 3238) das Meer und windet sich in einigen Kilometern Entfernung zur Küste durch die Berge, es sind wieder einige Höhenmeter zu überwinden. Die waldige Landschaft ist sehr reizvoll, und auf dem verkehrlich wenig bedeutenden Sträßchen bin ich fast allein.



Ich komme durch winzige Orte (Ispaster, Ea, Natxitua) und erreiche über die BI 3239, jetzt wieder überwiegend abwärts, die stärker befahrene 2238, die mich nach Gernika (spanisch Guernica) führt.

Die Stadt wurde bekannt durch ihre fast totale Zerstörung 1937 im Spanischen Bürgerkrieg, als die deutsche Luftwaffe mit der „Legion Condor“ als Unterstützung für die Truppen Francos hier einen verheerenden Luftangriff flog, der als das erste gezielte Bombardement eines zivilen Zieles in der Geschichte gilt und Pablo Picasso zu seinem weltberühmten Gemälde „Guernica“ veranlasste.

Im Stadtzentrum finde ich schnell ein preiswetes Zimmer in einer sehr einfachen Pension und lasse den Tag bei ein paar Tapas ausklingen.

Fortsetzung folgt...