Re: Temperatur und Erfrierung

von: JaH

Re: Temperatur und Erfrierung - 15.01.17 16:54

In Antwort auf: cterres
Erfrierungen erfahren Menschen also meist während Bewusstlosigkeit.
Äh, nein. Bzeiehungsweise keineswegs in der Weise "meist". Kleinräumige Erfrierungen, wie eben an Zehen oder Fingerspitzen, bedingen in keiner Weise die weiträumigeren Probleme der Unterkühlung der ganzen Extremitäten.
ich hab mir inzwischen schon mehrfach ganz kleine Erfrierungen an Zehenspitzen beim Radfahren zugezogen und das macht keinen Spaß. Zweimal schwoll der Zeh in der Folge so an, daß ich Probleme mit den Schuhen bekam. Mehrfach wuchs ein Zehennagel dann über Monate so gut wie gar nicht mehr.

Ansonsten hast du schön aus dem Buch der Notfallmedizin rezitiert. schmunzel Ich hab den Titel mal wieder vergessen und selber eine alte Ausgabe in einer Kiste vergraben. Das absterbende Gewebe -> Nekrose.



Konkret: Wenn ich kalte Finger bekomme, dann gibt es für mich zwei Möglichkeiten: Aufwärmen von aussen oder von innen. Also entweder anhauchen oder vergleichbares, oder ich seh zu das mein Kreislauf mehr "feuert" und dann bessert es sich entweder, oder ich muss um so deutlicher Aufpassen bzw. zu aktiver Erwärmung übergehen.
Solange ich die Körperteile aber fühle und sei es nur Kälteschmerz, ist eher noch nichts mal wieder zu spät.

Das eine verbindliche Schema gibt es m.E. nicht. Es sind die Erfahrungswerte, die einem hier weiterhelfen. Aber zwei Punkte sollte man immer beherzigen: Wind und Feuchtigkeit fernhalten! Schweiss muss also so gut es geht weg vom Körper, oder erst gar nicht anfallen (-> Fitness, Intensität der Betätigung) und die Körperwärme selber muss vor dem Windeinfluss ausreichend geschützt werden. Das sind zwei Extreme die teilweise gegeneinander arbeiten. Auch hier kommt Erfahrung und der Möglichkeit der Variation (Zwiebelprinzip bei der Kleidung u.ä.) von Isolation eine große Bedeutung zu.
Beispiel: Ich schwitze beim Radfahren viel über die Hände und Handschuhe sind dann irgendwann auch bei Kälte im Winter nass. Ich habe daher immer Wechselhandschuhe dabei, oder ich verwende einen dünneren und einen Überhandschuh und ziehe von Zeit zu Zeit den Überhandschuh für ein paar Minuten aus, so daß die Feuchtigkeit gut abdunsten kann. Und bei der Oberbekleidung lasse ich Trikot oder Jacke vorne immer etwas offen, sehe aber zu, daß dann eine den Fahrtwind zumindest grob abhaltende lockere Schicht noch darüber liegt, z.B. über ein Fleece-Dreieck welches als Schal vor dem Hals bzw. unterem Gesicht getragen wird.


Stichwort Unterkühlung und Windchill: Vor vielen Jahren fuhr ich mal im Sommer bei T-Shirtwetter mit meiner Schwalbe (50ccm Roller) über 2 Stunden lang durch die Norddeutsche Prärie und bewegte mich dabei naturgemäß selber fast gar nicht. Mir wurde kühl, aber irgendwie ging es noch so. Im Raum Osnabrück war dann aber auf einmal Schluß mit lustig. Ich hatte mich beim Tanken soviel bewegt, daß das kalte Blut aus Armen und Beinen in den Torso lief und ab da gings bergab. Mir wurde immer kälter. Ich zog alles an, was ich dabei hatte, auch die Jacke und machte alles zu, aber es wurde nicht besser. Ich kam zittertnd daheim an und habe dann mehrere Stunden dick eingemümmelt in der Ecke gelegen, bis es dann wieder ging. War eine schon recht deutliche Unterkühlung.

Zu Wasser sage ich immer: Kaltes Wasser tötet. Sehr kaltes Wasser tötet schnell. Habe auch da viele durchaus extreme Erlebnisse gemacht, die ich hier nicht weiter ausbreiten möchte.