Re: Auf nach St. Petersburg

von: rainer*

Re: Auf nach St. Petersburg - 29.04.13 21:41

Ich bin im letzten September Berlin-Petersburg gefahren. Tagesziel war jeweils 150km, so dass ich nach gut zwei Wochen da war. Ich habe immer zwei mal gezeltet und dann einen Tag im Hotel / Pension verbracht. Empfehlen kann ich auf jeden Fall die [url=www.ecotouristfarm.pl]Ecotouristfarm[/url] in der Nähe von Krzyz (Kreuz). Der beherbergende Biobauer spricht dank mehreren "Praktika" bei einem Biobauern in Bayern.
Meine rudimentären Russischkenntnisse haben in den baltischen Staaten geholfen, es sprechen noch viele Leute russisch. Andere Sprachen wie Englisch oder deutsch eher weniger.

Das mit dem Zweifachvisum für Russland war ja schon erwähnt. Das bekommst Du einschließlich einer Einladung im spezialisierten Reisebüro. Den Affentanz auf der Botschaft würde ich mir nicht antun - bei mir kostete der Service des Reisebüros 20 Euro und das war es auch wert. Die Tage müssen bei der Beantragung angegeben werden. Da es ein Monatsvisum ist, kannst Du ja den Rückflug als letzten Tag angeben und die Einreise 30 Tage eher. Einreise war nach Kalliningrad recht entpannt, da der Grenzübergang nur für Fahrzeuge war und die Kontrolle mich netterweise vor gewunken hat, weil es regnete.
Unangenehmer war der Grenzübertritt in Ivangorod, hier galt ich als Fußgänger, musste lange warten, das bepackte Fahrrad um Sperren bugsieren, die für Fußgänger waren und ein sehr unfreundliches Personal... Bewundern kann man auch die Schengen-Außengrenze, die die halbe Stadt verschandelt. Die Einreise ist ein hochwichtiger hoheitlicher Vorgang in Russland zwinker Hierbei ist auch ein Zettel auszufüllen, der bei der Ausreise wieder abgegeben werden muss ("Migrationskarte"). Hier muss auch die geplante Ausreise eingetragen werden. Registrieren lassen habe ich in Kalliningrad das Visum nicht, da ich nur einmal übernachtet habe, war es nicht nötig. Interessanter war es in Petersburg, wo ich ordnungsgemäß das Visum registrieren lassen wollte, was nicht geklappt hat. Das Hostel machte es prinzipiell nicht (war da der einzige Ausländer). Die Post machte es am Ende auch nicht, weil die angeblich nur registrieren, wenn eine Privatperson die Unterkunft stellt. Bin 4x auf der Post gewesen, immer fehlte mindestens irgendwo ein Stempel auf den Formularen oder war was nicht so ausgefüllt, wie sie es wollten - dann war alles OK aber wurde nicht registriert, weil die Übernachtung im Hostel war und da wären die wohl zuständig. Dann habe ich es aufgegeben. Und bei der Ausreise hat keiner danach gekräht.
Literatur: Hier kann ich "Europaradweg R1" von Detlef Kaden empfehlen. Das ist gleich mit Navitrack und einer guten Radwegbedienungsanleitung in Buchform mit Papierkarte, die auch etwas nach links und recht schaut. Rückblickend betrachtet, hätte ich zwischen Ivangorod und St. Petersburg auf die offizielle Strecke verzichten sollen, die ist nicht so prall. LKW an LKW halt. Und ein zwar breiter, aber dafür miserabler Standstreifen.
Für die Länder habe ich bei der Reisebank etwas Geld eingetauscht (man läuft ja bei der Tour mit 5 Währungen rum!), Geld am Automaten ziehen war eigentlich mit EC-Karte kein Problem. Bezahlen mit Kreditkarte ging natürlich auch problemlos. Nur dass in Russland nicht jede Bank auf meine EC-Karte auszahlen wollte - wenn's nicht klappt, einfach die nächste Bank probieren...

Der Rückflug dauert übrigens nur 5 Stunden, weil Dir hier die Zeit geklaut wird, die man dir bei der Hinfahrt mal geschenkt hatte zwinker

Ich habe in St. Petersburg einen Abstecher zu Obi gemacht und
Malervlies, Klebeband und Heizungsrohrisolierung gekauft. Vor der Kasse lag noch eine Rolle Stretchfolie im Angebot, das war das Ergebnis (Christo lässt grüßen):



Nach einer halben Stunde war es von Fahrbereit in diesem Zustand. Und ich hatte in der Abfertigungshalle beim Einwickeln ein sehr dankbares und interessiert schauendes Publikum lach
Der Flughafen ist per Rad recht gut zu erreichen, man sollte allerdings etwas schmerzfrei sein - die Straße dahin ähnelt eher einer Autobahn als einem Radweg.

Generell Karten: Ich bin mit OSM gefahren. Die Abdeckung ist aber teilweise recht dünn, grade im Kalliningrader Gebiet. Mit dem Track auf dem Handy (dann ohne hinterlegte Karte) war es aber kein Thema. Ansonsten hatte ich ja noch die beiden Büchlein mit (siehe oben). Die reichen alleine auch schon als Karte aus.

rainer*